Zwischen Freigabe des Skriptes in seiner zweiten Fassung im Sommer 2013 und dem Beginn der Produktion verging fast ein Jahr. Das lag zum einen an der Tatsache, dass ich privat noch andere Baustellen hatte und dass Wachwinkel im Laufe des fortschreitenden Jahres doch mehr Zeit in Anspruch nahm und ich mich dann an einigen Stellen der Produktion beteiligte. Zudem stand mit „Die Nachbarn des Leon Lampe“ meine erste kommerzielle Life-Erfahrung an, die etwas Vorbereitung bedurfte (die Masse, die Stone an dieser Stelle hatte war um ein Vielfaches höher). Allerdings verfestigte sich bereits der Cast und selbst die ersten Geräuschaufnahmen von 2013 mit „Drück den Knopf!“ fanden den Weg in meinen Rekorder. Beim IHW 2014 war es dann die „Überraschung“. In der Zwischenzeit hatte ich ausreichend Zeit, mir über die Besetzung der Rollen im Klaren zu sein. So nahm ich mit Sven, Mica und Stone erste Kontakte auf. Mit Matthias etwas später, da ich mir über die Stimme des Henry noch nicht ganz im Klaren war. Der Grund, warum ich Sven wollte, ist recht einfach erklärt: Ich hatte immer Lust mit ihm ein paar Dialoge zu spielen. Bei Rick Future war das bislang nicht möglich. Und hier hatte ich tatsächlich die Gelegenheit ihn in meine Handlung einzubinden. Das ist aber nicht der einzige Grund. Die Stimme musste vom Klang her einen weichen Kontrast zu Angus haben und gleichzeitig zu Henry eine gewisse Grundähnlichkeit haben. Ich erhoffte mir davon, dass man den Bruder ebenso abnahm, wie auch den Sohn. Zu guter Letzt kenne ich Svens akribische Arbeit beim Einsprechen und Gegenhören. Ich dachte mir, dass eine Hauptrolle mit ihm eine fruchtbare Zusammenarbeit werden würde. Und so kam es dann auch. Mit Mica war es ähnlich. Die Stimme sollte sich gut abheben und zu dem Ensemble passen. Stone hatte nun den Charakter mit den wenigsten Takes. Tatsächlich übernahm seine Rolle einen wichtigen Part in dem Hörspiel (weiter unten mehr) Durch den tiefen Grundton, fand ich ihn in dem mahnenden Unterton sehr passend. Schließlich entschied ich mich für Matthias als Henry, da er sowohl den Prolog, wie auch die anderen Szenen glaubhaft klingen konnte. Sein Spiel hat mir sehr gut gefallen.
Offiziell begann das Projekt Ende Juni 2014. Die ersten Szenen waren schon zum IHW 2014 im August fertig und konnten vorgestellt werden. Der Rest folgte nach und nach je nach Takelieferung der Sprecher. Ich brauchte ebenfalls noch eine Jinglesprecherin wie auch drei Nebenrollen, die als Gäste auf der Party zu hören sein sollten. Alles in allem waren die Szenen Ende Februar 2015 fertig abgemischt. Nun musste „nur“ noch Tim die Musik liefern.
Ihn hatte ich bereits zu Anfang der Produktion angesprochen. Er klang damals noch nicht zuversichtlich, dass er dafür Zeit haben würde. Zum Glück zeigte sich schnell, dass der Aufwand im Gegensatz zu Parapol doch überschaubar war. Es war in der Vorbesprechung ein schöner Austausch, in dem ich das ausdrücken konnte, was 705 für mich bedeutete. Wir einigten uns auf einen Synthie-Stil, der im Gegensatz zu Rick Future keine epische Ballade liefert, sondern die Szenen lediglich unterstützt. Tim hat ja oben schon ein wenig zu seinen Gedankengängen angedeutet, die selbst für mich auch ein Rätsel sind
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Was dann im März auf meinem Rechner landete, war ein hammergeiler Soundtrack, bei dem mir die Nackenhaare aufstiegen.
Die Szenen abzumischen bereitete mir dieses Mal besondere Freude, da ich zum einen auch mit solchen Dingen wie Luftpumpe, einem Wasserpumpenschlauch oder einfach mit dem Mund Geräusche einstreute und mittels Effekten veränderte. Auf übermäßige Akustik versuchte weitgehend zu verzichten. Lediglich die Außenszenen und die vorletzte Szene hatten eine größere Menge an Geräuschen. Einiges davon wurde sogar wieder heruntergeregelt, um Stimmen und Musik besser hervorzuheben. Im Vorfeld erhielt jeder Raum seine eigene Akustik. Dazu dann unten mehr.
In Bezug auf Cover hatte ich bereits im Vorfeld mit Husky Grey Kontakt aufgenommen. Es gab ein paar Bilder von ihm, die mich stark dazu inspirierten, ihn als Illustrator zu nehmen, sofern er auch wollte. Ich hatte da schon einige Vorstellungen, wie Zahlen und die Corona der Sonne zusammen das Cover schmücken sollen. Husky lieferte zu Anfang einen Entwurf, der nicht so ganz dem entsprach, was ich mir vorstellte. Wir suchten nach vergleichbarem und fanden ein schönes Motiv, dessen Stil er schließlich annahm. Einziges Problem war da nur noch der Schriftsatz und der Effekt. Denn es war mir wichtig auch eine besondere Bedeutung darin zu haben.
Als Tim mir das letzte Liedstück lieferte hatte ich das Coverlayout mit Huskys Illustration bereits fertig. Ebenso wie den Rest des Hörspiels. Es brauchte dann nur noch ein paar Handgriffe und ein Gegenhören von Tim, um endlich alles abzuschließen. Auch wenn ich das Ergebnis gerne zum 18. März vorgestellt hätte, bin ich froh, die Premiere ergebnisbasierend geplant zu haben. Alles andere hätte dem Hörgenuss eher geschadet.