Watchman
Christian Loges
AW: "Kassettenkinder"
Ich hatte in der Vergangenheit die Gelegenheit, mich mit Menschen aus der Verlagsbranche zu unterhalten. Die Erkenntnis, die ich dabei gewinnen konnte, war stets die Gleiche: Man braucht Produktionen, die am Massenmarkt erfolgreich sind, damit der finanzielle Spielraum vorhanden ist, um auch Projekte verfolgen zu können, von denen man sich nur einen geringen oder auch keinen Gewinn erwartet. So arbeiten übrigens auch Buchhändler: Sie vedienen mit den Bestsellern ihr Geld und dies ermöglicht es ihnen, andere Bücher im Regal stehen zu haben, die sich im ganzen Jahr vielleicht zwei Mal verkaufen. Auf die gleiche Weise sind die Programme der Hörbuchverlage strukturiert und auch Hörspiellabels müssen so operieren, wenn sie am Leben bleiben wollen. Es ist natülcih denkbar, dass man mit Kleinstauflagen zu hohen Stückpreisen operiert, doch dieser Weg ist recht riskant. Eines ist jedenfalls sicher: Eine Serie, die sich am Massenmarkt erfolgreich etabliert hat, gibt dem Label finanzielle Sicherheit.
Die Frage, welche Qualität die Hörspiele haben, die beim Mainstream-Publikum gut ankommen, steht auf einem anderen Blatt. Hier wird es schwer sein, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Viele Hörer sind mit dem, was ihnen z.B. bei DDF geboten wird, offensichtlich so zufrieden, dass Neuerscheinungen immer auf Platz 1 der Verkaufscharts landen. Sicher, innovativ ist die Serie eigentlich schon lange nicht mehr, aber ob sie nun Schund sind oder nicht, darüber wird man sich lange streiten können, denn jeder hat eine andere Auffassung von Qualität. Jemand, der eine Stunde Hörspiel-Unterhaltung sucht, bei der er sich von seinem anstrengenden Arbeitstag erholen kann, stellt sicher anderen Ansprüche als jemand, der von einer Geschichte herausgefordert, provoziert oder zum Nachdenken gebracht werden will. Für diese Hörer müssen Hörspiele ganz andere "Qualitäten" haben. Wenn ein Label für eine solche Zielgruppe produzieren möchte, kann es das selbst verständlich tun, mus sich dann nur damit abfinden, dass der Kundenkreis vielleicht kleiner ist, weil für die meisten Hörer die zwanglosere Unterhaltung im Vordergrund steht.
Wenn sich die Hörspielmacher auf den Antagonismus "Mainstream vs. Qualität" einlassen, kann dies durchaus die Außenwirkung beeinflussen. Der Mainstream ist das, was aktuell in Mode ist. Dies äußert sich in Trendthemen (z.B. Vampirgeschichten wie "Twilight"), Erzählstrukturen (wie z.B. bei Lost) und anderen Aspekten. Wenn ich mich als Kreativer von dieser Mode, die sich im Mainstream äußert, abwende, weil ich der Maining bin, dass Mainstream gleich niveauloser Schund ist, werde ich Produktionen nur für einen kleinen Kreis von Hörern machen, die ebenfalls mit dem Mainstream nicht zu tun haben wollen. Dies ist absolut legitim, doch erschließe ich mir auf diese Weise kaum neue Käuferschichten, denn die finde ich nur beim Mainstreampublikum. Den Rest habe ich ja schon überzeugt.
Wenn man diesen Gedanken auf das Hörspiel als eine Erzählform unter vielen bezieht, dann bewegt sich das Hörspiel nicht auf den Minstream zu, sondern von diesem weg. In letzter Konsequenz entsteht dann im Bewußtsein des Mainstreampublikums der Eindruck, dass Hörspiele nicht mehr eine zeitgemäße Unterhaltungsform sind. Nimmt man das zusammen mit dem Kult um die 1980er Hörspiele (Stichwort: Kassettenkinder), dann kann schnell der Eindruck entstehen, dass Hörspiele nur etwas für "die Alten" sind, die damit groß geworden sind, aber kein Medium mit dem man sich heute noch beschäfitgen muss.
Ich habe zwischen non-profit Hörspielen und den kommerziellen Produktionen deshalb unterschieden, weil die Schwelle, sich ein kostenloses Hörspiel herunterzuladen eine ganz andere ist, als sich eine Hörspiel-CD zu kaufen. Wenn mir das kostenlose Hörspiel nicht gefällt, habe ich "nur" etwas Zeit verloren. Entpuppt sich das gekaufte Hörspiel als Flop, bin ich meine Zeit und mein Geld los. Darum sind Käufer natürlich viel zurückhaltender als "Downloader". Auf das Image des Hörspiels als solches, hat die Frage, ob man dafür bezahlen muss oder nicht, keinen Einfluss.
Wie gesagt, für unterschiedliche Zielgruppen braucht es unterschiedliche "Qualitäten".
Darüber hinaus schließe ich aus deiner Interpretation, dass man Massenkompatibles produzieren muss, um genügend "Unterfütterung" für die Qualitätshörspiele zu haben?
Ich hatte in der Vergangenheit die Gelegenheit, mich mit Menschen aus der Verlagsbranche zu unterhalten. Die Erkenntnis, die ich dabei gewinnen konnte, war stets die Gleiche: Man braucht Produktionen, die am Massenmarkt erfolgreich sind, damit der finanzielle Spielraum vorhanden ist, um auch Projekte verfolgen zu können, von denen man sich nur einen geringen oder auch keinen Gewinn erwartet. So arbeiten übrigens auch Buchhändler: Sie vedienen mit den Bestsellern ihr Geld und dies ermöglicht es ihnen, andere Bücher im Regal stehen zu haben, die sich im ganzen Jahr vielleicht zwei Mal verkaufen. Auf die gleiche Weise sind die Programme der Hörbuchverlage strukturiert und auch Hörspiellabels müssen so operieren, wenn sie am Leben bleiben wollen. Es ist natülcih denkbar, dass man mit Kleinstauflagen zu hohen Stückpreisen operiert, doch dieser Weg ist recht riskant. Eines ist jedenfalls sicher: Eine Serie, die sich am Massenmarkt erfolgreich etabliert hat, gibt dem Label finanzielle Sicherheit.
Die Frage, welche Qualität die Hörspiele haben, die beim Mainstream-Publikum gut ankommen, steht auf einem anderen Blatt. Hier wird es schwer sein, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Viele Hörer sind mit dem, was ihnen z.B. bei DDF geboten wird, offensichtlich so zufrieden, dass Neuerscheinungen immer auf Platz 1 der Verkaufscharts landen. Sicher, innovativ ist die Serie eigentlich schon lange nicht mehr, aber ob sie nun Schund sind oder nicht, darüber wird man sich lange streiten können, denn jeder hat eine andere Auffassung von Qualität. Jemand, der eine Stunde Hörspiel-Unterhaltung sucht, bei der er sich von seinem anstrengenden Arbeitstag erholen kann, stellt sicher anderen Ansprüche als jemand, der von einer Geschichte herausgefordert, provoziert oder zum Nachdenken gebracht werden will. Für diese Hörer müssen Hörspiele ganz andere "Qualitäten" haben. Wenn ein Label für eine solche Zielgruppe produzieren möchte, kann es das selbst verständlich tun, mus sich dann nur damit abfinden, dass der Kundenkreis vielleicht kleiner ist, weil für die meisten Hörer die zwanglosere Unterhaltung im Vordergrund steht.
Inwiefern beeinflusst dieses vorgebliche Schwarz-weiß-Denken die Außenwirkung? Wie beeinflusst es die Wirkung, das Hörspiel sei ein Relikt vergangener Zeiten?
Wenn sich die Hörspielmacher auf den Antagonismus "Mainstream vs. Qualität" einlassen, kann dies durchaus die Außenwirkung beeinflussen. Der Mainstream ist das, was aktuell in Mode ist. Dies äußert sich in Trendthemen (z.B. Vampirgeschichten wie "Twilight"), Erzählstrukturen (wie z.B. bei Lost) und anderen Aspekten. Wenn ich mich als Kreativer von dieser Mode, die sich im Mainstream äußert, abwende, weil ich der Maining bin, dass Mainstream gleich niveauloser Schund ist, werde ich Produktionen nur für einen kleinen Kreis von Hörern machen, die ebenfalls mit dem Mainstream nicht zu tun haben wollen. Dies ist absolut legitim, doch erschließe ich mir auf diese Weise kaum neue Käuferschichten, denn die finde ich nur beim Mainstreampublikum. Den Rest habe ich ja schon überzeugt.
Wenn man diesen Gedanken auf das Hörspiel als eine Erzählform unter vielen bezieht, dann bewegt sich das Hörspiel nicht auf den Minstream zu, sondern von diesem weg. In letzter Konsequenz entsteht dann im Bewußtsein des Mainstreampublikums der Eindruck, dass Hörspiele nicht mehr eine zeitgemäße Unterhaltungsform sind. Nimmt man das zusammen mit dem Kult um die 1980er Hörspiele (Stichwort: Kassettenkinder), dann kann schnell der Eindruck entstehen, dass Hörspiele nur etwas für "die Alten" sind, die damit groß geworden sind, aber kein Medium mit dem man sich heute noch beschäfitgen muss.
Und warum unterscheidest du zwischen kommerziell und nonkommerziell? Hat das einen Einfluss auf das Image des Hörspiels?
Ich habe zwischen non-profit Hörspielen und den kommerziellen Produktionen deshalb unterschieden, weil die Schwelle, sich ein kostenloses Hörspiel herunterzuladen eine ganz andere ist, als sich eine Hörspiel-CD zu kaufen. Wenn mir das kostenlose Hörspiel nicht gefällt, habe ich "nur" etwas Zeit verloren. Entpuppt sich das gekaufte Hörspiel als Flop, bin ich meine Zeit und mein Geld los. Darum sind Käufer natürlich viel zurückhaltender als "Downloader". Auf das Image des Hörspiels als solches, hat die Frage, ob man dafür bezahlen muss oder nicht, keinen Einfluss.
Ich habe nur gesagt, das es einen prägnanten Unterschied zwischen Mainstream und Qualität gibt.
Wie gesagt, für unterschiedliche Zielgruppen braucht es unterschiedliche "Qualitäten".