AW: DALLAS ist wieder da
@Bazeley:
Ich bitte Dich,- das, was Du beschreibst, trifft vielleicht auf die völlig eierlose Fernsehkultur im Inland zu - aber nicht mal annähernd auf das amerikanische Kabelfernsehen. Bei dem betreffenden Sender TNT laufen zur Zeit mehrere neue Serienformate, u.a. wird gerade an "L.A. Noir" gearbeitet, das in den 40er und 50er Jahren spielt.
Gerade was die Erzählweise betrifft, hat sich in den USA - im Gegensatz zu Deutschland, wo immer noch vollkommen blutleere Krimis im Stile der 60er gedreht werden, ohne auch nur annähernd die zeitgenössischen Probleme zu treffen, wohingegen "modernere" Formate wie "KDD" quasi einschaltquotenlos eingestampft werden, da man sie vorher in Erstausstrahlung bei ARTE fürs zweite Programm "verheizt" hat - einiges getan. "Prison Break" zum Beispiel war ein neuartiges Konzept, das wie ein Drama umgesetzt wurde. Überhaupt spielen die dramatischen Elemente in den jüngsten Serien eine stärkere Rolle - selbst eine (fast) reine Actionnummer wie "24" hat im Verlauf der Zeit an Charakterentwicklung gewonnen, Logans Untergang in der letzten Staffel hatte fast was shakespeareesques.
Drei Serien stechen m.E. im Laufe der letzten 12 Jahre besonders heraus - "The Sopranos", "Boardwalk Empire" und "Breaking Bad". Alle drei Formate sind eigentlich Dramen, die in ein spannungsgeladenes und brutales Umfeld gelegt worden sind. Und bei beiden Konzepten war man sich nicht sicher, ob sie wirklich funktionieren.
Was das amerikanische Fernsehen angeht, kann ich mich nicht erinnern, haufenweise Remakes von mal erfolgreichen Sendungen gesehen zu haben. Im Gegenteil. Auch die Europäer ziehen nach; es gibt unglaublich tolle Serien aus Schweden. Dänemark hat mit "Borgen" eine großartige politkritische Serie 'rausgehauen. "Xanadu" aus Frankreich (lief Anfang des Jahres auf "ARTE", wurde wegen div. Kontroversen nicht verlängert), wo es um einen Pornoproduzenten und seine vollkommen verkorkste Familie geht, gehört m.E. zu den besten europäischen Serien derzeit.
Nur das deutsche Fernsehen setzt auf "Altbewährtes". Gibt's nicht den "Alten" mittlerweile schon in vierter Generation? Zu den erfolgreichsten Formaten im deutschen Fernsehen gehört ein absolut mutloser "Tatort", in dem die gesellschaftlichen Probleme auf kultureller Ebene verflacht kriminalisiert werden. Während selbst in den amerikanischen Actionformaten die Zeichen auf Charakterentwicklung und Reflektion problematischer Themen stehen, hat man es hierzulande nach Dutzenden von Vorbildserien aus dem Ausland immer noch nicht erkannt. Stattdessen gibt's außerhalb der eng gezeichneten Linien des Krimis und der Soap Opera kaum Entfaltungsspielraum. Irgendwann kommen dann so großartige Erfolgsformate wie "Mitten im Leben", in denen Statisten Asis so spielen, wie der unterdurchschnittliche Mittelstand sich Asis vorstellt, um einen geeigneten Sündenbock als Projektionsfläche für Frustration zu erschaffen. Großartig!
Wenn Du Dir "Dallas" einmal ansiehst, dann wirst Du finden, dass die Produktion mit der damaligen Serie nur noch Trailer und Figuren gemeinsam hat. Die Erzählstruktur hat sich ganz schön verändert. Ich bin selbst kein Soap-Opera-Fan, aber mir hat's Spaß gemacht, Larry Hagman wieder in seiner Paraderolle zu sehen. Auch, wenn ich selbst eher Spaß an Serien wie "Xanadu" habe. Und diese Form von "Soap Opera" ist immer noch um Längen anspruchsvoller, als der (aus erzählerischer Sicht) katastrophale Mist, der einem sonntagabends irgendwo zwischen heiler Welt und Whodunnit im deutschen Fernsehen präsentiert wird.