Ich glaube, dass mit der digitalen „Wiederauferstehung“ Verstorbener (Künstler) ein großer Fehler gemacht wird.
Ja klar, für Fans mag das wie eine Riesensache aussehen, und ja, es wird jetzt zunehmend passieren, weil man es kann, aber trotzdem: Welchen Gefallen tun wir uns (und unseren Idolen!) letztlich damit? Mehr und mehr wird uns „Unsterblichkeit“ suggeriert (von der allerdings der betroffene Sterbliche trotzdem nichts hat) – doch damit einhergehend auch unendliche Beliebigkeit. Ist aber nicht gerade das Bewusstsein, dass menschlichem Leben und Schaffen eine physische Grenze gesetzt ist, auch das, was das Besondere und Einzigartige an uns und unseren Werken ausmacht? Wenn sich nun alles, jedes und jeder klonen und virtuell (sogar mit beliebig viel neuem Inhalt) ohne Einschränkung unters Volk bringen lässt, wo bleibt da noch das Alleinstellungsmerkmal, das Ausnahmepersönlichkeiten ausgemacht hat?
Mich hat ja bereits immer gestört, dass es von Sherlock Holmes, Miss Marple, Star Wars und Co. inzwischen mehr Fandubs gibt als Originalgeschichten, aber nun werden wir wahrscheinlich im Kürze Beethovens 10. Symphonie von ihm selbst dirigiert auf der Bühne erleben, und ich warte jetzt bloß noch drauf, dass auch die Kirche das Ganze für sich entdeckt und Jesus endlich für alle sichtbar auferstehen und zu Ungläubigen wie Gläubigen sprechen lässt.
Man wird es natürlich nicht aufhalten – viel zu viele jagen diesen Illusionen nach, und der Markt wird natürlich bedient. Nun ja. Quo vadis, humanitas?