Eigentlich hab ich ja soweit alles gesagt, wie ich es momentan empfinde, aber ich möchte nochmal eine Sache rauspicken, über die ich immer wieder stolpere:
Um als Künstler noch einen Sinn im Erlernen einer Kunst (Instrument, Malen etc.) zu sehen und nicht an den KI Möglichkeiten zu verzweifeln, muss man wohl seinen inneren van Gogh finden. Sprich Kunst mehr als inneres Bedürfnis sehen und nicht als Job.
Wir hatten die Diskussion über die 'Bedrohung durch KI' ja nun schon etliche Male. Und es ging da immer um die Trennung: Job oder 'Hobby'.
Macht man es als Job - Pech gehabt.
Macht man es als Hobby - Glück gehabt, dann kann man es ja weiter FÜR SICH machen und kann, wenn man möchte, KI als Werkzeug benutzen.
Ich finde, da gibt es definitiv etwas dazwischen.
Ich mache mein 'Leben lang' Musik. Jetzt ca 40 Jahre, seit meinen frühen Teenagerjahren. Erst SID-'Töne' programmiert am C-64. Dann kamen Keyboards, Amiga, Atari, die erste E-Gitarre, die Erkenntnis "Mensch, ich kann ja (fast) genau so singen wie Billy Idol.., das probier ich auch mal. Dann auch etliche Bands, Live-Gigs, Bandaufnahmen, Solo-Projekte etc etc...
Niemals habe ich damit Geld verdient oder es gar angestrebt (höchstens Unmengen beigelegt) - es war immer mein Hobby und meine Leidenschaft - aber auch das, wodurch ich mich am meisten 'definiert' habe.
Und es war ja nie so dass ich es nur 'für mich' gemacht habe - es gab irgendwie immer ein Publikum, wenn auch klein.
Ich habe auch festgestellt, dass der Wunsch, meine "Kunst" zu teilen proportional wächst, wenn selbst meine Begeisterung dafür steigt. Also wenn ich beim Song machen nach und nach merke "Mensch, da ist ja richtig cool."
Das ist dann wohl der Moment, wo der van Gogh in mir zu grinsen beginnt - ABER genau dann startet auch das Bedürfnis, es gerne anderen zu zeigen und vor zu spielen, es zu teilen.
Ja, sicherlich ne Ego- und Selbstbestätigungs-Sache. Aber irgendwie ja auch der 'Grund', warum man es macht. Musik ist da, um gehört zu werden. Ich habe angefangen, Musik zu machen, weil ICH Musik von anderen Künstlern gehört habe. Das gehört(e) irgendwie selbstverständlich dazu.
Ist wohl so wie der kleine Junge, der ganz stolz seiner Mama die von ihm gebaute Sandburg zeigen möchte. Vermutlich wurden meinen Sandburgen damals in meiner Kindheit zu wenig Beachtung geschenkt und daher renne ich jetzt mein Leben lang etwas Anerkennung durch meine 'Kunst' hinterher
Und jetzt kommt die blöde KI und latscht mir meine schöne Sandburg kaputt
Ist wahrscheinlich ein so großes Problem für mich als 'alter Sack' damit wirklich klar zu kommen, da man da schon so viel 'Zeit' (Energie, Leben, Liebe, Leidenschaft) rein gesteckt hat - um da hin zu kommen, wo man jetzt ist: irgendetwas zum 'klingen' zu bekommenen, etwas umzusetzen etc etc...
Ja - und weil man auch ein kleines bissele stolz darauf ist, was man da so 'kann' und schon gemacht hat. Und das verliert jetzt ALLES an Bedeutung und versinkt im Grundrauschen.
Weil andere, die vorher NOCH NIE irgendetwas mit 'Musik' am Hut hatten, jetzt Ähnliches per Knopfdruck 'erzeugen' und im Sekundentakt raushauen - bzw. es demnächst in Echtzeit von Streamingdiensten jeweils für den Hörer generiert wird. Da braucht dann keiner von UNS mehr überhaupt irgendetwas 'erzeugen' oder kreieren. Es gibt dann nur noch ein riesiges Meer an "Grundrauschen", in dem individuelle Sachen überhaupt nicht mehr zu erkennen sind.
Und von wegen: dass 'Mensch gemachte Kunst immer (an)erkannt und Wert geschätzt werden wird'....?!?!
Hatten wir ja schon im anderen Thread - also ich könnte den von mir geposteten KI-Song NICHT von irgendeinem New-Bubble-Gum-Hard-Rock Song von vor 20 Jahren a la Nickelback oder Konsorten unterscheiden. Klingt genau so 'menschlich, kreativ, innovativ' - oder halt eben auch nicht. Wie Pio schon schrieb. (und wir wollen doch wohl gar nicht erst anfangen, wie menschlich oder innovativ 99% der heutigen Musik klingt) Aber dann wäre wieder die Frage, WER vom 'breiten' Publikum möchte denn überhaupt irgendetwas innovatives hören und wer interessiert sich überhaupt für den Künstler/Mensch/die Story dahinter?!?
Wobei das ja wieder ein anderes Thema ist, das wir auch schon mal hatten. ICH wollte eigentlich (leider wohl oder übel) noch NIE unbedingt irgendetwas Innovatives erzeugen, sondern war mehr oder weniger ein 'Mixtape' von allen Künstlern, die mich mein Leben lang inspiriert haben. Und so gehe ich auch meine Hörspiele an: Ich will da auf gar keinen Fall das Rad neu erfinden - sondern all das einbauen, was ich seit Kindheitstagen geliebt habe. Und genau DAS macht ja die KI auch - Lernen (klauen?) - und neu/anders zusammenbauen.
Zum Ende noch ein anderer Abturner, den ich vor einigen Monaten erleben musste:
Eine Kollegin (die ich schon seit Kindheitstagen kenne und die 'früher' auch begeistert CDs von mir gehört und meine Konzerte besucht hat) fragte mich nach meinem Urlaub, was ich denn so gemacht hätte.. Ich alles erzählt und meinte dann noch, weil es mir gerade noch so einfiel:
Ach ja - und dann habe ich mich tatsächlich mal wieder aufgerafft und etwas gesungen und einen kleinen Song aufgenommen.
(Ich hatte schon bis dahin lange nichts 'gemacht' - und für mich war das schon was 'Besonderes')
Sie schaute mich an - und meinte - völlig ernst, ohne Ironie o.ä.:
"Das hätteste aber auch mit KI machen können, weißte, ne?"
Sie hätte auch gerade nen Song für ihre Mutter zum Geburtstag und noch diesen und jenen gemacht - Griff zum Smartphone - und wollte mir das Gedudel vorspielen.
Da war nicht mal ein Atemzug Anerkennung für mein kreatives menschliches Erschaffen. Muss mich noch rechtfertigen, warum ich so blöd bin, das jetzt nicht mit KI zu machen.
JA kann man wieder sagen: ach naja, das war ne Ausnahme - nö , für mich steht meine Kollegin für das breite Publikum
JEDER kann jetzt Musik machen, jeder macht Musik. Und ich, der das vorher schon lange lange 'richtig' gemacht hat, findet kein Gehör mehr.
So - jetzt aber Feierabend.
Der
@Strom muss aufpassen, dass er nicht im verkackten KI-MalStrom ertrinkt.