Ganz großes sorry, irgendwie hab ichs gestern verpeilt. Hab mir unsere Diskussion nochmal durchgelesen und möchte dann jetzt gerne noch drauf eingehen. War nicht bös gemeint, wollte mich auch nicht vor drücken, habs einfach verpielt.
In sofern: Auf zur nächsten Runde, falls Du noch Lust hast.
Ich möchte aber darauf hinweisen, dass ich mich ausschließlich auf unser beider Diskussion beziehe. Wenn ich also eine Frage stelle, die Du andernorts schon beantwortet hast, seh es mir bitte nach und geh trotzdem nochmal drauf, okay?
Dafür brauchst du dich nicht entschuldigen, ich denke wir alle haben auch noch andere Sachen zutun, als mit (mehr oder weniger) fremden Menschen im Internet zu diskutieren.
Für Leute wie dich, also Leute, die an einer guten Diskussion tatsächlich interesse haben, lege ich meine Meinung gerne auch noch ein zweites Mal da.
Vorher aber noch ein paar Worte zu der Grundaussage "Ja, aber offensichtlich ist sie nicht links, oder?" Denn darauf bezog sich meine Frage, "Offensichtlich? Woran machst Du das denn fest?"
Der kausale Schluss aus Deiner Aussage wäre, dass, wenn sie offensichtlich nicht links ist, muss sie ja rechts sein. Und da gehst Du aus meiner Sich von einer falschen Kausalität aus. Man spricht immerhin nicht umsonst von einem politischen Spektrum. Meinen Einwand "Und...rechts ist sie offensichtlich aber wohl auch nicht, wenn ich ihren Einwand bezüglich der Sinti und Roma anschaue." hast Du übrigens nach wie vor nicht beachtet.
Das wäre in der Tat ein kausaler Schluss, der aber in der Tat nicht ganz richtig ist, da es mehr als nur Links und Rechts gibt. Ich bezog mich vorallem auf den Einwand, dass es auch von der linken Seite ein "Eliten-Bashing" gibt ("Bonze" war das konkrete Beispiel), aber sie scheinbar nun mal nicht Links ist.
Nicht jedem Menschen, der sich dem rechten politischen Spektrum zuordnet, gefällt es, wenn auf Vorurteilen rumgeritten wird. Dementsprechend sagt dieses Zugeständnis in Hinsicht auf den Rest des Posts (und auch all ihrer anderen Posts), nicht viel aus. Zumal es auch einfach ein rhetorisches Mittel bzw. ein taktisches Zugeständnis sein kann, um den darauf folgenden Argumenten mehr durchschlagskraft zu verleihen.
Sei so freundlich und geb mal in eigenen Worten und anhand von Beispielen im OP wieder, was dieser rechte Duktus und dessen Narrativen sind, ohne Dich auf einen Link zu berufen. Ich komme nämlich wirklich nicht dahinter, was Du konkret meinst. Und ich würd Dich da gern richtig verstehen, einfach, damit wir eine gemeinsame Grundlage nebst Terminologie haben.
Ich meine damit so etwas, wie "karriereorientierte 'Patchwork'-Lebensgemeinschaften, die natürlich moralisch viel höher stehen" oder "hochbezahlten Ideologen". Natürlich sind das keine Formulierungen aus dem untersten Ende der rechten Rhetotorik, doch knöcheltief stecken sie da meiner Meinung nach schon drin.
Einmal kurz und konkret die aufgegriffenen rechten Narrative des ersten Posts:
-Alleine die Beschäftigung mit Genderfragen ist schlecht und/oder lächerlich: "Interessant wäre für mich auch, etwas über Frau Poisels berufliche Ambitionen, die ja vermutlich auch hinter ihrer Master-Arbeit stecken, zu erfahren. Ist es vielleicht eine Professur für Gender-Fragen ? Die haben ja seit einigen Jahren große Konjunktur."
-Der politische Gegner hasst "normale" Familien: "Ich kann mir vorstellen, dass sich Frau Poisel auch sehr an den traditionellen Rollenbildern, die in älteren Hörspielen vermittelt werden, stört, wo tatsächlich noch heile 'Vater-Mutter-Kind'-Familien dominieren statt karriereorientierte 'Patchwork'-Lebensgemeinschaften, die natürlich moralisch viel höher stehen."
-Die Wissenschaft, die uns widerspricht ist falsch und macht aus uns Schlafschafe: "Aber ich halte mich für mündig genug, dies selber einzuordnen und kann auf wissenschaftliche Belehrungen von hochbezahlten Ideologen gut verzichten."
-Der Staat gibt uns vor was wir denken sollen und nimmt Einfluss auf die Medien, um uns weiter klein zu halten: "Wohin staatliche Denkvorgaben führen, kann man ja seit Jahr und Tag bei den immer langweiliger werdenden aber politisch hochkorrekten 'Tatort'-Krimis in der ARD beobachten."
Diese Ablehnung teile ich grundsätzlich. Damit will ich nicht Merles Forschungsbereich runtermachen, den respektiere ich. Nein meine Gründe sind anderer Natur. Zum einen ging es mir schon auf den Keks, dass Computer- und Videospiele in mehr als einer Hinsicht politisiert wurden. Einmal im Bereich der Killerspieldebatte und zum anderen in Bezug auf (angeblichen) Sexismus und (angeblicher) Diskriminierung. Anita Sarkeesian ist da ein recht repräsentatives Beispiel.
Einmal ganz kurz dazu: Den Part mit der Killerspieldebatte unterstütze ich absolut, da diese niemals auf wissenschaftlichen Belegen und extremst emotional geführt wurde. Meistens war der Anstoß ein Amoklauf, auf den dann blinder Aktionismus folgte.
Die Debatte um Sexismus und Diskriminierung ist etwas ganz anderes. Sie mag auch oft emotional geführt worden sein, doch beruht sie, zumindest der für mich relevante Teil, auf einer wissenschaftlichen Grundlage.
Was hat das mit Hörspielen zu tun? Für mich waren Hörspiele immer eine der letzten Bastionen wo die Politisierung im Bereich Diversity und Diskriminierung noch nicht sehr weit verbreitet waren. Eine Insel der Ruhe, wenn Du so willst.
Zweitens ist es so, dass wir inzwischen in einer Zeit leben, wo alles irgendwie diskriminierend ausgelegt werden kann, wenn man sich ein wenig Mühe gibt.
Ich meine, allein schon das Wort "man", wird als generisches Maskulin kritisiert, ohne dabei die Etymologie zu berücksichtigen. Im Ernst: Schlag mal nach, woher das Wort kommt. Die Ironie dabei macht betroffen.
Der Punkt ist, dass, wie in einem vorangegangenen Post schon gesagt, irgendwer immer diskriminiert wird. Warum ist das so? Weil sich das Thema aus meiner Sicht auf einen englischen Satz runterbrechen lässt, den ich sehr zutreffend finde und der meine Meinung diesbezüglich sehr kompakt wiedergibt:
"Offence is taken, not given."
Das heißt aber nicht, dass niemand diese Studien durchführen sollte, ich persönlich würde mich, wenn überhaupt nur sehr kritisch daran beteiligen.
"Offence is taken, not given.", natürlich ist das so, aber es macht einen Unterschied, ob jemandem mit Absicht auf den Fuß trete oder nicht. Auch macht es einen Unterschied, ob Gruppen strukturell benachteiligt oder schlecht dagestellt werden oder nicht.
Mir fällt dazu eine Szene aus dem Nazi-Propagandafilm "Ohm Krüger" ein. In dieser Szene unterhält sich Krüger mit dem Anführer eines Eingeborenenstammes, welcher nicht einmal einfachste Rechenaufgaben lösen kann, da, laut Film, Schwarze dafür schlicht zu dumm sind. Das ist offensichtlich rassistisch. Wenn jetzt aber ein Autor (nur ein Beispiel, niemand konkretes), sehr viele Hörspiele schreibt, in denen Menschen mit schwarzer Hautfarbe immer negativ (z.B. als Verbrecher) dagestellt werden, ist das für mich auch rassistisch. Natürlich ist es nicht so offensichtlich, wie in "Ohm Krüger" und man kann auch nicht beweisen, dass der Autor ein rassistisches Weltbild hat, aber man kann durch die Untersuchung des Stoffes eben solchen strukturistischen Rassismus ausmachen und ihn zur Sprache und zur Debatte bringen. Wie weit diese Debatte und die damit einhergehenden Änderungen gehen sollte, ist jedem selbst überlassen. Wichtig ist meiner Meinung vorallem die wertfreie Untersuchung und das in der Gesellschaft ein Bewusstsein geschaffen wird.
Jaaah, der böse Konservatismus...Konservativismus...das böse Konservative, so.
Ich habe die Ablehnung gegen Konservatives nie wirklich verstanden. Ich meine, wenn die "eine Seite", die nichtkonservative tolleriert werden muss, muss doch auch die "andere Seite", die Konservative, tolleriert werden. Ist doch jedem Menschen selbst überlassen, wen man liebt. Und solange ich nicht versuche, meine Präferenz (welche das auch immer sein mag) irgendwem aufzuzwingen ist doch alles in Ordnung.
Auch hier stelle ich wieder eine falsche, oder zumindest nicht pauschal zutreffende Kausalität fest.
Du sagst, ein Konservatives Familienbild sei ein Hinweis darauf, dass die Person MIT diesem Familienbild rechts ist. Ich vermute (auch hier: korrigier mich gern, wenn ich falsch liege), das machst Du daran fest, das ein inflationär großer Anteil der Menschen mit rechter Gesinnung ein konservatives Familenbild haben. Davon aber herzuleiten, das jeder Mensch mit einem Konservativen Familienbild automatisch rechts ist, kommt nicht hin.
Dann wären meine Eltern und auch die Eltern von sehr vielen anderen Menschen, sogar Deine, wenn sie eine heterosexuelle Ehe führ(t)en sollten, rechts.
Ich habe niemals geschrieben, dass ich Konservatismus nicht tolleriere.
Natürlich ist nicht jeder mit einem konservativem Familienbild rechts. Auch ist nicht jeder Konservative rechts. Es ist aber ein Indiz (unter mehreren). Mehr habe ich nie behauptet.
Sorry, aber die eine Ausführung hat doch mit der anderen nichts zu tun.
Dass der Staat einen "PC-konformen" Konsens anstrebt (wobei auch "PC" ähnlich schwammig ist wie "Diskriminierung") ist etwas, dass man nun wirklich nicht abstreiten kann.
Das viele Politiker sich dafür einsetzen, dass die Aussage "Alle Menschen sind gleich" nur eine Phrase ist, kann ich nicht bezweifeln.
Und nein, "Denkvorgaben" sind explizit nicht das gleiche, wie "Denkverbote".
Tante Wiki sagt dazu:
"
Vorgabe bezeichnet
- ein Ziel, oder eine Set von Zielen"
und
"Ein
Verbot ist eine
Anweisung zur
Unterlassung einer Handlung. Diese Anweisung kann in
Regeln,
Richtlinien,
Befehlen oder
Rechtsnormen näher definiert sein, letztere etwa als
gesetzliches Verbot."
Der Unterschied dürfte offensichtlich sein.
Ich bezog mich lediglich auf ihre Aussage, nicht auf die allgemeine Definition. Sie impliziert ja, dass nicht PC-konforme Vorgehensweise beim Tatort dadurch verboten wurde, dass nur noch eine PC-konforme Vorgehensweise erlaubt ist. Wenn man z.B. auf einem Waldweg spazieren geht und dort steht ein Schild mit der Aufschrift: "Bitte benutzen Sie nur den Weg", impliziert dies auf die gleiche Weise, dass ein Verlassen dieses Weges verboten ist.
So, das war zum ersten Post, auf den Zweiten werde ich ebenfalls in einem Extrapost eingehen.
Edit: Ich fürchte aber, dass ich das heute nicht mehr schaffe.