Hi,
jetzt doch auch nochmal meine Meinung dazu
Man kann sich die Erklärung einfach machen und den anderen Dummheit und Faulheit unterstellen. Allerdings macht man es sich damit selbst auch ganz schön leicht. Womit die eigene Faulheit die eigene These auf einem selbst beweist. Ach herrlich.
Und man kann sich sogar noch nen schönen wissenschaftlichen Effekt zur Erklärung zu Hilfe nehmen.
Der
https://de.wikipedia.org/wiki/Dunning-Kruger-Effekt
Er beschreibt grob, dass inkompetente Menschen ihre eigenen Fähigkeiten überbewerten und die der anderen unterschätzen, weil sie nicht intelligent genug sind die eigene Inkompetenz zu sehen.
Aber andere Menschen einfach für generell dumm zu halten finde ich nicht zielführend.
Dass Menschen trotz Intelligenz und der Möglichkeit es besser wissen zu können "falschen" Theorien nachhängen ist nichts neues. Und auch kein Problem von Uninformiertheit.
Max Planck hat einmal gesagt:
"Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, daß ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, daß ihre Gegner allmählich aussterben und daß die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist."
Das heißt, auch auf einem Gebiet mit dem ich mich intensiv befasse, kann ich falsche Informationen für richtig halten, wenn sie meinem Weltbild besser entsprechen. Oder andersherum. Wenn man ein sehr festes Weltbild hat, misstraut und leugnet man jede Information, die dieses Weltbild gefährden könnte. Die treibende Kraft ist hier aber die Angst, nicht das Wissen/die Erkenntnis.
Ok. Also dumm und faul sind die Leute nicht. Was aber dann?
Stell dir vor du hast keine Meinung zu einem Thema, entweder, weil du dich noch nicht damit beschäftigt hast oder weil die vielen widersprüchlichen Informationen bei dir nur zu Überforderung geführt haben, und du triffst jemanden oder findest eine Seite im Netz, die dir eine auf den ersten Blick in sich schlüssige Meinung vermittelt.
Dein Interesse wird geweckt und du nimmst die Informationen erst einmal unbewertet auf. Je charmanter und mitreißender diese Seite das macht um so besser. Und je mehr Material sie haben um so besser. Denn du investierst Zeit um den Ausführungen zu folgen. Selbst wenn du innerlich noch gar keine Meinung dazu hast, verschiebt sich deine Wahrnehmung in die Richtung der du zuhörst. Denn du investierst Zeit. Je mehr du nun investierst umso schwerer fällt es dir das Gegenteil zu glauben. Denn du müsstest dann vor dir selbst rechtfertigen, warum du so viel Zeit mit einer falschen Sache verschwendet hast.
Also suchst du unbewusst nach Bestätigungen.
Womit wir bei einem tollen psychologischen Effekt wären den jeder kennt:
"Selektiven Wahrnehmung" in Verbindung mit einem
Bestätigungsfehler – Wikipedia
Kaum habe ich stundenlang nach einer bestimmten Marke Schuhe/Autos/Handtaschen/... geguckt, sehe ich in der ganzen Stadt Leute mit genau dieser Marke. Muss gut sein, wenn das alle haben.
Das gilt aber für alles. Auch Nachrichten/politische Ansichten/gesellschaftliche Vorstellungen/...
Wenn ich etwas bestätigt sehen will, sehe ich die Bestätigung.
Das ganze ist Teil des Effektes der "selektiven Wahrnehmung". Während ich schon nur bestimmte Dinge in meiner Umwelt wahrnehme, messe ich bestimmten davon eine große Bedeutung zu, um meine Thesen zu stützen. Dadurch bestätigen die sich langsam selbst.
Wenn ich nun selbst Teil dieser These bin, kann ich anfangen mich damit zu identifizieren. Wenn es etwas ist, dass Dinge in meinem Leben erklären würde.
Dabei tritt ein anderer Effekt ein:
Selbstwertdienliche Verzerrung – Wikipedia
Er bezeichnet "die Tendenz, eigene Erfolge im Zweifelsfall eher inneren Ursachen (wie eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten) und eigene Misserfolge eher äußeren Ursachen (der Situation, dem Zufall etc.) zuzuschreiben."
Eignet sich die neue These um meine Probleme einem Dritten anzulasten, habe ich eine Begründung für die Situation, die mich selbst entlastet.
Je mehr ich mich nun mit der These identifiziere und Dinge mit der These begründe, umso mehr hängt mein eigenes Selbstbild von dieser These ab.
Wenn ich nun auf jemanden treffe, der mich davon überzeugen will, dass meine These falsch ist, argumentiert er nicht gegen meine These, sondern greift mein Selbstbild an.
Entsprechend hart reagiere ich, denn ich habe Angst davor, dass mein Welt- und Selbstbild zerstört wird.
Das ist auch wissenschaftlich belegt.
Fefes Blog verweist auf die Studie dahinter. Je skeptischer mein Gegenüber ist und je mehr er meine Ansichten anzweifelt umso vehementer werde ich in der Verteidigung.
Deshalb ist meiner Meinung nach die beste Methode um Leute zum Nachdenken zu bewegen nicht sie mit der anderen Seite zu konfrontieren, sondern sie ihre eigene Seite so intensiv erklären zu lassen bis sie ihre eigenen Fehler erkennen. Aber auch das wird nur dann zu einem Umdenken führen, wenn sie eine geeignete neue Erklärung bekommen.
Wenn diese neue These schlimmer ist als die Alte, kann das aber auch nach hinten los gehen
Ein wichtiger Punkt ist, dass uns das allen so geht!
Wir haben uns eine Sicht auf die Dinge erarbeitet und halten diese für gesetzt. Und damit ist es für einen Verschwörungtheoretiker genauso schwer mich zu überzeugen, wie es für mich ist ihn zu überzeugen.
Als Selbsttest kann man mal gucken, bei welchen Themen man sehr vehement argumentiert. Je intensiver die eigene Reaktion ist umso eher müsste man mal prüfen ob hier gerade die Vernunft oder die Angst argumentiert.