AW: Stimmcharakteristik
Willkommen im Kochtonstudio, heute backen wir uns einen David Nathan. Man nehme 50g dynamisch, vier Scheiben facettenreich, einen Becher frisch und jugendlich, 100g jugendlich, gewürfelt und einen Schuss mittelkräftig. Na, ruhig etwas mehr. Nun, macht das eine Stimme aus...? Nein, natürlich nicht. Sie ist mehr als die Summe ihrer Teile.
Hallo liebe Gemeinde, ursprünglich hatte ich mit diesem Thema höchst persönliche Beweggründe im Hinterkopf und hatte den Vorschlag für die Kategorien als nun ja übersichtliche Entscheidungshilfe nur so nebenbei mit hineingenommen, aber er scheint das größte Echo verursacht zu haben. Ich habe erst einmal ein wenig abgewartet, weil das Thema schnell an Eigendynamik gewonnen hat und es spannend war, erstmal nur zuzusehen, möchte es aber jetzt doch etwas ausbremsen, bevor es aus der Spur springt - sofern mir das möglich ist.
Die Warnungen, die ja gleich zu Beginn das Gros der Reaktionen ausmachten, hatte ich durchaus erwartet. Etiketten böse! Verständliche, wenn auch hier und da ein bisschen überschwenglich formulierte Befürchtung einerseits - interessanterweise aber eben auch das Interesse an einem schnelleren Überblick. Eine Sorge scheint mir zu sein, solche Kategorien könnten die Sprechproben und Beispieltakes ausbooten - halte ich für übertrieben. Sie wären eher eine Ergänzung - bestenfalls könnten sie dazu anregen, sich mehr Sprechproben anzuhören, auch von jenen, die nicht so aktiv sind wie die
üblichen Verdächtigen, aber eben doch noch aktiv sind bzw. aktiviert werden könnten. Das aber nur am Rande.
Ich
persönlich wäre an so einer Selbst-/Fremdeinschätzung, gerne auch im Rahmen einer von Xilef zu Beginn vorgeschlagenen Umfrage, in der sich die Sprecher 1. selbst einschätzen und dann 2. von den anonymen "Fremden" eingeschätzt werden. Sollten wir das machen, wäre ich auch eher für einen eigenen Katalog an Charakteristika, wie Masterofclay vorgeschlagen hat. Dabei sollte man dann auf eine positive Formulierung achten, kein schönreden, aber eben, nun ja, "nett wäre... nett"? Ein Geschmäckle ist ja nichts schlechtes und jedem Menschen ist nun mal eine bestimmte Stimme in die Kehle gelegt - das heisst ja nicht, das sie nicht weiter entwickelt, verfeinert und geschult werden kann. Aber auch die Flexibilität einer Stimme kann ein solches Merkmal sein. Bei solch einer Umfrage und den daraus gewonnenen Erkenntnissen könnten Sprecher viel über sich selbst (wie sie sich sehen) und die Wirkung ihrer Stimme lernen. Innerhalb der Sprechproben bekommt man zwar hin und wieder Feedback, aber das doch nur zu Beginn und höchst sporadisch. Beim bewerben um diese oder jene Rolle wird einem dann natürlich auch so langsam klar, für welche man wohl eher in Frage kommt - gerade durch den neuen Trend der Bewerbungstakes (nebenbei: fantastische Entwicklung, es macht sehr viel Spaß, sich AKTIV bewerben zu können und man hat auch noch den Übungseffekt) kann man sich ganz wunderbar mit anderen vergleichen und sich denken: "ja ne, der passt jetzt aber doch besser, würde ich auch nehmen." Ging jedenfalls meinereiner so.
Jedenfalls, gegen den Vorschlag, so etwas generell einzuführen, gibt es ja doch massiven Widerstand. Darum möchte ich den Fokus doch lieber auf die angesprochenen
interne Studie zur Wirkung der eigenen Stimmcharakteristik legen

wer würde sich dafür interessieren? Wer wäre dabei?