Denn viele LeserInnen "identifizieren" sich mit den Hauptprotagonisten, sie fiebern mit ihnen mit. Lässt man die Charaktere verblassen und gibt zu viel Zeit und Aufwand in zB Landschaftsbeschreibungen, Actionszenen, etc, fehlt den LeserInnen das Zusammenschmelzen mit den Protas.
Ja, richtig.
Unser Interesse an einer Geschichte erlischt mit dem Verblassen der Charaktere.
Ihre Beweggründe, die Beziehungen zueinander, Charakterseiten wie Stärken/Schwächen, ihr Standing in der Geschichte usw.
Wenn dies nicht kommuniziert und mit Fortlauf der Geschichte plausibel wird, dann interessiert einen der Fortlauf- geschweige der Ausgang der Geschichte, herzlich wenig.
Ob man nun ein Buch, ein Hörspiel oder einen Film schreibt.
Ich persönlich muss bzgl. Buch sagen, da dir z.B. manchmal zeitlich abdriftend viel Aufmerksamkeit in Landschaftsbeschreibungen/Actionspektakel etc. gesteckt wird und dadurch etwaige Komponenten der Charakterentwicklung abhanden kommen... nun, ich finde für mein Dafürhalten allerdings auch oftmals viel zu viel, wie langatmig ausschweifende, emotionale Beleuchtungen der Charaktere, wie ihre akuten Gefühlswelten und inneren Konflikte etc. wieder, was mir oft "too much" Introspektion ist.
Für z.B. einen Liebesroman und ähnliche Dramen, ist eine beschreibende Gefühlswelt das A&O, jedoch lese ich in vielen anderen Genres, ob z.B. Sci-Fi, Fantasy, Krimi etc. oft genug die klassischen Strickmuster der Autorenschule, Gefühlswelten "möglichst detailreich" (und für mein Empfinden auch zu ausufernd) zu schildern und dadurch meint, dass dies einem Charakter erst die notwendige Intensität verleiht.
Ich schlage ein Buch äußerst genervt zu, wenn ich z.B. nach 50 Seiten der Exposition, zwar schon schon `ne halbe Lebensgeschichte und sehr vieles über innere Konflikte, Zerrissenheit und das akute Befinden des Protas etc. lese, was dann in den noch nachfolgenden 5 Seiten noch einmal zusammenfassend rekapituliert und reflektiert wird, aber mich fragen muss: "Äh, sorry... Worum geht es hier eigentlich in der Geschichte, kommt hier auch noch so etwas wie eine Rahmenhandlung o.ä. vor ?"
Aber auch vis a vis. wenn man 10 Seiten nur voller Action "Knall&Peng" liest, dann wird das auch recht schnell gähnend statisch plump, wenn die Gedankengänge und Gefühlswelt des Protas in einer ausweglosen Situation etc. nicht einhergehend beleuchtet werden.
Es ist ja immer auch ein Spiel und Suche mit Balancen und Ausgewogenheiten.
Na klar, in einem Buch kann man die Geschichte natürlich anders, ausgiebiger, subtiler erzählen, als in einem Hörspiel von z.B. 45 Minuten.
Wiederum anders erzählt man seine Geschichte in einem 2-Stünder, welcher genug Raum und Platz für etwaige Entwicklungen und mehr Subplots zulässt und daher auch eine andere Pace fahren kann.
Show don`t tell
Allgemein betrachtet zum Thema Hörspiel und Dramaturgie, insbesondere Genre-abhängig bei Abenteuergeschichten (ob nun Sci-Fi, Fantasy, Mystery usw.), erlebe ich allerdings oft übermäßig viel unnützen Dialog/Monolog- weil zum situationsbedingten Geschehen einfach realitätsfremd oder überflüssig...
Beispielsweise habe ich plötzlich eine 18 Meter große, Feuer spuckende Tarantel vor mir... und höre anstatt schockierter Panik, ein fast locker-entspannt, wie unbeeindruckt-neugieriges Sinnieren über "behaarte Spinnenbeine und dass das Biest vermutlich gefährlich sein könnte" (und nein, es ist keine Comedy und unsere Helden trotz aller Neugier, auch nicht extrem abgebrüht).
Gleichermaßen trifft man dann auch jene Versuche an, möglichst viiiiel Information in einen Dialog zu stecken, bzw. vom Plot auch zeitlich unpassend, als würde man versuchen, seinen gesamten Hausrat in einer kleinen Pralinenschachtel unterzubringen...
allerdings ohne Gump`sches Zitat.
Und andererseits fehlen mir dann auch einfach in der Anzahl, zu überwindende Hindernisse und echte Handlungspunkte.... ein echter Konflikt (und nicht nur die Betrachtung desgleichen als Inhalt einer Story).
In der Expo hat man im 1.Akt ein auslösendes Ereignis, im 2.Akt kommt nichts außer sachlich-nüchtern analytischer Beschreibungen von Umständen, Merkwürdigkeiten und potentiellen Gefahren und im 3.Akt, dann recht kurz vor Schluss, rastzfatz abgespielt der einzig wirklich Handlungs&Höhepunkt der Geschichte eingebaut und der Schwerpunkt weitestgehend nur auf der Auflösung am Ende der Geschichte liegt.
Ich meine nicht, dass ich nicht auch frei von solchen Unausgewogen und schlechten Geschichten bin.
Aber ich habe oftmals das Gefühl, dass sich Autoren vlt. nicht so wirklich trauen, auch gewissermaßen Action einzubauen, weil man ggfls. um den intellektuellen Aspekt seiner Geschichte fürchtet oder vlt. auch nicht ganz so wissen, wie Action inszeniert und umgesetzt werden könnte ?
Wobei wir hier nun wiederum beim Skriptschreiben und notwendige Regieanweisungen wären.
Im Nachhinein beim Cutten für z.B. Actionszenen, muss man sich nicht an die chronologische Abfolge der Szene und Dialoge und Ausrufe im Skript halten (zumindest mache ich das nicht so)... natürlich kommt auf dem Blatt ganz automatisch eine Reihenfolge zustande, was aber nicht automatisch auch die Chronologie des Geschehens wiedergeben muss.
Da kommen dann Sounds, Events, Hits, Atmosphäre, evtl. unterstützende Musik oder ein Scape ganz erheblich mit ins Spiel, denn:
Je nach eingesetzten Sounds kann eine Szene nämlich ganz anders wirken
Absolut richtig.
Dies gilt allerdings nicht nur für Action, sondern auch als generelles Mittel, denn
"ein Hörspiel lebt nicht nur vom Dialog allein", wie ich finde.
Im Gegensatz zum Film, fehlt uns ja die visuelle Information und explizit "manchmal sagen Bilder mehr als 1000 Worte".
Im Hörspiel aber kann
Sound, mitunter die fehlende visuelle Ebene übernehmen und dann sagt auch manchmal "der Sound mehr als 1000 Worte", weil es in einer Situation mitunter in seiner "gewürzten Kürze" aussagekräftiger ist. Vielleicht mitunter simpel, aber mitunter auch sehr effektiv.
Das gleiche Prinzip gilt ebenso auch für "abrupte Stille", die man einsetzen kann und sich etwaig 1000 Wörter "Gefasel" spart.
Wie seht ihr das ?
Wie stellt ihr Überlegungen zum z.B. Sound (oder andere Mittel) und seinen Einsatz zur "Dialogergänzung" oder sogar "Dialogeinsparung" an ?