ANdy

Andreas Hegewald
AW: Satz für Satz zur Geschichte II

Genau... Dass das Dienstmädel dahintersteckt ist an sich eine coole Idee, weil unerwartet. Aber was will das Diesntmädchen von Miriam im Körper von Adamania?
Vielleicht wäre es gut, sich am Rande mal Gedanken zu machen, wer Adamania ist, wie sie lebt, welchen Stand sie hat usw. hat jemand Lust dazu?

Vielleicht will das Dienstmädchen sich für etwas rächen. Oder einen Mann (!) bezirzen. Dem Körper gar Schaden zufügen, an dem sie sich sonst nicht so einfach vergreifen könnte.
So schnell wird Maginia niemanden warnen können. Aber woher kennt sie Adamania? Aus der Vergangenheit? Aus der Zukunft gar?

Das Brainstorming kann beginnen. Die Story ist bisher schon zu gut, um sie jetzt einfach in Blödsinn und Logiklöchern versinken zu lassen... findet ihr nicht auch? ;)
 

Chaos

Schneewittchen
Teammitglied
Sprechprobe
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AW: Satz für Satz zur Geschichte II

Bin dabei. :D

So, ich fange mal an, die wichtigen Personen im Allgemeinen aufzuzählen, vielleicht kann man das dann besser einordnen

Tesstjana: Bäuerin, Miriams Geliebte
Miriam: Adelige, Tesstjanas Geliebte
Adamania: stammt aus einflussreicher Familie, da ihre Urgroßmutter Maginia im Hexenkreis hoch angesehen ist.
Maginia: Urgroßmutter Adamanias, wohnt in Hexenhäusschen in der Nähe von Miriams Schloss/ Anwesen, genießt hohes Ansehen in der Hexengemeinschaft, ist eine gefragte Ansprechperson, mächtig.
Dienstmädchen Inge: einfache Bedienstete für Miriams Familie, wohnt daher ebenfalls auf deren Anwesen, im Allgemeinen eine Person, die oft übergangen wird/ herablassend behandelt wird.

Als nächstes eine Aufzählung dessen, was das Dienstmädchen weiß:
- die Beziehung zwischen Tess und Miriam
- vielleicht Probleme/ Pläne in Miriam's Familie
- Aktuelles aus der Hexengemeinschaft
- sie kennt die Rivalität zwischen Adamania und Tess
- sie weiß, dass Miri mit Tess zu Maginia geflogen ist, um den Fluch aufzuheben

Warum Adamanias Körper?
- einflussreiche Familie
- bekannt, angesehen
- die Gelegenheit bot sich
- sie ist hübsch

mögliche Motive:
- für Aufruhr sorgen
- Macht und Einfluss
- Anerkennung und Rache --> Vielleicht ist Inge eine Ausgestoßene, vielleicht hatte sie vorher einen höheren Rang, hat aber Mist gebaut, zur Strafe wurde sie degradiert und durch diese Angestelltenrolle gedemütigt. Vielleicht wurde auch ein Hexenverbot über sie ausgesprochen, aber sie hat die Möglichkeit gefunden, parallel zu Adamania einen Spruch zu wirken, sodass die Magie von Adamania ausging. Da sie jetzt Adamanias Körper besitzt, ist das Verbot aufgehoben.
 

Lupin Wolf

Klaus S. - The Evil Master of Deasaster
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AW: Satz für Satz zur Geschichte II

HALT! Ich lege ein Veto zu Gunsten der Story ein.

Ohoh, nun hab ichs wohl übertrieben :)

Ich les es grad jetzt wo ich Feierabend hab und wird wohl ein längeres Quoting .. ich versuchs knapp zu fassen.

1. Hexen können in der Welt alle Möglichen Stände oder so haben, auch Dienstmädchen. Tesstjana selber ist Bäuerin. Ihre Liebe zu Miriam allerdings würde Ärger bedeuten. Nicht unter den Hexen selber, aber unter dem Rest ihrer Familien. Nicht immer sind Mütter von Hexen auch Hexen. Tesstjana's Mutter ist zum Beispiel keine.

Denkfehler meinerseits? Ich kam auf den Gedanken, weil höher gestellte Magisch begabte Hexen und Hexer/Zauberer sich sicher nur ungern Personal ins Haus holen, die dasselbe oder gar mehr können als Sie selber. Das ganze gedanklich ein wenig vermischt mit etwas, wo ganze Generationen der Familie nur als "Diener" arbeiten. Aber da kann man dran feilen. - Zumindest der Fakt, das sie unter der Hexengemeinschaft eine Unbekannte magisch begabte Person ist.

2. Schon wieder eine lesbische Frau?...

Eine Männliche Person auf die wir das beziehen könnten gab es bisher nicht. Die gesammte Geschichte beruht auf rein weiblichen Charakteren bisher .... aber läßt sich ändern.

Demnach ist es aber okay, dass das Dienstmädchen Adamanias Körper hat?

Hier hätten wir noch ein Logikloch - was wurde aus Inges Körper? Gut, es ist Magie, insofern lasse ich die Frage mal im Raum stehen :)

Oder eine andere Art von grober Idee dazu:
Inges Magie arbeitet ein wenig anders. Ihr Körper verwandelt sich, wenn sie ein spezielle Ritual durchführt bei einem Selenlosen Körper (oder ähnlich). Dabei verschmelzen beide Körper solange miteinander, bis der ZAuber von ihr rückgängig gemacht wird. Dadurch wird es nun erstmal unmöglich Adamania aus Tess Körper zu lösen bis das erdolgt ist.

Oder aber, um die Geschichte ein wenig umzugestalten - sie brauchte diesen Körper, damit sie ihren jemand anderem für eine kleine Weile zur verfügung stelen konnte (oder etwas anderes in dieser Art), sie selbst mußte aber ihren freien Willen und Handlungsfähigkeit dafür behalten...:gruebel:

Sie könnte natürlich dennoch für Aufruhr sorgen, was es erschwert, die Körper wieder den richtigen Personen zuzuteilen.
:gruebel:

Das bleibt vieleicht nicht aus.

...Aber was will das Diesntmädchen von Miriam im Körper von Adamania?

Ist mir irgendwo ein Leitfaden für eine Satz für Satz Geschichte im Fun Bereich zu deisem teil entgangen? Ich bin davon ausgegangen das sich das im Lauf des Geschriebenen Satz für Satz irgendwie von allein ergibt. Aber so denke ich, ist es auch etwas zu kompliziert geworden um alles ohne Absprache zu entwickeln.

Das Brainstorming kann beginnen. Die Story ist bisher schon zu gut, um sie jetzt einfach in Blödsinn und Logiklöchern versinken zu lassen... findet ihr nicht auch? ;)

Gern, nur dauern meine Antworten ein wenig. Bin leider erst Abends imme rien paar Stunden Online.

...Warum Adamanias Körper?
- einflussreiche Familie
- bekannt, angesehen
- die Gelegenheit bot sich
- sie ist hübsch

mögliche Motive:
- für Aufruhr sorgen
- Macht und Einfluss
- Anerkennung und Rache --> Vielleicht ist Inge eine Ausgestoßene, vielleicht hatte sie vorher einen höheren Rang, hat aber Mist gebaut, zur Strafe wurde sie degradiert und durch diese Angestelltenrolle gedemütigt. Vielleicht wurde auch ein Hexenverbot über sie ausgesprochen, aber sie hat die Möglichkeit gefunden, parallel zu Adamania einen Spruch zu wirken, sodass die Magie von Adamania ausging. Da sie jetzt Adamanias Körper besitzt, ist das Verbot aufgehoben.

Nach meinen losen Gedankenfetzen, den ich am Anfang dieses Posts beschrieben hatte würde eher "Anerkennung und Rache" passen. Aber das war nur mein erster eigener Gedanke dazu ohne zu Wissen, in was sich das entwickeln würde. Das "für Aufruhr sorgen" wäre damit ohnehin ein Bestandteil davon.

Wir sollten uns, wenn wir die Satz-Geschihte ernsthafter fortführen sollen, das/die Motive/e dafür genauer zurechtlegen. Dann kommen wir sicher auch auf das "Warum Adamanias Körper?"

Soweit erstmal meine gerade müden 5cent dazu.
 

Chaos

Schneewittchen
Teammitglied
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AW: Satz für Satz zur Geschichte II

So, ich schieb das Ganze mal wieder nach oben.
Die Geschichte mit dem Körper wäre ja dann schon so gut wie geklärt, oder? Ich stimme jedenfalls Lupins Einfall zu.
Ferner denke ich wirklich, dass es mittlerweile sehr komplex geworden ist und damit fast unmöglich, spontan weiterzuschreiben. Wir müssen wohl doch ein bisschen vorausplanen.
Ich fänd's schade, wenn die Geschichte jetzt mittendrin stehenbleibt, mir gefällt sie nämlich schon ziemlich gut.
 

Lupin Wolf

Klaus S. - The Evil Master of Deasaster
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AW: Satz für Satz zur Geschichte II

Groß vorrausplanen vieleicht eher nicht, aber einen kleinen Absatz einfügen für den Übergang, ab dem es dann wieder Satz für Satz weiter geht.

Also müssen wir uns nur noch einig werden was für wenige Dinge wir hier fest legen (mir gefällt sie auch gut wie sie bisher ist).
 

Lupin Wolf

Klaus S. - The Evil Master of Deasaster
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AW: Satz für Satz zur Geschichte II

Da es hier anscheinend nicht weiter geht oder niemand gehen mag mit Brainstorming, mach ich einen reboot und ändere meinen letzten Satz einfach. Macht was draus:

--- Geschichte ab hier kopieren ---

Das große Hexentreffen auf dem Damalsberg stand an und Tesstjana Wolkenfels freute sich darüber in ihrer vor Energie und Lebenslust nur so sprudelnden Art und Weise - hatte sie neben ihren Pflichten als Bauernstochter doch auch die Übungen für die anstehende Prüfung regelmäßig ausgeführt. Nur noch etwas Krötenessenz ins Haar, dann ging es ab auf den Besen und auf in die Lüfte. Heute - endlich - würde ihr großer Tag werden.
Wenn da nicht ihre alte Rivalin, Adamania Dunkelstein, gewesen wäre - bereits im letzten Jahr hatte diese sie sowohl im Zaubertrank-Brauen als auch im großen Besenrennen knapp geschlagen; um sie danach auch noch wegen ihrer angeblich scheußlichen, altmodischen Kleidung zu verspotten!
Aber wenn ihr Plan aufging, dann würde die sie heute nicht erscheinen können, denn das hatte Tesstjana voller Eifer versucht zu verhindern.
Da Adamania ohnehin die wohl eitelste Hexe aller Zeiten war, hatte Tesstjana gestern nur einen kleinen "Schönheitszauber" an ihr testen müssen - der würde dann hoffentlich das Übrige erledigen.
Kichernd flog sie über Wiesen und Felder, die Abendsonne verströmte wundervolles Licht und Tesstjana dachte voller Vorfreude an das Treffen auf dem Damalsberg.

Plötzlich ging ein Ruck durch Tesstjana, sie verlor das Gleichgewicht und ließ dabei unwillkürlich den Besenstil los. Sofort geriet der Flugapparat ins Trudeln und die wohl vielversprechendste Anwärterin auf den Junghexenehrenpreis wäre vermutlich an den Hängen des Morgenberges wie ein rohes Ei zerplatzt, hätte sie nicht im letzten Moment mit beiden Händen den Stil wieder hochgerissen. Dicht über den Felsen, kaum ein Fingerbreit Luft dazwischen, raste sie wie eine Rakete im halsbrecherischen Tempo zum Gipfel empor. Sie unterdrückte den Schmerz, als ein oder zwei spitze Steine ihre Knie aufschürften. Dann endlich, es schien Tesstjana schon wie eine Ewigkeit, schoß sie über dem Bergkamm hinaus, nicht ohne dass ihr Besen bei diesem Manöver einbüßen mußte.
Allmählich wurde der Flug Richtung Damalsberg wieder ruhiger und sie begann sich zu fragen, wie dieser Beinahe-Absturz nur geschehen konnte.

---

Zur gleichen Zeit bereitete sich Lady Miriam von Dämmerstein, Lordstochter und heimliche Geliebte Tesstjanas, auf dem Schloss ihres Vaters ihren eigenen Abflug zum Damalsberg vor.
Plötzlich war in der Eingangshalle ein unheimliches Gepolter und Geschreie zu vernehmen und die verwunderte Hexe beschloss, herauszufinden, was denn da unten soviel Chaos verursachte.
Es erinnerte sie an ihre Freundin, die mit ihren verrückten Einfällen und ihrer Tollpatschigkeit selbst im jugendlichen Alter von 16 Jahren jeder Achtjährigen Konkurrenz machen konnte - und wirklich, es war Tesstjana, die einen Abstecher bei ihrer Freundin machen wollte, um sie abzuholen... und beim Anflug in ein Fenster gekracht war! Sie lag nun mit vielen Schnittwunden am Boden. Miriam rannte erschrocken zu ihr und rief: "Tess, geht es dir gut?" "Bei den sieben runzeligen Kröten, dieser Besen will mich umbringen; ich weiß auch nicht, warum, aber auf einmal wollte er mir einfach nicht mehr gehorchen", ächzte Tesstjana, während sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufsetzte. "Ich hatte ihn gerade wieder unter Kontrolle, da raste ich auch schon mit bahnbrechender Geschwindigkeit in dein Fenster....Tut mir echt leid."

Miriam wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte, und so half sie ihrer Freundin auf die Beine, untersuchte kurz die Schnittwunden und begann dann geheimnisvolle Sprüche zu murmeln, brach aber ab, versuchte es wieder und fluchte schließlich laut auf: "Das sind keine normalen Wunden, die du da hast!!!"
Tesstjanas Augen wurden vor Schreck so groß wie Hühnereier. Das konnte nur bedeuten, dass sie mit einem Fluch belegt worden war!
"Keine Angst, Liebes!", versuchte Katja sie zu beruhigen, "Ich kenne jemanden, der uns helfen kann. Los, steig hinten auf meinen Besen auf!"
Leicht schwankend nahm Tesstjana auf dem hinteren Ende von Miriam's goldverzierten Besen Platz. Zur Sicherheit band diese noch ein magisches Seil um Tess' Leib, damit sie nicht runter fiel, falls sie das Bewusstsein verlieren sollte.
Schnell informierte Miriam noch das Hausmädchen, dann gab sie ihrem Besen den Befehl so schnell wie möglich zu Maginia Dunkelstein zu fliegen - die weiseste Hexe in der Nähe und obendrein Adamanias Urgroßmutter. Vielleicht hatte sie Glück und Maginia war noch nicht zum Hexentreffen aufgebrochen.

---

Unterdessen hatten sich schon einige Hexen, vor allem der Ältestenrat, auf dem Damalsberg eingefunden und waren vergnügt dabei, sich zu begrüßen und unterhalten, als es plötzlich wutentbrannt ertönte:
"Ich verlange durch öffentlichen Antrag, dass Tesstjana Wolkenfels, dieser Nichtsnutz vom Halderhof, aus der Hexengemeinschaft ausgeschlossen wird - und zwar für immer!"
Die keifende Stimme gehörte Adamania Dunkelstein, die mit einer hässlichen Narbe, welche sich über ihr ganzes Gesicht zog, auf den Platz gestürmt war und nun verzweifelt versuchte, sich Gehör beim Ältestenrat zu verschaffen.
"Seht nur was diese Ausgeburt der Hölle mit meinem makellosen Gesicht angestellt hat! Ja, ganz richtig, das ist eine hässliche Narbe und die habe ich nur ihr zu verdanken!", schrie sie und lief vor Wut so rot an, dass die Narbe heftig pulsierte und ihr Gesicht noch mehr verunstaltete.
Einige Hexen wichen erschrocken zurück, andere konnten sich ein Lachen nicht verkneifen... allerdings hinter vorgehaltener Hand, da Adamania in Maginia schließlich eine Urgroßmutter hatte, die hohes Ansehen unter allen Hexen genoss, auch wenn sie nicht zum Ältestenrat gehörte. Doch die Hexen drehten sich verblüfft um - es wa Maginia persönlich, die schallend lachend auf sie zukam und rief:
"Ach Adamania, das war doch nur ein einfacher Unschönheitszauber! Den kann Tesstjana - wenn auch nur sie allein - ganz leicht wieder rückgängig machen!"
Adamania erblasste.
"Du meinst, ich soll diese grauenhafte Person darum bitten, das hier rückgängig zu machen? Niemals!"
In Adamanias Kopf spielte sich zudem noch etwas ganz anderes ab - sie hatte einen schwarzen Fluch auf ihre Rivalin gelegt, um es ihr heimzuzahlen. Und wenn Adamania richtig lag und Tesstjana nicht besonders Glück gehabt hatte, dann würde sie einige Zeit Erholung brauchen, bis sie diesen Schönheitszauber wieder rückgängig machen könnte.
Verzweifelt blickte sie sich um und hoffte für einen kurzen Moment inständig - so komisch es auch klingen mochte - dass ihr Fluch fehlgeschlagen war und Tesstjana im nächsten Moment wohlbehalten hier landen würde, um diese scheußliche Narbe wieder verschwinden zu lassen.

---

Miriam war mit Tesstjana im Schlepptau unterdessen zur alten Hütte von Maginia Dunkelstein geflogen - doch sie fanden es verlassen vor und Tasstjana ging es immer schlechter, sie atmete nur noch stoßweise und ihr brach kalter Schweiß auf der Stirn aus - Falls sie nicht bald Hilfe bekam würde es richtig heikel werden. Miriam, die schon ganz verzweifelt war vor Sorge um ihre sterbende Begleiterin - denn sterben würde sie mit Sicherheit, wenn ihr nicht bald Hilfe zuteil wurde -, durchschritt panisch die Hütte der alten Maginia, durchwühlte Truhen und blätterte in alten, verstaubten Hexenbüchern, aber nichts schien auch nur den Anschein von möglicher Hilfe zu erwecken.

---

Adamanias Antrag schien für die Hexen aus dem Kreis der Ältesten erledigt und die Hexen fingen an, sich zu zerstreuen, um sich auf die bevorstehenden Rennen vorzubereiten - doch Maginia hatte Adamanias erbleichendes Gesicht bemerkt und als niemand mehr in der Nähe der beiden zu sein schien schritt sie auf sie zu und fragte ihre Urenkelin was das alles zu bedeuten hatte. Unter dem strengen Blick ihrer Urgroßmutter begann Adamania zu stottern:
"I-i-i-chm, ähm, also, w-w-w-w-arum schaust du mich s-so streng an, i-i-i-ch, hab doch n-n-nichts getan, ich habe nichts, rein gar nichts damit zu tun, geschweige denn habe ich Rache geübt, o-o-oder was du jetzt auch d-denken magst."

"WAS hast du getan?" fragte die Großmutter ein zweites Mal und sie betrachtete besorgt das aufglühende Gesicht ihrer Enkelin - die Narbe schien sich grünlich zu verfärben - und die weise Maginia wusste was das zu bedeuten hatte: Wenn die Person, die einen Zauber ausgeführt hatte, an den Folgen eines Fluches starb, dann wurde derjenige, auf den der Zauber abgezielt hatte diesen nie mehr los; wenn es wie in Adamania's Beispiel ein Unschönheitszauber war, dann verfärbten sich die Auswirkungen zunächst grün, bis sie schlussendlich schwarz oder rot wurden. Kein Zweifel - Tesstjana musste im Sterben liegen!

Schockiert blickte Maginia in die Augen ihrer Enkelin und sprach: "Sag nichts mehr, ich weiß was du getan hast und das wird vielleicht schlimme Folgen haben - wie konntest du nur so töricht sein und wegen einer kleinen Narbe wie dieser einen mächtigen Fluch aussprechen? Und so etwas kommt von meiner Urenkelin; ich bin enttäuscht, zutiefst enttäuscht Adamania! Weißt denn zumindest, was dieser Fluch genau anrichtet? Schnell, sag es mir, damit ich herausfinden kann, ob überhaupt noch Hoffnung für Tesstjana besteht."

Adamania begann unter Tränen von ihrem ausgeführten Fluch zu erzählen - sie hatte ihn aus einem der Bücher ihrer Urgoßmutter einmal abgeschrieben, sich aber die genaue Wirkung nicht gemerkt - sie hatte nur versucht all ihre Wut mit in den Fluch zu legen.
"Gnade, Gnade dir Kind, dass das nicht einer dieser uralten Dämonen-Flüche war!", knurrte Maginia "Denn dann gibt es fast keine Hoffnung mehr! Wir werde jetzt unverzüglich nach Tesstjana suchen!"
"Ich weiß noch, dass ich mir vorgestellt habe, wie sie in meinen Spiegel fliegt und mein Spiegelbild so nicht mehr zu sehen ist, dann habe ich kurz den Anschluss vergessen..." schluchzte Adamania unter dem bohrenden Blick ihrer Großmutter. Diese erwiderte: "Dann ist sie vielleicht irgendwo in ein andere spiegelnde Scheibe geflogen, konzentrier dich Mädchen und sag mir wo ... sie ... ist... ! Geh in dich rein und fühle deine Wut und die Richtung, in die sie Tesstjana wahrscheinlich gelenkt hat."

Bei dieser Aufforderung errötete Adamania, denn sie erinnerte sich plötzlich, dass ihre Gedanken beim Ausüben des Fluches zu Miriam von Dämmerstein abgeschweift waren - sie hatte an ihr schönes Gesicht gedacht, die wohlgeformten Lippen immer bereit sich zu einem fröhlichen, so wundervoll klingenden Lachen zu öffnen, dass Adamania ganz verrückt danach war, es immer und immer wieder zu hören - nur leider liebte Miriam Tesstjana, weswegen sie sich nichts sehnlicher wünschte, dass diese endlich ein für alle Mal von der Bildfläche verschwinden würde!
"Nun?" Der Ton von Maginia schien sanfter zu werden, sie war schon immer gut darin gewesen, Adamanias Gefühlen zuzuhören und obwohl ihre Großmutter oft streng wirkte, war sie die einzige Person, der sie anvertraut hatte, dass sie Frauen lieber mochte als Männer.
"Ich denke sie ist bei Miriam..." flüsterte Adamania.

So schnell es ging stiegen die beiden auf ihren Besen und flogen zu Schloss Dämmerstein, wo sie das Hausmädchen Inge fanden, welche gerade dabei war, die Fensterscheibe zu reparieren. Inge gab ihnen die Auskunft, dass Lady Miriam und Tesstjana bereits vor kurzer Zeit abgereist waren - Tesstjana wäre dabei besonders wackelig auf den Beinen und nicht mehr in der Lage zu fliegen gewesen.
Adamania begann zu wimmern - als sie die Glascheibe mit den Blutspritzern gesehen hatte, war ihr endlich bewusst geworden, was sie da eigentlich gemacht hatte! Sie hatte versucht einen Menschen umzubringen - vielleicht nicht mit Absicht, aber auch wenn sie im Augenblick furchtbar wütend auf Tesstjana war - sie wollte sicher nicht, dass sie starb.
Doch für übermäßige Trauer blieb keine Zeit und so machten sich beide Hexen wieder auf den Weg - diesmal zu Maginias Hexenhütte, denn es erschien der alten Hexe am wahrscheinlichsten, dass Miriam bei ihr hatte Hilfe holen wollen, da sie die einzige mächtige Hexe in der Nähe war.

---

Miriam war unterdessen vollkommen verzweifelt - Tesstjana hatte ihr Bewusstsein bereits verloren. Die sonst so energiegeladene junge Hexe, die sie liebte, wich einer bleichen, mit Blut befleckten und vollkommen stummen Tess - Miriam wusste weder ein noch aus, setzte sich unter den Baum neben Maginias Hütte, bettete Tess Kopf auf ihre Beine und begann zu weinen.

Ihr herzzerreißendes Schluchzen wurde abrupt vom energischen Rufen der alten Maginia gestört, welche sich zusammen mit Adamania auf ihren Besen reitend im Landeanflug befand. Als sie den Boden berührte, begann sie mit krächzender Stimme zu dirigieren: "Schnell, Adamania, hol das alte Hexenbuch und die magische Kreide, um einen Zauberkreis zu zeichnen. Die, welche auch auf Gras zeichnet!" Sie wandte sich eilig Miriam zu: "Und du hör auf zu heulen, dadurch überlebt Tess bestimmt nicht! Leg sie hier auf den Boden - ja genau dort. Und nun Adamania, konzentrierst du dich und versuchst ernsthaft deine Taten zu bereuen; am besten denkst du jetzt an die guten Seiten von Tess, damit wir sie überhaupt wieder zum Leben erwecken, denn wenn ich mich nicht täusche...", dabei beäugte sie Tesstjana kritisch und entdeckte den schwazstich im Weiß ihres Augapfels, "...bleiben uns nur noch wenige Minuten!"

Die Mädchen versuchten die Anweisungen so gut es ging zu erfüllen. Adamania rannte in die Hütte und fand das Hexenbuch und die Kreide mit einem Griff. Als sie Tesstjana auf Miriams Schoß gebettet unter dem Baum gesehen hatte, gab ihr das einen kleinen Stich der Eifersucht. Doch jetzt wollte sie Miriam nur noch glücklich sehen - und Tess lebendig!
Ihr wurde plötzlich bewusst, dass die Ärgereien mit Tess eigentlich immer nur Spaß gewesen waren und dass sie die kleine stupsnasige Frohnatur nicht immer hasste.
Als Tess also im Zauberkreis lag, begannen Miriam und Maginia einen zeremoniellen Hexentanz um die Sterbende, während Admania am Rand gleichzeitig einen komplizierten Spruch aus dem schweren, verstaubten Zauberbuch rezitierte und daran dachte, dass die Rivalität zwischen ihr und Tess nur bestand, weil sie sich so ähnlich waren - sie liebten beide schnelle Besenritte, Hexenduelle und wilde Tänze. Eigentlich fand Adamania sich oft in Tess wieder, aber gleichzeitig hasste sie es, wenn sie irgendwo besser war als sie, weil sie eigentlich auf dem gleichen Stand waren, und sie war sich fast sicher, dass es Tesstjana genauso gehen musste.

Plötzlich begann Admanias Narbe heftig zu schmerzen und sie hatte das Gefühl verbrennen zu müssen.
Dann geschahen zwei unglaubliche Dinge gleichzeitig: Zum einen ging Adamania plötzlich in Flammen auf, das Buch fiel zu Boden und sie verschwand innerhalb eines Moments und zum anderen öffnete Tesstjana Wolkenfels ihre Augen und schaute verwirrt in die Runde.
"TESS! Du LEBST!" schrie Miriam laut auf, brach ihren Tanz ab und stürmte tränenüberflutet auf ihre Geliebte zu, um sie nach einer langen, festen Umarmung zu küssen... doch es war nicht nur Tesstjana's Bewusstsein, welche dies wahrnahm.

---
Als Adamania die Augen öffnete, bemerkte sie zu allererst, dass sie sich ihre nun plötzlich körperlose Gestalt in einem Raum mit sieben Türen befand.
Aus einer der Türen blickte ihr eine wunderschöne Miriam entgegen, die gerade dabei war sie und doch gleichzeitig Tess zu küssen - aus einer anderen sah sie eine jüngere Ausgabe von Tesstjana Wolkenstein und Adamania erkannte, dass das die Tür zu den Kindheitserinnerungen von Tesstjana war - Was war passiert?
Sie schaute sich weiter im Raum um und erblickte eine Tür, die sich deutlich von den anderen sechs unterschied: Sie war verschlossen und von tiefschwarzer Farbe.
Langsam schritt Adamania auf die unheimliche Tür zu.
Es war, als schien sie leise Flüstergeräusche von sich geben, Adamania versuchte sich zu konzentrieren, immer wieder kam ihr Name und der von Miriam drin vor!
Als sie die Türklinke berührte, durchzuckte sie ein heftiger Schmerz und ließ sie zurückweichen. Erneut lauschte sie angestrengt dem Flüstern.
Dann nahm Adamania all ihren Mut zusammen, umfasste die Klinke... bereit, trotz des Schmerzes die düstere Tür zu öffnen, als plötzlich und kraftvoll die Stimme Tesstjanas durch den Wahrnehmungsraum hallte: "NICHT!!"
"Aber welche Tür soll ich dann wählen?", fragte sie und sah sich erneut im Raum um.

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"NICHT!!", dachte Tesstjana, bäumte sich reflexartig auf und stieß Miriam dabei unabsichtlich von sich.
Miriam stolperte und fiel, aber das machte ihr nichts aus - vielmehr sorgte sie sich um ihre Freundin und fragte sich, was zum Teufel gerade mit ihr geschah.
Sie staunte nicht schlecht, als Tesstjana mit einem gläsernen Blick fortfuhr: "Keine meiner Erinnerungen gehen dich etwas an... und was zum Teufel machst du in mir?"
Nun verstand auch Maginia, was mit ihrer Urenkelin geschehen war - ihr Bewusstsein war bei der Zeremonie in Tess' Körper gezogen worden und musste sich diesen nun mit Tesstjanas Bewusstsein teilen; um dies wieder rückgängig zu machen, müssten sie zuerst Adamanias Körper wiederfinden - nur war der soeben in Flammen aufgegangen und verschwunden.
"Tess... Tess, kannst du mit mir reden?", sagte Miriam verzweifelt und packte ihre Geliebte am Arm.
Gerade als Tess den Mund aufmachte, um zu antworten, stöhnte sie auf; ihre Augen begannen wie wild zu zucken und wechselten von Grün zu Nussbraun, denn Adamania versuchte in diesem Moment die Oberhand über Tess' Körper zu gewinnen, um den anderen ein Lebenszeichen von sich zu geben.
"Hilfe! Ich will hier raus!" kam es aus Tesstjanas Mund, aber es war Adamania, die sprach.
Miriam wechselte einen erschrockenen Blick mit Maginia und wandte sich dann an Adamania: "Heißt das, du bist in Tess' Körper gefangen? Hör zu, mach jetzt keine Dummheiten, wir finden eine Lösung, wie wir dich wieder herholen, aber bitte, bitte tu Tess Seele nichts, denn es könnte euch beiden schaden."

---

Inzwischen hallte ein belustigtes wie auch schadenfrohes kichern durch Miriams Schloss, das seinen Ursprung vor einem magischen Spiegel hatte - und umgeben von noch nachglühenden magischen Hexenzeichen und einem Hexenbuch neben Ihr liegend hockte Inge davor, die sich das Geschehen vor Maginias Hütte im Spiegel angeschaut hatte während sie einen eigenen Hexenzauber ausgesprochen hatte. Inge hatte nicht nur bewirkt, dass Adamanias Seele in Tess Körper verbannt wurde, nein, sie war nun Adamania selbst - jedenfalls sah sie so aus wie sie.
Immer noch vor sich hin kichernd nahm sie das Buch auf, wischte die magischen Zeichen auf dem Boden weg und ging zufrieden mit sich selbst in den Keller des Schlosses.
 

Chaos

Schneewittchen
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AW: Satz für Satz zur Geschichte II

Das große Hexentreffen auf dem Damalsberg stand an und Tesstjana Wolkenfels freute sich darüber in ihrer vor Energie und Lebenslust nur so sprudelnden Art und Weise - hatte sie neben ihren Pflichten als Bauernstochter doch auch die Übungen für die anstehende Prüfung regelmäßig ausgeführt. Nur noch etwas Krötenessenz ins Haar, dann ging es ab auf den Besen und auf in die Lüfte. Heute - endlich - würde ihr großer Tag werden.
Wenn da nicht ihre alte Rivalin, Adamania Dunkelstein, gewesen wäre - bereits im letzten Jahr hatte diese sie sowohl im Zaubertrank-Brauen als auch im großen Besenrennen knapp geschlagen; um sie danach auch noch wegen ihrer angeblich scheußlichen, altmodischen Kleidung zu verspotten!
Aber wenn ihr Plan aufging, dann würde die sie heute nicht erscheinen können, denn das hatte Tesstjana voller Eifer versucht zu verhindern.
Da Adamania ohnehin die wohl eitelste Hexe aller Zeiten war, hatte Tesstjana gestern nur einen kleinen "Schönheitszauber" an ihr testen müssen - der würde dann hoffentlich das Übrige erledigen.
Kichernd flog sie über Wiesen und Felder, die Abendsonne verströmte wundervolles Licht und Tesstjana dachte voller Vorfreude an das Treffen auf dem Damalsberg.

Plötzlich ging ein Ruck durch Tesstjana, sie verlor das Gleichgewicht und ließ dabei unwillkürlich den Besenstil los. Sofort geriet der Flugapparat ins Trudeln und die wohl vielversprechendste Anwärterin auf den Junghexenehrenpreis wäre vermutlich an den Hängen des Morgenberges wie ein rohes Ei zerplatzt, hätte sie nicht im letzten Moment mit beiden Händen den Stil wieder hochgerissen. Dicht über den Felsen, kaum ein Fingerbreit Luft dazwischen, raste sie wie eine Rakete im halsbrecherischen Tempo zum Gipfel empor. Sie unterdrückte den Schmerz, als ein oder zwei spitze Steine ihre Knie aufschürften. Dann endlich, es schien Tesstjana schon wie eine Ewigkeit, schoß sie über dem Bergkamm hinaus, nicht ohne dass ihr Besen bei diesem Manöver einbüßen mußte.
Allmählich wurde der Flug Richtung Damalsberg wieder ruhiger und sie begann sich zu fragen, wie dieser Beinahe-Absturz nur geschehen konnte.

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Zur gleichen Zeit bereitete sich Lady Miriam von Dämmerstein, Lordstochter und heimliche Geliebte Tesstjanas, auf dem Schloss ihres Vaters ihren eigenen Abflug zum Damalsberg vor.
Plötzlich war in der Eingangshalle ein unheimliches Gepolter und Geschreie zu vernehmen und die verwunderte Hexe beschloss, herauszufinden, was denn da unten soviel Chaos verursachte.
Es erinnerte sie an ihre Freundin, die mit ihren verrückten Einfällen und ihrer Tollpatschigkeit selbst im jugendlichen Alter von 16 Jahren jeder Achtjährigen Konkurrenz machen konnte - und wirklich, es war Tesstjana, die einen Abstecher bei ihrer Freundin machen wollte, um sie abzuholen... und beim Anflug in ein Fenster gekracht war! Sie lag nun mit vielen Schnittwunden am Boden. Miriam rannte erschrocken zu ihr und rief: "Tess, geht es dir gut?" "Bei den sieben runzeligen Kröten, dieser Besen will mich umbringen; ich weiß auch nicht, warum, aber auf einmal wollte er mir einfach nicht mehr gehorchen", ächzte Tesstjana, während sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufsetzte. "Ich hatte ihn gerade wieder unter Kontrolle, da raste ich auch schon mit bahnbrechender Geschwindigkeit in dein Fenster....Tut mir echt leid."

Miriam wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte, und so half sie ihrer Freundin auf die Beine, untersuchte kurz die Schnittwunden und begann dann geheimnisvolle Sprüche zu murmeln, brach aber ab, versuchte es wieder und fluchte schließlich laut auf: "Das sind keine normalen Wunden, die du da hast!!!"
Tesstjanas Augen wurden vor Schreck so groß wie Hühnereier. Das konnte nur bedeuten, dass sie mit einem Fluch belegt worden war!
"Keine Angst, Liebes!", versuchte Katja sie zu beruhigen, "Ich kenne jemanden, der uns helfen kann. Los, steig hinten auf meinen Besen auf!"
Leicht schwankend nahm Tesstjana auf dem hinteren Ende von Miriam's goldverzierten Besen Platz. Zur Sicherheit band diese noch ein magisches Seil um Tess' Leib, damit sie nicht runter fiel, falls sie das Bewusstsein verlieren sollte.
Schnell informierte Miriam noch das Hausmädchen, dann gab sie ihrem Besen den Befehl so schnell wie möglich zu Maginia Dunkelstein zu fliegen - die weiseste Hexe in der Nähe und obendrein Adamanias Urgroßmutter. Vielleicht hatte sie Glück und Maginia war noch nicht zum Hexentreffen aufgebrochen.

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Unterdessen hatten sich schon einige Hexen, vor allem der Ältestenrat, auf dem Damalsberg eingefunden und waren vergnügt dabei, sich zu begrüßen und unterhalten, als es plötzlich wutentbrannt ertönte:
"Ich verlange durch öffentlichen Antrag, dass Tesstjana Wolkenfels, dieser Nichtsnutz vom Halderhof, aus der Hexengemeinschaft ausgeschlossen wird - und zwar für immer!"
Die keifende Stimme gehörte Adamania Dunkelstein, die mit einer hässlichen Narbe, welche sich über ihr ganzes Gesicht zog, auf den Platz gestürmt war und nun verzweifelt versuchte, sich Gehör beim Ältestenrat zu verschaffen.
"Seht nur was diese Ausgeburt der Hölle mit meinem makellosen Gesicht angestellt hat! Ja, ganz richtig, das ist eine hässliche Narbe und die habe ich nur ihr zu verdanken!", schrie sie und lief vor Wut so rot an, dass die Narbe heftig pulsierte und ihr Gesicht noch mehr verunstaltete.
Einige Hexen wichen erschrocken zurück, andere konnten sich ein Lachen nicht verkneifen... allerdings hinter vorgehaltener Hand, da Adamania in Maginia schließlich eine Urgroßmutter hatte, die hohes Ansehen unter allen Hexen genoss, auch wenn sie nicht zum Ältestenrat gehörte. Doch die Hexen drehten sich verblüfft um - es wa Maginia persönlich, die schallend lachend auf sie zukam und rief:
"Ach Adamania, das war doch nur ein einfacher Unschönheitszauber! Den kann Tesstjana - wenn auch nur sie allein - ganz leicht wieder rückgängig machen!"
Adamania erblasste.
"Du meinst, ich soll diese grauenhafte Person darum bitten, das hier rückgängig zu machen? Niemals!"
In Adamanias Kopf spielte sich zudem noch etwas ganz anderes ab - sie hatte einen schwarzen Fluch auf ihre Rivalin gelegt, um es ihr heimzuzahlen. Und wenn Adamania richtig lag und Tesstjana nicht besonders Glück gehabt hatte, dann würde sie einige Zeit Erholung brauchen, bis sie diesen Schönheitszauber wieder rückgängig machen könnte.
Verzweifelt blickte sie sich um und hoffte für einen kurzen Moment inständig - so komisch es auch klingen mochte - dass ihr Fluch fehlgeschlagen war und Tesstjana im nächsten Moment wohlbehalten hier landen würde, um diese scheußliche Narbe wieder verschwinden zu lassen.

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Miriam war mit Tesstjana im Schlepptau unterdessen zur alten Hütte von Maginia Dunkelstein geflogen - doch sie fanden es verlassen vor und Tasstjana ging es immer schlechter, sie atmete nur noch stoßweise und ihr brach kalter Schweiß auf der Stirn aus - Falls sie nicht bald Hilfe bekam würde es richtig heikel werden. Miriam, die schon ganz verzweifelt war vor Sorge um ihre sterbende Begleiterin - denn sterben würde sie mit Sicherheit, wenn ihr nicht bald Hilfe zuteil wurde -, durchschritt panisch die Hütte der alten Maginia, durchwühlte Truhen und blätterte in alten, verstaubten Hexenbüchern, aber nichts schien auch nur den Anschein von möglicher Hilfe zu erwecken.

---

Adamanias Antrag schien für die Hexen aus dem Kreis der Ältesten erledigt und die Hexen fingen an, sich zu zerstreuen, um sich auf die bevorstehenden Rennen vorzubereiten - doch Maginia hatte Adamanias erbleichendes Gesicht bemerkt und als niemand mehr in der Nähe der beiden zu sein schien schritt sie auf sie zu und fragte ihre Urenkelin was das alles zu bedeuten hatte. Unter dem strengen Blick ihrer Urgroßmutter begann Adamania zu stottern:
"I-i-i-chm, ähm, also, w-w-w-w-arum schaust du mich s-so streng an, i-i-i-ch, hab doch n-n-nichts getan, ich habe nichts, rein gar nichts damit zu tun, geschweige denn habe ich Rache geübt, o-o-oder was du jetzt auch d-denken magst."

"WAS hast du getan?" fragte die Großmutter ein zweites Mal und sie betrachtete besorgt das aufglühende Gesicht ihrer Enkelin - die Narbe schien sich grünlich zu verfärben - und die weise Maginia wusste was das zu bedeuten hatte: Wenn die Person, die einen Zauber ausgeführt hatte, an den Folgen eines Fluches starb, dann wurde derjenige, auf den der Zauber abgezielt hatte diesen nie mehr los; wenn es wie in Adamania's Beispiel ein Unschönheitszauber war, dann verfärbten sich die Auswirkungen zunächst grün, bis sie schlussendlich schwarz oder rot wurden. Kein Zweifel - Tesstjana musste im Sterben liegen!

Schockiert blickte Maginia in die Augen ihrer Enkelin und sprach: "Sag nichts mehr, ich weiß was du getan hast und das wird vielleicht schlimme Folgen haben - wie konntest du nur so töricht sein und wegen einer kleinen Narbe wie dieser einen mächtigen Fluch aussprechen? Und so etwas kommt von meiner Urenkelin; ich bin enttäuscht, zutiefst enttäuscht Adamania! Weißt denn zumindest, was dieser Fluch genau anrichtet? Schnell, sag es mir, damit ich herausfinden kann, ob überhaupt noch Hoffnung für Tesstjana besteht."

Adamania begann unter Tränen von ihrem ausgeführten Fluch zu erzählen - sie hatte ihn aus einem der Bücher ihrer Urgoßmutter einmal abgeschrieben, sich aber die genaue Wirkung nicht gemerkt - sie hatte nur versucht all ihre Wut mit in den Fluch zu legen.
"Gnade, Gnade dir Kind, dass das nicht einer dieser uralten Dämonen-Flüche war!", knurrte Maginia "Denn dann gibt es fast keine Hoffnung mehr! Wir werde jetzt unverzüglich nach Tesstjana suchen!"
"Ich weiß noch, dass ich mir vorgestellt habe, wie sie in meinen Spiegel fliegt und mein Spiegelbild so nicht mehr zu sehen ist, dann habe ich kurz den Anschluss vergessen..." schluchzte Adamania unter dem bohrenden Blick ihrer Großmutter. Diese erwiderte: "Dann ist sie vielleicht irgendwo in ein andere spiegelnde Scheibe geflogen, konzentrier dich Mädchen und sag mir wo ... sie ... ist... ! Geh in dich rein und fühle deine Wut und die Richtung, in die sie Tesstjana wahrscheinlich gelenkt hat."

Bei dieser Aufforderung errötete Adamania, denn sie erinnerte sich plötzlich, dass ihre Gedanken beim Ausüben des Fluches zu Miriam von Dämmerstein abgeschweift waren - sie hatte an ihr schönes Gesicht gedacht, die wohlgeformten Lippen immer bereit sich zu einem fröhlichen, so wundervoll klingenden Lachen zu öffnen, dass Adamania ganz verrückt danach war, es immer und immer wieder zu hören - nur leider liebte Miriam Tesstjana, weswegen sie sich nichts sehnlicher wünschte, dass diese endlich ein für alle Mal von der Bildfläche verschwinden würde!
"Nun?" Der Ton von Maginia schien sanfter zu werden, sie war schon immer gut darin gewesen, Adamanias Gefühlen zuzuhören und obwohl ihre Großmutter oft streng wirkte, war sie die einzige Person, der sie anvertraut hatte, dass sie Frauen lieber mochte als Männer.
"Ich denke sie ist bei Miriam..." flüsterte Adamania.

So schnell es ging stiegen die beiden auf ihren Besen und flogen zu Schloss Dämmerstein, wo sie das Hausmädchen Inge fanden, welche gerade dabei war, die Fensterscheibe zu reparieren. Inge gab ihnen die Auskunft, dass Lady Miriam und Tesstjana bereits vor kurzer Zeit abgereist waren - Tesstjana wäre dabei besonders wackelig auf den Beinen und nicht mehr in der Lage zu fliegen gewesen.
Adamania begann zu wimmern - als sie die Glascheibe mit den Blutspritzern gesehen hatte, war ihr endlich bewusst geworden, was sie da eigentlich gemacht hatte! Sie hatte versucht einen Menschen umzubringen - vielleicht nicht mit Absicht, aber auch wenn sie im Augenblick furchtbar wütend auf Tesstjana war - sie wollte sicher nicht, dass sie starb.
Doch für übermäßige Trauer blieb keine Zeit und so machten sich beide Hexen wieder auf den Weg - diesmal zu Maginias Hexenhütte, denn es erschien der alten Hexe am wahrscheinlichsten, dass Miriam bei ihr hatte Hilfe holen wollen, da sie die einzige mächtige Hexe in der Nähe war.

---

Miriam war unterdessen vollkommen verzweifelt - Tesstjana hatte ihr Bewusstsein bereits verloren. Die sonst so energiegeladene junge Hexe, die sie liebte, wich einer bleichen, mit Blut befleckten und vollkommen stummen Tess - Miriam wusste weder ein noch aus, setzte sich unter den Baum neben Maginias Hütte, bettete Tess Kopf auf ihre Beine und begann zu weinen.

Ihr herzzerreißendes Schluchzen wurde abrupt vom energischen Rufen der alten Maginia gestört, welche sich zusammen mit Adamania auf ihren Besen reitend im Landeanflug befand. Als sie den Boden berührte, begann sie mit krächzender Stimme zu dirigieren: "Schnell, Adamania, hol das alte Hexenbuch und die magische Kreide, um einen Zauberkreis zu zeichnen. Die, welche auch auf Gras zeichnet!" Sie wandte sich eilig Miriam zu: "Und du hör auf zu heulen, dadurch überlebt Tess bestimmt nicht! Leg sie hier auf den Boden - ja genau dort. Und nun Adamania, konzentrierst du dich und versuchst ernsthaft deine Taten zu bereuen; am besten denkst du jetzt an die guten Seiten von Tess, damit wir sie überhaupt wieder zum Leben erwecken, denn wenn ich mich nicht täusche...", dabei beäugte sie Tesstjana kritisch und entdeckte den schwazstich im Weiß ihres Augapfels, "...bleiben uns nur noch wenige Minuten!"

Die Mädchen versuchten die Anweisungen so gut es ging zu erfüllen. Adamania rannte in die Hütte und fand das Hexenbuch und die Kreide mit einem Griff. Als sie Tesstjana auf Miriams Schoß gebettet unter dem Baum gesehen hatte, gab ihr das einen kleinen Stich der Eifersucht. Doch jetzt wollte sie Miriam nur noch glücklich sehen - und Tess lebendig!
Ihr wurde plötzlich bewusst, dass die Ärgereien mit Tess eigentlich immer nur Spaß gewesen waren und dass sie die kleine stupsnasige Frohnatur nicht immer hasste.
Als Tess also im Zauberkreis lag, begannen Miriam und Maginia einen zeremoniellen Hexentanz um die Sterbende, während Admania am Rand gleichzeitig einen komplizierten Spruch aus dem schweren, verstaubten Zauberbuch rezitierte und daran dachte, dass die Rivalität zwischen ihr und Tess nur bestand, weil sie sich so ähnlich waren - sie liebten beide schnelle Besenritte, Hexenduelle und wilde Tänze. Eigentlich fand Adamania sich oft in Tess wieder, aber gleichzeitig hasste sie es, wenn sie irgendwo besser war als sie, weil sie eigentlich auf dem gleichen Stand waren, und sie war sich fast sicher, dass es Tesstjana genauso gehen musste.

Plötzlich begann Admanias Narbe heftig zu schmerzen und sie hatte das Gefühl verbrennen zu müssen.
Dann geschahen zwei unglaubliche Dinge gleichzeitig: Zum einen ging Adamania plötzlich in Flammen auf, das Buch fiel zu Boden und sie verschwand innerhalb eines Moments und zum anderen öffnete Tesstjana Wolkenfels ihre Augen und schaute verwirrt in die Runde.
"TESS! Du LEBST!" schrie Miriam laut auf, brach ihren Tanz ab und stürmte tränenüberflutet auf ihre Geliebte zu, um sie nach einer langen, festen Umarmung zu küssen... doch es war nicht nur Tesstjana's Bewusstsein, welche dies wahrnahm.

---
Als Adamania die Augen öffnete, bemerkte sie zu allererst, dass sie sich ihre nun plötzlich körperlose Gestalt in einem Raum mit sieben Türen befand.
Aus einer der Türen blickte ihr eine wunderschöne Miriam entgegen, die gerade dabei war sie und doch gleichzeitig Tess zu küssen - aus einer anderen sah sie eine jüngere Ausgabe von Tesstjana Wolkenstein und Adamania erkannte, dass das die Tür zu den Kindheitserinnerungen von Tesstjana war - Was war passiert?
Sie schaute sich weiter im Raum um und erblickte eine Tür, die sich deutlich von den anderen sechs unterschied: Sie war verschlossen und von tiefschwarzer Farbe.
Langsam schritt Adamania auf die unheimliche Tür zu.
Es war, als schien sie leise Flüstergeräusche von sich geben, Adamania versuchte sich zu konzentrieren, immer wieder kam ihr Name und der von Miriam drin vor!
Als sie die Türklinke berührte, durchzuckte sie ein heftiger Schmerz und ließ sie zurückweichen. Erneut lauschte sie angestrengt dem Flüstern.
Dann nahm Adamania all ihren Mut zusammen, umfasste die Klinke... bereit, trotz des Schmerzes die düstere Tür zu öffnen, als plötzlich und kraftvoll die Stimme Tesstjanas durch den Wahrnehmungsraum hallte: "NICHT!!"
"Aber welche Tür soll ich dann wählen?", fragte sie und sah sich erneut im Raum um.

-----

"NICHT!!", dachte Tesstjana, bäumte sich reflexartig auf und stieß Miriam dabei unabsichtlich von sich.
Miriam stolperte und fiel, aber das machte ihr nichts aus - vielmehr sorgte sie sich um ihre Freundin und fragte sich, was zum Teufel gerade mit ihr geschah.
Sie staunte nicht schlecht, als Tesstjana mit einem gläsernen Blick fortfuhr: "Keine meiner Erinnerungen gehen dich etwas an... und was zum Teufel machst du in mir?"
Nun verstand auch Maginia, was mit ihrer Urenkelin geschehen war - ihr Bewusstsein war bei der Zeremonie in Tess' Körper gezogen worden und musste sich diesen nun mit Tesstjanas Bewusstsein teilen; um dies wieder rückgängig zu machen, müssten sie zuerst Adamanias Körper wiederfinden - nur war der soeben in Flammen aufgegangen und verschwunden.
"Tess... Tess, kannst du mit mir reden?", sagte Miriam verzweifelt und packte ihre Geliebte am Arm.
Gerade als Tess den Mund aufmachte, um zu antworten, stöhnte sie auf; ihre Augen begannen wie wild zu zucken und wechselten von Grün zu Nussbraun, denn Adamania versuchte in diesem Moment die Oberhand über Tess' Körper zu gewinnen, um den anderen ein Lebenszeichen von sich zu geben.
"Hilfe! Ich will hier raus!" kam es aus Tesstjanas Mund, aber es war Adamania, die sprach.
Miriam wechselte einen erschrockenen Blick mit Maginia und wandte sich dann an Adamania: "Heißt das, du bist in Tess' Körper gefangen? Hör zu, mach jetzt keine Dummheiten, wir finden eine Lösung, wie wir dich wieder herholen, aber bitte, bitte tu Tess Seele nichts, denn es könnte euch beiden schaden."

---

Inzwischen hallte ein belustigtes wie auch schadenfrohes kichern durch Miriams Schloss, das seinen Ursprung vor einem magischen Spiegel hatte - und umgeben von noch nachglühenden magischen Hexenzeichen und einem Hexenbuch neben Ihr liegend hockte Inge davor, die sich das Geschehen vor Maginias Hütte im Spiegel angeschaut hatte während sie einen eigenen Hexenzauber ausgesprochen hatte. Inge hatte nicht nur bewirkt, dass Adamanias Seele in Tess Körper verbannt wurde, nein, sie war nun Adamania selbst - jedenfalls sah sie so aus wie sie.
Immer noch vor sich hin kichernd nahm sie das Buch auf, wischte die magischen Zeichen auf dem Boden weg und ging zufrieden mit sich selbst in den Keller des Schlosses. Nun musste sie nur noch ihren Besen finden und dann...ja, dann würde sich alles von Grund auf ändern.
 

Lupin Wolf

Klaus S. - The Evil Master of Deasaster
Sprechprobe
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AW: Satz für Satz zur Geschichte II

Das große Hexentreffen auf dem Damalsberg stand an und Tesstjana Wolkenfels freute sich darüber in ihrer vor Energie und Lebenslust nur so sprudelnden Art und Weise - hatte sie neben ihren Pflichten als Bauernstochter doch auch die Übungen für die anstehende Prüfung regelmäßig ausgeführt. Nur noch etwas Krötenessenz ins Haar, dann ging es ab auf den Besen und auf in die Lüfte. Heute - endlich - würde ihr großer Tag werden.
Wenn da nicht ihre alte Rivalin, Adamania Dunkelstein, gewesen wäre - bereits im letzten Jahr hatte diese sie sowohl im Zaubertrank-Brauen als auch im großen Besenrennen knapp geschlagen; um sie danach auch noch wegen ihrer angeblich scheußlichen, altmodischen Kleidung zu verspotten!
Aber wenn ihr Plan aufging, dann würde die sie heute nicht erscheinen können, denn das hatte Tesstjana voller Eifer versucht zu verhindern.
Da Adamania ohnehin die wohl eitelste Hexe aller Zeiten war, hatte Tesstjana gestern nur einen kleinen "Schönheitszauber" an ihr testen müssen - der würde dann hoffentlich das Übrige erledigen.
Kichernd flog sie über Wiesen und Felder, die Abendsonne verströmte wundervolles Licht und Tesstjana dachte voller Vorfreude an das Treffen auf dem Damalsberg.

Plötzlich ging ein Ruck durch Tesstjana, sie verlor das Gleichgewicht und ließ dabei unwillkürlich den Besenstil los. Sofort geriet der Flugapparat ins Trudeln und die wohl vielversprechendste Anwärterin auf den Junghexenehrenpreis wäre vermutlich an den Hängen des Morgenberges wie ein rohes Ei zerplatzt, hätte sie nicht im letzten Moment mit beiden Händen den Stil wieder hochgerissen. Dicht über den Felsen, kaum ein Fingerbreit Luft dazwischen, raste sie wie eine Rakete im halsbrecherischen Tempo zum Gipfel empor. Sie unterdrückte den Schmerz, als ein oder zwei spitze Steine ihre Knie aufschürften. Dann endlich, es schien Tesstjana schon wie eine Ewigkeit, schoß sie über dem Bergkamm hinaus, nicht ohne dass ihr Besen bei diesem Manöver einbüßen mußte.
Allmählich wurde der Flug Richtung Damalsberg wieder ruhiger und sie begann sich zu fragen, wie dieser Beinahe-Absturz nur geschehen konnte.

---

Zur gleichen Zeit bereitete sich Lady Miriam von Dämmerstein, Lordstochter und heimliche Geliebte Tesstjanas, auf dem Schloss ihres Vaters ihren eigenen Abflug zum Damalsberg vor.
Plötzlich war in der Eingangshalle ein unheimliches Gepolter und Geschreie zu vernehmen und die verwunderte Hexe beschloss, herauszufinden, was denn da unten soviel Chaos verursachte.
Es erinnerte sie an ihre Freundin, die mit ihren verrückten Einfällen und ihrer Tollpatschigkeit selbst im jugendlichen Alter von 16 Jahren jeder Achtjährigen Konkurrenz machen konnte - und wirklich, es war Tesstjana, die einen Abstecher bei ihrer Freundin machen wollte, um sie abzuholen... und beim Anflug in ein Fenster gekracht war! Sie lag nun mit vielen Schnittwunden am Boden. Miriam rannte erschrocken zu ihr und rief: "Tess, geht es dir gut?" "Bei den sieben runzeligen Kröten, dieser Besen will mich umbringen; ich weiß auch nicht, warum, aber auf einmal wollte er mir einfach nicht mehr gehorchen", ächzte Tesstjana, während sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufsetzte. "Ich hatte ihn gerade wieder unter Kontrolle, da raste ich auch schon mit bahnbrechender Geschwindigkeit in dein Fenster....Tut mir echt leid."

Miriam wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte, und so half sie ihrer Freundin auf die Beine, untersuchte kurz die Schnittwunden und begann dann geheimnisvolle Sprüche zu murmeln, brach aber ab, versuchte es wieder und fluchte schließlich laut auf: "Das sind keine normalen Wunden, die du da hast!!!"
Tesstjanas Augen wurden vor Schreck so groß wie Hühnereier. Das konnte nur bedeuten, dass sie mit einem Fluch belegt worden war!
"Keine Angst, Liebes!", versuchte Katja sie zu beruhigen, "Ich kenne jemanden, der uns helfen kann. Los, steig hinten auf meinen Besen auf!"
Leicht schwankend nahm Tesstjana auf dem hinteren Ende von Miriam's goldverzierten Besen Platz. Zur Sicherheit band diese noch ein magisches Seil um Tess' Leib, damit sie nicht runter fiel, falls sie das Bewusstsein verlieren sollte.
Schnell informierte Miriam noch das Hausmädchen, dann gab sie ihrem Besen den Befehl so schnell wie möglich zu Maginia Dunkelstein zu fliegen - die weiseste Hexe in der Nähe und obendrein Adamanias Urgroßmutter. Vielleicht hatte sie Glück und Maginia war noch nicht zum Hexentreffen aufgebrochen.

---

Unterdessen hatten sich schon einige Hexen, vor allem der Ältestenrat, auf dem Damalsberg eingefunden und waren vergnügt dabei, sich zu begrüßen und unterhalten, als es plötzlich wutentbrannt ertönte:
"Ich verlange durch öffentlichen Antrag, dass Tesstjana Wolkenfels, dieser Nichtsnutz vom Halderhof, aus der Hexengemeinschaft ausgeschlossen wird - und zwar für immer!"
Die keifende Stimme gehörte Adamania Dunkelstein, die mit einer hässlichen Narbe, welche sich über ihr ganzes Gesicht zog, auf den Platz gestürmt war und nun verzweifelt versuchte, sich Gehör beim Ältestenrat zu verschaffen.
"Seht nur was diese Ausgeburt der Hölle mit meinem makellosen Gesicht angestellt hat! Ja, ganz richtig, das ist eine hässliche Narbe und die habe ich nur ihr zu verdanken!", schrie sie und lief vor Wut so rot an, dass die Narbe heftig pulsierte und ihr Gesicht noch mehr verunstaltete.
Einige Hexen wichen erschrocken zurück, andere konnten sich ein Lachen nicht verkneifen... allerdings hinter vorgehaltener Hand, da Adamania in Maginia schließlich eine Urgroßmutter hatte, die hohes Ansehen unter allen Hexen genoss, auch wenn sie nicht zum Ältestenrat gehörte. Doch die Hexen drehten sich verblüfft um - es wa Maginia persönlich, die schallend lachend auf sie zukam und rief:
"Ach Adamania, das war doch nur ein einfacher Unschönheitszauber! Den kann Tesstjana - wenn auch nur sie allein - ganz leicht wieder rückgängig machen!"
Adamania erblasste.
"Du meinst, ich soll diese grauenhafte Person darum bitten, das hier rückgängig zu machen? Niemals!"
In Adamanias Kopf spielte sich zudem noch etwas ganz anderes ab - sie hatte einen schwarzen Fluch auf ihre Rivalin gelegt, um es ihr heimzuzahlen. Und wenn Adamania richtig lag und Tesstjana nicht besonders Glück gehabt hatte, dann würde sie einige Zeit Erholung brauchen, bis sie diesen Schönheitszauber wieder rückgängig machen könnte.
Verzweifelt blickte sie sich um und hoffte für einen kurzen Moment inständig - so komisch es auch klingen mochte - dass ihr Fluch fehlgeschlagen war und Tesstjana im nächsten Moment wohlbehalten hier landen würde, um diese scheußliche Narbe wieder verschwinden zu lassen.

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Miriam war mit Tesstjana im Schlepptau unterdessen zur alten Hütte von Maginia Dunkelstein geflogen - doch sie fanden es verlassen vor und Tasstjana ging es immer schlechter, sie atmete nur noch stoßweise und ihr brach kalter Schweiß auf der Stirn aus - Falls sie nicht bald Hilfe bekam würde es richtig heikel werden. Miriam, die schon ganz verzweifelt war vor Sorge um ihre sterbende Begleiterin - denn sterben würde sie mit Sicherheit, wenn ihr nicht bald Hilfe zuteil wurde -, durchschritt panisch die Hütte der alten Maginia, durchwühlte Truhen und blätterte in alten, verstaubten Hexenbüchern, aber nichts schien auch nur den Anschein von möglicher Hilfe zu erwecken.

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Adamanias Antrag schien für die Hexen aus dem Kreis der Ältesten erledigt und die Hexen fingen an, sich zu zerstreuen, um sich auf die bevorstehenden Rennen vorzubereiten - doch Maginia hatte Adamanias erbleichendes Gesicht bemerkt und als niemand mehr in der Nähe der beiden zu sein schien schritt sie auf sie zu und fragte ihre Urenkelin was das alles zu bedeuten hatte. Unter dem strengen Blick ihrer Urgroßmutter begann Adamania zu stottern:
"I-i-i-chm, ähm, also, w-w-w-w-arum schaust du mich s-so streng an, i-i-i-ch, hab doch n-n-nichts getan, ich habe nichts, rein gar nichts damit zu tun, geschweige denn habe ich Rache geübt, o-o-oder was du jetzt auch d-denken magst."

"WAS hast du getan?" fragte die Großmutter ein zweites Mal und sie betrachtete besorgt das aufglühende Gesicht ihrer Enkelin - die Narbe schien sich grünlich zu verfärben - und die weise Maginia wusste was das zu bedeuten hatte: Wenn die Person, die einen Zauber ausgeführt hatte, an den Folgen eines Fluches starb, dann wurde derjenige, auf den der Zauber abgezielt hatte diesen nie mehr los; wenn es wie in Adamania's Beispiel ein Unschönheitszauber war, dann verfärbten sich die Auswirkungen zunächst grün, bis sie schlussendlich schwarz oder rot wurden. Kein Zweifel - Tesstjana musste im Sterben liegen!

Schockiert blickte Maginia in die Augen ihrer Enkelin und sprach: "Sag nichts mehr, ich weiß was du getan hast und das wird vielleicht schlimme Folgen haben - wie konntest du nur so töricht sein und wegen einer kleinen Narbe wie dieser einen mächtigen Fluch aussprechen? Und so etwas kommt von meiner Urenkelin; ich bin enttäuscht, zutiefst enttäuscht Adamania! Weißt denn zumindest, was dieser Fluch genau anrichtet? Schnell, sag es mir, damit ich herausfinden kann, ob überhaupt noch Hoffnung für Tesstjana besteht."

Adamania begann unter Tränen von ihrem ausgeführten Fluch zu erzählen - sie hatte ihn aus einem der Bücher ihrer Urgoßmutter einmal abgeschrieben, sich aber die genaue Wirkung nicht gemerkt - sie hatte nur versucht all ihre Wut mit in den Fluch zu legen.
"Gnade, Gnade dir Kind, dass das nicht einer dieser uralten Dämonen-Flüche war!", knurrte Maginia "Denn dann gibt es fast keine Hoffnung mehr! Wir werde jetzt unverzüglich nach Tesstjana suchen!"
"Ich weiß noch, dass ich mir vorgestellt habe, wie sie in meinen Spiegel fliegt und mein Spiegelbild so nicht mehr zu sehen ist, dann habe ich kurz den Anschluss vergessen..." schluchzte Adamania unter dem bohrenden Blick ihrer Großmutter. Diese erwiderte: "Dann ist sie vielleicht irgendwo in ein andere spiegelnde Scheibe geflogen, konzentrier dich Mädchen und sag mir wo ... sie ... ist... ! Geh in dich rein und fühle deine Wut und die Richtung, in die sie Tesstjana wahrscheinlich gelenkt hat."

Bei dieser Aufforderung errötete Adamania, denn sie erinnerte sich plötzlich, dass ihre Gedanken beim Ausüben des Fluches zu Miriam von Dämmerstein abgeschweift waren - sie hatte an ihr schönes Gesicht gedacht, die wohlgeformten Lippen immer bereit sich zu einem fröhlichen, so wundervoll klingenden Lachen zu öffnen, dass Adamania ganz verrückt danach war, es immer und immer wieder zu hören - nur leider liebte Miriam Tesstjana, weswegen sie sich nichts sehnlicher wünschte, dass diese endlich ein für alle Mal von der Bildfläche verschwinden würde!
"Nun?" Der Ton von Maginia schien sanfter zu werden, sie war schon immer gut darin gewesen, Adamanias Gefühlen zuzuhören und obwohl ihre Großmutter oft streng wirkte, war sie die einzige Person, der sie anvertraut hatte, dass sie Frauen lieber mochte als Männer.
"Ich denke sie ist bei Miriam..." flüsterte Adamania.

So schnell es ging stiegen die beiden auf ihren Besen und flogen zu Schloss Dämmerstein, wo sie das Hausmädchen Inge fanden, welche gerade dabei war, die Fensterscheibe zu reparieren. Inge gab ihnen die Auskunft, dass Lady Miriam und Tesstjana bereits vor kurzer Zeit abgereist waren - Tesstjana wäre dabei besonders wackelig auf den Beinen und nicht mehr in der Lage zu fliegen gewesen.
Adamania begann zu wimmern - als sie die Glascheibe mit den Blutspritzern gesehen hatte, war ihr endlich bewusst geworden, was sie da eigentlich gemacht hatte! Sie hatte versucht einen Menschen umzubringen - vielleicht nicht mit Absicht, aber auch wenn sie im Augenblick furchtbar wütend auf Tesstjana war - sie wollte sicher nicht, dass sie starb.
Doch für übermäßige Trauer blieb keine Zeit und so machten sich beide Hexen wieder auf den Weg - diesmal zu Maginias Hexenhütte, denn es erschien der alten Hexe am wahrscheinlichsten, dass Miriam bei ihr hatte Hilfe holen wollen, da sie die einzige mächtige Hexe in der Nähe war.

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Miriam war unterdessen vollkommen verzweifelt - Tesstjana hatte ihr Bewusstsein bereits verloren. Die sonst so energiegeladene junge Hexe, die sie liebte, wich einer bleichen, mit Blut befleckten und vollkommen stummen Tess - Miriam wusste weder ein noch aus, setzte sich unter den Baum neben Maginias Hütte, bettete Tess Kopf auf ihre Beine und begann zu weinen.

Ihr herzzerreißendes Schluchzen wurde abrupt vom energischen Rufen der alten Maginia gestört, welche sich zusammen mit Adamania auf ihren Besen reitend im Landeanflug befand. Als sie den Boden berührte, begann sie mit krächzender Stimme zu dirigieren: "Schnell, Adamania, hol das alte Hexenbuch und die magische Kreide, um einen Zauberkreis zu zeichnen. Die, welche auch auf Gras zeichnet!" Sie wandte sich eilig Miriam zu: "Und du hör auf zu heulen, dadurch überlebt Tess bestimmt nicht! Leg sie hier auf den Boden - ja genau dort. Und nun Adamania, konzentrierst du dich und versuchst ernsthaft deine Taten zu bereuen; am besten denkst du jetzt an die guten Seiten von Tess, damit wir sie überhaupt wieder zum Leben erwecken, denn wenn ich mich nicht täusche...", dabei beäugte sie Tesstjana kritisch und entdeckte den schwazstich im Weiß ihres Augapfels, "...bleiben uns nur noch wenige Minuten!"

Die Mädchen versuchten die Anweisungen so gut es ging zu erfüllen. Adamania rannte in die Hütte und fand das Hexenbuch und die Kreide mit einem Griff. Als sie Tesstjana auf Miriams Schoß gebettet unter dem Baum gesehen hatte, gab ihr das einen kleinen Stich der Eifersucht. Doch jetzt wollte sie Miriam nur noch glücklich sehen - und Tess lebendig!
Ihr wurde plötzlich bewusst, dass die Ärgereien mit Tess eigentlich immer nur Spaß gewesen waren und dass sie die kleine stupsnasige Frohnatur nicht immer hasste.
Als Tess also im Zauberkreis lag, begannen Miriam und Maginia einen zeremoniellen Hexentanz um die Sterbende, während Admania am Rand gleichzeitig einen komplizierten Spruch aus dem schweren, verstaubten Zauberbuch rezitierte und daran dachte, dass die Rivalität zwischen ihr und Tess nur bestand, weil sie sich so ähnlich waren - sie liebten beide schnelle Besenritte, Hexenduelle und wilde Tänze. Eigentlich fand Adamania sich oft in Tess wieder, aber gleichzeitig hasste sie es, wenn sie irgendwo besser war als sie, weil sie eigentlich auf dem gleichen Stand waren, und sie war sich fast sicher, dass es Tesstjana genauso gehen musste.

Plötzlich begann Admanias Narbe heftig zu schmerzen und sie hatte das Gefühl verbrennen zu müssen.
Dann geschahen zwei unglaubliche Dinge gleichzeitig: Zum einen ging Adamania plötzlich in Flammen auf, das Buch fiel zu Boden und sie verschwand innerhalb eines Moments und zum anderen öffnete Tesstjana Wolkenfels ihre Augen und schaute verwirrt in die Runde.
"TESS! Du LEBST!" schrie Miriam laut auf, brach ihren Tanz ab und stürmte tränenüberflutet auf ihre Geliebte zu, um sie nach einer langen, festen Umarmung zu küssen... doch es war nicht nur Tesstjana's Bewusstsein, welche dies wahrnahm.

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Als Adamania die Augen öffnete, bemerkte sie zu allererst, dass sie sich ihre nun plötzlich körperlose Gestalt in einem Raum mit sieben Türen befand.
Aus einer der Türen blickte ihr eine wunderschöne Miriam entgegen, die gerade dabei war sie und doch gleichzeitig Tess zu küssen - aus einer anderen sah sie eine jüngere Ausgabe von Tesstjana Wolkenstein und Adamania erkannte, dass das die Tür zu den Kindheitserinnerungen von Tesstjana war - Was war passiert?
Sie schaute sich weiter im Raum um und erblickte eine Tür, die sich deutlich von den anderen sechs unterschied: Sie war verschlossen und von tiefschwarzer Farbe.
Langsam schritt Adamania auf die unheimliche Tür zu.
Es war, als schien sie leise Flüstergeräusche von sich geben, Adamania versuchte sich zu konzentrieren, immer wieder kam ihr Name und der von Miriam drin vor!
Als sie die Türklinke berührte, durchzuckte sie ein heftiger Schmerz und ließ sie zurückweichen. Erneut lauschte sie angestrengt dem Flüstern.
Dann nahm Adamania all ihren Mut zusammen, umfasste die Klinke... bereit, trotz des Schmerzes die düstere Tür zu öffnen, als plötzlich und kraftvoll die Stimme Tesstjanas durch den Wahrnehmungsraum hallte: "NICHT!!"
"Aber welche Tür soll ich dann wählen?", fragte sie und sah sich erneut im Raum um.

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"NICHT!!", dachte Tesstjana, bäumte sich reflexartig auf und stieß Miriam dabei unabsichtlich von sich.
Miriam stolperte und fiel, aber das machte ihr nichts aus - vielmehr sorgte sie sich um ihre Freundin und fragte sich, was zum Teufel gerade mit ihr geschah.
Sie staunte nicht schlecht, als Tesstjana mit einem gläsernen Blick fortfuhr: "Keine meiner Erinnerungen gehen dich etwas an... und was zum Teufel machst du in mir?"
Nun verstand auch Maginia, was mit ihrer Urenkelin geschehen war - ihr Bewusstsein war bei der Zeremonie in Tess' Körper gezogen worden und musste sich diesen nun mit Tesstjanas Bewusstsein teilen; um dies wieder rückgängig zu machen, müssten sie zuerst Adamanias Körper wiederfinden - nur war der soeben in Flammen aufgegangen und verschwunden.
"Tess... Tess, kannst du mit mir reden?", sagte Miriam verzweifelt und packte ihre Geliebte am Arm.
Gerade als Tess den Mund aufmachte, um zu antworten, stöhnte sie auf; ihre Augen begannen wie wild zu zucken und wechselten von Grün zu Nussbraun, denn Adamania versuchte in diesem Moment die Oberhand über Tess' Körper zu gewinnen, um den anderen ein Lebenszeichen von sich zu geben.
"Hilfe! Ich will hier raus!" kam es aus Tesstjanas Mund, aber es war Adamania, die sprach.
Miriam wechselte einen erschrockenen Blick mit Maginia und wandte sich dann an Adamania: "Heißt das, du bist in Tess' Körper gefangen? Hör zu, mach jetzt keine Dummheiten, wir finden eine Lösung, wie wir dich wieder herholen, aber bitte, bitte tu Tess Seele nichts, denn es könnte euch beiden schaden."

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Inzwischen hallte ein belustigtes wie auch schadenfrohes kichern durch Miriams Schloss, das seinen Ursprung vor einem magischen Spiegel hatte - und umgeben von noch nachglühenden magischen Hexenzeichen und einem Hexenbuch neben Ihr liegend hockte Inge davor, die sich das Geschehen vor Maginias Hütte im Spiegel angeschaut hatte während sie einen eigenen Hexenzauber ausgesprochen hatte. Inge hatte nicht nur bewirkt, dass Adamanias Seele in Tess Körper verbannt wurde, nein, sie war nun Adamania selbst - jedenfalls sah sie so aus wie sie.
Immer noch vor sich hin kichernd nahm sie das Buch auf, wischte die magischen Zeichen auf dem Boden weg und ging zufrieden mit sich selbst in den Keller des Schlosses. Nun musste sie nur noch ihren Besen finden und dann...ja, dann würde sich alles von Grund auf ändern. Sie stieg die Stufen hinab, ging den Gang entlang und suchte in Ihren Erinnerungen wo sie ihn versteckt hatte, nachdem sie im Schloss als Hausmädchen angefangen hatte.
 

Nee

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AW: Satz für Satz zur Geschichte II

Das große Hexentreffen auf dem Damalsberg stand an und Tesstjana Wolkenfels freute sich darüber in ihrer vor Energie und Lebenslust nur so sprudelnden Art und Weise - hatte sie neben ihren Pflichten als Bauernstochter doch auch die Übungen für die anstehende Prüfung regelmäßig ausgeführt. Nur noch etwas Krötenessenz ins Haar, dann ging es ab auf den Besen und auf in die Lüfte. Heute - endlich - würde ihr großer Tag werden.
Wenn da nicht ihre alte Rivalin, Adamania Dunkelstein, gewesen wäre - bereits im letzten Jahr hatte diese sie sowohl im Zaubertrank-Brauen als auch im großen Besenrennen knapp geschlagen; um sie danach auch noch wegen ihrer angeblich scheußlichen, altmodischen Kleidung zu verspotten!
Aber wenn ihr Plan aufging, dann würde die sie heute nicht erscheinen können, denn das hatte Tesstjana voller Eifer versucht zu verhindern.
Da Adamania ohnehin die wohl eitelste Hexe aller Zeiten war, hatte Tesstjana gestern nur einen kleinen "Schönheitszauber" an ihr testen müssen - der würde dann hoffentlich das Übrige erledigen.
Kichernd flog sie über Wiesen und Felder, die Abendsonne verströmte wundervolles Licht und Tesstjana dachte voller Vorfreude an das Treffen auf dem Damalsberg.

Plötzlich ging ein Ruck durch Tesstjana, sie verlor das Gleichgewicht und ließ dabei unwillkürlich den Besenstil los. Sofort geriet der Flugapparat ins Trudeln und die wohl vielversprechendste Anwärterin auf den Junghexenehrenpreis wäre vermutlich an den Hängen des Morgenberges wie ein rohes Ei zerplatzt, hätte sie nicht im letzten Moment mit beiden Händen den Stil wieder hochgerissen. Dicht über den Felsen, kaum ein Fingerbreit Luft dazwischen, raste sie wie eine Rakete im halsbrecherischen Tempo zum Gipfel empor. Sie unterdrückte den Schmerz, als ein oder zwei spitze Steine ihre Knie aufschürften. Dann endlich, es schien Tesstjana schon wie eine Ewigkeit, schoß sie über dem Bergkamm hinaus, nicht ohne dass ihr Besen bei diesem Manöver einbüßen mußte.
Allmählich wurde der Flug Richtung Damalsberg wieder ruhiger und sie begann sich zu fragen, wie dieser Beinahe-Absturz nur geschehen konnte.

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Zur gleichen Zeit bereitete sich Lady Miriam von Dämmerstein, Lordstochter und heimliche Geliebte Tesstjanas, auf dem Schloss ihres Vaters ihren eigenen Abflug zum Damalsberg vor.
Plötzlich war in der Eingangshalle ein unheimliches Gepolter und Geschreie zu vernehmen und die verwunderte Hexe beschloss, herauszufinden, was denn da unten soviel Chaos verursachte.
Es erinnerte sie an ihre Freundin, die mit ihren verrückten Einfällen und ihrer Tollpatschigkeit selbst im jugendlichen Alter von 16 Jahren jeder Achtjährigen Konkurrenz machen konnte - und wirklich, es war Tesstjana, die einen Abstecher bei ihrer Freundin machen wollte, um sie abzuholen... und beim Anflug in ein Fenster gekracht war! Sie lag nun mit vielen Schnittwunden am Boden. Miriam rannte erschrocken zu ihr und rief: "Tess, geht es dir gut?" "Bei den sieben runzeligen Kröten, dieser Besen will mich umbringen; ich weiß auch nicht, warum, aber auf einmal wollte er mir einfach nicht mehr gehorchen", ächzte Tesstjana, während sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufsetzte. "Ich hatte ihn gerade wieder unter Kontrolle, da raste ich auch schon mit bahnbrechender Geschwindigkeit in dein Fenster....Tut mir echt leid."

Miriam wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte, und so half sie ihrer Freundin auf die Beine, untersuchte kurz die Schnittwunden und begann dann geheimnisvolle Sprüche zu murmeln, brach aber ab, versuchte es wieder und fluchte schließlich laut auf: "Das sind keine normalen Wunden, die du da hast!!!"
Tesstjanas Augen wurden vor Schreck so groß wie Hühnereier. Das konnte nur bedeuten, dass sie mit einem Fluch belegt worden war!
"Keine Angst, Liebes!", versuchte Katja sie zu beruhigen, "Ich kenne jemanden, der uns helfen kann. Los, steig hinten auf meinen Besen auf!"
Leicht schwankend nahm Tesstjana auf dem hinteren Ende von Miriam's goldverzierten Besen Platz. Zur Sicherheit band diese noch ein magisches Seil um Tess' Leib, damit sie nicht runter fiel, falls sie das Bewusstsein verlieren sollte.
Schnell informierte Miriam noch das Hausmädchen, dann gab sie ihrem Besen den Befehl so schnell wie möglich zu Maginia Dunkelstein zu fliegen - die weiseste Hexe in der Nähe und obendrein Adamanias Urgroßmutter. Vielleicht hatte sie Glück und Maginia war noch nicht zum Hexentreffen aufgebrochen.

---

Unterdessen hatten sich schon einige Hexen, vor allem der Ältestenrat, auf dem Damalsberg eingefunden und waren vergnügt dabei, sich zu begrüßen und unterhalten, als es plötzlich wutentbrannt ertönte:
"Ich verlange durch öffentlichen Antrag, dass Tesstjana Wolkenfels, dieser Nichtsnutz vom Halderhof, aus der Hexengemeinschaft ausgeschlossen wird - und zwar für immer!"
Die keifende Stimme gehörte Adamania Dunkelstein, die mit einer hässlichen Narbe, welche sich über ihr ganzes Gesicht zog, auf den Platz gestürmt war und nun verzweifelt versuchte, sich Gehör beim Ältestenrat zu verschaffen.
"Seht nur was diese Ausgeburt der Hölle mit meinem makellosen Gesicht angestellt hat! Ja, ganz richtig, das ist eine hässliche Narbe und die habe ich nur ihr zu verdanken!", schrie sie und lief vor Wut so rot an, dass die Narbe heftig pulsierte und ihr Gesicht noch mehr verunstaltete.
Einige Hexen wichen erschrocken zurück, andere konnten sich ein Lachen nicht verkneifen... allerdings hinter vorgehaltener Hand, da Adamania in Maginia schließlich eine Urgroßmutter hatte, die hohes Ansehen unter allen Hexen genoss, auch wenn sie nicht zum Ältestenrat gehörte. Doch die Hexen drehten sich verblüfft um - es wa Maginia persönlich, die schallend lachend auf sie zukam und rief:
"Ach Adamania, das war doch nur ein einfacher Unschönheitszauber! Den kann Tesstjana - wenn auch nur sie allein - ganz leicht wieder rückgängig machen!"
Adamania erblasste.
"Du meinst, ich soll diese grauenhafte Person darum bitten, das hier rückgängig zu machen? Niemals!"
In Adamanias Kopf spielte sich zudem noch etwas ganz anderes ab - sie hatte einen schwarzen Fluch auf ihre Rivalin gelegt, um es ihr heimzuzahlen. Und wenn Adamania richtig lag und Tesstjana nicht besonders Glück gehabt hatte, dann würde sie einige Zeit Erholung brauchen, bis sie diesen Schönheitszauber wieder rückgängig machen könnte.
Verzweifelt blickte sie sich um und hoffte für einen kurzen Moment inständig - so komisch es auch klingen mochte - dass ihr Fluch fehlgeschlagen war und Tesstjana im nächsten Moment wohlbehalten hier landen würde, um diese scheußliche Narbe wieder verschwinden zu lassen.

---

Miriam war mit Tesstjana im Schlepptau unterdessen zur alten Hütte von Maginia Dunkelstein geflogen - doch sie fanden es verlassen vor und Tasstjana ging es immer schlechter, sie atmete nur noch stoßweise und ihr brach kalter Schweiß auf der Stirn aus - Falls sie nicht bald Hilfe bekam würde es richtig heikel werden. Miriam, die schon ganz verzweifelt war vor Sorge um ihre sterbende Begleiterin - denn sterben würde sie mit Sicherheit, wenn ihr nicht bald Hilfe zuteil wurde -, durchschritt panisch die Hütte der alten Maginia, durchwühlte Truhen und blätterte in alten, verstaubten Hexenbüchern, aber nichts schien auch nur den Anschein von möglicher Hilfe zu erwecken.

---

Adamanias Antrag schien für die Hexen aus dem Kreis der Ältesten erledigt und die Hexen fingen an, sich zu zerstreuen, um sich auf die bevorstehenden Rennen vorzubereiten - doch Maginia hatte Adamanias erbleichendes Gesicht bemerkt und als niemand mehr in der Nähe der beiden zu sein schien schritt sie auf sie zu und fragte ihre Urenkelin was das alles zu bedeuten hatte. Unter dem strengen Blick ihrer Urgroßmutter begann Adamania zu stottern:
"I-i-i-chm, ähm, also, w-w-w-w-arum schaust du mich s-so streng an, i-i-i-ch, hab doch n-n-nichts getan, ich habe nichts, rein gar nichts damit zu tun, geschweige denn habe ich Rache geübt, o-o-oder was du jetzt auch d-denken magst."

"WAS hast du getan?" fragte die Großmutter ein zweites Mal und sie betrachtete besorgt das aufglühende Gesicht ihrer Enkelin - die Narbe schien sich grünlich zu verfärben - und die weise Maginia wusste was das zu bedeuten hatte: Wenn die Person, die einen Zauber ausgeführt hatte, an den Folgen eines Fluches starb, dann wurde derjenige, auf den der Zauber abgezielt hatte diesen nie mehr los; wenn es wie in Adamania's Beispiel ein Unschönheitszauber war, dann verfärbten sich die Auswirkungen zunächst grün, bis sie schlussendlich schwarz oder rot wurden. Kein Zweifel - Tesstjana musste im Sterben liegen!

Schockiert blickte Maginia in die Augen ihrer Enkelin und sprach: "Sag nichts mehr, ich weiß was du getan hast und das wird vielleicht schlimme Folgen haben - wie konntest du nur so töricht sein und wegen einer kleinen Narbe wie dieser einen mächtigen Fluch aussprechen? Und so etwas kommt von meiner Urenkelin; ich bin enttäuscht, zutiefst enttäuscht Adamania! Weißt denn zumindest, was dieser Fluch genau anrichtet? Schnell, sag es mir, damit ich herausfinden kann, ob überhaupt noch Hoffnung für Tesstjana besteht."

Adamania begann unter Tränen von ihrem ausgeführten Fluch zu erzählen - sie hatte ihn aus einem der Bücher ihrer Urgoßmutter einmal abgeschrieben, sich aber die genaue Wirkung nicht gemerkt - sie hatte nur versucht all ihre Wut mit in den Fluch zu legen.
"Gnade, Gnade dir Kind, dass das nicht einer dieser uralten Dämonen-Flüche war!", knurrte Maginia "Denn dann gibt es fast keine Hoffnung mehr! Wir werde jetzt unverzüglich nach Tesstjana suchen!"
"Ich weiß noch, dass ich mir vorgestellt habe, wie sie in meinen Spiegel fliegt und mein Spiegelbild so nicht mehr zu sehen ist, dann habe ich kurz den Anschluss vergessen..." schluchzte Adamania unter dem bohrenden Blick ihrer Großmutter. Diese erwiderte: "Dann ist sie vielleicht irgendwo in ein andere spiegelnde Scheibe geflogen, konzentrier dich Mädchen und sag mir wo ... sie ... ist... ! Geh in dich rein und fühle deine Wut und die Richtung, in die sie Tesstjana wahrscheinlich gelenkt hat."

Bei dieser Aufforderung errötete Adamania, denn sie erinnerte sich plötzlich, dass ihre Gedanken beim Ausüben des Fluches zu Miriam von Dämmerstein abgeschweift waren - sie hatte an ihr schönes Gesicht gedacht, die wohlgeformten Lippen immer bereit sich zu einem fröhlichen, so wundervoll klingenden Lachen zu öffnen, dass Adamania ganz verrückt danach war, es immer und immer wieder zu hören - nur leider liebte Miriam Tesstjana, weswegen sie sich nichts sehnlicher wünschte, dass diese endlich ein für alle Mal von der Bildfläche verschwinden würde!
"Nun?" Der Ton von Maginia schien sanfter zu werden, sie war schon immer gut darin gewesen, Adamanias Gefühlen zuzuhören und obwohl ihre Großmutter oft streng wirkte, war sie die einzige Person, der sie anvertraut hatte, dass sie Frauen lieber mochte als Männer.
"Ich denke sie ist bei Miriam..." flüsterte Adamania.

So schnell es ging stiegen die beiden auf ihren Besen und flogen zu Schloss Dämmerstein, wo sie das Hausmädchen Inge fanden, welche gerade dabei war, die Fensterscheibe zu reparieren. Inge gab ihnen die Auskunft, dass Lady Miriam und Tesstjana bereits vor kurzer Zeit abgereist waren - Tesstjana wäre dabei besonders wackelig auf den Beinen und nicht mehr in der Lage zu fliegen gewesen.
Adamania begann zu wimmern - als sie die Glascheibe mit den Blutspritzern gesehen hatte, war ihr endlich bewusst geworden, was sie da eigentlich gemacht hatte! Sie hatte versucht einen Menschen umzubringen - vielleicht nicht mit Absicht, aber auch wenn sie im Augenblick furchtbar wütend auf Tesstjana war - sie wollte sicher nicht, dass sie starb.
Doch für übermäßige Trauer blieb keine Zeit und so machten sich beide Hexen wieder auf den Weg - diesmal zu Maginias Hexenhütte, denn es erschien der alten Hexe am wahrscheinlichsten, dass Miriam bei ihr hatte Hilfe holen wollen, da sie die einzige mächtige Hexe in der Nähe war.

---

Miriam war unterdessen vollkommen verzweifelt - Tesstjana hatte ihr Bewusstsein bereits verloren. Die sonst so energiegeladene junge Hexe, die sie liebte, wich einer bleichen, mit Blut befleckten und vollkommen stummen Tess - Miriam wusste weder ein noch aus, setzte sich unter den Baum neben Maginias Hütte, bettete Tess Kopf auf ihre Beine und begann zu weinen.

Ihr herzzerreißendes Schluchzen wurde abrupt vom energischen Rufen der alten Maginia gestört, welche sich zusammen mit Adamania auf ihren Besen reitend im Landeanflug befand. Als sie den Boden berührte, begann sie mit krächzender Stimme zu dirigieren: "Schnell, Adamania, hol das alte Hexenbuch und die magische Kreide, um einen Zauberkreis zu zeichnen. Die, welche auch auf Gras zeichnet!" Sie wandte sich eilig Miriam zu: "Und du hör auf zu heulen, dadurch überlebt Tess bestimmt nicht! Leg sie hier auf den Boden - ja genau dort. Und nun Adamania, konzentrierst du dich und versuchst ernsthaft deine Taten zu bereuen; am besten denkst du jetzt an die guten Seiten von Tess, damit wir sie überhaupt wieder zum Leben erwecken, denn wenn ich mich nicht täusche...", dabei beäugte sie Tesstjana kritisch und entdeckte den schwazstich im Weiß ihres Augapfels, "...bleiben uns nur noch wenige Minuten!"

Die Mädchen versuchten die Anweisungen so gut es ging zu erfüllen. Adamania rannte in die Hütte und fand das Hexenbuch und die Kreide mit einem Griff. Als sie Tesstjana auf Miriams Schoß gebettet unter dem Baum gesehen hatte, gab ihr das einen kleinen Stich der Eifersucht. Doch jetzt wollte sie Miriam nur noch glücklich sehen - und Tess lebendig!
Ihr wurde plötzlich bewusst, dass die Ärgereien mit Tess eigentlich immer nur Spaß gewesen waren und dass sie die kleine stupsnasige Frohnatur nicht immer hasste.
Als Tess also im Zauberkreis lag, begannen Miriam und Maginia einen zeremoniellen Hexentanz um die Sterbende, während Admania am Rand gleichzeitig einen komplizierten Spruch aus dem schweren, verstaubten Zauberbuch rezitierte und daran dachte, dass die Rivalität zwischen ihr und Tess nur bestand, weil sie sich so ähnlich waren - sie liebten beide schnelle Besenritte, Hexenduelle und wilde Tänze. Eigentlich fand Adamania sich oft in Tess wieder, aber gleichzeitig hasste sie es, wenn sie irgendwo besser war als sie, weil sie eigentlich auf dem gleichen Stand waren, und sie war sich fast sicher, dass es Tesstjana genauso gehen musste.

Plötzlich begann Admanias Narbe heftig zu schmerzen und sie hatte das Gefühl verbrennen zu müssen.
Dann geschahen zwei unglaubliche Dinge gleichzeitig: Zum einen ging Adamania plötzlich in Flammen auf, das Buch fiel zu Boden und sie verschwand innerhalb eines Moments und zum anderen öffnete Tesstjana Wolkenfels ihre Augen und schaute verwirrt in die Runde.
"TESS! Du LEBST!" schrie Miriam laut auf, brach ihren Tanz ab und stürmte tränenüberflutet auf ihre Geliebte zu, um sie nach einer langen, festen Umarmung zu küssen... doch es war nicht nur Tesstjana's Bewusstsein, welche dies wahrnahm.

---
Als Adamania die Augen öffnete, bemerkte sie zu allererst, dass sie sich ihre nun plötzlich körperlose Gestalt in einem Raum mit sieben Türen befand.
Aus einer der Türen blickte ihr eine wunderschöne Miriam entgegen, die gerade dabei war sie und doch gleichzeitig Tess zu küssen - aus einer anderen sah sie eine jüngere Ausgabe von Tesstjana Wolkenstein und Adamania erkannte, dass das die Tür zu den Kindheitserinnerungen von Tesstjana war - Was war passiert?
Sie schaute sich weiter im Raum um und erblickte eine Tür, die sich deutlich von den anderen sechs unterschied: Sie war verschlossen und von tiefschwarzer Farbe.
Langsam schritt Adamania auf die unheimliche Tür zu.
Es war, als schien sie leise Flüstergeräusche von sich geben, Adamania versuchte sich zu konzentrieren, immer wieder kam ihr Name und der von Miriam drin vor!
Als sie die Türklinke berührte, durchzuckte sie ein heftiger Schmerz und ließ sie zurückweichen. Erneut lauschte sie angestrengt dem Flüstern.
Dann nahm Adamania all ihren Mut zusammen, umfasste die Klinke... bereit, trotz des Schmerzes die düstere Tür zu öffnen, als plötzlich und kraftvoll die Stimme Tesstjanas durch den Wahrnehmungsraum hallte: "NICHT!!"
"Aber welche Tür soll ich dann wählen?", fragte sie und sah sich erneut im Raum um.

-----

"NICHT!!", dachte Tesstjana, bäumte sich reflexartig auf und stieß Miriam dabei unabsichtlich von sich.
Miriam stolperte und fiel, aber das machte ihr nichts aus - vielmehr sorgte sie sich um ihre Freundin und fragte sich, was zum Teufel gerade mit ihr geschah.
Sie staunte nicht schlecht, als Tesstjana mit einem gläsernen Blick fortfuhr: "Keine meiner Erinnerungen gehen dich etwas an... und was zum Teufel machst du in mir?"
Nun verstand auch Maginia, was mit ihrer Urenkelin geschehen war - ihr Bewusstsein war bei der Zeremonie in Tess' Körper gezogen worden und musste sich diesen nun mit Tesstjanas Bewusstsein teilen; um dies wieder rückgängig zu machen, müssten sie zuerst Adamanias Körper wiederfinden - nur war der soeben in Flammen aufgegangen und verschwunden.
"Tess... Tess, kannst du mit mir reden?", sagte Miriam verzweifelt und packte ihre Geliebte am Arm.
Gerade als Tess den Mund aufmachte, um zu antworten, stöhnte sie auf; ihre Augen begannen wie wild zu zucken und wechselten von Grün zu Nussbraun, denn Adamania versuchte in diesem Moment die Oberhand über Tess' Körper zu gewinnen, um den anderen ein Lebenszeichen von sich zu geben.
"Hilfe! Ich will hier raus!" kam es aus Tesstjanas Mund, aber es war Adamania, die sprach.
Miriam wechselte einen erschrockenen Blick mit Maginia und wandte sich dann an Adamania: "Heißt das, du bist in Tess' Körper gefangen? Hör zu, mach jetzt keine Dummheiten, wir finden eine Lösung, wie wir dich wieder herholen, aber bitte, bitte tu Tess Seele nichts, denn es könnte euch beiden schaden."

---

Inzwischen hallte ein belustigtes wie auch schadenfrohes kichern durch Miriams Schloss, das seinen Ursprung vor einem magischen Spiegel hatte - und umgeben von noch nachglühenden magischen Hexenzeichen und einem Hexenbuch neben Ihr liegend hockte Inge davor, die sich das Geschehen vor Maginias Hütte im Spiegel angeschaut hatte während sie einen eigenen Hexenzauber ausgesprochen hatte. Inge hatte nicht nur bewirkt, dass Adamanias Seele in Tess Körper verbannt wurde, nein, sie war nun Adamania selbst - jedenfalls sah sie so aus wie sie.
Immer noch vor sich hin kichernd nahm sie das Buch auf, wischte die magischen Zeichen auf dem Boden weg und ging zufrieden mit sich selbst in den Keller des Schlosses. Nun musste sie nur noch ihren Besen finden und dann...ja, dann würde sich alles von Grund auf ändern. Sie stieg die Stufen hinab, ging den Gang entlang und suchte in Ihren Erinnerungen wo sie ihn versteckt hatte, nachdem sie im Schloss als Hausmädchen angefangen hatte. In der hintersten Ecke der verstaubten Rumpelkammer wurde sie schließlich fündig.
 

ANdy

Andreas Hegewald
AW: Satz für Satz zur Geschichte II

WEITER GEHTS! :D Wer hat noch nicht, wer will noch mal?


Das große Hexentreffen auf dem Damalsberg stand an und Tesstjana Wolkenfels freute sich darüber in ihrer vor Energie und Lebenslust nur so sprudelnden Art und Weise - hatte sie neben ihren Pflichten als Bauernstochter doch auch die Übungen für die anstehende Prüfung regelmäßig ausgeführt. Nur noch etwas Krötenessenz ins Haar, dann ging es ab auf den Besen und auf in die Lüfte. Heute - endlich - würde ihr großer Tag werden.
Wenn da nicht ihre alte Rivalin, Adamania Dunkelstein, gewesen wäre - bereits im letzten Jahr hatte diese sie sowohl im Zaubertrank-Brauen als auch im großen Besenrennen knapp geschlagen; um sie danach auch noch wegen ihrer angeblich scheußlichen, altmodischen Kleidung zu verspotten!
Aber wenn ihr Plan aufging, dann würde Adamania heute nicht erscheinen können, denn das hatte Tesstjana voller Eifer versucht zu verhindern.
Da Adamania ohnehin die wohl eitelste Hexe aller Zeiten war, hatte Tesstjana gestern nur einen kleinen "Schönheitszauber" an ihr testen müssen - der würde dann hoffentlich das Übrige erledigen.
Kichernd flog sie über Wiesen und Felder, die Abendsonne verströmte wundervolles Licht und Tesstjana dachte voller Vorfreude an das Treffen auf dem Damalsberg.

Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper, sie verlor das Gleichgewicht und ließ dabei unwillkürlich den Besenstil los. Sofort geriet der Flugapparat ins Trudeln und die wohl vielversprechendste Anwärterin auf den Junghexenehrenpreis wäre vermutlich an den Hängen des Morgenberges wie ein rohes Ei zerplatzt, hätte sie nicht im letzten Moment mit beiden Händen den Stil wieder hochgerissen. Dicht über den Felsen, kaum ein Fingerbreit Luft dazwischen, raste sie wie eine Rakete im halsbrecherischen Tempo zum Gipfel empor. Sie unterdrückte den Schmerz, als ein oder zwei spitze Steine ihre Knie aufschürften. Dann endlich, es schien Tesstjana schon wie eine Ewigkeit, schoß sie über dem Bergkamm hinaus, nicht ohne dass ihr Besen bei diesem Manöver einbüßen mußte.
Allmählich wurde der Flug Richtung Damalsberg wieder ruhiger und sie begann sich zu fragen, wie dieser Beinahe-Absturz nur geschehen konnte.

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Zur gleichen Zeit bereitete sich Lady Miriam von Dämmerstein, Lordstochter und heimliche Geliebte Tesstjanas, auf dem Schloss ihres Vaters ihren eigenen Abflug zum Damalsberg vor.
Plötzlich war in der Eingangshalle ein unheimliches Gepolter und Geschreie zu vernehmen und die verwunderte Hexe beschloss, herauszufinden, was denn da unten soviel Chaos verursachte.
Es erinnerte sie an ihre Freundin, die mit ihren verrückten Einfällen und ihrer Tollpatschigkeit selbst im jugendlichen Alter von 16 Jahren jeder Achtjährigen Konkurrenz machen konnte - und wirklich, es war Tesstjana, die einen Abstecher bei ihrer Freundin machen wollte, um sie abzuholen... und beim Anflug in ein Fenster gekracht war! Sie lag nun mit vielen Schnittwunden am Boden. Miriam rannte erschrocken zu ihr und rief: "Tess, geht es dir gut?" "Bei den sieben runzeligen Kröten, dieser Besen will mich umbringen; ich weiß auch nicht, warum, aber auf einmal wollte er mir einfach nicht mehr gehorchen", ächzte Tesstjana, während sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufsetzte. "Ich hatte ihn gerade wieder unter Kontrolle, da raste ich auch schon mit bahnbrechender Geschwindigkeit in dein Fenster....Tut mir echt leid."

Miriam wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte, und so half sie ihrer Freundin auf die Beine, untersuchte kurz die Schnittwunden und begann dann geheimnisvolle Sprüche zu murmeln, brach aber ab, versuchte es wieder und fluchte schließlich laut auf: "Das sind keine normalen Wunden, die du da hast!!!"
Tesstjanas Augen wurden vor Schreck so groß wie Hühnereier. Das konnte nur bedeuten, dass sie mit einem Fluch belegt worden war!
"Keine Angst, Liebes!", versuchte Miriam sie zu beruhigen, "Ich kenne jemanden, der uns helfen kann. Los, steig hinten auf meinen Besen auf!"
Leicht schwankend nahm Tesstjana auf dem hinteren Ende von Miriam's goldverzierten Besen Platz. Zur Sicherheit band diese noch ein magisches Seil um Tess' Leib, damit sie nicht runter fiel, falls sie das Bewusstsein verlieren sollte.
Schnell informierte Miriam noch das Hausmädchen Inge, dann gab sie ihrem Besen den Befehl so schnell wie möglich zu Maginia Dunkelstein zu fliegen - der weisesten Hexe in der Nähe und obendrein Adamanias Urgroßmutter. Vielleicht hatte sie Glück und Maginia war noch nicht zum Hexentreffen aufgebrochen.

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Unterdessen hatten sich schon einige Hexen, vor allem der Ältestenrat, auf dem Damalsberg eingefunden und waren vergnügt dabei, sich zu begrüßen und unterhalten, als es plötzlich wutentbrannt ertönte:
"Ich verlange durch öffentlichen Antrag, dass Tesstjana Wolkenfels, dieser Nichtsnutz vom Haldenhof, aus der Hexengemeinschaft ausgeschlossen wird - und zwar für immer!"
Die keifende Stimme gehörte Adamania Dunkelstein, die mit einer hässlichen Narbe, welche sich über ihr ganzes Gesicht zog, auf den Platz gestürmt war und nun verzweifelt versuchte, sich Gehör beim Ältestenrat zu verschaffen.
"Seht nur was diese Ausgeburt der Hölle mit meinem makellosen Gesicht angestellt hat! Ja, ganz richtig, das ist eine hässliche Narbe und die habe ich nur ihr zu verdanken!", schrie sie und lief vor Wut so rot an, dass die Narbe heftig pulsierte und ihr Gesicht noch mehr verunstaltete.
Einige Hexen wichen erschrocken zurück, andere konnten sich ein Lachen nicht verkneifen... allerdings hinter vorgehaltener Hand, da Adamania in Maginia schließlich eine Urgroßmutter hatte, die hohes Ansehen unter allen Hexen genoss, auch wenn sie nicht zum Ältestenrat gehörte. Doch die Hexen drehten sich verblüfft um - es wa Maginia persönlich, die schallend lachend auf sie zukam und rief:
"Ach Adamania, das war doch nur ein einfacher Unschönheitszauber! Den kann Tesstjana - wenn auch nur sie allein - ganz leicht wieder rückgängig machen!"
Adamania erblasste.
"Du meinst, ich soll diese grauenhafte Person darum bitten, das hier rückgängig zu machen? Niemals!"
In Adamanias Kopf spielte sich zudem noch etwas ganz anderes ab - sie hatte einen schwarzen Fluch auf ihre Rivalin gelegt, um es ihr heimzuzahlen. Und wenn Adamania richtig lag und Tesstjana nicht besonders Glück gehabt hatte, dann würde sie einige Zeit Erholung brauchen, bis sie diesen Schönheitszauber wieder rückgängig machen könnte.
Verzweifelt blickte sie sich um und hoffte für einen kurzen Moment inständig - so komisch es auch klingen mochte - dass ihr Fluch fehlgeschlagen war und Tesstjana im nächsten Moment wohlbehalten hier landen würde, um diese scheußliche Narbe wieder verschwinden zu lassen.

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Miriam war mit Tesstjana im Schlepptau unterdessen zur alten Hütte von Maginia Dunkelstein geflogen - doch sie fanden es verlassen vor und Tesstjana ging es immer schlechter, sie atmete nur noch stoßweise und ihr brach kalter Schweiß auf der Stirn aus - Falls sie nicht bald Hilfe bekam würde es richtig heikel werden. Miriam, die schon ganz verzweifelt war vor Sorge um ihre sterbende Begleiterin - denn sterben würde sie mit Sicherheit, wenn ihr nicht bald Hilfe zuteil wurde -, durchschritt panisch die Hütte der alten Maginia, durchwühlte Truhen und blätterte in alten, verstaubten Hexenbüchern, aber nichts schien auch nur den Anschein von möglicher Hilfe zu erwecken.

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Adamanias Antrag schien für die Hexen aus dem Kreis der Ältesten erledigt und sie fingen an, sich zu zerstreuen, um sich auf das bevorstehende Hexenbesenrennen vorzubereiten - doch Maginia hatte Adamanias erbleichendes Gesicht bemerkt und als niemand mehr in der Nähe der beiden zu sein schien schritt sie auf sie zu und fragte ihre Urenkelin was das alles zu bedeuten hatte. Unter dem strengen Blick ihrer Urgroßmutter begann Adamania zu stottern:
"I-i-i-chm, ähm, also, w-w-w-w-arum schaust du mich s-so streng an, i-i-i-ch, hab doch n-n-nichts getan, ich habe nichts, rein gar nichts damit zu tun, geschweige denn habe ich Rache geübt, o-o-oder was du jetzt auch d-denken magst."

"WAS hast du getan?" fragte die Großmutter ein zweites Mal und sie betrachtete besorgt das aufglühende Gesicht ihrer Enkelin - die Narbe schien sich grünlich zu verfärben - und die weise Maginia wusste was das zu bedeuten hatte: Wenn die Person, die einen Zauber ausgeführt hatte, an den Folgen eines Fluches starb, dann wurde derjenige, auf den der Zauber abgezielt hatte diesen nie mehr los; wenn es wie in Adamania's Beispiel ein Unschönheitszauber war, dann verfärbten sich die Auswirkungen zunächst grün, bis sie schlussendlich schwarz oder rot wurden. Kein Zweifel - Tesstjana musste im Sterben liegen!

Schockiert blickte Maginia in die Augen ihrer Enkelin und sprach: "Sag nichts mehr, ich weiß was du getan hast und das wird vielleicht schlimme Folgen haben - wie konntest du nur so töricht sein und wegen einer kleinen Narbe wie dieser einen mächtigen Fluch aussprechen? Und so etwas kommt von meiner Urenkelin; ich bin enttäuscht, zutiefst enttäuscht Adamania! Weißt denn zumindest, was dieser Fluch genau anrichtet? Schnell, sag es mir, damit ich herausfinden kann, ob überhaupt noch Hoffnung für Tesstjana besteht."

Adamania begann unter Tränen von ihrem ausgeführten Fluch zu erzählen - sie hatte ihn aus einem der Bücher ihrer Urgoßmutter einmal abgeschrieben, sich aber die genaue Wirkung nicht gemerkt - sie hatte nur versucht all ihre Wut mit in den Fluch zu legen.
"Gnade, Gnade dir Kind, dass das nicht einer dieser uralten Dämonen-Flüche war!", knurrte Maginia "Denn dann gibt es fast keine Hoffnung mehr! Wir werde jetzt unverzüglich nach Tesstjana suchen!"
"Ich weiß noch, dass ich mir vorgestellt habe, wie sie in meinen Spiegel fliegt und mein Spiegelbild so nicht mehr zu sehen ist, dann habe ich kurz den Anschluss vergessen..." schluchzte Adamania unter dem bohrenden Blick ihrer Großmutter. Diese erwiderte: "Dann ist sie vielleicht irgendwo in ein andere spiegelnde Scheibe geflogen, konzentrier dich Mädchen und sag mir wo ... sie ... ist... ! Geh in dich rein und fühle deine Wut und die Richtung, in die sie Tesstjana wahrscheinlich gelenkt hat."

Bei dieser Aufforderung errötete Adamania, denn sie erinnerte sich plötzlich, dass ihre Gedanken beim Ausüben des Fluches zu Miriam von Dämmerstein abgeschweift waren - sie hatte an ihr schönes Gesicht gedacht, die wohlgeformten Lippen immer bereit sich zu einem fröhlichen, so wundervoll klingenden Lachen zu öffnen, dass Adamania ganz verrückt danach war, es immer und immer wieder zu hören - nur leider liebte Miriam Tesstjana, weswegen sie sich nichts sehnlicher wünschte, dass diese endlich ein für alle Mal von der Bildfläche verschwinden würde!

"Nun?" Der Ton von Maginia schien sanfter zu werden, sie war schon immer gut darin gewesen, Adamanias Gefühlen zuzuhören und obwohl ihre Großmutter oft streng wirkte, war sie die einzige Person, der sie anvertraut hatte, dass sie Frauen lieber mochte als Männer.
"Ich denke sie ist bei Miriam..." flüsterte Adamania.

So schnell es ging stiegen die beiden auf ihren Besen und flogen zu Schloss Dämmerstein, wo sie das Hausmädchen Inge fanden, welche gerade dabei war, die Fensterscheibe zu reparieren. Inge gab ihnen die Auskunft, dass Lady Miriam und Tesstjana bereits vor kurzer Zeit abgereist waren - Tesstjana wäre dabei besonders wackelig auf den Beinen und nicht mehr in der Lage zu fliegen gewesen.
Adamania begann zu wimmern - als sie die Glascheibe mit den Blutspritzern gesehen hatte, war ihr endlich bewusst geworden, was sie da eigentlich gemacht hatte! Sie hatte versucht einen Menschen umzubringen - vielleicht nicht mit Absicht, aber auch wenn sie im Augenblick furchtbar wütend auf Tesstjana war - sie wollte sicher nicht, dass sie starb.
Doch für übermäßige Trauer blieb keine Zeit und so machten sich beide Hexen wieder auf den Weg - diesmal zu Maginias Hexenhütte, denn es erschien der alten Hexe am wahrscheinlichsten, dass Miriam bei ihr hatte Hilfe holen wollen, da sie die einzige mächtige Hexe in der Nähe war.

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Miriam war unterdessen vollkommen verzweifelt - Tesstjana hatte ihr Bewusstsein bereits verloren. Die sonst so energiegeladene junge Hexe, die sie liebte, wich einer bleichen, mit Blut befleckten und vollkommen stummen Tess - Miriam wusste weder ein noch aus, setzte sich unter den Baum neben Maginias Hütte, bettete Tess Kopf auf ihre Beine und begann zu weinen.

Ihr herzzerreißendes Schluchzen wurde abrupt vom energischen Rufen der alten Maginia gestört, welche sich zusammen mit Adamania auf ihren Besen reitend im Landeanflug befand. Als sie den Boden berührte, begann sie mit krächzender Stimme zu dirigieren: "Schnell, Adamania, hol das alte rote Hexenbuch und die magische Kreide, um einen Zauberkreis zu zeichnen. Jene, welche auch auf Gras zeichnet! Und du konzentrierst du dich und versuchst ernsthaft deine Taten zu bereuen; am besten denkst du jetzt an die guten Seiten von Tess, damit wir sie überhaupt wieder zum Leben erwecken, denn wenn ich mich nicht täusche...", dabei beäugte sie Tesstjana kritisch und entdeckte den schwazstich im Weiß ihres Augapfels, "...bleiben uns nur noch wenige Minuten!".
Sie wandte sich eilig Miriam zu: "Und du hör auf zu heulen, dadurch überlebt Tess bestimmt nicht! Leg sie hier auf den Boden - ja genau dort."

Die Mädchen versuchten die Anweisungen so gut es ging zu erfüllen. Adamania rannte in die Hütte und fand das Hexenbuch und die Kreide mit einem Griff. Als sie Tesstjana auf Miriams Schoß gebettet unter dem Baum gesehen hatte, gab ihr das einen kleinen Stich der Eifersucht. Doch jetzt wollte sie Miriam nur noch glücklich sehen - und Tess lebendig!
Ihr wurde plötzlich bewusst, dass die Ärgereien mit Tess eigentlich immer nur Spaß gewesen waren und dass sie die kleine stupsnasige Frohnatur nicht immer hasste.
Als Tess also im Zauberkreis lag, begannen Miriam und Maginia einen zeremoniellen Hexentanz um die Sterbende, während Admania am Rand gleichzeitig einen komplizierten Spruch aus dem schweren, verstaubten Zauberbuch rezitierte und daran dachte, dass die Rivalität zwischen ihr und Tess nur bestand, weil sie sich so ähnlich waren - sie liebten beide schnelle Besenritte, Hexenduelle und wilde Tänze. Eigentlich fand Adamania sich oft in Tess wieder, aber gleichzeitig hasste sie es, wenn sie irgendwo besser war als sie, weil sie eigentlich auf dem gleichen Stand waren, und sie war sich fast sicher, dass es Tesstjana genauso gehen musste.

Plötzlich begann Admanias Narbe heftig zu schmerzen und sie hatte das Gefühl verbrennen zu müssen.
Dann geschahen zwei unglaubliche Dinge gleichzeitig: Zum einen ging Adamania plötzlich in Flammen auf, das Buch fiel zu Boden und sie verschwand innerhalb eines Moments und zum anderen öffnete Tesstjana Wolkenfels ihre Augen und schaute verwirrt in die Runde.
"TESS! Du LEBST!" schrie Miriam laut auf, brach ihren Tanz ab und stürmte tränenüberflutet auf ihre Geliebte zu, um sie nach einer langen, festen Umarmung zu küssen... doch es war nicht nur Tesstjana's Bewusstsein, welche dies wahrnahm.

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Als Adamania die Augen öffnete, bemerkte sie zu allererst, dass sie sich ihre nun plötzlich körperlose Gestalt in einem Raum mit sieben Türen befand.
Aus einer der Türen blickte ihr eine wunderschöne Miriam entgegen, die gerade dabei war sie und doch gleichzeitig Tess zu küssen - aus einer anderen sah sie eine jüngere Ausgabe von Tesstjana Wolkenstein und Adamania erkannte, dass das die Tür zu den Kindheitserinnerungen von Tesstjana war - Was war passiert?
Sie schaute sich weiter im Raum um und erblickte eine Tür, die sich deutlich von den anderen sechs unterschied: Sie war verschlossen und von tiefschwarzer Farbe.
Langsam schritt Adamania auf die unheimliche Tür zu.
Es war, als schien sie leise Flüstergeräusche von sich geben, Adamania versuchte sich zu konzentrieren, immer wieder kam ihr Name und der von Miriam drin vor!
Als sie die Türklinke berührte, durchzuckte sie ein heftiger Schmerz und ließ sie zurückweichen. Erneut lauschte sie angestrengt dem Flüstern.
Dann nahm Adamania all ihren Mut zusammen, umfasste die Klinke... bereit, trotz des Schmerzes die düstere Tür zu öffnen, als plötzlich und kraftvoll die Stimme Tesstjanas durch den Wahrnehmungsraum hallte: "NICHT!!"
"Aber welche Tür soll ich dann wählen?", fragte sie und sah sich erneut im Raum um.

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"NICHT!!", dachte Tesstjana, bäumte sich reflexartig auf und stieß Miriam dabei unabsichtlich von sich.
Miriam stolperte und fiel, aber das machte ihr nichts aus - vielmehr sorgte sie sich um ihre Freundin und fragte sich, was zum Teufel gerade mit ihr geschah.
Sie staunte nicht schlecht, als Tesstjana mit einem gläsernen Blick fortfuhr: "Keine meiner Erinnerungen gehen dich etwas an... und was zum Teufel machst du in mir?"
Nun verstand auch Maginia, was mit ihrer Urenkelin geschehen war - ihr Bewusstsein war bei der Zeremonie in Tess' Körper gezogen worden und musste sich diesen nun mit Tesstjanas Bewusstsein teilen; um dies wieder rückgängig zu machen, müssten sie zuerst Adamanias Körper wiederfinden - nur war der soeben in Flammen aufgegangen und verschwunden.
"Tess... Tess, kannst du mit mir reden?", sagte Miriam verzweifelt und packte ihre Geliebte am Arm.
Gerade als Tess den Mund aufmachte, um zu antworten, stöhnte sie auf; ihre Augen begannen wie wild zu zucken und wechselten von Grün zu Nussbraun, denn Adamania versuchte in diesem Moment die Oberhand über Tess' Körper zu gewinnen, um den anderen ein Lebenszeichen von sich zu geben.
"Hilfe! Ich will hier raus!" kam es aus Tesstjanas Mund, aber es war Adamania, die sprach.
Miriam wechselte einen erschrockenen Blick mit Maginia und wandte sich dann an Adamania: "Heißt das, du bist in Tess' Körper gefangen? Hör zu, mach jetzt keine Dummheiten, wir finden eine Lösung, wie wir dich wieder herholen, aber bitte, bitte tu Tess Seele nichts, denn es könnte euch beiden schaden."

---

Inzwischen hallte ein belustigtes wie auch schadenfrohes kichern durch Miriams Schloss, das seinen Ursprung vor einem magischen Spiegel hatte - und umgeben von noch nachglühenden magischen Hexenzeichen und einem Hexenbuch neben Ihr liegend hockte Inge davor, die sich das Geschehen vor Maginias Hütte im Spiegel angeschaut hatte, während sie einen eigenen Hexenzauber aussprach. Inge hatte nicht nur bewirkt, dass Adamanias Seele in Tess Körper verbannt wurde, nein, sie war nun Adamania selbst - jedenfalls sah sie so aus wie sie, denn Inge besaß nun ihren Körper.
Immer noch vor sich hin kichernd nahm sie das Buch auf, wischte die magischen Zeichen auf dem Boden weg und ging zufrieden mit sich selbst in den Keller des Schlosses. Nun musste sie nur noch ihren Besen finden und dann...ja, dann würde sich alles von Grund auf ändern. Sie stieg die Stufen hinab, ging den Gang entlang und suchte in Ihren Erinnerungen wo sie ihn versteckt hatte, nachdem sie im Schloss als Hausmädchen angefangen hatte. In der hintersten Ecke der verstaubten Rumpelkammer wurde sie schließlich fündig. In Windeseile raste Inge mit dem Besen aus dem Kellerfenster Richtung Damalsberg, um das Hexentreffen so richtig aufzumischen und endlich Rache an ihrer Erzfeindin nehmen zu können - Druselda Zunderflamme von Fackeltrog, die Vorsitzende des Hexenältestenrats, auf dessen Antrag Inge vor vielen Jahren aus der örtlichen Hexengilde ausgeschlossen worden war.
 
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ANdy

Andreas Hegewald
AW: Satz für Satz zur Geschichte II

Uuuund... Push!
 

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AW: Satz für Satz zur Geschichte II

Das große Hexentreffen auf dem Damalsberg stand an und Tesstjana Wolkenfels freute sich darüber in ihrer vor Energie und Lebenslust nur so sprudelnden Art und Weise - hatte sie neben ihren Pflichten als Bauernstochter doch auch die Übungen für die anstehende Prüfung regelmäßig ausgeführt. Nur noch etwas Krötenessenz ins Haar, dann ging es ab auf den Besen und auf in die Lüfte. Heute - endlich - würde ihr großer Tag werden.
Wenn da nicht ihre alte Rivalin, Adamania Dunkelstein, gewesen wäre - bereits im letzten Jahr hatte diese sie sowohl im Zaubertrank-Brauen als auch im großen Besenrennen knapp geschlagen; um sie danach auch noch wegen ihrer angeblich scheußlichen, altmodischen Kleidung zu verspotten!
Aber wenn ihr Plan aufging, dann würde Adamania heute nicht erscheinen können, denn das hatte Tesstjana voller Eifer versucht zu verhindern.
Da Adamania ohnehin die wohl eitelste Hexe aller Zeiten war, hatte Tesstjana gestern nur einen kleinen "Schönheitszauber" an ihr testen müssen - der würde dann hoffentlich das Übrige erledigen.
Kichernd flog sie über Wiesen und Felder, die Abendsonne verströmte wundervolles Licht und Tesstjana dachte voller Vorfreude an das Treffen auf dem Damalsberg.

Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper, sie verlor das Gleichgewicht und ließ dabei unwillkürlich den Besenstil los. Sofort geriet der Flugapparat ins Trudeln und die wohl vielversprechendste Anwärterin auf den Junghexenehrenpreis wäre vermutlich an den Hängen des Morgenberges wie ein rohes Ei zerplatzt, hätte sie nicht im letzten Moment mit beiden Händen den Stil wieder hochgerissen. Dicht über den Felsen, kaum ein Fingerbreit Luft dazwischen, raste sie wie eine Rakete im halsbrecherischen Tempo zum Gipfel empor. Sie unterdrückte den Schmerz, als ein oder zwei spitze Steine ihre Knie aufschürften. Dann endlich, es schien Tesstjana schon wie eine Ewigkeit, schoß sie über dem Bergkamm hinaus, nicht ohne dass ihr Besen bei diesem Manöver einbüßen mußte.
Allmählich wurde der Flug Richtung Damalsberg wieder ruhiger und sie begann sich zu fragen, wie dieser Beinahe-Absturz nur geschehen konnte.

---

Zur gleichen Zeit bereitete sich Lady Miriam von Dämmerstein, Lordstochter und heimliche Geliebte Tesstjanas, auf dem Schloss ihres Vaters ihren eigenen Abflug zum Damalsberg vor.
Plötzlich war in der Eingangshalle ein unheimliches Gepolter und Geschreie zu vernehmen und die verwunderte Hexe beschloss, herauszufinden, was denn da unten soviel Chaos verursachte.
Es erinnerte sie an ihre Freundin, die mit ihren verrückten Einfällen und ihrer Tollpatschigkeit selbst im jugendlichen Alter von 16 Jahren jeder Achtjährigen Konkurrenz machen konnte - und wirklich, es war Tesstjana, die einen Abstecher bei ihrer Freundin machen wollte, um sie abzuholen... und beim Anflug in ein Fenster gekracht war! Sie lag nun mit vielen Schnittwunden am Boden. Miriam rannte erschrocken zu ihr und rief: "Tess, geht es dir gut?" "Bei den sieben runzeligen Kröten, dieser Besen will mich umbringen; ich weiß auch nicht, warum, aber auf einmal wollte er mir einfach nicht mehr gehorchen", ächzte Tesstjana, während sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufsetzte. "Ich hatte ihn gerade wieder unter Kontrolle, da raste ich auch schon mit bahnbrechender Geschwindigkeit in dein Fenster....Tut mir echt leid."

Miriam wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte, und so half sie ihrer Freundin auf die Beine, untersuchte kurz die Schnittwunden und begann dann geheimnisvolle Sprüche zu murmeln, brach aber ab, versuchte es wieder und fluchte schließlich laut auf: "Das sind keine normalen Wunden, die du da hast!!!"
Tesstjanas Augen wurden vor Schreck so groß wie Hühnereier. Das konnte nur bedeuten, dass sie mit einem Fluch belegt worden war!
"Keine Angst, Liebes!", versuchte Miriam sie zu beruhigen, "Ich kenne jemanden, der uns helfen kann. Los, steig hinten auf meinen Besen auf!"
Leicht schwankend nahm Tesstjana auf dem hinteren Ende von Miriam's goldverzierten Besen Platz. Zur Sicherheit band diese noch ein magisches Seil um Tess' Leib, damit sie nicht runter fiel, falls sie das Bewusstsein verlieren sollte.
Schnell informierte Miriam noch das Hausmädchen Inge, dann gab sie ihrem Besen den Befehl so schnell wie möglich zu Maginia Dunkelstein zu fliegen - der weisesten Hexe in der Nähe und obendrein Adamanias Urgroßmutter. Vielleicht hatte sie Glück und Maginia war noch nicht zum Hexentreffen aufgebrochen.

---

Unterdessen hatten sich schon einige Hexen, vor allem der Ältestenrat, auf dem Damalsberg eingefunden und waren vergnügt dabei, sich zu begrüßen und unterhalten, als es plötzlich wutentbrannt ertönte:
"Ich verlange durch öffentlichen Antrag, dass Tesstjana Wolkenfels, dieser Nichtsnutz vom Haldenhof, aus der Hexengemeinschaft ausgeschlossen wird - und zwar für immer!"
Die keifende Stimme gehörte Adamania Dunkelstein, die mit einer hässlichen Narbe, welche sich über ihr ganzes Gesicht zog, auf den Platz gestürmt war und nun verzweifelt versuchte, sich Gehör beim Ältestenrat zu verschaffen.
"Seht nur was diese Ausgeburt der Hölle mit meinem makellosen Gesicht angestellt hat! Ja, ganz richtig, das ist eine hässliche Narbe und die habe ich nur ihr zu verdanken!", schrie sie und lief vor Wut so rot an, dass die Narbe heftig pulsierte und ihr Gesicht noch mehr verunstaltete.
Einige Hexen wichen erschrocken zurück, andere konnten sich ein Lachen nicht verkneifen... allerdings hinter vorgehaltener Hand, da Adamania in Maginia schließlich eine Urgroßmutter hatte, die hohes Ansehen unter allen Hexen genoss, auch wenn sie nicht zum Ältestenrat gehörte. Doch die Hexen drehten sich verblüfft um - es wa Maginia persönlich, die schallend lachend auf sie zukam und rief:
"Ach Adamania, das war doch nur ein einfacher Unschönheitszauber! Den kann Tesstjana - wenn auch nur sie allein - ganz leicht wieder rückgängig machen!"
Adamania erblasste.
"Du meinst, ich soll diese grauenhafte Person darum bitten, das hier rückgängig zu machen? Niemals!"
In Adamanias Kopf spielte sich zudem noch etwas ganz anderes ab - sie hatte einen schwarzen Fluch auf ihre Rivalin gelegt, um es ihr heimzuzahlen. Und wenn Adamania richtig lag und Tesstjana nicht besonders Glück gehabt hatte, dann würde sie einige Zeit Erholung brauchen, bis sie diesen Schönheitszauber wieder rückgängig machen könnte.
Verzweifelt blickte sie sich um und hoffte für einen kurzen Moment inständig - so komisch es auch klingen mochte - dass ihr Fluch fehlgeschlagen war und Tesstjana im nächsten Moment wohlbehalten hier landen würde, um diese scheußliche Narbe wieder verschwinden zu lassen.

---

Miriam war mit Tesstjana im Schlepptau unterdessen zur alten Hütte von Maginia Dunkelstein geflogen - doch sie fanden es verlassen vor und Tesstjana ging es immer schlechter, sie atmete nur noch stoßweise und ihr brach kalter Schweiß auf der Stirn aus - Falls sie nicht bald Hilfe bekam würde es richtig heikel werden. Miriam, die schon ganz verzweifelt war vor Sorge um ihre sterbende Begleiterin - denn sterben würde sie mit Sicherheit, wenn ihr nicht bald Hilfe zuteil wurde -, durchschritt panisch die Hütte der alten Maginia, durchwühlte Truhen und blätterte in alten, verstaubten Hexenbüchern, aber nichts schien auch nur den Anschein von möglicher Hilfe zu erwecken.

---

Adamanias Antrag schien für die Hexen aus dem Kreis der Ältesten erledigt und sie fingen an, sich zu zerstreuen, um sich auf das bevorstehende Hexenbesenrennen vorzubereiten - doch Maginia hatte Adamanias erbleichendes Gesicht bemerkt und als niemand mehr in der Nähe der beiden zu sein schien schritt sie auf sie zu und fragte ihre Urenkelin was das alles zu bedeuten hatte. Unter dem strengen Blick ihrer Urgroßmutter begann Adamania zu stottern:
"I-i-i-chm, ähm, also, w-w-w-w-arum schaust du mich s-so streng an, i-i-i-ch, hab doch n-n-nichts getan, ich habe nichts, rein gar nichts damit zu tun, geschweige denn habe ich Rache geübt, o-o-oder was du jetzt auch d-denken magst."

"WAS hast du getan?" fragte die Großmutter ein zweites Mal und sie betrachtete besorgt das aufglühende Gesicht ihrer Enkelin - die Narbe schien sich grünlich zu verfärben - und die weise Maginia wusste was das zu bedeuten hatte: Wenn die Person, die einen Zauber ausgeführt hatte, an den Folgen eines Fluches starb, dann wurde derjenige, auf den der Zauber abgezielt hatte diesen nie mehr los; wenn es wie in Adamania's Beispiel ein Unschönheitszauber war, dann verfärbten sich die Auswirkungen zunächst grün, bis sie schlussendlich schwarz oder rot wurden. Kein Zweifel - Tesstjana musste im Sterben liegen!

Schockiert blickte Maginia in die Augen ihrer Enkelin und sprach: "Sag nichts mehr, ich weiß was du getan hast und das wird vielleicht schlimme Folgen haben - wie konntest du nur so töricht sein und wegen einer kleinen Narbe wie dieser einen mächtigen Fluch aussprechen? Und so etwas kommt von meiner Urenkelin; ich bin enttäuscht, zutiefst enttäuscht Adamania! Weißt denn zumindest, was dieser Fluch genau anrichtet? Schnell, sag es mir, damit ich herausfinden kann, ob überhaupt noch Hoffnung für Tesstjana besteht."

Adamania begann unter Tränen von ihrem ausgeführten Fluch zu erzählen - sie hatte ihn aus einem der Bücher ihrer Urgoßmutter einmal abgeschrieben, sich aber die genaue Wirkung nicht gemerkt - sie hatte nur versucht all ihre Wut mit in den Fluch zu legen.
"Gnade, Gnade dir Kind, dass das nicht einer dieser uralten Dämonen-Flüche war!", knurrte Maginia "Denn dann gibt es fast keine Hoffnung mehr! Wir werde jetzt unverzüglich nach Tesstjana suchen!"
"Ich weiß noch, dass ich mir vorgestellt habe, wie sie in meinen Spiegel fliegt und mein Spiegelbild so nicht mehr zu sehen ist, dann habe ich kurz den Anschluss vergessen..." schluchzte Adamania unter dem bohrenden Blick ihrer Großmutter. Diese erwiderte: "Dann ist sie vielleicht irgendwo in ein andere spiegelnde Scheibe geflogen, konzentrier dich Mädchen und sag mir wo ... sie ... ist... ! Geh in dich rein und fühle deine Wut und die Richtung, in die sie Tesstjana wahrscheinlich gelenkt hat."

Bei dieser Aufforderung errötete Adamania, denn sie erinnerte sich plötzlich, dass ihre Gedanken beim Ausüben des Fluches zu Miriam von Dämmerstein abgeschweift waren - sie hatte an ihr schönes Gesicht gedacht, die wohlgeformten Lippen immer bereit sich zu einem fröhlichen, so wundervoll klingenden Lachen zu öffnen, dass Adamania ganz verrückt danach war, es immer und immer wieder zu hören - nur leider liebte Miriam Tesstjana, weswegen sie sich nichts sehnlicher wünschte, dass diese endlich ein für alle Mal von der Bildfläche verschwinden würde!

"Nun?" Der Ton von Maginia schien sanfter zu werden, sie war schon immer gut darin gewesen, Adamanias Gefühlen zuzuhören und obwohl ihre Großmutter oft streng wirkte, war sie die einzige Person, der sie anvertraut hatte, dass sie Frauen lieber mochte als Männer.
"Ich denke sie ist bei Miriam..." flüsterte Adamania.

So schnell es ging stiegen die beiden auf ihren Besen und flogen zu Schloss Dämmerstein, wo sie das Hausmädchen Inge fanden, welche gerade dabei war, die Fensterscheibe zu reparieren. Inge gab ihnen die Auskunft, dass Lady Miriam und Tesstjana bereits vor kurzer Zeit abgereist waren - Tesstjana wäre dabei besonders wackelig auf den Beinen und nicht mehr in der Lage zu fliegen gewesen.
Adamania begann zu wimmern - als sie die Glascheibe mit den Blutspritzern gesehen hatte, war ihr endlich bewusst geworden, was sie da eigentlich gemacht hatte! Sie hatte versucht einen Menschen umzubringen - vielleicht nicht mit Absicht, aber auch wenn sie im Augenblick furchtbar wütend auf Tesstjana war - sie wollte sicher nicht, dass sie starb.
Doch für übermäßige Trauer blieb keine Zeit und so machten sich beide Hexen wieder auf den Weg - diesmal zu Maginias Hexenhütte, denn es erschien der alten Hexe am wahrscheinlichsten, dass Miriam bei ihr hatte Hilfe holen wollen, da sie die einzige mächtige Hexe in der Nähe war.

---

Miriam war unterdessen vollkommen verzweifelt - Tesstjana hatte ihr Bewusstsein bereits verloren. Die sonst so energiegeladene junge Hexe, die sie liebte, wich einer bleichen, mit Blut befleckten und vollkommen stummen Tess - Miriam wusste weder ein noch aus, setzte sich unter den Baum neben Maginias Hütte, bettete Tess Kopf auf ihre Beine und begann zu weinen.

Ihr herzzerreißendes Schluchzen wurde abrupt vom energischen Rufen der alten Maginia gestört, welche sich zusammen mit Adamania auf ihren Besen reitend im Landeanflug befand. Als sie den Boden berührte, begann sie mit krächzender Stimme zu dirigieren: "Schnell, Adamania, hol das alte rote Hexenbuch und die magische Kreide, um einen Zauberkreis zu zeichnen. Jene, welche auch auf Gras zeichnet! Und du konzentrierst du dich und versuchst ernsthaft deine Taten zu bereuen; am besten denkst du jetzt an die guten Seiten von Tess, damit wir sie überhaupt wieder zum Leben erwecken, denn wenn ich mich nicht täusche...", dabei beäugte sie Tesstjana kritisch und entdeckte den schwazstich im Weiß ihres Augapfels, "...bleiben uns nur noch wenige Minuten!".
Sie wandte sich eilig Miriam zu: "Und du hör auf zu heulen, dadurch überlebt Tess bestimmt nicht! Leg sie hier auf den Boden - ja genau dort."

Die Mädchen versuchten die Anweisungen so gut es ging zu erfüllen. Adamania rannte in die Hütte und fand das Hexenbuch und die Kreide mit einem Griff. Als sie Tesstjana auf Miriams Schoß gebettet unter dem Baum gesehen hatte, gab ihr das einen kleinen Stich der Eifersucht. Doch jetzt wollte sie Miriam nur noch glücklich sehen - und Tess lebendig!
Ihr wurde plötzlich bewusst, dass die Ärgereien mit Tess eigentlich immer nur Spaß gewesen waren und dass sie die kleine stupsnasige Frohnatur nicht immer hasste.
Als Tess also im Zauberkreis lag, begannen Miriam und Maginia einen zeremoniellen Hexentanz um die Sterbende, während Admania am Rand gleichzeitig einen komplizierten Spruch aus dem schweren, verstaubten Zauberbuch rezitierte und daran dachte, dass die Rivalität zwischen ihr und Tess nur bestand, weil sie sich so ähnlich waren - sie liebten beide schnelle Besenritte, Hexenduelle und wilde Tänze. Eigentlich fand Adamania sich oft in Tess wieder, aber gleichzeitig hasste sie es, wenn sie irgendwo besser war als sie, weil sie eigentlich auf dem gleichen Stand waren, und sie war sich fast sicher, dass es Tesstjana genauso gehen musste.

Plötzlich begann Admanias Narbe heftig zu schmerzen und sie hatte das Gefühl verbrennen zu müssen.
Dann geschahen zwei unglaubliche Dinge gleichzeitig: Zum einen ging Adamania plötzlich in Flammen auf, das Buch fiel zu Boden und sie verschwand innerhalb eines Moments und zum anderen öffnete Tesstjana Wolkenfels ihre Augen und schaute verwirrt in die Runde.
"TESS! Du LEBST!" schrie Miriam laut auf, brach ihren Tanz ab und stürmte tränenüberflutet auf ihre Geliebte zu, um sie nach einer langen, festen Umarmung zu küssen... doch es war nicht nur Tesstjana's Bewusstsein, welche dies wahrnahm.

---
Als Adamania die Augen öffnete, bemerkte sie zu allererst, dass sie sich ihre nun plötzlich körperlose Gestalt in einem Raum mit sieben Türen befand.
Aus einer der Türen blickte ihr eine wunderschöne Miriam entgegen, die gerade dabei war sie und doch gleichzeitig Tess zu küssen - aus einer anderen sah sie eine jüngere Ausgabe von Tesstjana Wolkenstein und Adamania erkannte, dass das die Tür zu den Kindheitserinnerungen von Tesstjana war - Was war passiert?
Sie schaute sich weiter im Raum um und erblickte eine Tür, die sich deutlich von den anderen sechs unterschied: Sie war verschlossen und von tiefschwarzer Farbe.
Langsam schritt Adamania auf die unheimliche Tür zu.
Es war, als schien sie leise Flüstergeräusche von sich geben, Adamania versuchte sich zu konzentrieren, immer wieder kam ihr Name und der von Miriam drin vor!
Als sie die Türklinke berührte, durchzuckte sie ein heftiger Schmerz und ließ sie zurückweichen. Erneut lauschte sie angestrengt dem Flüstern.
Dann nahm Adamania all ihren Mut zusammen, umfasste die Klinke... bereit, trotz des Schmerzes die düstere Tür zu öffnen, als plötzlich und kraftvoll die Stimme Tesstjanas durch den Wahrnehmungsraum hallte: "NICHT!!"
"Aber welche Tür soll ich dann wählen?", fragte sie und sah sich erneut im Raum um.

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"NICHT!!", dachte Tesstjana, bäumte sich reflexartig auf und stieß Miriam dabei unabsichtlich von sich.
Miriam stolperte und fiel, aber das machte ihr nichts aus - vielmehr sorgte sie sich um ihre Freundin und fragte sich, was zum Teufel gerade mit ihr geschah.
Sie staunte nicht schlecht, als Tesstjana mit einem gläsernen Blick fortfuhr: "Keine meiner Erinnerungen gehen dich etwas an... und was zum Teufel machst du in mir?"
Nun verstand auch Maginia, was mit ihrer Urenkelin geschehen war - ihr Bewusstsein war bei der Zeremonie in Tess' Körper gezogen worden und musste sich diesen nun mit Tesstjanas Bewusstsein teilen; um dies wieder rückgängig zu machen, müssten sie zuerst Adamanias Körper wiederfinden - nur war der soeben in Flammen aufgegangen und verschwunden.
"Tess... Tess, kannst du mit mir reden?", sagte Miriam verzweifelt und packte ihre Geliebte am Arm.
Gerade als Tess den Mund aufmachte, um zu antworten, stöhnte sie auf; ihre Augen begannen wie wild zu zucken und wechselten von Grün zu Nussbraun, denn Adamania versuchte in diesem Moment die Oberhand über Tess' Körper zu gewinnen, um den anderen ein Lebenszeichen von sich zu geben.
"Hilfe! Ich will hier raus!" kam es aus Tesstjanas Mund, aber es war Adamania, die sprach.
Miriam wechselte einen erschrockenen Blick mit Maginia und wandte sich dann an Adamania: "Heißt das, du bist in Tess' Körper gefangen? Hör zu, mach jetzt keine Dummheiten, wir finden eine Lösung, wie wir dich wieder herholen, aber bitte, bitte tu Tess Seele nichts, denn es könnte euch beiden schaden."

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Inzwischen hallte ein belustigtes wie auch schadenfrohes kichern durch Miriams Schloss, das seinen Ursprung vor einem magischen Spiegel hatte - und umgeben von noch nachglühenden magischen Hexenzeichen und einem Hexenbuch neben Ihr liegend hockte Inge davor, die sich das Geschehen vor Maginias Hütte im Spiegel angeschaut hatte, während sie einen eigenen Hexenzauber aussprach. Inge hatte nicht nur bewirkt, dass Adamanias Seele in Tess Körper verbannt wurde, nein, sie war nun Adamania selbst - jedenfalls sah sie so aus wie sie, denn Inge besaß nun ihren Körper.
Immer noch vor sich hin kichernd nahm sie das Buch auf, wischte die magischen Zeichen auf dem Boden weg und ging zufrieden mit sich selbst in den Keller des Schlosses. Nun musste sie nur noch ihren Besen finden und dann...ja, dann würde sich alles von Grund auf ändern. Sie stieg die Stufen hinab, ging den Gang entlang und suchte in Ihren Erinnerungen wo sie ihn versteckt hatte, nachdem sie im Schloss als Hausmädchen angefangen hatte. In der hintersten Ecke der verstaubten Rumpelkammer wurde sie schließlich fündig. In Windeseile raste Inge mit dem Besen aus dem Kellerfenster Richtung Damalsberg, um das Hexentreffen so richtig aufzumischen und endlich Rache an ihrer Erzfeindin nehmen zu können - Druselda Zunderflamme von Fackeltrog, die Vorsitzende des Hexenältestenrats, auf dessen Antrag Inge vor vielen Jahren aus der örtlichen Hexengilde ausgeschlossen worden war.

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Fernes Donnergrollen ließ Miriam zusammenfahren.
 

Chaos

Schneewittchen
Teammitglied
Sprechprobe
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AW: Satz für Satz zur Geschichte II

Das große Hexentreffen auf dem Damalsberg stand an und Tesstjana Wolkenfels freute sich darüber in ihrer vor Energie und Lebenslust nur so sprudelnden Art und Weise - hatte sie neben ihren Pflichten als Bauernstochter doch auch die Übungen für die anstehende Prüfung regelmäßig ausgeführt. Nur noch etwas Krötenessenz ins Haar, dann ging es ab auf den Besen und auf in die Lüfte. Heute - endlich - würde ihr großer Tag werden.
Wenn da nicht ihre alte Rivalin, Adamania Dunkelstein, gewesen wäre - bereits im letzten Jahr hatte diese sie sowohl im Zaubertrank-Brauen als auch im großen Besenrennen knapp geschlagen; um sie danach auch noch wegen ihrer angeblich scheußlichen, altmodischen Kleidung zu verspotten!
Aber wenn ihr Plan aufging, dann würde Adamania heute nicht erscheinen können, denn das hatte Tesstjana voller Eifer versucht zu verhindern.
Da Adamania ohnehin die wohl eitelste Hexe aller Zeiten war, hatte Tesstjana gestern nur einen kleinen "Schönheitszauber" an ihr testen müssen - der würde dann hoffentlich das Übrige erledigen.
Kichernd flog sie über Wiesen und Felder, die Abendsonne verströmte wundervolles Licht und Tesstjana dachte voller Vorfreude an das Treffen auf dem Damalsberg.

Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper, sie verlor das Gleichgewicht und ließ dabei unwillkürlich den Besenstil los. Sofort geriet der Flugapparat ins Trudeln und die wohl vielversprechendste Anwärterin auf den Junghexenehrenpreis wäre vermutlich an den Hängen des Morgenberges wie ein rohes Ei zerplatzt, hätte sie nicht im letzten Moment mit beiden Händen den Stil wieder hochgerissen. Dicht über den Felsen, kaum ein Fingerbreit Luft dazwischen, raste sie wie eine Rakete im halsbrecherischen Tempo zum Gipfel empor. Sie unterdrückte den Schmerz, als ein oder zwei spitze Steine ihre Knie aufschürften. Dann endlich, es schien Tesstjana schon wie eine Ewigkeit, schoß sie über dem Bergkamm hinaus, nicht ohne dass ihr Besen bei diesem Manöver einbüßen mußte.
Allmählich wurde der Flug Richtung Damalsberg wieder ruhiger und sie begann sich zu fragen, wie dieser Beinahe-Absturz nur geschehen konnte.

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Zur gleichen Zeit bereitete sich Lady Miriam von Dämmerstein, Lordstochter und heimliche Geliebte Tesstjanas, auf dem Schloss ihres Vaters ihren eigenen Abflug zum Damalsberg vor.
Plötzlich war in der Eingangshalle ein unheimliches Gepolter und Geschreie zu vernehmen und die verwunderte Hexe beschloss, herauszufinden, was denn da unten soviel Chaos verursachte.
Es erinnerte sie an ihre Freundin, die mit ihren verrückten Einfällen und ihrer Tollpatschigkeit selbst im jugendlichen Alter von 16 Jahren jeder Achtjährigen Konkurrenz machen konnte - und wirklich, es war Tesstjana, die einen Abstecher bei ihrer Freundin machen wollte, um sie abzuholen... und beim Anflug in ein Fenster gekracht war! Sie lag nun mit vielen Schnittwunden am Boden. Miriam rannte erschrocken zu ihr und rief: "Tess, geht es dir gut?" "Bei den sieben runzeligen Kröten, dieser Besen will mich umbringen; ich weiß auch nicht, warum, aber auf einmal wollte er mir einfach nicht mehr gehorchen", ächzte Tesstjana, während sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufsetzte. "Ich hatte ihn gerade wieder unter Kontrolle, da raste ich auch schon mit bahnbrechender Geschwindigkeit in dein Fenster....Tut mir echt leid."

Miriam wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte, und so half sie ihrer Freundin auf die Beine, untersuchte kurz die Schnittwunden und begann dann geheimnisvolle Sprüche zu murmeln, brach aber ab, versuchte es wieder und fluchte schließlich laut auf: "Das sind keine normalen Wunden, die du da hast!!!"
Tesstjanas Augen wurden vor Schreck so groß wie Hühnereier. Das konnte nur bedeuten, dass sie mit einem Fluch belegt worden war!
"Keine Angst, Liebes!", versuchte Miriam sie zu beruhigen, "Ich kenne jemanden, der uns helfen kann. Los, steig hinten auf meinen Besen auf!"
Leicht schwankend nahm Tesstjana auf dem hinteren Ende von Miriam's goldverzierten Besen Platz. Zur Sicherheit band diese noch ein magisches Seil um Tess' Leib, damit sie nicht runter fiel, falls sie das Bewusstsein verlieren sollte.
Schnell informierte Miriam noch das Hausmädchen Inge, dann gab sie ihrem Besen den Befehl so schnell wie möglich zu Maginia Dunkelstein zu fliegen - der weisesten Hexe in der Nähe und obendrein Adamanias Urgroßmutter. Vielleicht hatte sie Glück und Maginia war noch nicht zum Hexentreffen aufgebrochen.

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Unterdessen hatten sich schon einige Hexen, vor allem der Ältestenrat, auf dem Damalsberg eingefunden und waren vergnügt dabei, sich zu begrüßen und unterhalten, als es plötzlich wutentbrannt ertönte:
"Ich verlange durch öffentlichen Antrag, dass Tesstjana Wolkenfels, dieser Nichtsnutz vom Haldenhof, aus der Hexengemeinschaft ausgeschlossen wird - und zwar für immer!"
Die keifende Stimme gehörte Adamania Dunkelstein, die mit einer hässlichen Narbe, welche sich über ihr ganzes Gesicht zog, auf den Platz gestürmt war und nun verzweifelt versuchte, sich Gehör beim Ältestenrat zu verschaffen.
"Seht nur was diese Ausgeburt der Hölle mit meinem makellosen Gesicht angestellt hat! Ja, ganz richtig, das ist eine hässliche Narbe und die habe ich nur ihr zu verdanken!", schrie sie und lief vor Wut so rot an, dass die Narbe heftig pulsierte und ihr Gesicht noch mehr verunstaltete.
Einige Hexen wichen erschrocken zurück, andere konnten sich ein Lachen nicht verkneifen... allerdings hinter vorgehaltener Hand, da Adamania in Maginia schließlich eine Urgroßmutter hatte, die hohes Ansehen unter allen Hexen genoss, auch wenn sie nicht zum Ältestenrat gehörte. Doch die Hexen drehten sich verblüfft um - es wa Maginia persönlich, die schallend lachend auf sie zukam und rief:
"Ach Adamania, das war doch nur ein einfacher Unschönheitszauber! Den kann Tesstjana - wenn auch nur sie allein - ganz leicht wieder rückgängig machen!"
Adamania erblasste.
"Du meinst, ich soll diese grauenhafte Person darum bitten, das hier rückgängig zu machen? Niemals!"
In Adamanias Kopf spielte sich zudem noch etwas ganz anderes ab - sie hatte einen schwarzen Fluch auf ihre Rivalin gelegt, um es ihr heimzuzahlen. Und wenn Adamania richtig lag und Tesstjana nicht besonders Glück gehabt hatte, dann würde sie einige Zeit Erholung brauchen, bis sie diesen Schönheitszauber wieder rückgängig machen könnte.
Verzweifelt blickte sie sich um und hoffte für einen kurzen Moment inständig - so komisch es auch klingen mochte - dass ihr Fluch fehlgeschlagen war und Tesstjana im nächsten Moment wohlbehalten hier landen würde, um diese scheußliche Narbe wieder verschwinden zu lassen.

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Miriam war mit Tesstjana im Schlepptau unterdessen zur alten Hütte von Maginia Dunkelstein geflogen - doch sie fanden es verlassen vor und Tesstjana ging es immer schlechter, sie atmete nur noch stoßweise und ihr brach kalter Schweiß auf der Stirn aus - Falls sie nicht bald Hilfe bekam würde es richtig heikel werden. Miriam, die schon ganz verzweifelt war vor Sorge um ihre sterbende Begleiterin - denn sterben würde sie mit Sicherheit, wenn ihr nicht bald Hilfe zuteil wurde -, durchschritt panisch die Hütte der alten Maginia, durchwühlte Truhen und blätterte in alten, verstaubten Hexenbüchern, aber nichts schien auch nur den Anschein von möglicher Hilfe zu erwecken.

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Adamanias Antrag schien für die Hexen aus dem Kreis der Ältesten erledigt und sie fingen an, sich zu zerstreuen, um sich auf das bevorstehende Hexenbesenrennen vorzubereiten - doch Maginia hatte Adamanias erbleichendes Gesicht bemerkt und als niemand mehr in der Nähe der beiden zu sein schien schritt sie auf sie zu und fragte ihre Urenkelin was das alles zu bedeuten hatte. Unter dem strengen Blick ihrer Urgroßmutter begann Adamania zu stottern:
"I-i-i-chm, ähm, also, w-w-w-w-arum schaust du mich s-so streng an, i-i-i-ch, hab doch n-n-nichts getan, ich habe nichts, rein gar nichts damit zu tun, geschweige denn habe ich Rache geübt, o-o-oder was du jetzt auch d-denken magst."

"WAS hast du getan?" fragte die Großmutter ein zweites Mal und sie betrachtete besorgt das aufglühende Gesicht ihrer Enkelin - die Narbe schien sich grünlich zu verfärben - und die weise Maginia wusste was das zu bedeuten hatte: Wenn die Person, die einen Zauber ausgeführt hatte, an den Folgen eines Fluches starb, dann wurde derjenige, auf den der Zauber abgezielt hatte diesen nie mehr los; wenn es wie in Adamania's Beispiel ein Unschönheitszauber war, dann verfärbten sich die Auswirkungen zunächst grün, bis sie schlussendlich schwarz oder rot wurden. Kein Zweifel - Tesstjana musste im Sterben liegen!

Schockiert blickte Maginia in die Augen ihrer Enkelin und sprach: "Sag nichts mehr, ich weiß was du getan hast und das wird vielleicht schlimme Folgen haben - wie konntest du nur so töricht sein und wegen einer kleinen Narbe wie dieser einen mächtigen Fluch aussprechen? Und so etwas kommt von meiner Urenkelin; ich bin enttäuscht, zutiefst enttäuscht Adamania! Weißt denn zumindest, was dieser Fluch genau anrichtet? Schnell, sag es mir, damit ich herausfinden kann, ob überhaupt noch Hoffnung für Tesstjana besteht."

Adamania begann unter Tränen von ihrem ausgeführten Fluch zu erzählen - sie hatte ihn aus einem der Bücher ihrer Urgoßmutter einmal abgeschrieben, sich aber die genaue Wirkung nicht gemerkt - sie hatte nur versucht all ihre Wut mit in den Fluch zu legen.
"Gnade, Gnade dir Kind, dass das nicht einer dieser uralten Dämonen-Flüche war!", knurrte Maginia "Denn dann gibt es fast keine Hoffnung mehr! Wir werde jetzt unverzüglich nach Tesstjana suchen!"
"Ich weiß noch, dass ich mir vorgestellt habe, wie sie in meinen Spiegel fliegt und mein Spiegelbild so nicht mehr zu sehen ist, dann habe ich kurz den Anschluss vergessen..." schluchzte Adamania unter dem bohrenden Blick ihrer Großmutter. Diese erwiderte: "Dann ist sie vielleicht irgendwo in ein andere spiegelnde Scheibe geflogen, konzentrier dich Mädchen und sag mir wo ... sie ... ist... ! Geh in dich rein und fühle deine Wut und die Richtung, in die sie Tesstjana wahrscheinlich gelenkt hat."

Bei dieser Aufforderung errötete Adamania, denn sie erinnerte sich plötzlich, dass ihre Gedanken beim Ausüben des Fluches zu Miriam von Dämmerstein abgeschweift waren - sie hatte an ihr schönes Gesicht gedacht, die wohlgeformten Lippen immer bereit sich zu einem fröhlichen, so wundervoll klingenden Lachen zu öffnen, dass Adamania ganz verrückt danach war, es immer und immer wieder zu hören - nur leider liebte Miriam Tesstjana, weswegen sie sich nichts sehnlicher wünschte, dass diese endlich ein für alle Mal von der Bildfläche verschwinden würde!

"Nun?" Der Ton von Maginia schien sanfter zu werden, sie war schon immer gut darin gewesen, Adamanias Gefühlen zuzuhören und obwohl ihre Großmutter oft streng wirkte, war sie die einzige Person, der sie anvertraut hatte, dass sie Frauen lieber mochte als Männer.
"Ich denke sie ist bei Miriam..." flüsterte Adamania.

So schnell es ging stiegen die beiden auf ihren Besen und flogen zu Schloss Dämmerstein, wo sie das Hausmädchen Inge fanden, welche gerade dabei war, die Fensterscheibe zu reparieren. Inge gab ihnen die Auskunft, dass Lady Miriam und Tesstjana bereits vor kurzer Zeit abgereist waren - Tesstjana wäre dabei besonders wackelig auf den Beinen und nicht mehr in der Lage zu fliegen gewesen.
Adamania begann zu wimmern - als sie die Glascheibe mit den Blutspritzern gesehen hatte, war ihr endlich bewusst geworden, was sie da eigentlich gemacht hatte! Sie hatte versucht einen Menschen umzubringen - vielleicht nicht mit Absicht, aber auch wenn sie im Augenblick furchtbar wütend auf Tesstjana war - sie wollte sicher nicht, dass sie starb.
Doch für übermäßige Trauer blieb keine Zeit und so machten sich beide Hexen wieder auf den Weg - diesmal zu Maginias Hexenhütte, denn es erschien der alten Hexe am wahrscheinlichsten, dass Miriam bei ihr hatte Hilfe holen wollen, da sie die einzige mächtige Hexe in der Nähe war.

---

Miriam war unterdessen vollkommen verzweifelt - Tesstjana hatte ihr Bewusstsein bereits verloren. Die sonst so energiegeladene junge Hexe, die sie liebte, wich einer bleichen, mit Blut befleckten und vollkommen stummen Tess - Miriam wusste weder ein noch aus, setzte sich unter den Baum neben Maginias Hütte, bettete Tess Kopf auf ihre Beine und begann zu weinen.

Ihr herzzerreißendes Schluchzen wurde abrupt vom energischen Rufen der alten Maginia gestört, welche sich zusammen mit Adamania auf ihren Besen reitend im Landeanflug befand. Als sie den Boden berührte, begann sie mit krächzender Stimme zu dirigieren: "Schnell, Adamania, hol das alte rote Hexenbuch und die magische Kreide, um einen Zauberkreis zu zeichnen. Jene, welche auch auf Gras zeichnet! Und du konzentrierst du dich und versuchst ernsthaft deine Taten zu bereuen; am besten denkst du jetzt an die guten Seiten von Tess, damit wir sie überhaupt wieder zum Leben erwecken, denn wenn ich mich nicht täusche...", dabei beäugte sie Tesstjana kritisch und entdeckte den schwazstich im Weiß ihres Augapfels, "...bleiben uns nur noch wenige Minuten!".
Sie wandte sich eilig Miriam zu: "Und du hör auf zu heulen, dadurch überlebt Tess bestimmt nicht! Leg sie hier auf den Boden - ja genau dort."

Die Mädchen versuchten die Anweisungen so gut es ging zu erfüllen. Adamania rannte in die Hütte und fand das Hexenbuch und die Kreide mit einem Griff. Als sie Tesstjana auf Miriams Schoß gebettet unter dem Baum gesehen hatte, gab ihr das einen kleinen Stich der Eifersucht. Doch jetzt wollte sie Miriam nur noch glücklich sehen - und Tess lebendig!
Ihr wurde plötzlich bewusst, dass die Ärgereien mit Tess eigentlich immer nur Spaß gewesen waren und dass sie die kleine stupsnasige Frohnatur nicht immer hasste.
Als Tess also im Zauberkreis lag, begannen Miriam und Maginia einen zeremoniellen Hexentanz um die Sterbende, während Admania am Rand gleichzeitig einen komplizierten Spruch aus dem schweren, verstaubten Zauberbuch rezitierte und daran dachte, dass die Rivalität zwischen ihr und Tess nur bestand, weil sie sich so ähnlich waren - sie liebten beide schnelle Besenritte, Hexenduelle und wilde Tänze. Eigentlich fand Adamania sich oft in Tess wieder, aber gleichzeitig hasste sie es, wenn sie irgendwo besser war als sie, weil sie eigentlich auf dem gleichen Stand waren, und sie war sich fast sicher, dass es Tesstjana genauso gehen musste.

Plötzlich begann Admanias Narbe heftig zu schmerzen und sie hatte das Gefühl verbrennen zu müssen.
Dann geschahen zwei unglaubliche Dinge gleichzeitig: Zum einen ging Adamania plötzlich in Flammen auf, das Buch fiel zu Boden und sie verschwand innerhalb eines Moments und zum anderen öffnete Tesstjana Wolkenfels ihre Augen und schaute verwirrt in die Runde.
"TESS! Du LEBST!" schrie Miriam laut auf, brach ihren Tanz ab und stürmte tränenüberflutet auf ihre Geliebte zu, um sie nach einer langen, festen Umarmung zu küssen... doch es war nicht nur Tesstjana's Bewusstsein, welche dies wahrnahm.

---
Als Adamania die Augen öffnete, bemerkte sie zu allererst, dass sie sich ihre nun plötzlich körperlose Gestalt in einem Raum mit sieben Türen befand.
Aus einer der Türen blickte ihr eine wunderschöne Miriam entgegen, die gerade dabei war sie und doch gleichzeitig Tess zu küssen - aus einer anderen sah sie eine jüngere Ausgabe von Tesstjana Wolkenstein und Adamania erkannte, dass das die Tür zu den Kindheitserinnerungen von Tesstjana war - Was war passiert?
Sie schaute sich weiter im Raum um und erblickte eine Tür, die sich deutlich von den anderen sechs unterschied: Sie war verschlossen und von tiefschwarzer Farbe.
Langsam schritt Adamania auf die unheimliche Tür zu.
Es war, als schien sie leise Flüstergeräusche von sich geben, Adamania versuchte sich zu konzentrieren, immer wieder kam ihr Name und der von Miriam drin vor!
Als sie die Türklinke berührte, durchzuckte sie ein heftiger Schmerz und ließ sie zurückweichen. Erneut lauschte sie angestrengt dem Flüstern.
Dann nahm Adamania all ihren Mut zusammen, umfasste die Klinke... bereit, trotz des Schmerzes die düstere Tür zu öffnen, als plötzlich und kraftvoll die Stimme Tesstjanas durch den Wahrnehmungsraum hallte: "NICHT!!"
"Aber welche Tür soll ich dann wählen?", fragte sie und sah sich erneut im Raum um.

-----

"NICHT!!", dachte Tesstjana, bäumte sich reflexartig auf und stieß Miriam dabei unabsichtlich von sich.
Miriam stolperte und fiel, aber das machte ihr nichts aus - vielmehr sorgte sie sich um ihre Freundin und fragte sich, was zum Teufel gerade mit ihr geschah.
Sie staunte nicht schlecht, als Tesstjana mit einem gläsernen Blick fortfuhr: "Keine meiner Erinnerungen gehen dich etwas an... und was zum Teufel machst du in mir?"
Nun verstand auch Maginia, was mit ihrer Urenkelin geschehen war - ihr Bewusstsein war bei der Zeremonie in Tess' Körper gezogen worden und musste sich diesen nun mit Tesstjanas Bewusstsein teilen; um dies wieder rückgängig zu machen, müssten sie zuerst Adamanias Körper wiederfinden - nur war der soeben in Flammen aufgegangen und verschwunden.
"Tess... Tess, kannst du mit mir reden?", sagte Miriam verzweifelt und packte ihre Geliebte am Arm.
Gerade als Tess den Mund aufmachte, um zu antworten, stöhnte sie auf; ihre Augen begannen wie wild zu zucken und wechselten von Grün zu Nussbraun, denn Adamania versuchte in diesem Moment die Oberhand über Tess' Körper zu gewinnen, um den anderen ein Lebenszeichen von sich zu geben.
"Hilfe! Ich will hier raus!" kam es aus Tesstjanas Mund, aber es war Adamania, die sprach.
Miriam wechselte einen erschrockenen Blick mit Maginia und wandte sich dann an Adamania: "Heißt das, du bist in Tess' Körper gefangen? Hör zu, mach jetzt keine Dummheiten, wir finden eine Lösung, wie wir dich wieder herholen, aber bitte, bitte tu Tess Seele nichts, denn es könnte euch beiden schaden."

---

Inzwischen hallte ein belustigtes wie auch schadenfrohes kichern durch Miriams Schloss, das seinen Ursprung vor einem magischen Spiegel hatte - und umgeben von noch nachglühenden magischen Hexenzeichen und einem Hexenbuch neben Ihr liegend hockte Inge davor, die sich das Geschehen vor Maginias Hütte im Spiegel angeschaut hatte, während sie einen eigenen Hexenzauber aussprach. Inge hatte nicht nur bewirkt, dass Adamanias Seele in Tess Körper verbannt wurde, nein, sie war nun Adamania selbst - jedenfalls sah sie so aus wie sie, denn Inge besaß nun ihren Körper.
Immer noch vor sich hin kichernd nahm sie das Buch auf, wischte die magischen Zeichen auf dem Boden weg und ging zufrieden mit sich selbst in den Keller des Schlosses. Nun musste sie nur noch ihren Besen finden und dann...ja, dann würde sich alles von Grund auf ändern. Sie stieg die Stufen hinab, ging den Gang entlang und suchte in Ihren Erinnerungen wo sie ihn versteckt hatte, nachdem sie im Schloss als Hausmädchen angefangen hatte. In der hintersten Ecke der verstaubten Rumpelkammer wurde sie schließlich fündig. In Windeseile raste Inge mit dem Besen aus dem Kellerfenster Richtung Damalsberg, um das Hexentreffen so richtig aufzumischen und endlich Rache an ihrer Erzfeindin nehmen zu können - Druselda Zunderflamme von Fackeltrog, die Vorsitzende des Hexenältestenrats, auf dessen Antrag Inge vor vielen Jahren aus der örtlichen Hexengilde ausgeschlossen worden war.

---
Fernes Donnergrollen ließ Miriam zusammenfahren. Es schien ihr fast wie ein schlechtes Omen, das die Rettung ihrer Geliebten zum Scheitern verurteilen wollte.
 

Nee

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AW: Satz für Satz zur Geschichte II

Das große Hexentreffen auf dem Damalsberg stand an und Tesstjana Wolkenfels freute sich darüber in ihrer vor Energie und Lebenslust nur so sprudelnden Art und Weise - hatte sie neben ihren Pflichten als Bauernstochter doch auch die Übungen für die anstehende Prüfung regelmäßig ausgeführt. Nur noch etwas Krötenessenz ins Haar, dann ging es ab auf den Besen und auf in die Lüfte. Heute - endlich - würde ihr großer Tag werden.
Wenn da nicht ihre alte Rivalin, Adamania Dunkelstein, gewesen wäre - bereits im letzten Jahr hatte diese sie sowohl im Zaubertrank-Brauen als auch im großen Besenrennen knapp geschlagen; um sie danach auch noch wegen ihrer angeblich scheußlichen, altmodischen Kleidung zu verspotten!
Aber wenn ihr Plan aufging, dann würde Adamania heute nicht erscheinen können, denn das hatte Tesstjana voller Eifer versucht zu verhindern.
Da Adamania ohnehin die wohl eitelste Hexe aller Zeiten war, hatte Tesstjana gestern nur einen kleinen "Schönheitszauber" an ihr testen müssen - der würde dann hoffentlich das Übrige erledigen.
Kichernd flog sie über Wiesen und Felder, die Abendsonne verströmte wundervolles Licht und Tesstjana dachte voller Vorfreude an das Treffen auf dem Damalsberg.

Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper, sie verlor das Gleichgewicht und ließ dabei unwillkürlich den Besenstil los. Sofort geriet der Flugapparat ins Trudeln und die wohl vielversprechendste Anwärterin auf den Junghexenehrenpreis wäre vermutlich an den Hängen des Morgenberges wie ein rohes Ei zerplatzt, hätte sie nicht im letzten Moment mit beiden Händen den Stil wieder hochgerissen. Dicht über den Felsen, kaum ein Fingerbreit Luft dazwischen, raste sie wie eine Rakete im halsbrecherischen Tempo zum Gipfel empor. Sie unterdrückte den Schmerz, als ein oder zwei spitze Steine ihre Knie aufschürften. Dann endlich, es schien Tesstjana schon wie eine Ewigkeit, schoß sie über dem Bergkamm hinaus, nicht ohne dass ihr Besen bei diesem Manöver einbüßen mußte.
Allmählich wurde der Flug Richtung Damalsberg wieder ruhiger und sie begann sich zu fragen, wie dieser Beinahe-Absturz nur geschehen konnte.

---

Zur gleichen Zeit bereitete sich Lady Miriam von Dämmerstein, Lordstochter und heimliche Geliebte Tesstjanas, auf dem Schloss ihres Vaters ihren eigenen Abflug zum Damalsberg vor.
Plötzlich war in der Eingangshalle ein unheimliches Gepolter und Geschreie zu vernehmen und die verwunderte Hexe beschloss, herauszufinden, was denn da unten soviel Chaos verursachte.
Es erinnerte sie an ihre Freundin, die mit ihren verrückten Einfällen und ihrer Tollpatschigkeit selbst im jugendlichen Alter von 16 Jahren jeder Achtjährigen Konkurrenz machen konnte - und wirklich, es war Tesstjana, die einen Abstecher bei ihrer Freundin machen wollte, um sie abzuholen... und beim Anflug in ein Fenster gekracht war! Sie lag nun mit vielen Schnittwunden am Boden. Miriam rannte erschrocken zu ihr und rief: "Tess, geht es dir gut?" "Bei den sieben runzeligen Kröten, dieser Besen will mich umbringen; ich weiß auch nicht, warum, aber auf einmal wollte er mir einfach nicht mehr gehorchen", ächzte Tesstjana, während sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufsetzte. "Ich hatte ihn gerade wieder unter Kontrolle, da raste ich auch schon mit bahnbrechender Geschwindigkeit in dein Fenster....Tut mir echt leid."

Miriam wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte, und so half sie ihrer Freundin auf die Beine, untersuchte kurz die Schnittwunden und begann dann geheimnisvolle Sprüche zu murmeln, brach aber ab, versuchte es wieder und fluchte schließlich laut auf: "Das sind keine normalen Wunden, die du da hast!!!"
Tesstjanas Augen wurden vor Schreck so groß wie Hühnereier. Das konnte nur bedeuten, dass sie mit einem Fluch belegt worden war!
"Keine Angst, Liebes!", versuchte Miriam sie zu beruhigen, "Ich kenne jemanden, der uns helfen kann. Los, steig hinten auf meinen Besen auf!"
Leicht schwankend nahm Tesstjana auf dem hinteren Ende von Miriam's goldverzierten Besen Platz. Zur Sicherheit band diese noch ein magisches Seil um Tess' Leib, damit sie nicht runter fiel, falls sie das Bewusstsein verlieren sollte.
Schnell informierte Miriam noch das Hausmädchen Inge, dann gab sie ihrem Besen den Befehl so schnell wie möglich zu Maginia Dunkelstein zu fliegen - der weisesten Hexe in der Nähe und obendrein Adamanias Urgroßmutter. Vielleicht hatte sie Glück und Maginia war noch nicht zum Hexentreffen aufgebrochen.

---

Unterdessen hatten sich schon einige Hexen, vor allem der Ältestenrat, auf dem Damalsberg eingefunden und waren vergnügt dabei, sich zu begrüßen und unterhalten, als es plötzlich wutentbrannt ertönte:
"Ich verlange durch öffentlichen Antrag, dass Tesstjana Wolkenfels, dieser Nichtsnutz vom Haldenhof, aus der Hexengemeinschaft ausgeschlossen wird - und zwar für immer!"
Die keifende Stimme gehörte Adamania Dunkelstein, die mit einer hässlichen Narbe, welche sich über ihr ganzes Gesicht zog, auf den Platz gestürmt war und nun verzweifelt versuchte, sich Gehör beim Ältestenrat zu verschaffen.
"Seht nur was diese Ausgeburt der Hölle mit meinem makellosen Gesicht angestellt hat! Ja, ganz richtig, das ist eine hässliche Narbe und die habe ich nur ihr zu verdanken!", schrie sie und lief vor Wut so rot an, dass die Narbe heftig pulsierte und ihr Gesicht noch mehr verunstaltete.
Einige Hexen wichen erschrocken zurück, andere konnten sich ein Lachen nicht verkneifen... allerdings hinter vorgehaltener Hand, da Adamania in Maginia schließlich eine Urgroßmutter hatte, die hohes Ansehen unter allen Hexen genoss, auch wenn sie nicht zum Ältestenrat gehörte. Doch die Hexen drehten sich verblüfft um - es wa Maginia persönlich, die schallend lachend auf sie zukam und rief:
"Ach Adamania, das war doch nur ein einfacher Unschönheitszauber! Den kann Tesstjana - wenn auch nur sie allein - ganz leicht wieder rückgängig machen!"
Adamania erblasste.
"Du meinst, ich soll diese grauenhafte Person darum bitten, das hier rückgängig zu machen? Niemals!"
In Adamanias Kopf spielte sich zudem noch etwas ganz anderes ab - sie hatte einen schwarzen Fluch auf ihre Rivalin gelegt, um es ihr heimzuzahlen. Und wenn Adamania richtig lag und Tesstjana nicht besonders Glück gehabt hatte, dann würde sie einige Zeit Erholung brauchen, bis sie diesen Schönheitszauber wieder rückgängig machen könnte.
Verzweifelt blickte sie sich um und hoffte für einen kurzen Moment inständig - so komisch es auch klingen mochte - dass ihr Fluch fehlgeschlagen war und Tesstjana im nächsten Moment wohlbehalten hier landen würde, um diese scheußliche Narbe wieder verschwinden zu lassen.

---

Miriam war mit Tesstjana im Schlepptau unterdessen zur alten Hütte von Maginia Dunkelstein geflogen - doch sie fanden es verlassen vor und Tesstjana ging es immer schlechter, sie atmete nur noch stoßweise und ihr brach kalter Schweiß auf der Stirn aus - Falls sie nicht bald Hilfe bekam würde es richtig heikel werden. Miriam, die schon ganz verzweifelt war vor Sorge um ihre sterbende Begleiterin - denn sterben würde sie mit Sicherheit, wenn ihr nicht bald Hilfe zuteil wurde -, durchschritt panisch die Hütte der alten Maginia, durchwühlte Truhen und blätterte in alten, verstaubten Hexenbüchern, aber nichts schien auch nur den Anschein von möglicher Hilfe zu erwecken.

---

Adamanias Antrag schien für die Hexen aus dem Kreis der Ältesten erledigt und sie fingen an, sich zu zerstreuen, um sich auf das bevorstehende Hexenbesenrennen vorzubereiten - doch Maginia hatte Adamanias erbleichendes Gesicht bemerkt und als niemand mehr in der Nähe der beiden zu sein schien schritt sie auf sie zu und fragte ihre Urenkelin was das alles zu bedeuten hatte. Unter dem strengen Blick ihrer Urgroßmutter begann Adamania zu stottern:
"I-i-i-chm, ähm, also, w-w-w-w-arum schaust du mich s-so streng an, i-i-i-ch, hab doch n-n-nichts getan, ich habe nichts, rein gar nichts damit zu tun, geschweige denn habe ich Rache geübt, o-o-oder was du jetzt auch d-denken magst."

"WAS hast du getan?" fragte die Großmutter ein zweites Mal und sie betrachtete besorgt das aufglühende Gesicht ihrer Enkelin - die Narbe schien sich grünlich zu verfärben - und die weise Maginia wusste was das zu bedeuten hatte: Wenn die Person, die einen Zauber ausgeführt hatte, an den Folgen eines Fluches starb, dann wurde derjenige, auf den der Zauber abgezielt hatte diesen nie mehr los; wenn es wie in Adamania's Beispiel ein Unschönheitszauber war, dann verfärbten sich die Auswirkungen zunächst grün, bis sie schlussendlich schwarz oder rot wurden. Kein Zweifel - Tesstjana musste im Sterben liegen!

Schockiert blickte Maginia in die Augen ihrer Enkelin und sprach: "Sag nichts mehr, ich weiß was du getan hast und das wird vielleicht schlimme Folgen haben - wie konntest du nur so töricht sein und wegen einer kleinen Narbe wie dieser einen mächtigen Fluch aussprechen? Und so etwas kommt von meiner Urenkelin; ich bin enttäuscht, zutiefst enttäuscht Adamania! Weißt denn zumindest, was dieser Fluch genau anrichtet? Schnell, sag es mir, damit ich herausfinden kann, ob überhaupt noch Hoffnung für Tesstjana besteht."

Adamania begann unter Tränen von ihrem ausgeführten Fluch zu erzählen - sie hatte ihn aus einem der Bücher ihrer Urgoßmutter einmal abgeschrieben, sich aber die genaue Wirkung nicht gemerkt - sie hatte nur versucht all ihre Wut mit in den Fluch zu legen.
"Gnade, Gnade dir Kind, dass das nicht einer dieser uralten Dämonen-Flüche war!", knurrte Maginia "Denn dann gibt es fast keine Hoffnung mehr! Wir werde jetzt unverzüglich nach Tesstjana suchen!"
"Ich weiß noch, dass ich mir vorgestellt habe, wie sie in meinen Spiegel fliegt und mein Spiegelbild so nicht mehr zu sehen ist, dann habe ich kurz den Anschluss vergessen..." schluchzte Adamania unter dem bohrenden Blick ihrer Großmutter. Diese erwiderte: "Dann ist sie vielleicht irgendwo in ein andere spiegelnde Scheibe geflogen, konzentrier dich Mädchen und sag mir wo ... sie ... ist... ! Geh in dich rein und fühle deine Wut und die Richtung, in die sie Tesstjana wahrscheinlich gelenkt hat."

Bei dieser Aufforderung errötete Adamania, denn sie erinnerte sich plötzlich, dass ihre Gedanken beim Ausüben des Fluches zu Miriam von Dämmerstein abgeschweift waren - sie hatte an ihr schönes Gesicht gedacht, die wohlgeformten Lippen immer bereit sich zu einem fröhlichen, so wundervoll klingenden Lachen zu öffnen, dass Adamania ganz verrückt danach war, es immer und immer wieder zu hören - nur leider liebte Miriam Tesstjana, weswegen sie sich nichts sehnlicher wünschte, dass diese endlich ein für alle Mal von der Bildfläche verschwinden würde!

"Nun?" Der Ton von Maginia schien sanfter zu werden, sie war schon immer gut darin gewesen, Adamanias Gefühlen zuzuhören und obwohl ihre Großmutter oft streng wirkte, war sie die einzige Person, der sie anvertraut hatte, dass sie Frauen lieber mochte als Männer.
"Ich denke sie ist bei Miriam..." flüsterte Adamania.

So schnell es ging stiegen die beiden auf ihren Besen und flogen zu Schloss Dämmerstein, wo sie das Hausmädchen Inge fanden, welche gerade dabei war, die Fensterscheibe zu reparieren. Inge gab ihnen die Auskunft, dass Lady Miriam und Tesstjana bereits vor kurzer Zeit abgereist waren - Tesstjana wäre dabei besonders wackelig auf den Beinen und nicht mehr in der Lage zu fliegen gewesen.
Adamania begann zu wimmern - als sie die Glascheibe mit den Blutspritzern gesehen hatte, war ihr endlich bewusst geworden, was sie da eigentlich gemacht hatte! Sie hatte versucht einen Menschen umzubringen - vielleicht nicht mit Absicht, aber auch wenn sie im Augenblick furchtbar wütend auf Tesstjana war - sie wollte sicher nicht, dass sie starb.
Doch für übermäßige Trauer blieb keine Zeit und so machten sich beide Hexen wieder auf den Weg - diesmal zu Maginias Hexenhütte, denn es erschien der alten Hexe am wahrscheinlichsten, dass Miriam bei ihr hatte Hilfe holen wollen, da sie die einzige mächtige Hexe in der Nähe war.

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Miriam war unterdessen vollkommen verzweifelt - Tesstjana hatte ihr Bewusstsein bereits verloren. Die sonst so energiegeladene junge Hexe, die sie liebte, wich einer bleichen, mit Blut befleckten und vollkommen stummen Tess - Miriam wusste weder ein noch aus, setzte sich unter den Baum neben Maginias Hütte, bettete Tess Kopf auf ihre Beine und begann zu weinen.

Ihr herzzerreißendes Schluchzen wurde abrupt vom energischen Rufen der alten Maginia gestört, welche sich zusammen mit Adamania auf ihren Besen reitend im Landeanflug befand. Als sie den Boden berührte, begann sie mit krächzender Stimme zu dirigieren: "Schnell, Adamania, hol das alte rote Hexenbuch und die magische Kreide, um einen Zauberkreis zu zeichnen. Jene, welche auch auf Gras zeichnet! Und du konzentrierst du dich und versuchst ernsthaft deine Taten zu bereuen; am besten denkst du jetzt an die guten Seiten von Tess, damit wir sie überhaupt wieder zum Leben erwecken, denn wenn ich mich nicht täusche...", dabei beäugte sie Tesstjana kritisch und entdeckte den schwazstich im Weiß ihres Augapfels, "...bleiben uns nur noch wenige Minuten!".
Sie wandte sich eilig Miriam zu: "Und du hör auf zu heulen, dadurch überlebt Tess bestimmt nicht! Leg sie hier auf den Boden - ja genau dort."

Die Mädchen versuchten die Anweisungen so gut es ging zu erfüllen. Adamania rannte in die Hütte und fand das Hexenbuch und die Kreide mit einem Griff. Als sie Tesstjana auf Miriams Schoß gebettet unter dem Baum gesehen hatte, gab ihr das einen kleinen Stich der Eifersucht. Doch jetzt wollte sie Miriam nur noch glücklich sehen - und Tess lebendig!
Ihr wurde plötzlich bewusst, dass die Ärgereien mit Tess eigentlich immer nur Spaß gewesen waren und dass sie die kleine stupsnasige Frohnatur nicht immer hasste.
Als Tess also im Zauberkreis lag, begannen Miriam und Maginia einen zeremoniellen Hexentanz um die Sterbende, während Admania am Rand gleichzeitig einen komplizierten Spruch aus dem schweren, verstaubten Zauberbuch rezitierte und daran dachte, dass die Rivalität zwischen ihr und Tess nur bestand, weil sie sich so ähnlich waren - sie liebten beide schnelle Besenritte, Hexenduelle und wilde Tänze. Eigentlich fand Adamania sich oft in Tess wieder, aber gleichzeitig hasste sie es, wenn sie irgendwo besser war als sie, weil sie eigentlich auf dem gleichen Stand waren, und sie war sich fast sicher, dass es Tesstjana genauso gehen musste.

Plötzlich begann Admanias Narbe heftig zu schmerzen und sie hatte das Gefühl verbrennen zu müssen.
Dann geschahen zwei unglaubliche Dinge gleichzeitig: Zum einen ging Adamania plötzlich in Flammen auf, das Buch fiel zu Boden und sie verschwand innerhalb eines Moments und zum anderen öffnete Tesstjana Wolkenfels ihre Augen und schaute verwirrt in die Runde.
"TESS! Du LEBST!" schrie Miriam laut auf, brach ihren Tanz ab und stürmte tränenüberflutet auf ihre Geliebte zu, um sie nach einer langen, festen Umarmung zu küssen... doch es war nicht nur Tesstjana's Bewusstsein, welche dies wahrnahm.

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Als Adamania die Augen öffnete, bemerkte sie zu allererst, dass sie sich ihre nun plötzlich körperlose Gestalt in einem Raum mit sieben Türen befand.
Aus einer der Türen blickte ihr eine wunderschöne Miriam entgegen, die gerade dabei war sie und doch gleichzeitig Tess zu küssen - aus einer anderen sah sie eine jüngere Ausgabe von Tesstjana Wolkenstein und Adamania erkannte, dass das die Tür zu den Kindheitserinnerungen von Tesstjana war - Was war passiert?
Sie schaute sich weiter im Raum um und erblickte eine Tür, die sich deutlich von den anderen sechs unterschied: Sie war verschlossen und von tiefschwarzer Farbe.
Langsam schritt Adamania auf die unheimliche Tür zu.
Es war, als schien sie leise Flüstergeräusche von sich geben, Adamania versuchte sich zu konzentrieren, immer wieder kam ihr Name und der von Miriam drin vor!
Als sie die Türklinke berührte, durchzuckte sie ein heftiger Schmerz und ließ sie zurückweichen. Erneut lauschte sie angestrengt dem Flüstern.
Dann nahm Adamania all ihren Mut zusammen, umfasste die Klinke... bereit, trotz des Schmerzes die düstere Tür zu öffnen, als plötzlich und kraftvoll die Stimme Tesstjanas durch den Wahrnehmungsraum hallte: "NICHT!!"
"Aber welche Tür soll ich dann wählen?", fragte sie und sah sich erneut im Raum um.

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"NICHT!!", dachte Tesstjana, bäumte sich reflexartig auf und stieß Miriam dabei unabsichtlich von sich.
Miriam stolperte und fiel, aber das machte ihr nichts aus - vielmehr sorgte sie sich um ihre Freundin und fragte sich, was zum Teufel gerade mit ihr geschah.
Sie staunte nicht schlecht, als Tesstjana mit einem gläsernen Blick fortfuhr: "Keine meiner Erinnerungen gehen dich etwas an... und was zum Teufel machst du in mir?"
Nun verstand auch Maginia, was mit ihrer Urenkelin geschehen war - ihr Bewusstsein war bei der Zeremonie in Tess' Körper gezogen worden und musste sich diesen nun mit Tesstjanas Bewusstsein teilen; um dies wieder rückgängig zu machen, müssten sie zuerst Adamanias Körper wiederfinden - nur war der soeben in Flammen aufgegangen und verschwunden.
"Tess... Tess, kannst du mit mir reden?", sagte Miriam verzweifelt und packte ihre Geliebte am Arm.
Gerade als Tess den Mund aufmachte, um zu antworten, stöhnte sie auf; ihre Augen begannen wie wild zu zucken und wechselten von Grün zu Nussbraun, denn Adamania versuchte in diesem Moment die Oberhand über Tess' Körper zu gewinnen, um den anderen ein Lebenszeichen von sich zu geben.
"Hilfe! Ich will hier raus!" kam es aus Tesstjanas Mund, aber es war Adamania, die sprach.
Miriam wechselte einen erschrockenen Blick mit Maginia und wandte sich dann an Adamania: "Heißt das, du bist in Tess' Körper gefangen? Hör zu, mach jetzt keine Dummheiten, wir finden eine Lösung, wie wir dich wieder herholen, aber bitte, bitte tu Tess Seele nichts, denn es könnte euch beiden schaden."

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Inzwischen hallte ein belustigtes wie auch schadenfrohes kichern durch Miriams Schloss, das seinen Ursprung vor einem magischen Spiegel hatte - und umgeben von noch nachglühenden magischen Hexenzeichen und einem Hexenbuch neben Ihr liegend hockte Inge davor, die sich das Geschehen vor Maginias Hütte im Spiegel angeschaut hatte, während sie einen eigenen Hexenzauber aussprach. Inge hatte nicht nur bewirkt, dass Adamanias Seele in Tess Körper verbannt wurde, nein, sie war nun Adamania selbst - jedenfalls sah sie so aus wie sie, denn Inge besaß nun ihren Körper.
Immer noch vor sich hin kichernd nahm sie das Buch auf, wischte die magischen Zeichen auf dem Boden weg und ging zufrieden mit sich selbst in den Keller des Schlosses. Nun musste sie nur noch ihren Besen finden und dann...ja, dann würde sich alles von Grund auf ändern. Sie stieg die Stufen hinab, ging den Gang entlang und suchte in Ihren Erinnerungen wo sie ihn versteckt hatte, nachdem sie im Schloss als Hausmädchen angefangen hatte. In der hintersten Ecke der verstaubten Rumpelkammer wurde sie schließlich fündig. In Windeseile raste Inge mit dem Besen aus dem Kellerfenster Richtung Damalsberg, um das Hexentreffen so richtig aufzumischen und endlich Rache an ihrer Erzfeindin nehmen zu können - Druselda Zunderflamme von Fackeltrog, die Vorsitzende des Hexenältestenrats, auf dessen Antrag Inge vor vielen Jahren aus der örtlichen Hexengilde ausgeschlossen worden war.

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Fernes Donnergrollen ließ Miriam zusammenfahren. Es schien ihr fast wie ein schlechtes Omen, das die Rettung ihrer Geliebten zum Scheitern verurteilen wollte. Maginia hatte indes die anderen Hexen des Zirkels mit der Kristallkugel informiert.
 

Lupin Wolf

Klaus S. - The Evil Master of Deasaster
Sprechprobe
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AW: Satz für Satz zur Geschichte II

Das große Hexentreffen auf dem Damalsberg stand an und Tesstjana Wolkenfels freute sich darüber in ihrer vor Energie und Lebenslust nur so sprudelnden Art und Weise - hatte sie neben ihren Pflichten als Bauernstochter doch auch die Übungen für die anstehende Prüfung regelmäßig ausgeführt. Nur noch etwas Krötenessenz ins Haar, dann ging es ab auf den Besen und auf in die Lüfte. Heute - endlich - würde ihr großer Tag werden.
Wenn da nicht ihre alte Rivalin, Adamania Dunkelstein, gewesen wäre - bereits im letzten Jahr hatte diese sie sowohl im Zaubertrank-Brauen als auch im großen Besenrennen knapp geschlagen; um sie danach auch noch wegen ihrer angeblich scheußlichen, altmodischen Kleidung zu verspotten!
Aber wenn ihr Plan aufging, dann würde Adamania heute nicht erscheinen können, denn das hatte Tesstjana voller Eifer versucht zu verhindern.
Da Adamania ohnehin die wohl eitelste Hexe aller Zeiten war, hatte Tesstjana gestern nur einen kleinen "Schönheitszauber" an ihr testen müssen - der würde dann hoffentlich das Übrige erledigen.
Kichernd flog sie über Wiesen und Felder, die Abendsonne verströmte wundervolles Licht und Tesstjana dachte voller Vorfreude an das Treffen auf dem Damalsberg.

Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper, sie verlor das Gleichgewicht und ließ dabei unwillkürlich den Besenstil los. Sofort geriet der Flugapparat ins Trudeln und die wohl vielversprechendste Anwärterin auf den Junghexenehrenpreis wäre vermutlich an den Hängen des Morgenberges wie ein rohes Ei zerplatzt, hätte sie nicht im letzten Moment mit beiden Händen den Stil wieder hochgerissen. Dicht über den Felsen, kaum ein Fingerbreit Luft dazwischen, raste sie wie eine Rakete im halsbrecherischen Tempo zum Gipfel empor. Sie unterdrückte den Schmerz, als ein oder zwei spitze Steine ihre Knie aufschürften. Dann endlich, es schien Tesstjana schon wie eine Ewigkeit, schoß sie über dem Bergkamm hinaus, nicht ohne dass ihr Besen bei diesem Manöver einbüßen mußte.
Allmählich wurde der Flug Richtung Damalsberg wieder ruhiger und sie begann sich zu fragen, wie dieser Beinahe-Absturz nur geschehen konnte.

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Zur gleichen Zeit bereitete sich Lady Miriam von Dämmerstein, Lordstochter und heimliche Geliebte Tesstjanas, auf dem Schloss ihres Vaters ihren eigenen Abflug zum Damalsberg vor.
Plötzlich war in der Eingangshalle ein unheimliches Gepolter und Geschreie zu vernehmen und die verwunderte Hexe beschloss, herauszufinden, was denn da unten soviel Chaos verursachte.
Es erinnerte sie an ihre Freundin, die mit ihren verrückten Einfällen und ihrer Tollpatschigkeit selbst im jugendlichen Alter von 16 Jahren jeder Achtjährigen Konkurrenz machen konnte - und wirklich, es war Tesstjana, die einen Abstecher bei ihrer Freundin machen wollte, um sie abzuholen... und beim Anflug in ein Fenster gekracht war! Sie lag nun mit vielen Schnittwunden am Boden. Miriam rannte erschrocken zu ihr und rief: "Tess, geht es dir gut?" "Bei den sieben runzeligen Kröten, dieser Besen will mich umbringen; ich weiß auch nicht, warum, aber auf einmal wollte er mir einfach nicht mehr gehorchen", ächzte Tesstjana, während sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufsetzte. "Ich hatte ihn gerade wieder unter Kontrolle, da raste ich auch schon mit bahnbrechender Geschwindigkeit in dein Fenster....Tut mir echt leid."

Miriam wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte, und so half sie ihrer Freundin auf die Beine, untersuchte kurz die Schnittwunden und begann dann geheimnisvolle Sprüche zu murmeln, brach aber ab, versuchte es wieder und fluchte schließlich laut auf: "Das sind keine normalen Wunden, die du da hast!!!"
Tesstjanas Augen wurden vor Schreck so groß wie Hühnereier. Das konnte nur bedeuten, dass sie mit einem Fluch belegt worden war!
"Keine Angst, Liebes!", versuchte Miriam sie zu beruhigen, "Ich kenne jemanden, der uns helfen kann. Los, steig hinten auf meinen Besen auf!"
Leicht schwankend nahm Tesstjana auf dem hinteren Ende von Miriam's goldverzierten Besen Platz. Zur Sicherheit band diese noch ein magisches Seil um Tess' Leib, damit sie nicht runter fiel, falls sie das Bewusstsein verlieren sollte.
Schnell informierte Miriam noch das Hausmädchen Inge, dann gab sie ihrem Besen den Befehl so schnell wie möglich zu Maginia Dunkelstein zu fliegen - der weisesten Hexe in der Nähe und obendrein Adamanias Urgroßmutter. Vielleicht hatte sie Glück und Maginia war noch nicht zum Hexentreffen aufgebrochen.

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Unterdessen hatten sich schon einige Hexen, vor allem der Ältestenrat, auf dem Damalsberg eingefunden und waren vergnügt dabei, sich zu begrüßen und unterhalten, als es plötzlich wutentbrannt ertönte:
"Ich verlange durch öffentlichen Antrag, dass Tesstjana Wolkenfels, dieser Nichtsnutz vom Haldenhof, aus der Hexengemeinschaft ausgeschlossen wird - und zwar für immer!"
Die keifende Stimme gehörte Adamania Dunkelstein, die mit einer hässlichen Narbe, welche sich über ihr ganzes Gesicht zog, auf den Platz gestürmt war und nun verzweifelt versuchte, sich Gehör beim Ältestenrat zu verschaffen.
"Seht nur was diese Ausgeburt der Hölle mit meinem makellosen Gesicht angestellt hat! Ja, ganz richtig, das ist eine hässliche Narbe und die habe ich nur ihr zu verdanken!", schrie sie und lief vor Wut so rot an, dass die Narbe heftig pulsierte und ihr Gesicht noch mehr verunstaltete.
Einige Hexen wichen erschrocken zurück, andere konnten sich ein Lachen nicht verkneifen... allerdings hinter vorgehaltener Hand, da Adamania in Maginia schließlich eine Urgroßmutter hatte, die hohes Ansehen unter allen Hexen genoss, auch wenn sie nicht zum Ältestenrat gehörte. Doch die Hexen drehten sich verblüfft um - es wa Maginia persönlich, die schallend lachend auf sie zukam und rief:
"Ach Adamania, das war doch nur ein einfacher Unschönheitszauber! Den kann Tesstjana - wenn auch nur sie allein - ganz leicht wieder rückgängig machen!"
Adamania erblasste.
"Du meinst, ich soll diese grauenhafte Person darum bitten, das hier rückgängig zu machen? Niemals!"
In Adamanias Kopf spielte sich zudem noch etwas ganz anderes ab - sie hatte einen schwarzen Fluch auf ihre Rivalin gelegt, um es ihr heimzuzahlen. Und wenn Adamania richtig lag und Tesstjana nicht besonders Glück gehabt hatte, dann würde sie einige Zeit Erholung brauchen, bis sie diesen Schönheitszauber wieder rückgängig machen könnte.
Verzweifelt blickte sie sich um und hoffte für einen kurzen Moment inständig - so komisch es auch klingen mochte - dass ihr Fluch fehlgeschlagen war und Tesstjana im nächsten Moment wohlbehalten hier landen würde, um diese scheußliche Narbe wieder verschwinden zu lassen.

---

Miriam war mit Tesstjana im Schlepptau unterdessen zur alten Hütte von Maginia Dunkelstein geflogen - doch sie fanden es verlassen vor und Tesstjana ging es immer schlechter, sie atmete nur noch stoßweise und ihr brach kalter Schweiß auf der Stirn aus - Falls sie nicht bald Hilfe bekam würde es richtig heikel werden. Miriam, die schon ganz verzweifelt war vor Sorge um ihre sterbende Begleiterin - denn sterben würde sie mit Sicherheit, wenn ihr nicht bald Hilfe zuteil wurde -, durchschritt panisch die Hütte der alten Maginia, durchwühlte Truhen und blätterte in alten, verstaubten Hexenbüchern, aber nichts schien auch nur den Anschein von möglicher Hilfe zu erwecken.

---

Adamanias Antrag schien für die Hexen aus dem Kreis der Ältesten erledigt und sie fingen an, sich zu zerstreuen, um sich auf das bevorstehende Hexenbesenrennen vorzubereiten - doch Maginia hatte Adamanias erbleichendes Gesicht bemerkt und als niemand mehr in der Nähe der beiden zu sein schien schritt sie auf sie zu und fragte ihre Urenkelin was das alles zu bedeuten hatte. Unter dem strengen Blick ihrer Urgroßmutter begann Adamania zu stottern:
"I-i-i-chm, ähm, also, w-w-w-w-arum schaust du mich s-so streng an, i-i-i-ch, hab doch n-n-nichts getan, ich habe nichts, rein gar nichts damit zu tun, geschweige denn habe ich Rache geübt, o-o-oder was du jetzt auch d-denken magst."

"WAS hast du getan?" fragte die Großmutter ein zweites Mal und sie betrachtete besorgt das aufglühende Gesicht ihrer Enkelin - die Narbe schien sich grünlich zu verfärben - und die weise Maginia wusste was das zu bedeuten hatte: Wenn die Person, die einen Zauber ausgeführt hatte, an den Folgen eines Fluches starb, dann wurde derjenige, auf den der Zauber abgezielt hatte diesen nie mehr los; wenn es wie in Adamania's Beispiel ein Unschönheitszauber war, dann verfärbten sich die Auswirkungen zunächst grün, bis sie schlussendlich schwarz oder rot wurden. Kein Zweifel - Tesstjana musste im Sterben liegen!

Schockiert blickte Maginia in die Augen ihrer Enkelin und sprach: "Sag nichts mehr, ich weiß was du getan hast und das wird vielleicht schlimme Folgen haben - wie konntest du nur so töricht sein und wegen einer kleinen Narbe wie dieser einen mächtigen Fluch aussprechen? Und so etwas kommt von meiner Urenkelin; ich bin enttäuscht, zutiefst enttäuscht Adamania! Weißt denn zumindest, was dieser Fluch genau anrichtet? Schnell, sag es mir, damit ich herausfinden kann, ob überhaupt noch Hoffnung für Tesstjana besteht."

Adamania begann unter Tränen von ihrem ausgeführten Fluch zu erzählen - sie hatte ihn aus einem der Bücher ihrer Urgoßmutter einmal abgeschrieben, sich aber die genaue Wirkung nicht gemerkt - sie hatte nur versucht all ihre Wut mit in den Fluch zu legen.
"Gnade, Gnade dir Kind, dass das nicht einer dieser uralten Dämonen-Flüche war!", knurrte Maginia "Denn dann gibt es fast keine Hoffnung mehr! Wir werde jetzt unverzüglich nach Tesstjana suchen!"
"Ich weiß noch, dass ich mir vorgestellt habe, wie sie in meinen Spiegel fliegt und mein Spiegelbild so nicht mehr zu sehen ist, dann habe ich kurz den Anschluss vergessen..." schluchzte Adamania unter dem bohrenden Blick ihrer Großmutter. Diese erwiderte: "Dann ist sie vielleicht irgendwo in ein andere spiegelnde Scheibe geflogen, konzentrier dich Mädchen und sag mir wo ... sie ... ist... ! Geh in dich rein und fühle deine Wut und die Richtung, in die sie Tesstjana wahrscheinlich gelenkt hat."

Bei dieser Aufforderung errötete Adamania, denn sie erinnerte sich plötzlich, dass ihre Gedanken beim Ausüben des Fluches zu Miriam von Dämmerstein abgeschweift waren - sie hatte an ihr schönes Gesicht gedacht, die wohlgeformten Lippen immer bereit sich zu einem fröhlichen, so wundervoll klingenden Lachen zu öffnen, dass Adamania ganz verrückt danach war, es immer und immer wieder zu hören - nur leider liebte Miriam Tesstjana, weswegen sie sich nichts sehnlicher wünschte, dass diese endlich ein für alle Mal von der Bildfläche verschwinden würde!

"Nun?" Der Ton von Maginia schien sanfter zu werden, sie war schon immer gut darin gewesen, Adamanias Gefühlen zuzuhören und obwohl ihre Großmutter oft streng wirkte, war sie die einzige Person, der sie anvertraut hatte, dass sie Frauen lieber mochte als Männer.
"Ich denke sie ist bei Miriam..." flüsterte Adamania.

So schnell es ging stiegen die beiden auf ihren Besen und flogen zu Schloss Dämmerstein, wo sie das Hausmädchen Inge fanden, welche gerade dabei war, die Fensterscheibe zu reparieren. Inge gab ihnen die Auskunft, dass Lady Miriam und Tesstjana bereits vor kurzer Zeit abgereist waren - Tesstjana wäre dabei besonders wackelig auf den Beinen und nicht mehr in der Lage zu fliegen gewesen.
Adamania begann zu wimmern - als sie die Glascheibe mit den Blutspritzern gesehen hatte, war ihr endlich bewusst geworden, was sie da eigentlich gemacht hatte! Sie hatte versucht einen Menschen umzubringen - vielleicht nicht mit Absicht, aber auch wenn sie im Augenblick furchtbar wütend auf Tesstjana war - sie wollte sicher nicht, dass sie starb.
Doch für übermäßige Trauer blieb keine Zeit und so machten sich beide Hexen wieder auf den Weg - diesmal zu Maginias Hexenhütte, denn es erschien der alten Hexe am wahrscheinlichsten, dass Miriam bei ihr hatte Hilfe holen wollen, da sie die einzige mächtige Hexe in der Nähe war.

---

Miriam war unterdessen vollkommen verzweifelt - Tesstjana hatte ihr Bewusstsein bereits verloren. Die sonst so energiegeladene junge Hexe, die sie liebte, wich einer bleichen, mit Blut befleckten und vollkommen stummen Tess - Miriam wusste weder ein noch aus, setzte sich unter den Baum neben Maginias Hütte, bettete Tess Kopf auf ihre Beine und begann zu weinen.

Ihr herzzerreißendes Schluchzen wurde abrupt vom energischen Rufen der alten Maginia gestört, welche sich zusammen mit Adamania auf ihren Besen reitend im Landeanflug befand. Als sie den Boden berührte, begann sie mit krächzender Stimme zu dirigieren: "Schnell, Adamania, hol das alte rote Hexenbuch und die magische Kreide, um einen Zauberkreis zu zeichnen. Jene, welche auch auf Gras zeichnet! Und du konzentrierst du dich und versuchst ernsthaft deine Taten zu bereuen; am besten denkst du jetzt an die guten Seiten von Tess, damit wir sie überhaupt wieder zum Leben erwecken, denn wenn ich mich nicht täusche...", dabei beäugte sie Tesstjana kritisch und entdeckte den schwazstich im Weiß ihres Augapfels, "...bleiben uns nur noch wenige Minuten!".
Sie wandte sich eilig Miriam zu: "Und du hör auf zu heulen, dadurch überlebt Tess bestimmt nicht! Leg sie hier auf den Boden - ja genau dort."

Die Mädchen versuchten die Anweisungen so gut es ging zu erfüllen. Adamania rannte in die Hütte und fand das Hexenbuch und die Kreide mit einem Griff. Als sie Tesstjana auf Miriams Schoß gebettet unter dem Baum gesehen hatte, gab ihr das einen kleinen Stich der Eifersucht. Doch jetzt wollte sie Miriam nur noch glücklich sehen - und Tess lebendig!
Ihr wurde plötzlich bewusst, dass die Ärgereien mit Tess eigentlich immer nur Spaß gewesen waren und dass sie die kleine stupsnasige Frohnatur nicht immer hasste.
Als Tess also im Zauberkreis lag, begannen Miriam und Maginia einen zeremoniellen Hexentanz um die Sterbende, während Admania am Rand gleichzeitig einen komplizierten Spruch aus dem schweren, verstaubten Zauberbuch rezitierte und daran dachte, dass die Rivalität zwischen ihr und Tess nur bestand, weil sie sich so ähnlich waren - sie liebten beide schnelle Besenritte, Hexenduelle und wilde Tänze. Eigentlich fand Adamania sich oft in Tess wieder, aber gleichzeitig hasste sie es, wenn sie irgendwo besser war als sie, weil sie eigentlich auf dem gleichen Stand waren, und sie war sich fast sicher, dass es Tesstjana genauso gehen musste.

Plötzlich begann Admanias Narbe heftig zu schmerzen und sie hatte das Gefühl verbrennen zu müssen.
Dann geschahen zwei unglaubliche Dinge gleichzeitig: Zum einen ging Adamania plötzlich in Flammen auf, das Buch fiel zu Boden und sie verschwand innerhalb eines Moments und zum anderen öffnete Tesstjana Wolkenfels ihre Augen und schaute verwirrt in die Runde.
"TESS! Du LEBST!" schrie Miriam laut auf, brach ihren Tanz ab und stürmte tränenüberflutet auf ihre Geliebte zu, um sie nach einer langen, festen Umarmung zu küssen... doch es war nicht nur Tesstjana's Bewusstsein, welche dies wahrnahm.

---
Als Adamania die Augen öffnete, bemerkte sie zu allererst, dass sie sich ihre nun plötzlich körperlose Gestalt in einem Raum mit sieben Türen befand.
Aus einer der Türen blickte ihr eine wunderschöne Miriam entgegen, die gerade dabei war sie und doch gleichzeitig Tess zu küssen - aus einer anderen sah sie eine jüngere Ausgabe von Tesstjana Wolkenstein und Adamania erkannte, dass das die Tür zu den Kindheitserinnerungen von Tesstjana war - Was war passiert?
Sie schaute sich weiter im Raum um und erblickte eine Tür, die sich deutlich von den anderen sechs unterschied: Sie war verschlossen und von tiefschwarzer Farbe.
Langsam schritt Adamania auf die unheimliche Tür zu.
Es war, als schien sie leise Flüstergeräusche von sich geben, Adamania versuchte sich zu konzentrieren, immer wieder kam ihr Name und der von Miriam drin vor!
Als sie die Türklinke berührte, durchzuckte sie ein heftiger Schmerz und ließ sie zurückweichen. Erneut lauschte sie angestrengt dem Flüstern.
Dann nahm Adamania all ihren Mut zusammen, umfasste die Klinke... bereit, trotz des Schmerzes die düstere Tür zu öffnen, als plötzlich und kraftvoll die Stimme Tesstjanas durch den Wahrnehmungsraum hallte: "NICHT!!"
"Aber welche Tür soll ich dann wählen?", fragte sie und sah sich erneut im Raum um.

-----

"NICHT!!", dachte Tesstjana, bäumte sich reflexartig auf und stieß Miriam dabei unabsichtlich von sich.
Miriam stolperte und fiel, aber das machte ihr nichts aus - vielmehr sorgte sie sich um ihre Freundin und fragte sich, was zum Teufel gerade mit ihr geschah.
Sie staunte nicht schlecht, als Tesstjana mit einem gläsernen Blick fortfuhr: "Keine meiner Erinnerungen gehen dich etwas an... und was zum Teufel machst du in mir?"
Nun verstand auch Maginia, was mit ihrer Urenkelin geschehen war - ihr Bewusstsein war bei der Zeremonie in Tess' Körper gezogen worden und musste sich diesen nun mit Tesstjanas Bewusstsein teilen; um dies wieder rückgängig zu machen, müssten sie zuerst Adamanias Körper wiederfinden - nur war der soeben in Flammen aufgegangen und verschwunden.
"Tess... Tess, kannst du mit mir reden?", sagte Miriam verzweifelt und packte ihre Geliebte am Arm.
Gerade als Tess den Mund aufmachte, um zu antworten, stöhnte sie auf; ihre Augen begannen wie wild zu zucken und wechselten von Grün zu Nussbraun, denn Adamania versuchte in diesem Moment die Oberhand über Tess' Körper zu gewinnen, um den anderen ein Lebenszeichen von sich zu geben.
"Hilfe! Ich will hier raus!" kam es aus Tesstjanas Mund, aber es war Adamania, die sprach.
Miriam wechselte einen erschrockenen Blick mit Maginia und wandte sich dann an Adamania: "Heißt das, du bist in Tess' Körper gefangen? Hör zu, mach jetzt keine Dummheiten, wir finden eine Lösung, wie wir dich wieder herholen, aber bitte, bitte tu Tess Seele nichts, denn es könnte euch beiden schaden."

---

Inzwischen hallte ein belustigtes wie auch schadenfrohes kichern durch Miriams Schloss, das seinen Ursprung vor einem magischen Spiegel hatte - und umgeben von noch nachglühenden magischen Hexenzeichen und einem Hexenbuch neben Ihr liegend hockte Inge davor, die sich das Geschehen vor Maginias Hütte im Spiegel angeschaut hatte, während sie einen eigenen Hexenzauber aussprach. Inge hatte nicht nur bewirkt, dass Adamanias Seele in Tess Körper verbannt wurde, nein, sie war nun Adamania selbst - jedenfalls sah sie so aus wie sie, denn Inge besaß nun ihren Körper.
Immer noch vor sich hin kichernd nahm sie das Buch auf, wischte die magischen Zeichen auf dem Boden weg und ging zufrieden mit sich selbst in den Keller des Schlosses. Nun musste sie nur noch ihren Besen finden und dann...ja, dann würde sich alles von Grund auf ändern. Sie stieg die Stufen hinab, ging den Gang entlang und suchte in Ihren Erinnerungen wo sie ihn versteckt hatte, nachdem sie im Schloss als Hausmädchen angefangen hatte. In der hintersten Ecke der verstaubten Rumpelkammer wurde sie schließlich fündig. In Windeseile raste Inge mit dem Besen aus dem Kellerfenster Richtung Damalsberg, um das Hexentreffen so richtig aufzumischen und endlich Rache an ihrer Erzfeindin nehmen zu können - Druselda Zunderflamme von Fackeltrog, die Vorsitzende des Hexenältestenrats, auf dessen Antrag Inge vor vielen Jahren aus der örtlichen Hexengilde ausgeschlossen worden war.

---
Fernes Donnergrollen ließ Miriam zusammenfahren. Es schien ihr fast wie ein schlechtes Omen, das die Rettung ihrer Geliebten zum Scheitern verurteilen wollte. Maginia hatte indes die anderen Hexen des Zirkels mit der Kristallkugel informiert. Eine schwarze Wolkenfront verdunkelte langsam den Himmel.
 

ANdy

Andreas Hegewald
AW: Satz für Satz zur Geschichte II

Zu schade, um zu stoppen. Alle Autoren mitmischen! Wir kreieren eine epische Hexenstory!
Wie der Titel schon sagt, kommt mit jedem Beitrag wieder ein Satz hinzu, bis wir eine echte Endlos-Story zusammengebaut haben.
Also: Vorherigen Text kopieren, in Antwortfenster einfügen, einen eigenen Satz dazumodeln (Prosa, Schachtelsätze, ganz wie es beliebt...), absenden, fertig...
... und nicht müde werden.
wink.gif

Dürfen auch gern 2 Sätze sein, aber bitte nicht mehr.



Das große Hexentreffen auf dem Damalsberg stand an und Tesstjana Wolkenfels freute sich darüber in ihrer vor Energie und Lebenslust nur so sprudelnden Art und Weise - hatte sie neben ihren Pflichten als Bauernstochter doch auch die Übungen für die anstehende Prüfung regelmäßig ausgeführt. Nur noch etwas Krötenessenz ins Haar, dann ging es ab auf den Besen und auf in die Lüfte. Heute - endlich - würde ihr großer Tag werden.
Wenn da nicht ihre alte Rivalin, Adamania Dunkelstein, gewesen wäre - bereits im letzten Jahr hatte diese sie sowohl im Zaubertrank-Brauen als auch im großen Besenrennen knapp geschlagen; um sie danach auch noch wegen ihrer angeblich scheußlichen, altmodischen Kleidung zu verspotten!
Aber wenn ihr Plan aufging, dann würde Adamania heute nicht erscheinen können, denn das hatte Tesstjana voller Eifer versucht zu verhindern.
Da Adamania ohnehin die wohl eitelste Hexe aller Zeiten war, hatte Tesstjana gestern nur einen kleinen "Schönheitszauber" an ihr testen müssen - der würde dann hoffentlich das Übrige erledigen.
Kichernd flog sie über Wiesen und Felder, die Abendsonne verströmte wundervolles Licht und Tesstjana dachte voller Vorfreude an das Treffen auf dem Damalsberg.

Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper, sie verlor das Gleichgewicht und ließ dabei unwillkürlich den Besenstil los. Sofort geriet der Flugapparat ins Trudeln und die wohl vielversprechendste Anwärterin auf den Junghexenehrenpreis wäre vermutlich an den Hängen des Morgenberges wie ein rohes Ei zerplatzt, hätte sie nicht im letzten Moment mit beiden Händen den Stil wieder hochgerissen. Dicht über den Felsen, kaum ein Fingerbreit Luft dazwischen, raste sie wie eine Rakete im halsbrecherischen Tempo zum Gipfel empor. Sie unterdrückte den Schmerz, als ein oder zwei spitze Steine ihre Knie aufschürften. Dann endlich, es schien Tesstjana schon wie eine Ewigkeit, schoß sie über dem Bergkamm hinaus, nicht ohne dass ihr Besen bei diesem Manöver einbüßen mußte.
Allmählich wurde der Flug Richtung Damalsberg wieder ruhiger und sie begann sich zu fragen, wie dieser Beinahe-Absturz nur geschehen konnte.

---

Zur gleichen Zeit bereitete sich Lady Miriam von Dämmerstein, Lordstochter und heimliche Geliebte Tesstjanas, auf dem Schloss ihres Vaters ihren eigenen Abflug zum Damalsberg vor.
Plötzlich war in der Eingangshalle ein unheimliches Gepolter und Geschreie zu vernehmen und die verwunderte Hexe beschloss, herauszufinden, was denn da unten soviel Chaos verursachte.
Es erinnerte sie an ihre Freundin, die mit ihren verrückten Einfällen und ihrer Tollpatschigkeit selbst im jugendlichen Alter von 16 Jahren jeder Achtjährigen Konkurrenz machen konnte - und wirklich, es war Tesstjana, die einen Abstecher bei ihrer Freundin machen wollte, um sie abzuholen... und beim Anflug in ein Fenster gekracht war! Sie lag nun mit vielen Schnittwunden am Boden. Miriam rannte erschrocken zu ihr und rief: "Tess, geht es dir gut?" "Bei den sieben runzeligen Kröten, dieser Besen will mich umbringen; ich weiß auch nicht, warum, aber auf einmal wollte er mir einfach nicht mehr gehorchen", ächzte Tesstjana, während sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufsetzte. "Ich hatte ihn gerade wieder unter Kontrolle, da raste ich auch schon mit bahnbrechender Geschwindigkeit in dein Fenster....Tut mir echt leid."

Miriam wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte, und so half sie ihrer Freundin auf die Beine, untersuchte kurz die Schnittwunden und begann dann geheimnisvolle Sprüche zu murmeln, brach aber ab, versuchte es wieder und fluchte schließlich laut auf: "Das sind keine normalen Wunden, die du da hast!!!"
Tesstjanas Augen wurden vor Schreck so groß wie Hühnereier. Das konnte nur bedeuten, dass sie mit einem Fluch belegt worden war!
"Keine Angst, Liebes!", versuchte Miriam sie zu beruhigen, "Ich kenne jemanden, der uns helfen kann. Los, steig hinten auf meinen Besen auf!"
Leicht schwankend nahm Tesstjana auf dem hinteren Ende von Miriam's goldverzierten Besen Platz. Zur Sicherheit band diese noch ein magisches Seil um Tess' Leib, damit sie nicht runter fiel, falls sie das Bewusstsein verlieren sollte.
Schnell informierte Miriam noch das Hausmädchen Inge, dann gab sie ihrem Besen den Befehl so schnell wie möglich zu Maginia Dunkelstein zu fliegen - der weisesten Hexe in der Nähe und obendrein Adamanias Urgroßmutter. Vielleicht hatte sie Glück und Maginia war noch nicht zum Hexentreffen aufgebrochen.

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Unterdessen hatten sich schon einige Hexen, vor allem der Ältestenrat, auf dem Damalsberg eingefunden und waren vergnügt dabei, sich zu begrüßen und unterhalten, als es plötzlich wutentbrannt ertönte:
"Ich verlange durch öffentlichen Antrag, dass Tesstjana Wolkenfels, dieser Nichtsnutz vom Haldenhof, aus der Hexengemeinschaft ausgeschlossen wird - und zwar für immer!"
Die keifende Stimme gehörte Adamania Dunkelstein, die mit einer hässlichen Narbe, welche sich über ihr ganzes Gesicht zog, auf den Platz gestürmt war und nun verzweifelt versuchte, sich Gehör beim Ältestenrat zu verschaffen.
"Seht nur was diese Ausgeburt der Hölle mit meinem makellosen Gesicht angestellt hat! Ja, ganz richtig, das ist eine hässliche Narbe und die habe ich nur ihr zu verdanken!", schrie sie und lief vor Wut so rot an, dass die Narbe heftig pulsierte und ihr Gesicht noch mehr verunstaltete.
Einige Hexen wichen erschrocken zurück, andere konnten sich ein Lachen nicht verkneifen... allerdings hinter vorgehaltener Hand, da Adamania in Maginia schließlich eine Urgroßmutter hatte, die hohes Ansehen unter allen Hexen genoss, auch wenn sie nicht zum Ältestenrat gehörte. Doch die Hexen drehten sich verblüfft um - es wa Maginia persönlich, die schallend lachend auf sie zukam und rief:
"Ach Adamania, das war doch nur ein einfacher Unschönheitszauber! Den kann Tesstjana - wenn auch nur sie allein - ganz leicht wieder rückgängig machen!"
Adamania erblasste.
"Du meinst, ich soll diese grauenhafte Person darum bitten, das hier rückgängig zu machen? Niemals!"
In Adamanias Kopf spielte sich zudem noch etwas ganz anderes ab - sie hatte einen schwarzen Fluch auf ihre Rivalin gelegt, um es ihr heimzuzahlen. Und wenn Adamania richtig lag und Tesstjana nicht besonders Glück gehabt hatte, dann würde sie einige Zeit Erholung brauchen, bis sie diesen Schönheitszauber wieder rückgängig machen könnte.
Verzweifelt blickte sie sich um und hoffte für einen kurzen Moment inständig - so komisch es auch klingen mochte - dass ihr Fluch fehlgeschlagen war und Tesstjana im nächsten Moment wohlbehalten hier landen würde, um diese scheußliche Narbe wieder verschwinden zu lassen.

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Miriam war mit Tesstjana im Schlepptau unterdessen zur alten Hütte von Maginia Dunkelstein geflogen - doch sie fanden es verlassen vor und Tesstjana ging es immer schlechter, sie atmete nur noch stoßweise und ihr brach kalter Schweiß auf der Stirn aus - Falls sie nicht bald Hilfe bekam würde es richtig heikel werden. Miriam, die schon ganz verzweifelt war vor Sorge um ihre sterbende Begleiterin - denn sterben würde sie mit Sicherheit, wenn ihr nicht bald Hilfe zuteil wurde -, durchschritt panisch die Hütte der alten Maginia, durchwühlte Truhen und blätterte in alten, verstaubten Hexenbüchern, aber nichts schien auch nur den Anschein von möglicher Hilfe zu erwecken.

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Adamanias Antrag schien für die Hexen aus dem Kreis der Ältesten erledigt und sie fingen an, sich zu zerstreuen, um sich auf das bevorstehende Hexenbesenrennen vorzubereiten - doch Maginia hatte Adamanias erbleichendes Gesicht bemerkt und als niemand mehr in der Nähe der beiden zu sein schien schritt sie auf sie zu und fragte ihre Urenkelin was das alles zu bedeuten hatte. Unter dem strengen Blick ihrer Urgroßmutter begann Adamania zu stottern:
"I-i-i-chm, ähm, also, w-w-w-w-arum schaust du mich s-so streng an, i-i-i-ch, hab doch n-n-nichts getan, ich habe nichts, rein gar nichts damit zu tun, geschweige denn habe ich Rache geübt, o-o-oder was du jetzt auch d-denken magst."

"WAS hast du getan?" fragte die Großmutter ein zweites Mal und sie betrachtete besorgt das aufglühende Gesicht ihrer Enkelin - die Narbe schien sich grünlich zu verfärben - und die weise Maginia wusste was das zu bedeuten hatte: Wenn die Person, die einen Zauber ausgeführt hatte, an den Folgen eines Fluches starb, dann wurde derjenige, auf den der Zauber abgezielt hatte diesen nie mehr los; wenn es wie in Adamania's Beispiel ein Unschönheitszauber war, dann verfärbten sich die Auswirkungen zunächst grün, bis sie schlussendlich schwarz oder rot wurden. Kein Zweifel - Tesstjana musste im Sterben liegen!

Schockiert blickte Maginia in die Augen ihrer Enkelin und sprach: "Sag nichts mehr, ich weiß was du getan hast und das wird vielleicht schlimme Folgen haben - wie konntest du nur so töricht sein und wegen einer kleinen Narbe wie dieser einen mächtigen Fluch aussprechen? Und so etwas kommt von meiner Urenkelin; ich bin enttäuscht, zutiefst enttäuscht Adamania! Weißt denn zumindest, was dieser Fluch genau anrichtet? Schnell, sag es mir, damit ich herausfinden kann, ob überhaupt noch Hoffnung für Tesstjana besteht."

Adamania begann unter Tränen von ihrem ausgeführten Fluch zu erzählen - sie hatte ihn aus einem der Bücher ihrer Urgoßmutter einmal abgeschrieben, sich aber die genaue Wirkung nicht gemerkt - sie hatte nur versucht all ihre Wut mit in den Fluch zu legen.
"Gnade, Gnade dir Kind, dass das nicht einer dieser uralten Dämonen-Flüche war!", knurrte Maginia "Denn dann gibt es fast keine Hoffnung mehr! Wir werde jetzt unverzüglich nach Tesstjana suchen!"
"Ich weiß noch, dass ich mir vorgestellt habe, wie sie in meinen Spiegel fliegt und mein Spiegelbild so nicht mehr zu sehen ist, dann habe ich kurz den Anschluss vergessen..." schluchzte Adamania unter dem bohrenden Blick ihrer Großmutter. Diese erwiderte: "Dann ist sie vielleicht irgendwo in ein andere spiegelnde Scheibe geflogen, konzentrier dich Mädchen und sag mir wo ... sie ... ist... ! Geh in dich rein und fühle deine Wut und die Richtung, in die sie Tesstjana wahrscheinlich gelenkt hat."

Bei dieser Aufforderung errötete Adamania, denn sie erinnerte sich plötzlich, dass ihre Gedanken beim Ausüben des Fluches zu Miriam von Dämmerstein abgeschweift waren - sie hatte an ihr schönes Gesicht gedacht, die wohlgeformten Lippen immer bereit sich zu einem fröhlichen, so wundervoll klingenden Lachen zu öffnen, dass Adamania ganz verrückt danach war, es immer und immer wieder zu hören - nur leider liebte Miriam Tesstjana, weswegen sie sich nichts sehnlicher wünschte, dass diese endlich ein für alle Mal von der Bildfläche verschwinden würde!

"Nun?" Der Ton von Maginia schien sanfter zu werden, sie war schon immer gut darin gewesen, Adamanias Gefühlen zuzuhören und obwohl ihre Großmutter oft streng wirkte, war sie die einzige Person, der sie anvertraut hatte, dass sie Frauen lieber mochte als Männer.
"Ich denke sie ist bei Miriam..." flüsterte Adamania.

So schnell es ging stiegen die beiden auf ihren Besen und flogen zu Schloss Dämmerstein, wo sie das Hausmädchen Inge fanden, welche gerade dabei war, die Fensterscheibe zu reparieren. Inge gab ihnen die Auskunft, dass Lady Miriam und Tesstjana bereits vor kurzer Zeit abgereist waren - Tesstjana wäre dabei besonders wackelig auf den Beinen und nicht mehr in der Lage zu fliegen gewesen.
Adamania begann zu wimmern - als sie die Glascheibe mit den Blutspritzern gesehen hatte, war ihr endlich bewusst geworden, was sie da eigentlich gemacht hatte! Sie hatte versucht einen Menschen umzubringen - vielleicht nicht mit Absicht, aber auch wenn sie im Augenblick furchtbar wütend auf Tesstjana war - sie wollte sicher nicht, dass sie starb.
Doch für übermäßige Trauer blieb keine Zeit und so machten sich beide Hexen wieder auf den Weg - diesmal zu Maginias Hexenhütte, denn es erschien der alten Hexe am wahrscheinlichsten, dass Miriam bei ihr hatte Hilfe holen wollen, da sie die einzige mächtige Hexe in der Nähe war.

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Miriam war unterdessen vollkommen verzweifelt - Tesstjana hatte ihr Bewusstsein bereits verloren. Die sonst so energiegeladene junge Hexe, die sie liebte, wich einer bleichen, mit Blut befleckten und vollkommen stummen Tess - Miriam wusste weder ein noch aus, setzte sich unter den Baum neben Maginias Hütte, bettete Tess Kopf auf ihre Beine und begann zu weinen.

Ihr herzzerreißendes Schluchzen wurde abrupt vom energischen Rufen der alten Maginia gestört, welche sich zusammen mit Adamania auf ihren Besen reitend im Landeanflug befand. Als sie den Boden berührte, begann sie mit krächzender Stimme zu dirigieren: "Schnell, Adamania, hol das alte rote Hexenbuch und die magische Kreide, um einen Zauberkreis zu zeichnen. Jene, welche auch auf Gras zeichnet! Und du konzentrierst du dich und versuchst ernsthaft deine Taten zu bereuen; am besten denkst du jetzt an die guten Seiten von Tess, damit wir sie überhaupt wieder zum Leben erwecken, denn wenn ich mich nicht täusche...", dabei beäugte sie Tesstjana kritisch und entdeckte den schwazstich im Weiß ihres Augapfels, "...bleiben uns nur noch wenige Minuten!".
Sie wandte sich eilig Miriam zu: "Und du hör auf zu heulen, dadurch überlebt Tess bestimmt nicht! Leg sie hier auf den Boden - ja genau dort."

Die Mädchen versuchten die Anweisungen so gut es ging zu erfüllen. Adamania rannte in die Hütte und fand das Hexenbuch und die Kreide mit einem Griff. Als sie Tesstjana auf Miriams Schoß gebettet unter dem Baum gesehen hatte, gab ihr das einen kleinen Stich der Eifersucht. Doch jetzt wollte sie Miriam nur noch glücklich sehen - und Tess lebendig!
Ihr wurde plötzlich bewusst, dass die Ärgereien mit Tess eigentlich immer nur Spaß gewesen waren und dass sie die kleine stupsnasige Frohnatur nicht immer hasste.
Als Tess also im Zauberkreis lag, begannen Miriam und Maginia einen zeremoniellen Hexentanz um die Sterbende, während Admania am Rand gleichzeitig einen komplizierten Spruch aus dem schweren, verstaubten Zauberbuch rezitierte und daran dachte, dass die Rivalität zwischen ihr und Tess nur bestand, weil sie sich so ähnlich waren - sie liebten beide schnelle Besenritte, Hexenduelle und wilde Tänze. Eigentlich fand Adamania sich oft in Tess wieder, aber gleichzeitig hasste sie es, wenn sie irgendwo besser war als sie, weil sie eigentlich auf dem gleichen Stand waren, und sie war sich fast sicher, dass es Tesstjana genauso gehen musste.

Plötzlich begann Admanias Narbe heftig zu schmerzen und sie hatte das Gefühl verbrennen zu müssen.
Dann geschahen zwei unglaubliche Dinge gleichzeitig: Zum einen ging Adamania plötzlich in Flammen auf, das Buch fiel zu Boden und sie verschwand innerhalb eines Moments und zum anderen öffnete Tesstjana Wolkenfels ihre Augen und schaute verwirrt in die Runde.
"TESS! Du LEBST!" schrie Miriam laut auf, brach ihren Tanz ab und stürmte tränenüberflutet auf ihre Geliebte zu, um sie nach einer langen, festen Umarmung zu küssen... doch es war nicht nur Tesstjana's Bewusstsein, welche dies wahrnahm.

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Als Adamania die Augen öffnete, bemerkte sie zu allererst, dass sie sich ihre nun plötzlich körperlose Gestalt in einem Raum mit sieben Türen befand.
Aus einer der Türen blickte ihr eine wunderschöne Miriam entgegen, die gerade dabei war sie und doch gleichzeitig Tess zu küssen - aus einer anderen sah sie eine jüngere Ausgabe von Tesstjana Wolkenstein und Adamania erkannte, dass das die Tür zu den Kindheitserinnerungen von Tesstjana war - Was war passiert?
Sie schaute sich weiter im Raum um und erblickte eine Tür, die sich deutlich von den anderen sechs unterschied: Sie war verschlossen und von tiefschwarzer Farbe.
Langsam schritt Adamania auf die unheimliche Tür zu.
Es war, als schien sie leise Flüstergeräusche von sich geben, Adamania versuchte sich zu konzentrieren, immer wieder kam ihr Name und der von Miriam drin vor!
Als sie die Türklinke berührte, durchzuckte sie ein heftiger Schmerz und ließ sie zurückweichen. Erneut lauschte sie angestrengt dem Flüstern.
Dann nahm Adamania all ihren Mut zusammen, umfasste die Klinke... bereit, trotz des Schmerzes die düstere Tür zu öffnen, als plötzlich und kraftvoll die Stimme Tesstjanas durch den Wahrnehmungsraum hallte: "NICHT!!"
"Aber welche Tür soll ich dann wählen?", fragte sie und sah sich erneut im Raum um.

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"NICHT!!", dachte Tesstjana, bäumte sich reflexartig auf und stieß Miriam dabei unabsichtlich von sich.
Miriam stolperte und fiel, aber das machte ihr nichts aus - vielmehr sorgte sie sich um ihre Freundin und fragte sich, was zum Teufel gerade mit ihr geschah.
Sie staunte nicht schlecht, als Tesstjana mit einem gläsernen Blick fortfuhr: "Keine meiner Erinnerungen gehen dich etwas an... und was zum Teufel machst du in mir?"
Nun verstand auch Maginia, was mit ihrer Urenkelin geschehen war - ihr Bewusstsein war bei der Zeremonie in Tess' Körper gezogen worden und musste sich diesen nun mit Tesstjanas Bewusstsein teilen; um dies wieder rückgängig zu machen, müssten sie zuerst Adamanias Körper wiederfinden - nur war der soeben in Flammen aufgegangen und verschwunden.
"Tess... Tess, kannst du mit mir reden?", sagte Miriam verzweifelt und packte ihre Geliebte am Arm.
Gerade als Tess den Mund aufmachte, um zu antworten, stöhnte sie auf; ihre Augen begannen wie wild zu zucken und wechselten von Grün zu Nussbraun, denn Adamania versuchte in diesem Moment die Oberhand über Tess' Körper zu gewinnen, um den anderen ein Lebenszeichen von sich zu geben.
"Hilfe! Ich will hier raus!" kam es aus Tesstjanas Mund, aber es war Adamania, die sprach.
Miriam wechselte einen erschrockenen Blick mit Maginia und wandte sich dann an Adamania: "Heißt das, du bist in Tess' Körper gefangen? Hör zu, mach jetzt keine Dummheiten, wir finden eine Lösung, wie wir dich wieder herholen, aber bitte, bitte tu Tess Seele nichts, denn es könnte euch beiden schaden."

---

Inzwischen hallte ein belustigtes wie auch schadenfrohes kichern durch Miriams Schloss, das seinen Ursprung vor einem magischen Spiegel hatte - und umgeben von noch nachglühenden magischen Hexenzeichen und einem Hexenbuch neben Ihr liegend hockte Inge davor, die sich das Geschehen vor Maginias Hütte im Spiegel angeschaut hatte, während sie einen eigenen Hexenzauber aussprach. Inge hatte nicht nur bewirkt, dass Adamanias Seele in Tess Körper verbannt wurde, nein, sie war nun Adamania selbst - jedenfalls sah sie so aus wie sie, denn Inge besaß nun ihren Körper.
Immer noch vor sich hin kichernd nahm sie das Buch auf, wischte die magischen Zeichen auf dem Boden weg und ging zufrieden mit sich selbst in den Keller des Schlosses. Nun musste sie nur noch ihren Besen finden und dann...ja, dann würde sich alles von Grund auf ändern. Sie stieg die Stufen hinab, ging den Gang entlang und suchte in Ihren Erinnerungen wo sie ihn versteckt hatte, nachdem sie im Schloss als Hausmädchen angefangen hatte. In der hintersten Ecke der verstaubten Rumpelkammer wurde sie schließlich fündig. In Windeseile raste Inge mit dem Besen aus dem Kellerfenster Richtung Damalsberg, um das Hexentreffen so richtig aufzumischen und endlich Rache an ihrer Erzfeindin nehmen zu können - Druselda Zunderflamme von Fackeltrog, die Vorsitzende des Hexenältestenrats, auf dessen Antrag Inge vor vielen Jahren aus der örtlichen Hexengilde ausgeschlossen worden war.

---
Fernes Donnergrollen ließ Miriam zusammenfahren. Es schien ihr fast wie ein schlechtes Omen, das die Rettung ihrer Geliebten zum Scheitern verurteilen wollte. Maginia hatte indes die anderen Hexen des Zirkels mit der Kristallkugel informiert. Eine schwarze Wolkenfront verdunkelte langsam den Himmel.
Adamania seufzte. Sie hatte es satt, untätig zu sein.
 

ANdy

Andreas Hegewald
Immer noch zu schade, um zu stoppen. Alle Autoren mitmischen! Wir kreieren eine epische Hexenstory!
Wie der Titel schon sagt, kommt mit jedem Beitrag wieder ein Satz hinzu, bis wir eine echte Endlos-Story zusammengebaut haben.
Also: Vorherigen Text kopieren, in Antwortfenster einfügen, einen eigenen Satz dazumodeln, fertig.
Dürfen auch gern 2 Sätze sein, aber bitte nicht mehr.



Das große Hexentreffen auf dem Damalsberg stand an und Tesstjana Wolkenfels freute sich darüber in ihrer vor Energie und Lebenslust nur so sprudelnden Art und Weise - hatte sie neben ihren Pflichten als Bauernstochter doch auch die Übungen für die anstehende Prüfung regelmäßig ausgeführt. Nur noch etwas Krötenessenz ins Haar, dann ging es ab auf den Besen und auf in die Lüfte. Heute - endlich - würde ihr großer Tag werden.
Wenn da nicht ihre alte Rivalin, Adamania Dunkelstein, gewesen wäre - bereits im letzten Jahr hatte diese sie sowohl im Zaubertrank-Brauen als auch im großen Besenrennen knapp geschlagen; um sie danach auch noch wegen ihrer angeblich scheußlichen, altmodischen Kleidung zu verspotten!
Aber wenn ihr Plan aufging, dann würde Adamania heute nicht erscheinen können, denn das hatte Tesstjana voller Eifer versucht zu verhindern.
Da Adamania ohnehin die wohl eitelste Hexe aller Zeiten war, hatte Tesstjana gestern nur einen kleinen "Schönheitszauber" an ihr testen müssen - der würde dann hoffentlich das Übrige erledigen.
Kichernd flog sie über Wiesen und Felder, die Abendsonne verströmte wundervolles Licht und Tesstjana dachte voller Vorfreude an das Treffen auf dem Damalsberg.

Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper, sie verlor das Gleichgewicht und ließ dabei unwillkürlich den Besenstil los. Sofort geriet der Flugapparat ins Trudeln und die wohl vielversprechendste Anwärterin auf den Junghexenehrenpreis wäre vermutlich an den Hängen des Morgenberges wie ein rohes Ei zerplatzt, hätte sie nicht im letzten Moment mit beiden Händen den Stil wieder hochgerissen. Dicht über den Felsen, kaum ein Fingerbreit Luft dazwischen, raste sie wie eine Rakete im halsbrecherischen Tempo zum Gipfel empor. Sie unterdrückte den Schmerz, als ein oder zwei spitze Steine ihre Knie aufschürften. Dann endlich, es schien Tesstjana schon wie eine Ewigkeit, schoß sie über dem Bergkamm hinaus, nicht ohne dass ihr Besen bei diesem Manöver einbüßen mußte.
Allmählich wurde der Flug Richtung Damalsberg wieder ruhiger und sie begann sich zu fragen, wie dieser Beinahe-Absturz nur geschehen konnte.

---

Zur gleichen Zeit bereitete sich Lady Miriam von Dämmerstein, Lordstochter und heimliche Geliebte Tesstjanas, auf dem Schloss ihres Vaters ihren eigenen Abflug zum Damalsberg vor.
Plötzlich war in der Eingangshalle ein unheimliches Gepolter und Geschreie zu vernehmen und die verwunderte Hexe beschloss, herauszufinden, was denn da unten soviel Chaos verursachte.
Es erinnerte sie an ihre Freundin, die mit ihren verrückten Einfällen und ihrer Tollpatschigkeit selbst im jugendlichen Alter von 16 Jahren jeder Achtjährigen Konkurrenz machen konnte - und wirklich, es war Tesstjana, die einen Abstecher bei ihrer Freundin machen wollte, um sie abzuholen... und beim Anflug in ein Fenster gekracht war! Sie lag nun mit vielen Schnittwunden am Boden. Miriam rannte erschrocken zu ihr und rief: "Tess, geht es dir gut?" "Bei den sieben runzeligen Kröten, dieser Besen will mich umbringen; ich weiß auch nicht, warum, aber auf einmal wollte er mir einfach nicht mehr gehorchen", ächzte Tesstjana, während sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufsetzte. "Ich hatte ihn gerade wieder unter Kontrolle, da raste ich auch schon mit bahnbrechender Geschwindigkeit in dein Fenster....Tut mir echt leid."

Miriam wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte, und so half sie ihrer Freundin auf die Beine, untersuchte kurz die Schnittwunden und begann dann geheimnisvolle Sprüche zu murmeln, brach aber ab, versuchte es wieder und fluchte schließlich laut auf: "Das sind keine normalen Wunden, die du da hast!!!"
Tesstjanas Augen wurden vor Schreck so groß wie Hühnereier. Das konnte nur bedeuten, dass sie mit einem Fluch belegt worden war!
"Keine Angst, Liebes!", versuchte Miriam sie zu beruhigen, "Ich kenne jemanden, der uns helfen kann. Los, steig hinten auf meinen Besen auf!"
Leicht schwankend nahm Tesstjana auf dem hinteren Ende von Miriam's goldverzierten Besen Platz. Zur Sicherheit band diese noch ein magisches Seil um Tess' Leib, damit sie nicht runter fiel, falls sie das Bewusstsein verlieren sollte.
Schnell informierte Miriam noch das Hausmädchen Inge, dann gab sie ihrem Besen den Befehl so schnell wie möglich zu Maginia Dunkelstein zu fliegen - der weisesten Hexe in der Nähe und obendrein Adamanias Urgroßmutter. Vielleicht hatte sie Glück und Maginia war noch nicht zum Hexentreffen aufgebrochen.

---

Unterdessen hatten sich schon einige Hexen, vor allem der Ältestenrat, auf dem Damalsberg eingefunden und waren vergnügt dabei, sich zu begrüßen und unterhalten, als es plötzlich wutentbrannt ertönte:
"Ich verlange durch öffentlichen Antrag, dass Tesstjana Wolkenfels, dieser Nichtsnutz vom Haldenhof, aus der Hexengemeinschaft ausgeschlossen wird - und zwar für immer!"
Die keifende Stimme gehörte Adamania Dunkelstein, die mit einer hässlichen Narbe, welche sich über ihr ganzes Gesicht zog, auf den Platz gestürmt war und nun verzweifelt versuchte, sich Gehör beim Ältestenrat zu verschaffen.
"Seht nur was diese Ausgeburt der Hölle mit meinem makellosen Gesicht angestellt hat! Ja, ganz richtig, das ist eine hässliche Narbe und die habe ich nur ihr zu verdanken!", schrie sie und lief vor Wut so rot an, dass die Narbe heftig pulsierte und ihr Gesicht noch mehr verunstaltete.
Einige Hexen wichen erschrocken zurück, andere konnten sich ein Lachen nicht verkneifen... allerdings hinter vorgehaltener Hand, da Adamania in Maginia schließlich eine Urgroßmutter hatte, die hohes Ansehen unter allen Hexen genoss, auch wenn sie nicht zum Ältestenrat gehörte. Doch die Hexen drehten sich verblüfft um - es wa Maginia persönlich, die schallend lachend auf sie zukam und rief:
"Ach Adamania, das war doch nur ein einfacher Unschönheitszauber! Den kann Tesstjana - wenn auch nur sie allein - ganz leicht wieder rückgängig machen!"
Adamania erblasste.
"Du meinst, ich soll diese grauenhafte Person darum bitten, das hier rückgängig zu machen? Niemals!"
In Adamanias Kopf spielte sich zudem noch etwas ganz anderes ab - sie hatte einen schwarzen Fluch auf ihre Rivalin gelegt, um es ihr heimzuzahlen. Und wenn Adamania richtig lag und Tesstjana nicht besonders Glück gehabt hatte, dann würde sie einige Zeit Erholung brauchen, bis sie diesen Schönheitszauber wieder rückgängig machen könnte.
Verzweifelt blickte sie sich um und hoffte für einen kurzen Moment inständig - so komisch es auch klingen mochte - dass ihr Fluch fehlgeschlagen war und Tesstjana im nächsten Moment wohlbehalten hier landen würde, um diese scheußliche Narbe wieder verschwinden zu lassen.

---

Miriam war mit Tesstjana im Schlepptau unterdessen zur alten Hütte von Maginia Dunkelstein geflogen - doch sie fanden es verlassen vor und Tesstjana ging es immer schlechter, sie atmete nur noch stoßweise und ihr brach kalter Schweiß auf der Stirn aus - Falls sie nicht bald Hilfe bekam würde es richtig heikel werden. Miriam, die schon ganz verzweifelt war vor Sorge um ihre sterbende Begleiterin - denn sterben würde sie mit Sicherheit, wenn ihr nicht bald Hilfe zuteil wurde -, durchschritt panisch die Hütte der alten Maginia, durchwühlte Truhen und blätterte in alten, verstaubten Hexenbüchern, aber nichts schien auch nur den Anschein von möglicher Hilfe zu erwecken.

---

Adamanias Antrag schien für die Hexen aus dem Kreis der Ältesten erledigt und sie fingen an, sich zu zerstreuen, um sich auf das bevorstehende Hexenbesenrennen vorzubereiten - doch Maginia hatte Adamanias erbleichendes Gesicht bemerkt und als niemand mehr in der Nähe der beiden zu sein schien schritt sie auf sie zu und fragte ihre Urenkelin was das alles zu bedeuten hatte. Unter dem strengen Blick ihrer Urgroßmutter begann Adamania zu stottern:
"I-i-i-chm, ähm, also, w-w-w-w-arum schaust du mich s-so streng an, i-i-i-ch, hab doch n-n-nichts getan, ich habe nichts, rein gar nichts damit zu tun, geschweige denn habe ich Rache geübt, o-o-oder was du jetzt auch d-denken magst."

"WAS hast du getan?" fragte die Großmutter ein zweites Mal und sie betrachtete besorgt das aufglühende Gesicht ihrer Enkelin - die Narbe schien sich grünlich zu verfärben - und die weise Maginia wusste was das zu bedeuten hatte: Wenn die Person, die einen Zauber ausgeführt hatte, an den Folgen eines Fluches starb, dann wurde derjenige, auf den der Zauber abgezielt hatte diesen nie mehr los; wenn es wie in Adamania's Beispiel ein Unschönheitszauber war, dann verfärbten sich die Auswirkungen zunächst grün, bis sie schlussendlich schwarz oder rot wurden. Kein Zweifel - Tesstjana musste im Sterben liegen!

Schockiert blickte Maginia in die Augen ihrer Enkelin und sprach: "Sag nichts mehr, ich weiß was du getan hast und das wird vielleicht schlimme Folgen haben - wie konntest du nur so töricht sein und wegen einer kleinen Narbe wie dieser einen mächtigen Fluch aussprechen? Und so etwas kommt von meiner Urenkelin; ich bin enttäuscht, zutiefst enttäuscht Adamania! Weißt denn zumindest, was dieser Fluch genau anrichtet? Schnell, sag es mir, damit ich herausfinden kann, ob überhaupt noch Hoffnung für Tesstjana besteht."

Adamania begann unter Tränen von ihrem ausgeführten Fluch zu erzählen - sie hatte ihn aus einem der Bücher ihrer Urgoßmutter einmal abgeschrieben, sich aber die genaue Wirkung nicht gemerkt - sie hatte nur versucht all ihre Wut mit in den Fluch zu legen.
"Gnade, Gnade dir Kind, dass das nicht einer dieser uralten Dämonen-Flüche war!", knurrte Maginia "Denn dann gibt es fast keine Hoffnung mehr! Wir werde jetzt unverzüglich nach Tesstjana suchen!"
"Ich weiß noch, dass ich mir vorgestellt habe, wie sie in meinen Spiegel fliegt und mein Spiegelbild so nicht mehr zu sehen ist, dann habe ich kurz den Anschluss vergessen..." schluchzte Adamania unter dem bohrenden Blick ihrer Großmutter. Diese erwiderte: "Dann ist sie vielleicht irgendwo in ein andere spiegelnde Scheibe geflogen, konzentrier dich Mädchen und sag mir wo ... sie ... ist... ! Geh in dich rein und fühle deine Wut und die Richtung, in die sie Tesstjana wahrscheinlich gelenkt hat."

Bei dieser Aufforderung errötete Adamania, denn sie erinnerte sich plötzlich, dass ihre Gedanken beim Ausüben des Fluches zu Miriam von Dämmerstein abgeschweift waren - sie hatte an ihr schönes Gesicht gedacht, die wohlgeformten Lippen immer bereit sich zu einem fröhlichen, so wundervoll klingenden Lachen zu öffnen, dass Adamania ganz verrückt danach war, es immer und immer wieder zu hören - nur leider liebte Miriam Tesstjana, weswegen sie sich nichts sehnlicher wünschte, dass diese endlich ein für alle Mal von der Bildfläche verschwinden würde!

"Nun?" Der Ton von Maginia schien sanfter zu werden, sie war schon immer gut darin gewesen, Adamanias Gefühlen zuzuhören und obwohl ihre Großmutter oft streng wirkte, war sie die einzige Person, der sie anvertraut hatte, dass sie Frauen lieber mochte als Männer.
"Ich denke sie ist bei Miriam..." flüsterte Adamania.

So schnell es ging stiegen die beiden auf ihren Besen und flogen zu Schloss Dämmerstein, wo sie das Hausmädchen Inge fanden, welche gerade dabei war, die Fensterscheibe zu reparieren. Inge gab ihnen die Auskunft, dass Lady Miriam und Tesstjana bereits vor kurzer Zeit abgereist waren - Tesstjana wäre dabei besonders wackelig auf den Beinen und nicht mehr in der Lage zu fliegen gewesen.
Adamania begann zu wimmern - als sie die Glascheibe mit den Blutspritzern gesehen hatte, war ihr endlich bewusst geworden, was sie da eigentlich gemacht hatte! Sie hatte versucht einen Menschen umzubringen - vielleicht nicht mit Absicht, aber auch wenn sie im Augenblick furchtbar wütend auf Tesstjana war - sie wollte sicher nicht, dass sie starb.
Doch für übermäßige Trauer blieb keine Zeit und so machten sich beide Hexen wieder auf den Weg - diesmal zu Maginias Hexenhütte, denn es erschien der alten Hexe am wahrscheinlichsten, dass Miriam bei ihr hatte Hilfe holen wollen, da sie die einzige mächtige Hexe in der Nähe war.

---

Miriam war unterdessen vollkommen verzweifelt - Tesstjana hatte ihr Bewusstsein bereits verloren. Die sonst so energiegeladene junge Hexe, die sie liebte, wich einer bleichen, mit Blut befleckten und vollkommen stummen Tess - Miriam wusste weder ein noch aus, setzte sich unter den Baum neben Maginias Hütte, bettete Tess Kopf auf ihre Beine und begann zu weinen.

Ihr herzzerreißendes Schluchzen wurde abrupt vom energischen Rufen der alten Maginia gestört, welche sich zusammen mit Adamania auf ihren Besen reitend im Landeanflug befand. Als sie den Boden berührte, begann sie mit krächzender Stimme zu dirigieren: "Schnell, Adamania, hol das alte rote Hexenbuch und die magische Kreide, um einen Zauberkreis zu zeichnen. Jene, welche auch auf Gras zeichnet! Und du konzentrierst du dich und versuchst ernsthaft deine Taten zu bereuen; am besten denkst du jetzt an die guten Seiten von Tess, damit wir sie überhaupt wieder zum Leben erwecken, denn wenn ich mich nicht täusche...", dabei beäugte sie Tesstjana kritisch und entdeckte den schwazstich im Weiß ihres Augapfels, "...bleiben uns nur noch wenige Minuten!".
Sie wandte sich eilig Miriam zu: "Und du hör auf zu heulen, dadurch überlebt Tess bestimmt nicht! Leg sie hier auf den Boden - ja genau dort."

Die Mädchen versuchten die Anweisungen so gut es ging zu erfüllen. Adamania rannte in die Hütte und fand das Hexenbuch und die Kreide mit einem Griff. Als sie Tesstjana auf Miriams Schoß gebettet unter dem Baum gesehen hatte, gab ihr das einen kleinen Stich der Eifersucht. Doch jetzt wollte sie Miriam nur noch glücklich sehen - und Tess lebendig!
Ihr wurde plötzlich bewusst, dass die Ärgereien mit Tess eigentlich immer nur Spaß gewesen waren und dass sie die kleine stupsnasige Frohnatur nicht immer hasste.
Als Tess also im Zauberkreis lag, begannen Miriam und Maginia einen zeremoniellen Hexentanz um die Sterbende, während Admania am Rand gleichzeitig einen komplizierten Spruch aus dem schweren, verstaubten Zauberbuch rezitierte und daran dachte, dass die Rivalität zwischen ihr und Tess nur bestand, weil sie sich so ähnlich waren - sie liebten beide schnelle Besenritte, Hexenduelle und wilde Tänze. Eigentlich fand Adamania sich oft in Tess wieder, aber gleichzeitig hasste sie es, wenn sie irgendwo besser war als sie, weil sie eigentlich auf dem gleichen Stand waren, und sie war sich fast sicher, dass es Tesstjana genauso gehen musste.

Plötzlich begann Admanias Narbe heftig zu schmerzen und sie hatte das Gefühl verbrennen zu müssen.
Dann geschahen zwei unglaubliche Dinge gleichzeitig: Zum einen ging Adamania plötzlich in Flammen auf, das Buch fiel zu Boden und sie verschwand innerhalb eines Moments und zum anderen öffnete Tesstjana Wolkenfels ihre Augen und schaute verwirrt in die Runde.
"TESS! Du LEBST!" schrie Miriam laut auf, brach ihren Tanz ab und stürmte tränenüberflutet auf ihre Geliebte zu, um sie nach einer langen, festen Umarmung zu küssen... doch es war nicht nur Tesstjana's Bewusstsein, welche dies wahrnahm.

---
Als Adamania die Augen öffnete, bemerkte sie zu allererst, dass sie sich ihre nun plötzlich körperlose Gestalt in einem Raum mit sieben Türen befand.
Aus einer der Türen blickte ihr eine wunderschöne Miriam entgegen, die gerade dabei war sie und doch gleichzeitig Tess zu küssen - aus einer anderen sah sie eine jüngere Ausgabe von Tesstjana Wolkenstein und Adamania erkannte, dass das die Tür zu den Kindheitserinnerungen von Tesstjana war - Was war passiert?
Sie schaute sich weiter im Raum um und erblickte eine Tür, die sich deutlich von den anderen sechs unterschied: Sie war verschlossen und von tiefschwarzer Farbe.
Langsam schritt Adamania auf die unheimliche Tür zu.
Es war, als schien sie leise Flüstergeräusche von sich geben, Adamania versuchte sich zu konzentrieren, immer wieder kam ihr Name und der von Miriam drin vor!
Als sie die Türklinke berührte, durchzuckte sie ein heftiger Schmerz und ließ sie zurückweichen. Erneut lauschte sie angestrengt dem Flüstern.
Dann nahm Adamania all ihren Mut zusammen, umfasste die Klinke... bereit, trotz des Schmerzes die düstere Tür zu öffnen, als plötzlich und kraftvoll die Stimme Tesstjanas durch den Wahrnehmungsraum hallte: "NICHT!!"
"Aber welche Tür soll ich dann wählen?", fragte sie und sah sich erneut im Raum um.

-----

"NICHT!!", dachte Tesstjana, bäumte sich reflexartig auf und stieß Miriam dabei unabsichtlich von sich.
Miriam stolperte und fiel, aber das machte ihr nichts aus - vielmehr sorgte sie sich um ihre Freundin und fragte sich, was zum Teufel gerade mit ihr geschah.
Sie staunte nicht schlecht, als Tesstjana mit einem gläsernen Blick fortfuhr: "Keine meiner Erinnerungen gehen dich etwas an... und was zum Teufel machst du in mir?"
Nun verstand auch Maginia, was mit ihrer Urenkelin geschehen war - ihr Bewusstsein war bei der Zeremonie in Tess' Körper gezogen worden und musste sich diesen nun mit Tesstjanas Bewusstsein teilen; um dies wieder rückgängig zu machen, müssten sie zuerst Adamanias Körper wiederfinden - nur war der soeben in Flammen aufgegangen und verschwunden.
"Tess... Tess, kannst du mit mir reden?", sagte Miriam verzweifelt und packte ihre Geliebte am Arm.
Gerade als Tess den Mund aufmachte, um zu antworten, stöhnte sie auf; ihre Augen begannen wie wild zu zucken und wechselten von Grün zu Nussbraun, denn Adamania versuchte in diesem Moment die Oberhand über Tess' Körper zu gewinnen, um den anderen ein Lebenszeichen von sich zu geben.
"Hilfe! Ich will hier raus!" kam es aus Tesstjanas Mund, aber es war Adamania, die sprach.
Miriam wechselte einen erschrockenen Blick mit Maginia und wandte sich dann an Adamania: "Heißt das, du bist in Tess' Körper gefangen? Hör zu, mach jetzt keine Dummheiten, wir finden eine Lösung, wie wir dich wieder herholen, aber bitte, bitte tu Tess Seele nichts, denn es könnte euch beiden schaden."

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Inzwischen hallte ein belustigtes wie auch schadenfrohes kichern durch Miriams Schloss, das seinen Ursprung vor einem magischen Spiegel hatte - und umgeben von noch nachglühenden magischen Hexenzeichen und einem Hexenbuch neben Ihr liegend hockte Inge davor, die sich das Geschehen vor Maginias Hütte im Spiegel angeschaut hatte, während sie einen eigenen Hexenzauber aussprach. Inge hatte nicht nur bewirkt, dass Adamanias Seele in Tess Körper verbannt wurde, nein, sie war nun Adamania selbst - jedenfalls sah sie so aus wie sie, denn Inge besaß nun ihren Körper.
Immer noch vor sich hin kichernd nahm sie das Buch auf, wischte die magischen Zeichen auf dem Boden weg und ging zufrieden mit sich selbst in den Keller des Schlosses. Nun musste sie nur noch ihren Besen finden und dann...ja, dann würde sich alles von Grund auf ändern. Sie stieg die Stufen hinab, ging den Gang entlang und suchte in Ihren Erinnerungen wo sie ihn versteckt hatte, nachdem sie im Schloss als Hausmädchen angefangen hatte. In der hintersten Ecke der verstaubten Rumpelkammer wurde sie schließlich fündig. In Windeseile raste Inge mit dem Besen aus dem Kellerfenster Richtung Damalsberg, um das Hexentreffen so richtig aufzumischen und endlich Rache an ihrer Erzfeindin nehmen zu können - Druselda Zunderflamme von Fackeltrog, die Vorsitzende des Hexenältestenrats, auf dessen Antrag Inge vor vielen Jahren aus der örtlichen Hexengilde ausgeschlossen worden war.

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Fernes Donnergrollen ließ Miriam zusammenfahren. Es schien ihr fast wie ein schlechtes Omen, das die Rettung ihrer Geliebten zum Scheitern verurteilen wollte. Maginia hatte indes die anderen Hexen des Zirkels mit der Kristallkugel informiert. Eine schwarze Wolkenfront verdunkelte langsam den Himmel.
Adamania seufzte. Sie hatte es satt, untätig zu sein.
"Ich weiß einen Zauber, der uns helfen könnte meinen Körper zu lokalisieren - sofern er noch existiert...aber ich scheine von dir in deinem Unterbewusstsein festgehalten zu werden, du musst mir die volle Kontrolle über deinen Körper leihen, Tesstjana!"
 

PeBu34

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Zitat von ANdy: "Neu Immer noch zu schade, um zu stoppen. Alle Autoren mitmischen! Wir kreieren eine epische Hexenstory!
Wie der Titel schon sagt, kommt mit jedem Beitrag wieder ein Satz hinzu, bis wir eine echte Endlos-Story zusammengebaut haben.
Also: Vorherigen Text kopieren, in Antwortfenster einfügen, einen eigenen Satz dazumodeln, fertig.
Dürfen auch gern 2 Sätze sein, aber bitte nicht mehr."



Das große Hexentreffen auf dem Damalsberg stand an und Tesstjana Wolkenfels freute sich darüber in ihrer vor Energie und Lebenslust nur so sprudelnden Art und Weise - hatte sie neben ihren Pflichten als Bauernstochter doch auch die Übungen für die anstehende Prüfung regelmäßig ausgeführt. Nur noch etwas Krötenessenz ins Haar, dann ging es ab auf den Besen und auf in die Lüfte. Heute - endlich - würde ihr großer Tag werden.
Wenn da nicht ihre alte Rivalin, Adamania Dunkelstein, gewesen wäre - bereits im letzten Jahr hatte diese sie sowohl im Zaubertrank-Brauen als auch im großen Besenrennen knapp geschlagen; um sie danach auch noch wegen ihrer angeblich scheußlichen, altmodischen Kleidung zu verspotten!
Aber wenn ihr Plan aufging, dann würde Adamania heute nicht erscheinen können, denn das hatte Tesstjana voller Eifer versucht zu verhindern.
Da Adamania ohnehin die wohl eitelste Hexe aller Zeiten war, hatte Tesstjana gestern nur einen kleinen "Schönheitszauber" an ihr testen müssen - der würde dann hoffentlich das Übrige erledigen.
Kichernd flog sie über Wiesen und Felder, die Abendsonne verströmte wundervolles Licht und Tesstjana dachte voller Vorfreude an das Treffen auf dem Damalsberg.

Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper, sie verlor das Gleichgewicht und ließ dabei unwillkürlich den Besenstil los. Sofort geriet der Flugapparat ins Trudeln und die wohl vielversprechendste Anwärterin auf den Junghexenehrenpreis wäre vermutlich an den Hängen des Morgenberges wie ein rohes Ei zerplatzt, hätte sie nicht im letzten Moment mit beiden Händen den Stil wieder hochgerissen. Dicht über den Felsen, kaum ein Fingerbreit Luft dazwischen, raste sie wie eine Rakete im halsbrecherischen Tempo zum Gipfel empor. Sie unterdrückte den Schmerz, als ein oder zwei spitze Steine ihre Knie aufschürften. Dann endlich, es schien Tesstjana schon wie eine Ewigkeit, schoß sie über dem Bergkamm hinaus, nicht ohne dass ihr Besen bei diesem Manöver einbüßen mußte.
Allmählich wurde der Flug Richtung Damalsberg wieder ruhiger und sie begann sich zu fragen, wie dieser Beinahe-Absturz nur geschehen konnte.

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Zur gleichen Zeit bereitete sich Lady Miriam von Dämmerstein, Lordstochter und heimliche Geliebte Tesstjanas, auf dem Schloss ihres Vaters ihren eigenen Abflug zum Damalsberg vor.
Plötzlich war in der Eingangshalle ein unheimliches Gepolter und Geschreie zu vernehmen und die verwunderte Hexe beschloss, herauszufinden, was denn da unten soviel Chaos verursachte.
Es erinnerte sie an ihre Freundin, die mit ihren verrückten Einfällen und ihrer Tollpatschigkeit selbst im jugendlichen Alter von 16 Jahren jeder Achtjährigen Konkurrenz machen konnte - und wirklich, es war Tesstjana, die einen Abstecher bei ihrer Freundin machen wollte, um sie abzuholen... und beim Anflug in ein Fenster gekracht war! Sie lag nun mit vielen Schnittwunden am Boden. Miriam rannte erschrocken zu ihr und rief: "Tess, geht es dir gut?" "Bei den sieben runzeligen Kröten, dieser Besen will mich umbringen; ich weiß auch nicht, warum, aber auf einmal wollte er mir einfach nicht mehr gehorchen", ächzte Tesstjana, während sie sich mit schmerzverzerrtem Gesicht aufsetzte. "Ich hatte ihn gerade wieder unter Kontrolle, da raste ich auch schon mit bahnbrechender Geschwindigkeit in dein Fenster....Tut mir echt leid."

Miriam wusste nicht ob sie lachen oder weinen sollte, und so half sie ihrer Freundin auf die Beine, untersuchte kurz die Schnittwunden und begann dann geheimnisvolle Sprüche zu murmeln, brach aber ab, versuchte es wieder und fluchte schließlich laut auf: "Das sind keine normalen Wunden, die du da hast!!!"
Tesstjanas Augen wurden vor Schreck so groß wie Hühnereier. Das konnte nur bedeuten, dass sie mit einem Fluch belegt worden war!
"Keine Angst, Liebes!", versuchte Miriam sie zu beruhigen, "Ich kenne jemanden, der uns helfen kann. Los, steig hinten auf meinen Besen auf!"
Leicht schwankend nahm Tesstjana auf dem hinteren Ende von Miriam's goldverzierten Besen Platz. Zur Sicherheit band diese noch ein magisches Seil um Tess' Leib, damit sie nicht runter fiel, falls sie das Bewusstsein verlieren sollte.
Schnell informierte Miriam noch das Hausmädchen Inge, dann gab sie ihrem Besen den Befehl so schnell wie möglich zu Maginia Dunkelstein zu fliegen - der weisesten Hexe in der Nähe und obendrein Adamanias Urgroßmutter. Vielleicht hatte sie Glück und Maginia war noch nicht zum Hexentreffen aufgebrochen.

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Unterdessen hatten sich schon einige Hexen, vor allem der Ältestenrat, auf dem Damalsberg eingefunden und waren vergnügt dabei, sich zu begrüßen und unterhalten, als es plötzlich wutentbrannt ertönte:
"Ich verlange durch öffentlichen Antrag, dass Tesstjana Wolkenfels, dieser Nichtsnutz vom Haldenhof, aus der Hexengemeinschaft ausgeschlossen wird - und zwar für immer!"
Die keifende Stimme gehörte Adamania Dunkelstein, die mit einer hässlichen Narbe, welche sich über ihr ganzes Gesicht zog, auf den Platz gestürmt war und nun verzweifelt versuchte, sich Gehör beim Ältestenrat zu verschaffen.
"Seht nur was diese Ausgeburt der Hölle mit meinem makellosen Gesicht angestellt hat! Ja, ganz richtig, das ist eine hässliche Narbe und die habe ich nur ihr zu verdanken!", schrie sie und lief vor Wut so rot an, dass die Narbe heftig pulsierte und ihr Gesicht noch mehr verunstaltete.
Einige Hexen wichen erschrocken zurück, andere konnten sich ein Lachen nicht verkneifen... allerdings hinter vorgehaltener Hand, da Adamania in Maginia schließlich eine Urgroßmutter hatte, die hohes Ansehen unter allen Hexen genoss, auch wenn sie nicht zum Ältestenrat gehörte. Doch die Hexen drehten sich verblüfft um - es wa Maginia persönlich, die schallend lachend auf sie zukam und rief:
"Ach Adamania, das war doch nur ein einfacher Unschönheitszauber! Den kann Tesstjana - wenn auch nur sie allein - ganz leicht wieder rückgängig machen!"
Adamania erblasste.
"Du meinst, ich soll diese grauenhafte Person darum bitten, das hier rückgängig zu machen? Niemals!"
In Adamanias Kopf spielte sich zudem noch etwas ganz anderes ab - sie hatte einen schwarzen Fluch auf ihre Rivalin gelegt, um es ihr heimzuzahlen. Und wenn Adamania richtig lag und Tesstjana nicht besonders Glück gehabt hatte, dann würde sie einige Zeit Erholung brauchen, bis sie diesen Schönheitszauber wieder rückgängig machen könnte.
Verzweifelt blickte sie sich um und hoffte für einen kurzen Moment inständig - so komisch es auch klingen mochte - dass ihr Fluch fehlgeschlagen war und Tesstjana im nächsten Moment wohlbehalten hier landen würde, um diese scheußliche Narbe wieder verschwinden zu lassen.

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Miriam war mit Tesstjana im Schlepptau unterdessen zur alten Hütte von Maginia Dunkelstein geflogen - doch sie fanden es verlassen vor und Tesstjana ging es immer schlechter, sie atmete nur noch stoßweise und ihr brach kalter Schweiß auf der Stirn aus - Falls sie nicht bald Hilfe bekam würde es richtig heikel werden. Miriam, die schon ganz verzweifelt war vor Sorge um ihre sterbende Begleiterin - denn sterben würde sie mit Sicherheit, wenn ihr nicht bald Hilfe zuteil wurde -, durchschritt panisch die Hütte der alten Maginia, durchwühlte Truhen und blätterte in alten, verstaubten Hexenbüchern, aber nichts schien auch nur den Anschein von möglicher Hilfe zu erwecken.

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Adamanias Antrag schien für die Hexen aus dem Kreis der Ältesten erledigt und sie fingen an, sich zu zerstreuen, um sich auf das bevorstehende Hexenbesenrennen vorzubereiten - doch Maginia hatte Adamanias erbleichendes Gesicht bemerkt und als niemand mehr in der Nähe der beiden zu sein schien schritt sie auf sie zu und fragte ihre Urenkelin was das alles zu bedeuten hatte. Unter dem strengen Blick ihrer Urgroßmutter begann Adamania zu stottern:
"I-i-i-chm, ähm, also, w-w-w-w-arum schaust du mich s-so streng an, i-i-i-ch, hab doch n-n-nichts getan, ich habe nichts, rein gar nichts damit zu tun, geschweige denn habe ich Rache geübt, o-o-oder was du jetzt auch d-denken magst."

"WAS hast du getan?" fragte die Großmutter ein zweites Mal und sie betrachtete besorgt das aufglühende Gesicht ihrer Enkelin - die Narbe schien sich grünlich zu verfärben - und die weise Maginia wusste was das zu bedeuten hatte: Wenn die Person, die einen Zauber ausgeführt hatte, an den Folgen eines Fluches starb, dann wurde derjenige, auf den der Zauber abgezielt hatte diesen nie mehr los; wenn es wie in Adamania's Beispiel ein Unschönheitszauber war, dann verfärbten sich die Auswirkungen zunächst grün, bis sie schlussendlich schwarz oder rot wurden. Kein Zweifel - Tesstjana musste im Sterben liegen!

Schockiert blickte Maginia in die Augen ihrer Enkelin und sprach: "Sag nichts mehr, ich weiß was du getan hast und das wird vielleicht schlimme Folgen haben - wie konntest du nur so töricht sein und wegen einer kleinen Narbe wie dieser einen mächtigen Fluch aussprechen? Und so etwas kommt von meiner Urenkelin; ich bin enttäuscht, zutiefst enttäuscht Adamania! Weißt denn zumindest, was dieser Fluch genau anrichtet? Schnell, sag es mir, damit ich herausfinden kann, ob überhaupt noch Hoffnung für Tesstjana besteht."

Adamania begann unter Tränen von ihrem ausgeführten Fluch zu erzählen - sie hatte ihn aus einem der Bücher ihrer Urgoßmutter einmal abgeschrieben, sich aber die genaue Wirkung nicht gemerkt - sie hatte nur versucht all ihre Wut mit in den Fluch zu legen.
"Gnade, Gnade dir Kind, dass das nicht einer dieser uralten Dämonen-Flüche war!", knurrte Maginia "Denn dann gibt es fast keine Hoffnung mehr! Wir werde jetzt unverzüglich nach Tesstjana suchen!"
"Ich weiß noch, dass ich mir vorgestellt habe, wie sie in meinen Spiegel fliegt und mein Spiegelbild so nicht mehr zu sehen ist, dann habe ich kurz den Anschluss vergessen..." schluchzte Adamania unter dem bohrenden Blick ihrer Großmutter. Diese erwiderte: "Dann ist sie vielleicht irgendwo in ein andere spiegelnde Scheibe geflogen, konzentrier dich Mädchen und sag mir wo ... sie ... ist... ! Geh in dich rein und fühle deine Wut und die Richtung, in die sie Tesstjana wahrscheinlich gelenkt hat."

Bei dieser Aufforderung errötete Adamania, denn sie erinnerte sich plötzlich, dass ihre Gedanken beim Ausüben des Fluches zu Miriam von Dämmerstein abgeschweift waren - sie hatte an ihr schönes Gesicht gedacht, die wohlgeformten Lippen immer bereit sich zu einem fröhlichen, so wundervoll klingenden Lachen zu öffnen, dass Adamania ganz verrückt danach war, es immer und immer wieder zu hören - nur leider liebte Miriam Tesstjana, weswegen sie sich nichts sehnlicher wünschte, dass diese endlich ein für alle Mal von der Bildfläche verschwinden würde!

"Nun?" Der Ton von Maginia schien sanfter zu werden, sie war schon immer gut darin gewesen, Adamanias Gefühlen zuzuhören und obwohl ihre Großmutter oft streng wirkte, war sie die einzige Person, der sie anvertraut hatte, dass sie Frauen lieber mochte als Männer.
"Ich denke sie ist bei Miriam..." flüsterte Adamania.

So schnell es ging stiegen die beiden auf ihren Besen und flogen zu Schloss Dämmerstein, wo sie das Hausmädchen Inge fanden, welche gerade dabei war, die Fensterscheibe zu reparieren. Inge gab ihnen die Auskunft, dass Lady Miriam und Tesstjana bereits vor kurzer Zeit abgereist waren - Tesstjana wäre dabei besonders wackelig auf den Beinen und nicht mehr in der Lage zu fliegen gewesen.
Adamania begann zu wimmern - als sie die Glascheibe mit den Blutspritzern gesehen hatte, war ihr endlich bewusst geworden, was sie da eigentlich gemacht hatte! Sie hatte versucht einen Menschen umzubringen - vielleicht nicht mit Absicht, aber auch wenn sie im Augenblick furchtbar wütend auf Tesstjana war - sie wollte sicher nicht, dass sie starb.
Doch für übermäßige Trauer blieb keine Zeit und so machten sich beide Hexen wieder auf den Weg - diesmal zu Maginias Hexenhütte, denn es erschien der alten Hexe am wahrscheinlichsten, dass Miriam bei ihr hatte Hilfe holen wollen, da sie die einzige mächtige Hexe in der Nähe war.

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Miriam war unterdessen vollkommen verzweifelt - Tesstjana hatte ihr Bewusstsein bereits verloren. Die sonst so energiegeladene junge Hexe, die sie liebte, wich einer bleichen, mit Blut befleckten und vollkommen stummen Tess - Miriam wusste weder ein noch aus, setzte sich unter den Baum neben Maginias Hütte, bettete Tess Kopf auf ihre Beine und begann zu weinen.

Ihr herzzerreißendes Schluchzen wurde abrupt vom energischen Rufen der alten Maginia gestört, welche sich zusammen mit Adamania auf ihren Besen reitend im Landeanflug befand. Als sie den Boden berührte, begann sie mit krächzender Stimme zu dirigieren: "Schnell, Adamania, hol das alte rote Hexenbuch und die magische Kreide, um einen Zauberkreis zu zeichnen. Jene, welche auch auf Gras zeichnet! Und du konzentrierst du dich und versuchst ernsthaft deine Taten zu bereuen; am besten denkst du jetzt an die guten Seiten von Tess, damit wir sie überhaupt wieder zum Leben erwecken, denn wenn ich mich nicht täusche...", dabei beäugte sie Tesstjana kritisch und entdeckte den schwazstich im Weiß ihres Augapfels, "...bleiben uns nur noch wenige Minuten!".
Sie wandte sich eilig Miriam zu: "Und du hör auf zu heulen, dadurch überlebt Tess bestimmt nicht! Leg sie hier auf den Boden - ja genau dort."

Die Mädchen versuchten die Anweisungen so gut es ging zu erfüllen. Adamania rannte in die Hütte und fand das Hexenbuch und die Kreide mit einem Griff. Als sie Tesstjana auf Miriams Schoß gebettet unter dem Baum gesehen hatte, gab ihr das einen kleinen Stich der Eifersucht. Doch jetzt wollte sie Miriam nur noch glücklich sehen - und Tess lebendig!
Ihr wurde plötzlich bewusst, dass die Ärgereien mit Tess eigentlich immer nur Spaß gewesen waren und dass sie die kleine stupsnasige Frohnatur nicht immer hasste.
Als Tess also im Zauberkreis lag, begannen Miriam und Maginia einen zeremoniellen Hexentanz um die Sterbende, während Admania am Rand gleichzeitig einen komplizierten Spruch aus dem schweren, verstaubten Zauberbuch rezitierte und daran dachte, dass die Rivalität zwischen ihr und Tess nur bestand, weil sie sich so ähnlich waren - sie liebten beide schnelle Besenritte, Hexenduelle und wilde Tänze. Eigentlich fand Adamania sich oft in Tess wieder, aber gleichzeitig hasste sie es, wenn sie irgendwo besser war als sie, weil sie eigentlich auf dem gleichen Stand waren, und sie war sich fast sicher, dass es Tesstjana genauso gehen musste.

Plötzlich begann Admanias Narbe heftig zu schmerzen und sie hatte das Gefühl verbrennen zu müssen.
Dann geschahen zwei unglaubliche Dinge gleichzeitig: Zum einen ging Adamania plötzlich in Flammen auf, das Buch fiel zu Boden und sie verschwand innerhalb eines Moments und zum anderen öffnete Tesstjana Wolkenfels ihre Augen und schaute verwirrt in die Runde.
"TESS! Du LEBST!" schrie Miriam laut auf, brach ihren Tanz ab und stürmte tränenüberflutet auf ihre Geliebte zu, um sie nach einer langen, festen Umarmung zu küssen... doch es war nicht nur Tesstjana's Bewusstsein, welche dies wahrnahm.

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Als Adamania die Augen öffnete, bemerkte sie zu allererst, dass sie sich ihre nun plötzlich körperlose Gestalt in einem Raum mit sieben Türen befand.
Aus einer der Türen blickte ihr eine wunderschöne Miriam entgegen, die gerade dabei war sie und doch gleichzeitig Tess zu küssen - aus einer anderen sah sie eine jüngere Ausgabe von Tesstjana Wolkenstein und Adamania erkannte, dass das die Tür zu den Kindheitserinnerungen von Tesstjana war - Was war passiert?
Sie schaute sich weiter im Raum um und erblickte eine Tür, die sich deutlich von den anderen sechs unterschied: Sie war verschlossen und von tiefschwarzer Farbe.
Langsam schritt Adamania auf die unheimliche Tür zu.
Es war, als schien sie leise Flüstergeräusche von sich geben, Adamania versuchte sich zu konzentrieren, immer wieder kam ihr Name und der von Miriam drin vor!
Als sie die Türklinke berührte, durchzuckte sie ein heftiger Schmerz und ließ sie zurückweichen. Erneut lauschte sie angestrengt dem Flüstern.
Dann nahm Adamania all ihren Mut zusammen, umfasste die Klinke... bereit, trotz des Schmerzes die düstere Tür zu öffnen, als plötzlich und kraftvoll die Stimme Tesstjanas durch den Wahrnehmungsraum hallte: "NICHT!!"
"Aber welche Tür soll ich dann wählen?", fragte sie und sah sich erneut im Raum um.

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"NICHT!!", dachte Tesstjana, bäumte sich reflexartig auf und stieß Miriam dabei unabsichtlich von sich.
Miriam stolperte und fiel, aber das machte ihr nichts aus - vielmehr sorgte sie sich um ihre Freundin und fragte sich, was zum Teufel gerade mit ihr geschah.
Sie staunte nicht schlecht, als Tesstjana mit einem gläsernen Blick fortfuhr: "Keine meiner Erinnerungen gehen dich etwas an... und was zum Teufel machst du in mir?"
Nun verstand auch Maginia, was mit ihrer Urenkelin geschehen war - ihr Bewusstsein war bei der Zeremonie in Tess' Körper gezogen worden und musste sich diesen nun mit Tesstjanas Bewusstsein teilen; um dies wieder rückgängig zu machen, müssten sie zuerst Adamanias Körper wiederfinden - nur war der soeben in Flammen aufgegangen und verschwunden.
"Tess... Tess, kannst du mit mir reden?", sagte Miriam verzweifelt und packte ihre Geliebte am Arm.
Gerade als Tess den Mund aufmachte, um zu antworten, stöhnte sie auf; ihre Augen begannen wie wild zu zucken und wechselten von Grün zu Nussbraun, denn Adamania versuchte in diesem Moment die Oberhand über Tess' Körper zu gewinnen, um den anderen ein Lebenszeichen von sich zu geben.
"Hilfe! Ich will hier raus!" kam es aus Tesstjanas Mund, aber es war Adamania, die sprach.
Miriam wechselte einen erschrockenen Blick mit Maginia und wandte sich dann an Adamania: "Heißt das, du bist in Tess' Körper gefangen? Hör zu, mach jetzt keine Dummheiten, wir finden eine Lösung, wie wir dich wieder herholen, aber bitte, bitte tu Tess Seele nichts, denn es könnte euch beiden schaden."

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Inzwischen hallte ein belustigtes wie auch schadenfrohes kichern durch Miriams Schloss, das seinen Ursprung vor einem magischen Spiegel hatte - und umgeben von noch nachglühenden magischen Hexenzeichen und einem Hexenbuch neben Ihr liegend hockte Inge davor, die sich das Geschehen vor Maginias Hütte im Spiegel angeschaut hatte, während sie einen eigenen Hexenzauber aussprach. Inge hatte nicht nur bewirkt, dass Adamanias Seele in Tess Körper verbannt wurde, nein, sie war nun Adamania selbst - jedenfalls sah sie so aus wie sie, denn Inge besaß nun ihren Körper.
Immer noch vor sich hin kichernd nahm sie das Buch auf, wischte die magischen Zeichen auf dem Boden weg und ging zufrieden mit sich selbst in den Keller des Schlosses. Nun musste sie nur noch ihren Besen finden und dann...ja, dann würde sich alles von Grund auf ändern. Sie stieg die Stufen hinab, ging den Gang entlang und suchte in Ihren Erinnerungen wo sie ihn versteckt hatte, nachdem sie im Schloss als Hausmädchen angefangen hatte. In der hintersten Ecke der verstaubten Rumpelkammer wurde sie schließlich fündig. In Windeseile raste Inge mit dem Besen aus dem Kellerfenster Richtung Damalsberg, um das Hexentreffen so richtig aufzumischen und endlich Rache an ihrer Erzfeindin nehmen zu können - Druselda Zunderflamme von Fackeltrog, die Vorsitzende des Hexenältestenrats, auf dessen Antrag Inge vor vielen Jahren aus der örtlichen Hexengilde ausgeschlossen worden war.

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Fernes Donnergrollen ließ Miriam zusammenfahren. Es schien ihr fast wie ein schlechtes Omen, das die Rettung ihrer Geliebten zum Scheitern verurteilen wollte. Maginia hatte indes die anderen Hexen des Zirkels mit der Kristallkugel informiert. Eine schwarze Wolkenfront verdunkelte langsam den Himmel.
Adamania seufzte. Sie hatte es satt, untätig zu sein.
"Ich weiß einen Zauber, der uns helfen könnte meinen Körper zu lokalisieren - sofern er noch existiert...aber ich scheine von dir in deinem Unterbewusstsein festgehalten zu werden, du musst mir die volle Kontrolle über deinen Körper leihen, Tesstjana!"
"Aber sicher!", antwortete Tesstjana sarkastisch. "Und während ich dir ausgeliefert bin, kannst du dich in aller Ruhe an mir rächen und keiner kriegt was davon mit, bis es zu spät ist!"
 
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