Nanami

Es sind heute viele Leute in Versailles
Sprechprobe
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Ich habs den Thread zuerst als einen royalen Namen gelesen. Wer ist dieser mysteriöse Arten von Hörspielen?

Ansonsten ist das eine interessante Diskussion und ja, es ist gar nicht so schlecht, mal die gröbsten Gruppen zu unterscheiden und so auch auf unterschiedliche Zielgruppen und Trends zu kommen.

@pio
Ich höre viele alte Hörspiele auf Youtube und man muss schon sagen... das ist richtige Spielkunst. Das sind Schauspieler, die reden präzise und auf authentische Weise theatralisch... ich liebe und beneide das. Manch alte Videos von früher deuten darauf hin, dass man sich in den 60ern/70ern/80ern tatsächlich eleganter ausgedrückt hat oder ist das nur Cherrypicking? :D

Im Allgemeinen ist es mir egal, ob ein Hörspiel mit einem Erzähler aufwartet. Wichtig ist mir nur, dass er dazu passt und die Geschichte nicht ausbremst.
Da das Thema aufkam: Mit Young Adult kann man mich (mit der Ausnahme einiger Werke) jagen. Für mich ist das nur eine Ausrede/Rechtfertigung für... ich sag mal Schwachsinn. Ich habe weder Interesse daran, so etwas zu konsumieren, noch so etwas zu schreiben. (was nicht heißt, dass ich dann nicht ganz anderen Schwachsinn fabriziere :D)

Aber vielleicht tue ich dem Genre nur Unrecht und habe die ganz falschen Werke im Kopf.
 

MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
Teammitglied
Ok, also....wenn man sich einmal die Geschichte des des Hörspiels anschaut, wird man feststellen, dass "früher", also in den 50er/60er Jahren Hörspiel noch etwas ganz anderes war. .... Da gab es keine Aktion, das ganze Hörspiel lief als Dialog zwischen den Beteiligten ab, sehr sparsam mit einigen Geräuschen unterstützt. ....
Ich schätze, ich verstehe jetzt etwas mehr, was mich wohl früh schon unbewusst beeinflusst (und beeindruckt) haben muss, und was in meinen Stil ja immer noch einfließt. Diese Zeiten habe ich als Kind direkt erlebt, und auch wenn ich mich an keine konkreten Beispiele mehr erinnern kann, so sind sie vermutlich "mitverantwortlich" für meine heutigen dialoglastigen, soundsparenden Stücke, mit denen ich hier jetzt die Leute belästige...
 
Ich nutze in letzter Zeit gerne den Ich-Erzähler, einen herkömmlichen allwissenden Erzähler eher selten. Bei meinem ersten Label, Contendo, waren nur Hörspiele ohne Erzähler gewünscht. Das war damals eine Umstellung für mich, für einen Autoren die schwerste Form, da beschreibende Monologe natürlich vermieden werden sollten. Inzwischen schreibe ich in allen Formen, abhängig vom Label. Jedoch versuche ich den Erzähleranteil möglichst gering zu halten zugunsten der Hörspielpassagen.
 

Noir

Mitglied
Es ist ja auch immer eine Sache, wie das Verhältnis ist. Ich bin kein Fan von völlig Erzählerlosem Hörspiel. Wer meine Hörspiele hört, merkt das auch sehr schnell. Meine absolute Lieblingsserie (Edgar Allan Poe) hatte sogar einen hohen Ich-Erzähleranteil. Ich habe noch kein Hörspiel ganz ohne Erzähler gehört, das nicht ab einem bestimmten Punkt unnatürlich wurde.

Aber es gibt auch Hörspiele, die grundsätzlich einen Erzähler haben, den aber nur extrem sporadisch einsetzen.

In welche Art würde man sowas integrieren? Da kann man teilweise schon von Mischformen sprechen.
 

DragensMusic

Mitglied
das sind schätze ich die nuancen, wo die machart gar nicht mehr in eine Schublade kommt, sondern der gewählte Stil einfach zur Erzählung passen muss. Jeder hat seine Vision und jeder hat die Art, die er sich darunter vorstellt. Ich werde bestimmt auf Ideen stoßen, bei denen es gar nicht ohne erzähler geht. Ein gutes Beispiel für einen Ich-Erzähler, der ziemlich natürlich eingebaut wurde ist dieses Zeitreise Hörspiel


Es beginnt komplett Erzählerlos und wird dann im Laufe der Geschichte zu einem Mix aus Ich Erzählung und Dialogen. Passendes Story Szenario für so etwas, wie ich finde. Da schreit ja die Story nach genau dieser Machart finde ich. Ich denke jede Hörspielidee hat seine passende Erzählart mit der es am aller besten funktioniert und man nichts anderes aufzwängen kann, ohne dass die Erzählung leidet. So wie jede Geschichte bestimmt welche Art Person der Held sein muss und nicht die Geschichte um den Helden geschrieben wird.
 
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pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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Ich schätze, ich verstehe jetzt etwas mehr, was mich wohl früh schon unbewusst beeinflusst (und beeindruckt) haben muss, und was in meinen Stil ja immer noch einfließt. Diese Zeiten habe ich als Kind direkt erlebt, und auch wenn ich mich an keine konkreten Beispiele mehr erinnern kann, so sind sie vermutlich "mitverantwortlich" für meine heutigen dialoglastigen, soundsparenden Stücke, mit denen ich hier jetzt die Leute belästige...
Das interessante dran ist ja, dass das "früher" auch sehr gut funktioniert hat. Mit dem aufkommenden Trend zu Action Hörspielen funktioniert das aber leider nicht mehr so gut. Ich bin ja auch eher ein Fan "alter" Hörspiele. Das Herr der Ringe oder Der Hobbit Hörspiel vom WDR aus den 70er Jahren zählen mit zu meinen absoluten Lieblingshörspielen. Hier verwischen die grenzen zwischen Erzähler und Handlungsdialogen richtiggehend. Man kann hier fast schon von einer inzidierten Lesung sprechen, aber nur fast. Allerdings gibt es jede Menge Hörspiele aus den 70er, welche einen Erzähler einsetzen. Z.B. Revolte auf Luna von Robert A. Heinlein. Bei Mondglas von Stefan Wilke wird der Erzählerpart mehr oder weniger durch ein Interview ersetzt, in welchem der Protagonist dann rückblickend die Geschichte erzählt.
Ich nutze in letzter Zeit gerne den Ich-Erzähler, einen herkömmlichen allwissenden Erzähler eher selten. Bei meinem ersten Label, Contendo, waren nur Hörspiele ohne Erzähler gewünscht. Das war damals eine Umstellung für mich, für einen Autoren die schwerste Form, da beschreibende Monologe natürlich vermieden werden sollten. Inzwischen schreibe ich in allen Formen, abhängig vom Label. Jedoch versuche ich den Erzähleranteil möglichst gering zu halten zugunsten der Hörspielpassagen.
Habe ich jetzt das erste mal auch ausprobiert. In meinem neuen Hörspiel habe ich auch einmal den Protagonisten als Ich-Erzähler genutzt. Das interessante daran ist, dass es die gesamte Erzähl Struktur verändert. Mein Eindruck ist, das man dadurch viel fokussierter auf den Haupt -Handlungsstrang ist. Und ja, der Hörer ist viel näher an der Handlung dran, da er/sie das Ganze ja auch der Perspektive des/der Protagonisten/in erlebt.
 

soundjob

Tontüte & Hörspielfrisör
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Die klassische Erzählerfunktion kann durch Perspektivwechsel ergänzt bis hin abgelöst werden, in welcher z.B. die handelnden Akteure diesen Part übernehmen, was dazu führt, direkt (und nicht nur nah) im Geschehen der Handlung zu verbleiben und Live mitzuerleben.
Akteure können den ganzen Verlauf initiieren, durch den "erregenden Moment" führen, so wie die Höhepunkte abschließen, wobei man fokussiert im Geschehen bliebt, ohne das es dabei eine Form der dokumentarischen Draufischt hat, welche wiederum aus dem Live-Charakter rausreißen kann.
Es geht ja auch um das Erlebnis, die Emotion(!) und ein probates Mittel ist, diese auch ihren Lauf nehmen lassen zu dürfen.
Was mich manchmal ein wenig stört, ist dann ein ins Geschehen zu sehr eingreifender Erzähler (zu nüchtern anteilnahmslos vorgetragen), der dem Zuhörer vlt. nicht zuzutrauen vermag, sich sein eigenes Bild (Kopfkino) machen zu dürfen, bzw. Gefahr läuft, sich vlt. ein "falsches" Bild zu machen.
Hier ist das Timing- und dem Geschehen (und dem Zuhörer) auch die Luft zu lassen, von wichtiger Bedeutung, um nicht zu sehr rauszureißen, meine ich.
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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Akteure können den ganzen Verlauf initiieren, durch den "erregenden Moment" führen, so wie die Höhepunkte abschließen, wobei man fokussiert im Geschehen bliebt, ohne das es dabei eine Form der dokumentarischen Draufischt hat, welche wiederum aus dem Live-Charakter rausreißen kann.
Das lese ich immer wieder. Bei mir ist das völlig anders, ich werde von einem (guten) Erzähler überhaupt nicht aus der Handlung gerissen. Eher im Gegenteil, wenn ich abstruse, völlig unnatürliche Dialoge hören, dann bin ich extrem schnell raus. Das ist bei mittlerweile allerdings auch bei Filmen/Serien so. Aus meiner Sicht, dümmliche Dialoge bringen mich sofort zum Abschalten, genau so wie völlig unplausibles Verhalten von Charakteren. Nicht zu verwechseln mit unlogisch.
 

soundjob

Tontüte & Hörspielfrisör
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Joa... ist halt immer so `n Ding mit der Logik.
"Nachvollziehbarkeit" ist m.M. nach das wesentliche Element... es muss, wie in so manchen Genres, nicht zwangsweise Logik sein. :eek:
Klar, ein z.B. Krimi kann ohne logisches Konstrukt nicht funktionieren, aber das muss nicht gleichermaßen für Märchenabenteuer so funktionieren... man nehme z.B. "Indiana Jones 1", bei dem es für die Geschichte im Grunde gar keinen Indy gebraucht hätte, denn mit oder ihn, hätte die Geschichte ihren selben Verlauf genommen :ROFLMAO:.
Drauf gesc****, weil das dennoch ein hervorragend unterhaltsames Abenteuer ist. 😊
 
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Nightblack

Meinhard Schulte
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Mal wieder eine tolle Diskussion hier - spricht mal wieder für dieses Forum.
Wie war das noch @DragensMusic - Hattest du schon Hörspiele produziert, bzw. gecuttet? Und wenn ja, wo kann man die finden? (Sorry, wenn du das evtl. schon an anderer Stelle gepostet hast).
Zum Thema Erzähler:
Ich habe bei "Die Fracht" einen Erzähler genutzt obwohl mir von vielen Leuten damals davon abgeraten wurde. Mein Eindruck war allerdings, dass das eine Art "Modeerscheinung" war und habe diese Ratschläge nicht befolgt (obwohl es mein erstes Skript überhaupt war und einige der Ratgeben hier im Forum schon hervorragende Hörspiele produziert hatten) . Ich mag bei Hörspielen eben auch keine erklärenden Dialoge die selbst bei erfolgreichen Serien vorkommen.
 
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knilch

Hä? Was heißt das?
Noch ein Beispiel für eine moderne und actionreiche Hörspielserie mit viel Erzähler Parts, die ich echt durchgesuchtet habe, Mark Brandis. Hm, könnte ich eigentlich mal wieder hören...🤔

MARK BRANDIS – Abenteuer in der Welt von Morgen
So einen großartige Serie, da warte ich schon drauf ,dass die kids groß genug werden, damit wir das zusammen hören können. Das von Noir empfohlene Poe genauso. Das von mir oben verlinkte Chrysalis geht eins weiter und du hast mehrere Charaktere die die Erzähler parts übernehmen.

Ich hatte zuletzt noch von BBC 4:

Eine ziemlich gute Serie, ebenfalls ein Hauptcharakter mit Erzählerparts.
 
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