Benjamin King

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Sprechprobe
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Hallo zusammen,
hier mal mein erster Schwung an Sprechproben - Aufnahmen allesamt roh und unbearbeitet.

Mikrofon: Mojave MA200
Aufnahmeumgebung: Vicoustic VicBooth

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Ich freue mich auf Input und Feedback! :)

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Spirit328

Everything - GO!
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Hallo @Benjamin King !

Vielen Dank für Deine Sprechproben. Das ist alles großartig gesprochen, aber leider gibt es dafür keine Pluspunkte, ansonsten bekämst Du reichlich davon.

Das ist schon alles bereits auf sehr hohem Niveau und auch soundtechnisch war ich ziemlich beeindrückt.
Ich kenne das Mojave MA200 "nur" aus Erzählungen, aber gehört habe ich es noch nie.
Meine Herren, was für ein seidiger und präzise durchzeichnender Klang. Klar, ist ja Röhre. ;) Aber es färbt nicht so, dass es unangenehm wird oder gar stört.

Bevor wir in die Optimierung einsteigen lass mich noch kurz sagen, dass alles Folgende "Meckern auf sehr hohem Niveau ist".
Hier geht es um das berühmten letzte % und das macht bekanntlich 99% des Aufwanders :D
Das "Problem" mit so hoch empfindsamen MIkrofonen ist, das man wirklich alles (!) hört. Leider auch die Dinge, die wir nicht so gern auf so einer Aufnahme hören. Aber mit den folgenden Tricks, sollten wir das schnell in den Griff bekommen.

Zum einen höre ich hin und wieder ein leichtes Plöpperchen. Der Ploppfilter fängt schon sehr viel ab, aber Dein Mikro "hört" den kleinen Rest dennoch.
Also versuch ein bißchen mehr am Mikrofon vorbei zu sprechen. Dazu einfach das Mikrofon ein, zwei Ticken nach links oder rechts drehen (wie es sich für Dich am besten anfühlt) und dann wieder auf den Mund ausrichten. Der Ploppfilter "markiert" die Position im Raum, von wo aus Du sprichst, aber eben nicht mehr dirket auf das Mikrofon zu.
Dann würde ich immer mit der Nasenspitze ganz leicht den Stoff berühren und wieder soweit zurückgehen, dass die Nase nicht mehr daran scheuert. Das macht Re-Takes wesentlich einfacher, weil sie sehr viel ähnlicher klingen.

Und leider höre ich bei den etwas lauter gesprochenen Passagen eine leichte, kurze Reflektion.
Überprüfe bitte mal als Erstes den Abstand zwischen Mikrofon und Mund. Das sollte ca. eine Handbreite (~10 cm) sein. Je nach Mikrofon und Sprecher kann das ein bißchen mehr oder weniger sein. Das probieren auch die Profis aus, nennen das Soundcheck und berechnen den ersten Fuffi. :)
Natürlich ist die Verstärkung ("Gain") entsprechend anzupassen! Vielleicht lässt sich das alles so einfach beheben?!
Sollte es das noch nicht gewesen sein, könnte es das Notenpult sein. Häng doch einfach mal ein Handtuch (am besten einmal gefaltet) darüber und mach eine "A-B Testreihe". Also einmal mit Handtuch ( "A" ) und dann am besten ohne die Sprechposition zu verändern eine Version ("B"). Dazu einfach das Handtuch runterziehen. Sollte diese kurze Reflektion bei Variante "A" weg sein und bei "B" wieder hörbar werden, ist klar, wer "schuld" ist. :)

Ist es das nicht, könnte es helfen die Sprechrichtung ein bißchen aus der Winkelhalbierenden der Raum heraus zu bewegen. Also so, dass eine Wand ein kleines bißchen näher ist als die andere. Wenige Zentimeter können hier den Ausschlag geben. Sollte es dann immer noch ein bißchen reflektieren, dann würde ich etwas Dämpfungsmaterial wie lose gerollte Decken, Handtücher, Daunenmantel ... in die Ecke stopfen. Dann müsste aber wirklich Ruhe sein.
Wenn diese zusätzliche Dämpfung den Durchbruch bringt, dann würde ich ein zusätzliches Dämpfungselement in Dreiecksform in die Ecke packen.

Wie gesagt, wir feilen wirklich am letzten % und Dein Mikrofon "hört" wirklich alles. Was ja auch großartig ist, denn so kommen die feinen Nuancen Deines Spiels sehr schön und klar durch. Was einen Großteil Deines Ausdrucks ausmacht.

Bei Fragen einfach Fragen fragen.
 

Benjamin King

Mitglied
Sprechprobe
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Lieber @Spirit328, was für ein detailliertes und großartiges Feedback (inkl. vieler Anregungen) - VIELEN DANK! :)

Ich habe dazu ein paar Gedanken und Fragen und würde die weitere Optimierung sehr gern auch direkt angehen. Aber der Reihe nach: Ich habe kurz vor den Proben das Equipment in der Kabine erneuert. Vorher stand sie zu voll, es war alles zu wackelig und nervte. Der neue Aufbau macht einen riesen Unterschied und ich bin sehr happy damit. Mit einer Ausnahme: Ich hatte den Eindruck, dass ich das (viel zu große) Notenpult in meiner Aufnahme höre. Von daher sehr witzig, dass du es ansprichst. Ich habe es bereits ausgetauscht und dort seit ein paar Tagen eine einfache Tablet-Halterung im Einsatz (Bild kommt bei einem späteren Punkt). Das Tablet wird trotzdem an ähnlicher Stelle bleiben, vielleicht mache ich aber auch mal A-B-Tests mit und ohne Tablet. Wenn das wirklich störend ist, müsste ich mal schauen, wie ich es löse - ich spreche recht viele Hörbücher, da ist das Tablet eigentlich essentiell.

Das Mikro
Wenn du wüsstest, wie sehr ich mich über deine positiven Worte zu diesem Punkt freue. Ich habe schon mit mir gehadert und überlegt es auszutauschen, war etwas unsicher. Ich liebe den Klang und es liefert einfach verdammt gute Ergebnisse (finde ich). Es hat jedoch arge Problem, wenn ich viel Dynamik in der Aufnahme habe, was beim Hörspiel nun mal schnell passiert. Beim Hörbuch macht mir das selten bis kaum Probleme, aber grade beim Hörspiel, wenn ich mal schnell von leise zu laut wechsle, übersteuert die Aufnahme (zumindest hört es sich so an, obwohl es vom Pegel her nicht übersteuert). Ich nehme an, dass das ein Röhren-"Problem" ist?

Die Aufnahme
Das Mojave geht in ein Zoom U-24 und das dann in meinen Rechner, bzw. in meine Monitore. Das Zoom liegt aber außerhalb der Kabine. Sprich: Wenn ich während der Aufnahme den Gain anpassen will - was bei Dynamikschwankungen eben nötig ist - muss ich immer die Kabine verlassen, umstellen, wieder rein gehen und dann prüfen, ob es so passt. Das ist viel Aufwand und nervt etwas.

Gibt es hier eine technische Möglichkeit, das ich auch in der Kabine den Gain umstellen kann? Oder müsste ich das Zoom dann irgendwie ersetzen? Wenn ja - wie/was wäre sinnvoll?

Abstand zum Mikro
Die Tatsache, dass ich nicht immer die Kabine verlassen will, führt dazu, dass ich bei lauten Aufnahmen etwas vom Mikro weg gehe. Ich lehne mich also etwas zurück und nehme die lauten Parts auf. Dann bin ich aber easy 40 cm vom Mikro weg. Und das führt - vermute ich - wohl zur leichten Reflektion. Aber das lässt sich ja leicht testen: Mit richtig eingestelltem Gain deutlich näher am Mikro aufnehmen.

Noch eine Frage zum Ploppfilter: Wenn ich meine 10 cm Abstand einhalte, ist der Filter dann eher direkt vor meinem Mund, oder direkt vor dem Mikro? (hoffe, das ist verständlich gefragt :D )

Die Kabine
Ich nutze die VicBooth mit einem kleinen Fenster - bei der Aufnahme schräg hinter/neben mir. Ich vermute aber, dass das auch Probleme machen kann? Ich würde es bei der Aufnahme auch mal testweise abhängen, dann kann man das testen. Bild dazu (Uff, die Scheibe ist ganz schön verdreckt 😲 ):
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Neue Aufnahmen
Ich werde mal eine neue Testaufnahme machen, damit wir das Problem ausfindig machen können. Dabei zu testen wäre:
  • Insgesamt etwas am Mikro vorbei sprechen, und Plöpperchen eliminieren
  • Ich drehe das Mikro mal etwas aus der Ecke raus, vermutlich weiter nach rechts, dann habe ich auch die Scheibe etwas mehr hinter mir.
  • Auch bei lauten Aufnahmen den Abstand bei etwa 10 cm halten, Gain entsprechend anpassen
A-B-Tests:
  • Mit und ohne Tablet
  • Ecke testweise auskleiden (Dreieeck-Dämpfer klingt so oder so nach einer guten Ergänzung)
  • Testweise auch mal die Scheibe mit Decken abhängen (wenn es das ist, muss ich mal überlegen, was die sinnvollste langfristige Lösung wäre)

Habe ich etwas vergessen?


Abschließend (und vorab) noch/schon mal ein dickes DANKESCHÖN - mega stark. :)
 

Spirit328

Everything - GO!
Teammitglied
Hallo Benjamin!

Schön, wenn ich Dir ein bißchen helfen kann. Das freut mich.

Das Mojave ist von der Leistungsklasse, dass das U-24 dagegen wirkt, als würde Eddy van Halen mit einer Bindfaden-Gitarre spielen.
Die Geräte von Zoom sind generell nicht schlecht, aber die U-xx Serie von Zoom ist nicht die High-End Klasse. Sagen wir, untere Landesliga und Dein Mikro eher Mitte der Bundesliga.

Bei den heutigen Preisen von USB-Interfaces, würde ich versuchen das U-24 entweder los zu werden oder es in einen Karton verpacken und für "Notfälle" aufheben. Es ist immer eine Budgetfrage, welches Audiointerface Du Dir zulegst.
Bei den preiswerten finde ich das EVO 4 sehr interessant, wie auch das Focusrite Scarlett Solo 4th Gen oder das SSL 2+. Es gibt Audiointerfaces für weniger Geld, aber dann kannst Du auch das U-24 behalten.
Ich würde an Deiner Stelle etwas anpeilen im Bereich von 30-50% des Mikrofonpreises, ansonsten schlägst Du das Mojave unter Wert. Es bietet sehr viel an, aber das muss auch entsprechend gewandelt werden. Seit ich mit 32bit float Rekordern arbeite, möchte ich sie nicht mehr missen. Mit 32 Bit gehören Übersteuerungen schlicht der Vergangenheit an. Aber viele schwören noch auf 24 bit. Davon habe ich auch noch ein paar Rekorder, die ich immer noch gerne einsetze.

Welches Interface auch immer Du für Dich verwenden möchtest, es gehört IN die Kabine, damit Du etwaige Korrekturen schnell vornehmen kannst und nicht immer wieder den Abstand zum Mikrofon veränderst! :D

Der Ploppfilter sollte immer möglichst weit weg vom Mikro sein, dann entfaltet er seine diffusionsartigen Eigenschaften am besten. :) Also, weit weg vom Mikro und daher logischerweise nah an den Mund. Da aber auch gerne ein, zwei Zentimeter Abstand. Da entscheidet mehr das Gefühl.

Bei einem Abstand von 40 cm o_O kommt natürlich viel "Raum" mit auf die Aufnahme. Das wird alles besser, wenn Du das Interface im direkten Zugriff hast. ;)

Die Scheibe ... die ist ein Problem! Es ist wunderschön mit Tageslicht zu arbeiten, aber eine Scheibe ist eine harte Reflexionsfläche! Und das erklärt auch die leicht zeitlich versetzte zweite Reflexion, die ich noch zu hören gemeint habe, wenn Du etwas weiter weg vom Mikro gesprochen hast. Aber ganz sicher war ich mir nicht. Eventuell hilft hier schon eine Gardine, die ein bißchen absorbiert und diffuse Eigenschaften mitbringt. Dann ist zwar der Blick nach draußen etwas beeinträchtigt, aber ... Für einen Test würde ich einfach mal ein Kopfkissenbezug oder ähnliches ans Fenster anbringen. Dann hörst Du es, ob es das bringt. Ich denke schon, aber am besten - testen!

Viele Leute unterschätzen, wie sehr sich der Schall auch um den Kopf nach hinten ausbreitet. Die Physiker nennen das Beugung und meinen damit, das gewisse Schallanteile, meistens die eher tieffrequenteren, sich zur Seite und ein bißchen nach hinten ausbreiten. Nach der Reflexion an der Scheibe beugen sie sich wieder um den Kopf herum und sind, wenn auch etwas leiser auf der Aufnahme! Und Dein Mikro hört wirklich alles!

Das mit der Verzerrung habe ich noch nicht so ganz verstanden :unsure:.
Dein Mikrofon macht einen Grenzschalldruckpegel von 120 dB. Das ist schon recht nah am Schmerzbereich des menschlichen Ohres. Ich glaube, dass Du viel Dynamik hast, aber 120 dB? - Schwierig und eher unwahrscheinlich. Ein paar Hintergrundinfos? :
Was Mikrofon-Daten (wirklich) verraten
Was bedeutet Grenzschalldruckpegel?

Eine Röhre kommt schon mal in die "Sättigung". Das ist ein spezieller Sound und macht diese spezielle Qualität einer Röhre aus. Aber auch hier würde ich eher auf eine zu optmierende Einstellung am Interface denken. Ein solches Mikrofon mit der menschlichen Stimme in die Sättigung zu treiben ist schon eine echte Herausforderung. Aber machbar!

Ansonsten würde ich Deinem Plan von meiner Seite aus zustimmen. Versuch auch mal jeweils eine Einstellung "Normale Lauststärke" auf dem Interface und eine zweite mit "Maximale Lautstärke". JA! Das wird zerren ... ABER ... wir sind hinter dem Nachhall hinterher und den hört man besser, wenn da etwas mehr Pegel ist.
Als Text für die Aufnahmen würde ich die Aufnahmesituation beschreiben und schon kann nichts mehr durcheinander kommen ;)

Versuch auch mal eine Aufnahme, wo das Mojave mit dem "Rücken" zur Scheibe zeigt. Ja! Denn es ist ein Mikrofon mit sog. "Nierencharakteristik". Diese Art der Charakteristik ist in gewissem Maße "taub" (oder zumindest sehr schwersthörig) für Schallwellen von hinten. Also Reflexionen von der Scheibe. Dann hast Du a) einen schönen Blick nach draußen und b) einen guten Klang. Aber das ist nur eine theoretische Idee. Am besten - testen :D

So, genug der Theorie ... rein in die Praxis .. äh ... Booth and push the red button baby. :D
Viel Spaß

P.S.: Das Tablet am besten so ausrichten, dass es möglichst nicht den Schall in Richtung Mikrofon reflektiert. ;)
 

Delay

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Sprechprobe
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Die Aufnahme
Das Mojave geht in ein Zoom U-24 und das dann in meinen Rechner, bzw. in meine Monitore. Das Zoom liegt aber außerhalb der Kabine. Sprich: Wenn ich während der Aufnahme den Gain anpassen will - was bei Dynamikschwankungen eben nötig ist - muss ich immer die Kabine verlassen, umstellen, wieder rein gehen und dann prüfen, ob es so passt. Das ist viel Aufwand und nervt etwas.
Das ist ein häufiges Problem.
Als ich ein Praktikum in einem Tonstudio gemacht habe wo es eben um Sprachaufnahmen ging hatte die Tonmeisterin eben genau das angemerkt, das es bissel den Flow killt wenn die Leute ständig zum Pegeln raus und reinrennen müssen. Daher habe ich mir extra ein Verstärker besorgt der in der Kabine steht und via XLR dann 10 Meter das Signal zu meinem Interface schickt das dann an den Rechner geht. Mein Interface wandelt also nur und der Verstärker / Preamp in der Kabine ist für das Verstärken des Signals zuständig. Wenn man sich daran einmal gewöhnt hat, will man das nicht missen. Aber Anfangs hatte ich das so wie du gehandhabt.
 

MarcusGrobe

Neues Mitglied
Hi Benjamin,
eigentlich bin ich eben auf das Forum gestoßen, weil ich auf der Suche nach einem passenden Distributor für mein gerade eingesprochens Hörbuch bin. Wie auch immer, jetzt bin ich hier gelandet und mein Tipp für dich, um den Pegel des Mikrofons aus der Booth einzustellen: UAD Apollo Twin. Das läuft immer auch über eine kleine Console/Software auf dem Rechner, worüber du easy alle Knöpfe und Regler aus der Ferne ansteuern kannst. Auch die Qualität des Wandlers ist absolut überzeugend und den nicht ganz günstigen Kaufpreis wert. Ebenso die Plugins, die du damit live bei der Aufnahme recorden kannst. Sonst gibt es bestimmt auch andere Interfaces, die sich per Console über den PC steuern lassen :)
Viel Erfolg und liebe Grüße
Marcus
 

Spirit328

Everything - GO!
Teammitglied
Hallo @MarcusGrobe!

Das UAD Apollo Twin ist schon ein sehr feines Interface. Normalerweise mache ich überhaupt keine Vorschläge für HW, um einen möglicherweise entstehenden Flame-War keinen Vorschub zu leisten.
Doch Deinen Ausführungen ist nichts hinzuzufügen. ;)

Ach so ja. <facepalm> ... Herzlich willkommen bei unser Community. :)
 
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