Da sprichst du etwas an, das auch auch schon lange beobachte - erschreckenderweise sogar bei mir selbst (und das hat nicht nur allein mit dem Alter zu tun

).
Ja, das hat auch viel mit Stress, Belastung in Job oder Familie, Müdigkeit zu tun, manchmal sogar bei der Geräuschkulisse um einen herum. Ich kann mich besser konzentrieren, wenn ich Dinge mit Kopfhörern höre. Bei mir ist das auch total tagesabhängig. Manche Tage zieht man vollkommen Problemlos durch und andere geht gar nichts.
Bei Hörbüchern und Videos zum Beispiel kann es aber auch die Abspielgeschwindigkeit sein. Eventuell verarbeitet man Informationen in einer anderen Geschwindigkeit, als sie einem dargeboten werden. Ich habe das bei mir mit Hörbüchern besonders stark gemerkt. Als ich noch mit dem Rad auf Arbeit gefahren bin, bin ich teilweise aufs Rad gestiegen, Hörbuch an und nach 20 Minuten angekommen, wusste ich nicht, was ich gerade gehört habe. Meine Gedanken sind abgeschwiffen und ich war irgendwo mit meinen Gedanken, aber nicht im Hörbuch. Das war regelmäßig der Fall, bis ich mal mit der Abspielgeschwindigkeit herumgespielt habe. Seitdem suche ich bei jedem Hörbuch die richtige Geschwindigkeit. Manche Sprecher, so gut sie auch sein mögen, sind für meine Aufnahmegeschwindigkeit einfach zu langsam oder das Material gibt es vielleicht nicht her. Besonders krass ist mir das bei den Dune-Büchern aufgefallen. Die habe ich mit 1,4facher Geschwindigkeit hören müssen, weil ich sonst eingeschlafen wäre. Das liegt gar nicht unbedingt am Sprecher, Simon Jäger hat das meiner Meinung nach toll gelesen, aber das Material ist etwas träge und langatmig. In eisigen Höhen oder Die Stadt der Blinden musste ich beispielsweise gar nicht schneller einstellen, da war alles perfekt so, wie es war. In meiner App, die ich zum Hören nutze, kann ich das in 0,05er Schritten einstellen und finde da meist die richtige Geschwindigkeit. Bei YouTube ist das schwieriger, da die nur 0,25er-Schritte haben. Manche Kanäle, bei denen man nicht zuschauen muss, die so einen Podcastcharakter haben wie bspw. Fall of Civizilations oder Scary Interesting, gehen schon mal schneller, andere aber eben auch nicht. (Manchmal ist das sogar Folgenabhängig, wenn du zu bestimmten Themen schon Hintergrundwissen hast, kannst du natürlich schneller aufnehmen, als bei komplett neuem Wissen/Ideen/etc.)
Information jeder Art - auch solche zur reinen Unterhaltung wie z.B. unsere Hörspiele hier - findet sich zunehmend fragmentiert, und man selber findet zunehmend weniger Zeit, sich mit längeren Texten überhaupt wirklich gründlich zu befassen. Hier gehen zwei fatale Entwicklungen eng Hand in Hand. Während ich als junger Mensch richtig dicke Bücher (z.B. Karl May) noch fast ohne Unterbrechung in ein-zwei Tagen verschlungen habe, brauch' ich heute für so ein Werk mehrere Wochen. Und so sehr ich die Entwicklung bedaure, so wenig kann ich mich ihr offenbar entziehen. Das Problem ist, dass es inzwischen einfach viel zu viel Information gibt, die von allen Seiten auf uns einprasselt, und jeder einzelne Info-Happen buhlt daher umso mehr um Aufmerksamkeit. Alles, was kurz, bunt und laut ist, erhöht seine Chancen. Während es zu meiner Jugendzeit durchaus noch eine Herausforderung und sogar Kunst war, sich gute Information zu beschaffen, ist es heute Notwendigkeit und Kunst, gute Informationen aus dem Gebrüll um uns herum zu filtern. Tja. Ich fürchte, daran wird sich auch nichts mehr ändern.
Das empfinde ich eigentlich gar nicht so krass. Es gibt an vielen Stellen wieder auch gegenteilige Trends. Hörbücher sind beliebt wie nie zuvor, auch wenn man sich nicht in Ruhe hinsetzt zum lesen, beschäftigt man sich ja trotzdem mit längeren Texten dabei. Auf Youtube werden Formate beliebt, in denen Interviews mal 2, 3 oder 4 Stunden lang sind (Jung & Naiv zum Beispiel). Manche Podcastsserien sind eben nicht nur wenige Minuten sondern auch (mehrere) stundenlang. Das schauen/hören sich hunderttausende an. Sicherlich nicht immer an einem Stück, aber das Interesse ist da und ich finde, man kann es den Usern zutrauen, zu entscheiden, ihre eigenen Unterbrechungspunkte zu finden, anstatt aller 20 Minuten per Zwang unter zu schieben. Ich habe eben mal kurz gegoogelt zur Podcastlänge, das ist anscheinend total unterschiedlich, je nach Genre. Aber ungefähr die Hälfte der User wollen gern Formate zwischen
20 und 60 Minuten und die sehr langen Podcasts (weit über 60 Minuten) sind wohl mehr geworden. Manche Inhalte geben halt auch nicht mehr her als vielleicht 10, 20 oder 30 Minuten. Was aber wohl die letzten Jahre stieg, ist die
Verweildauer. Von daher finde ich, könnte man sich diesem Trend sehr wohl anschließen und den Nutzern gern längere Angebote machen und nicht nach 20 Minuten schon cutten.
