- #21
Themenstarter/in
Vieles was du schreibst aurelin kann ich nachvollziehen. Doch um ein Missverständnis auszuräumen - eine auf den Kehlkopf drückende Zungenwurzel ist absolut kein klassisches Gesangsideal. Was wir beide faktisch beschreiben ist bel canto - eine unkompliziert (klingende), mühelose Stimmbeherrschung mit maximaler Freiheit. Das ist in so ziemlich jeder Stilistik das höchste Gut - ich bin in meiner Technik zwar schon ein paar Schritt weit gekommen, doch noch lange nicht da wo ich hin will. Daher klammere ich mich jetzt mal aus
Zum Register: Zwischen den Meinungen, wir hätten eines und denen, wir hätten derer fünf gibt es alle möglichen Schattierungen, allesamt gestützt und begründet von gewichtigen Theorien und Beobachtungen. Dass es eine überkommene Sicht wäre, möchte ich zumindest in aller Bescheidenheit in Frage stellen Auch die Ansicht, man könne mit klassischer Technik (was genau das auch immer ist - sie hat jedenfalls in ihrem "Ideal" nichts mit einem durch die Zungenwurzel heruntergedrückten Kehlkopf zu tun) nicht rappen kann ich nur bedingt teilen. Dass es nicht nach Rap klingt, sollte klar sein ^^ das geht aufgrund der Schwingungsphasen nicht, schließlich ist es ein Ziel, eine möglichst durchgehende Schwingung zu haben, die sich nur wenig von der Artikulation beeinflussen lässt, wenn es der Wortlaut erlaubt. Lausche nur mal Christian Gerhaher - da blockiert keine Artikulation die Schwingung, beides ist frei und nahezu optimal in der Balance.
Der Übergang zwischen Sprechen und Singen sollte mühelos funktionieren, dennoch sind das getrennte Stimmfunktionen. Wenn du mit deiner Sprechstimme einen Ton hälst in der Art und Weise und mit derselben Einstellung, wie du sprichst, wird er farblos sein, es sei denn, du sprichst durchgängig "wie ein Sänger". Also immer in der Resonanz, immer "im Sitz" (schrecklicher Begriff ^^), Atemreguliert, mit Körperspannung etc.pp. - andernfalls schiebst du einfach einen Ton hinaus. Sprechen auf Tonhöhe hört man bei vielen Schauspielern. Das kann charmant klingen und wirkt oftmals auch sehr authentisch in der Rolle, doch ehrlich gesagt habe ich bisher keinen Schauspieler singen hören, bei dem es mir ohne eine Technik gefallen hätte. Das mag auch daran liegen, dass sie entsprechend nach dem Singen stimmlich ermüden - und das in sehr kurzer Zeit. Falsche Technik oder eben gar keine Technik, eine "normale" Sprechfunktion ins Singen umgemünzt, was nun einmal nicht funktioniert. Würden sie "sängerischer" sprechen oder andererseits eine Gesangstechnik nutzen, hätten sie bessere Chancen, den Abend ohne Ermüdungserscheinungen zu überleben. Natürlich gibt es so etwas auch auf der Opernbühne wie auch im Jazzclub - singen ist nun einmal ein Leistungssport, den der ganze Körper tragen muss, wenn es nicht zu Lasten der Stimme gehen soll.
Das Thema der Tonhöhenproduktion. Nicht nur das Schwingungsmuster der Stimmlippen ändert sich - massige Vollschwingung gegenüber Randkantenschwingung und auch der Grund, warum eine Stimme in der Höhe wegbricht, wenn sie forciert wird (etwa falsch genutztes oder überreiztes Belting, Opernarien eignen sich beispielsweise wenig für diese Technik, während sie in anderen Bereichen die Technik der Wahl darstellt) - auch die Spannung. Eine höhere Spannung bedeutet auch mehr subglottischer Druck wie du ganz korrekt implizierst, der für die Sprengung der Stimmlippen vonnöten ist (leider wird der Begriff so in der Fachliteratur verwendet). Gleichst du diesen Druck nicht aus, kollabiert die Stimmgebung (abrupter Registerwechsel), man singt im Falsett weiter oder es kommt zum Überblasen, bei dem die optimal-ökonome Schwingungsperdiodik durch Luftschwälle unterbrochen wird, die wir durch den Kehlkopf pressen, um die gewünschte Tonhöhe doch noch irgendwie zu erreichen. Auch hier ist Stimmermüdung die direkte Folge.
Und zuletzt - Kinder und besonders Knaben haben viel stärkere Rückstellkräfte. Als Knabe kannst du stimmtechnisch falsch singen wie du willst - wenn das Material stimmt, klingt es immer erst einmal gut und wenn du dich doch einmal übersingst, ist es am nächsten Tag idR. regeneriert. Reift die Stimme, ist das nicht mehr der Fall und stimmlicher Missbrauch rächt sich umgehend. Das ist auch einer der Gründe dafür, warum nicht 100% meiner Mitschüler aus dem Knabenchor ernsthaft eine Gesangskarriere in Betracht ziehen konnten - nebst Gründen wie der Interessenwahl war es auch die stimmliche Überreizung, die zwar im Mindesten ein geschultes Ohr und eine idR. adäquate Tonhöhenreproduktion erlauben, doch das Thema Leistungsstimme ist nur bei den seltensten ein ernsthaftes. Countertenöre/Altisten/Sopranisten wechseln sofort in die Kopfstimmfunktion, weil sie wesentlich besser trainiert ist und leichter in der Höhe anspringt als ihre Bruststimmfunktion (in einem gewissen Rahmen, ein hoher Ton bleibt auch für einen Altus ein hoher Ton, der ohne Unterstützung des Körpers einfach nicht anspringt oder brutal rausknallt ;-) ) und Frauen haben aufgrund ihrer geringeren Stimmbandmasse ohnehin ganz klare physikalische Vorteile für die Kopfstimmfunktion und rutschen automatisch hinein, weshalb idR. Sängerinnen im Studium nicht wenig Zeit darauf verwenden müssten (und teilweise tun, der Rest hat entweder physiognomisch eine günstigere Ausgangslage oder strandet dann auf den Bühnen und wird angemeckert, dass sie nicht hörbar wären - was dem Eintritt in einen Teufelskreis bedeutet), ihre Bruststimme zu trainieren und einzumischen, um überhaupt einen hörbaren Ton zu erzeugen, der nicht zulasten der Stimem geht. Sich als Frau mit Masse zu überbrüllen kommt selten vor, eine Callas ab 40 ist dann eines der prominenten Beispiele dafür, dass es dennoch passieren kann.
Ich wiederhole mich in meinen Ausführungen, das tut mir leid. Ungern möchte ich die Zeit mit Wiederholungen verplempern, doch es kommt mir nun einmal so in den Sinn und ich bitte dafür um Nachsicht.
Zum Register: Zwischen den Meinungen, wir hätten eines und denen, wir hätten derer fünf gibt es alle möglichen Schattierungen, allesamt gestützt und begründet von gewichtigen Theorien und Beobachtungen. Dass es eine überkommene Sicht wäre, möchte ich zumindest in aller Bescheidenheit in Frage stellen Auch die Ansicht, man könne mit klassischer Technik (was genau das auch immer ist - sie hat jedenfalls in ihrem "Ideal" nichts mit einem durch die Zungenwurzel heruntergedrückten Kehlkopf zu tun) nicht rappen kann ich nur bedingt teilen. Dass es nicht nach Rap klingt, sollte klar sein ^^ das geht aufgrund der Schwingungsphasen nicht, schließlich ist es ein Ziel, eine möglichst durchgehende Schwingung zu haben, die sich nur wenig von der Artikulation beeinflussen lässt, wenn es der Wortlaut erlaubt. Lausche nur mal Christian Gerhaher - da blockiert keine Artikulation die Schwingung, beides ist frei und nahezu optimal in der Balance.
Der Übergang zwischen Sprechen und Singen sollte mühelos funktionieren, dennoch sind das getrennte Stimmfunktionen. Wenn du mit deiner Sprechstimme einen Ton hälst in der Art und Weise und mit derselben Einstellung, wie du sprichst, wird er farblos sein, es sei denn, du sprichst durchgängig "wie ein Sänger". Also immer in der Resonanz, immer "im Sitz" (schrecklicher Begriff ^^), Atemreguliert, mit Körperspannung etc.pp. - andernfalls schiebst du einfach einen Ton hinaus. Sprechen auf Tonhöhe hört man bei vielen Schauspielern. Das kann charmant klingen und wirkt oftmals auch sehr authentisch in der Rolle, doch ehrlich gesagt habe ich bisher keinen Schauspieler singen hören, bei dem es mir ohne eine Technik gefallen hätte. Das mag auch daran liegen, dass sie entsprechend nach dem Singen stimmlich ermüden - und das in sehr kurzer Zeit. Falsche Technik oder eben gar keine Technik, eine "normale" Sprechfunktion ins Singen umgemünzt, was nun einmal nicht funktioniert. Würden sie "sängerischer" sprechen oder andererseits eine Gesangstechnik nutzen, hätten sie bessere Chancen, den Abend ohne Ermüdungserscheinungen zu überleben. Natürlich gibt es so etwas auch auf der Opernbühne wie auch im Jazzclub - singen ist nun einmal ein Leistungssport, den der ganze Körper tragen muss, wenn es nicht zu Lasten der Stimme gehen soll.
Das Thema der Tonhöhenproduktion. Nicht nur das Schwingungsmuster der Stimmlippen ändert sich - massige Vollschwingung gegenüber Randkantenschwingung und auch der Grund, warum eine Stimme in der Höhe wegbricht, wenn sie forciert wird (etwa falsch genutztes oder überreiztes Belting, Opernarien eignen sich beispielsweise wenig für diese Technik, während sie in anderen Bereichen die Technik der Wahl darstellt) - auch die Spannung. Eine höhere Spannung bedeutet auch mehr subglottischer Druck wie du ganz korrekt implizierst, der für die Sprengung der Stimmlippen vonnöten ist (leider wird der Begriff so in der Fachliteratur verwendet). Gleichst du diesen Druck nicht aus, kollabiert die Stimmgebung (abrupter Registerwechsel), man singt im Falsett weiter oder es kommt zum Überblasen, bei dem die optimal-ökonome Schwingungsperdiodik durch Luftschwälle unterbrochen wird, die wir durch den Kehlkopf pressen, um die gewünschte Tonhöhe doch noch irgendwie zu erreichen. Auch hier ist Stimmermüdung die direkte Folge.
Und zuletzt - Kinder und besonders Knaben haben viel stärkere Rückstellkräfte. Als Knabe kannst du stimmtechnisch falsch singen wie du willst - wenn das Material stimmt, klingt es immer erst einmal gut und wenn du dich doch einmal übersingst, ist es am nächsten Tag idR. regeneriert. Reift die Stimme, ist das nicht mehr der Fall und stimmlicher Missbrauch rächt sich umgehend. Das ist auch einer der Gründe dafür, warum nicht 100% meiner Mitschüler aus dem Knabenchor ernsthaft eine Gesangskarriere in Betracht ziehen konnten - nebst Gründen wie der Interessenwahl war es auch die stimmliche Überreizung, die zwar im Mindesten ein geschultes Ohr und eine idR. adäquate Tonhöhenreproduktion erlauben, doch das Thema Leistungsstimme ist nur bei den seltensten ein ernsthaftes. Countertenöre/Altisten/Sopranisten wechseln sofort in die Kopfstimmfunktion, weil sie wesentlich besser trainiert ist und leichter in der Höhe anspringt als ihre Bruststimmfunktion (in einem gewissen Rahmen, ein hoher Ton bleibt auch für einen Altus ein hoher Ton, der ohne Unterstützung des Körpers einfach nicht anspringt oder brutal rausknallt ;-) ) und Frauen haben aufgrund ihrer geringeren Stimmbandmasse ohnehin ganz klare physikalische Vorteile für die Kopfstimmfunktion und rutschen automatisch hinein, weshalb idR. Sängerinnen im Studium nicht wenig Zeit darauf verwenden müssten (und teilweise tun, der Rest hat entweder physiognomisch eine günstigere Ausgangslage oder strandet dann auf den Bühnen und wird angemeckert, dass sie nicht hörbar wären - was dem Eintritt in einen Teufelskreis bedeutet), ihre Bruststimme zu trainieren und einzumischen, um überhaupt einen hörbaren Ton zu erzeugen, der nicht zulasten der Stimem geht. Sich als Frau mit Masse zu überbrüllen kommt selten vor, eine Callas ab 40 ist dann eines der prominenten Beispiele dafür, dass es dennoch passieren kann.
Ich wiederhole mich in meinen Ausführungen, das tut mir leid. Ungern möchte ich die Zeit mit Wiederholungen verplempern, doch es kommt mir nun einmal so in den Sinn und ich bitte dafür um Nachsicht.