Poldi

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Steinroller

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Erster Eindruck: Krimi in ferner Vergangenheit

Steinroller wird von den anderen Höhlenmenschen ziemlich belächelt, denn statt als Jäger die Nahrung des Stammes zu sichern, bemalt er lieber die Höhlenwände. Doch als eines Tages ein Mann ziemlich plattgewalzt aufgefunden wird, wendet sich das Blatt und Steinroller wird zum Kommissar ernannt, der den Mord aufklären soll. Hilfe bekommt er dabei von der Erfinderin Frau Weichhaar und dem recht groschlächtigen Otterfang...

Es ist nicht immer leicht als Autor, etwas ganz neues zu kreieren, das gegen den aktuellen Trend schwimmt. Martin Lassberg ist dies nun dennoch mit „Steinroller“ gelungen, denn er versetzt dabei einen Kriminalfall in die Steinzeit. Dieser sehr kreative Ansatz wurde zudem mit sehr viel Leben gefüllt, sodass man sich völlig in diese fremdartige Welt hineinversetzt fühlt. Viele kleine Details säumen die Geschichte, das alltägliche Leben der Höhlenmenschen fließt genauso ein wie der eigentliche Fall. Dass hierbei kein sonderlich ernster Krimi erzählt wird, dürfte klar sein, dennoch ist dieser verzwickter als es anfangs den Anschein hat, und Lassberg legt bis zur Auflösung einige gelungene Finten. Doch der Witz und der Esprit, mit dem hier erzählt wird, tröstet darüber locker hinweg. Dabei sind auch die Charaktere bestens erschaffen worden, gerade die drei Hauptfiguren bringen ein interessantes und ziemlich heterogenes Trio. Steinroller als unkonventioneller Querdenker der Gemeinschaft, die clevere und pfiffige Weichhaar und der Mann fürs Grobe, Otterfang, der wohl am ehesten dem Klischee eines Steinzeitmenschen entspricht und im Laufe der Handlung weitere Facetten von sich zeigen kann. Das ist sehr unterhaltsam und konnte mich bestens unterhalten.

Das lag auch zu großen Teilen an dem großartigen Boris Aljinovic, der den Roman in voller Länge für den Audio Verlag eingelesen hat, wobei immerhin fast acht Stunden Laufzeit herausgekommen sind. Auch er hat unüberhörbar viel Freude an dem ungewöhnlichen Setting und den vielen lustigen Momenten, die er dann auch bestens auskostet und mit seiner trockenen Art zur Geltung bringt. Er lässt sich zudem nicht dazu hinreißen, die Stimme allzu sehr zu verstellen und schafft dennoch für jeden Charakter, jedes Volk einen ganz eigenen Klang. Hervorragend!

Klar, dass das Buchcover auch für das Titelbild verwendet wurde, die schlichte Zeichnung gefällt mir sehr gut. Vor wirr gestreiftem blauen Hintergrund blickt einem ein niedliches Comic-Mammut entgegen, zudem sind noch die Silhouetten einer gejagten Gruppe zu sehen. Auf der Rückseite ist noch ein kleines Foto von Aljinovic zu sehen, im Inneren des hübschen Digipacks finden sich noch die üblichen Informationen.

Fazit: Steinroller ist unkonventionell und sehr kreativ erzählt, viele spritzige Momente und die humorige Grundstimmung sorgen für gute Unterhaltung, sodass der Kriminalfall eher in den Hintergrund tritt. Die bestens erdachten Figuren und der kurzweilige Verlauf werden von Aljinovic sehr gut zur Geltung gebracht.

VÖ: 22.April 2016
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-8623-1663-2
 
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