MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
Teammitglied
Hallo zusammen!

Allen „Fledermaus-„ und „Luchsohren“ , digital Musizierenden und sonstigen Interessenten will ich hier ein kleines Musikexperiment vorstellen, dass ich - motiviert und beraten durch unseren @Spirit328 - gerade durchfĂŒhre.

Wie manche schon wissen, komponiere und vertone ich bisher alle meine MusikstĂŒcke ĂŒber die Notationssoftware „Sibelius 7.5“. Das ist ein Programm, mit dem man Partituren schreibt und diese dann mit virtuellen Instrumenten aus mitgelieferten Soundbibliotheken Note fĂŒr Note abspielt. Das Programm berĂŒcksichtigt dabei auch alle zusĂ€tzlichen Vorgaben, die eine Partitur haben kann, wie z.B. Tempi, Modulationen und LautstĂ€rke (von Pianissimo bis Fortissimo). DarĂŒber hinaus stellt Sibelius auch einen eigenen Mixer zur VerfĂŒgung, der zusĂ€tzlich Panning, Raumhall und ein paar andere tontechnische Einstellung fĂŒr jedes Instrument oder Instrumentengruppen erlaubt. Mit diesen durchaus schon recht mĂ€chtigen internen Tools lassen sich so komplette Orchesterwerke digital realisieren.

Vor kurzem wurde ich nun auf die Möglichkeit aufmerksam, dass ich meine virtuellen Orchester vielleicht auch einmal ĂŒber eine externe DAW spielen lassen könnte. Meine DAW ist Ardour 7.2. Dazu musste zunĂ€chst jedes Instrument eines ausgewĂ€hlten Werks von Sibelius einzeln und ohne jegliche Zusatzeffekte in eine Audiodatei gespielt werden. Anschließend wurden diese Dateien als Audio-Spuren in Ardour importiert und wieder passgenau untereinander gesetzt. Jetzt lĂ€sst sich alles natĂŒrlich mit den Tools der DAW tontechnisch weiterbearbeiten. Ich bin hier zwar alles andere als ein Experte, aber unter anderen habe ich in meinem Ardour Plugins fĂŒr einfache Ambisonic-Vertonungen, was die Aufstellung eines Orchesters in einem 3D-Raum simuliert. Unter anderen dieses wollte ich daher mal ausprobieren.

Ich prĂ€sentiere euch hier meine ersten entsprechenden Versuche und bin gespannt auf euer Feedback. Das sind jetzt zwar der Einfachheit halber nur MP3-Dateien, aber vielleicht kann man die Unterschiede trotzdem hören. Das erste Audio ist die „klassische“ Stereo-Vertonung einer kleinen Kammerorchester-Ballade (3,5 Minuten; 2 Violinen, 2 Violas, 1 Cello, 1 Kontrabass, 1 Klavier) mit Sibelius 7.5. Das zweite ist die Vertonung desselben StĂŒcks mit Ardour 7.2 in einem Ambisonic-Setting.

Ballade fĂŒr Streicherensemble und Klavier A-Moll – Sibelius (Stereo):



Ballade fĂŒr Streicherensemble und Klavier A-Moll – Ardour (Ambisonic):

 

Alefa

Nur-Hörer
Damit sich niemand von mir beeinflussen lÀsst, der das nicht möchte, hier meine verdeckte EinschÀtzung:

Erster Gesamteindruck: Variante A ist klarer, prĂ€ziser und fĂŒr mein Ohr gewohnter, B klingt voller und hat tolle Raumaufteilung
Ganz besonders deutlich ist der Unterschied bei 0:43 - 0:58 und ab 1:24 bei den Geigen zu hören - ich wĂŒrde sie nur eher links als rechts verorten, wenn ich mir ein Orchester vorstelle. bei 2:02 und 2:22 hört es sich "richtiger" an.
 

knilch

HĂ€? Was heißt das?
Hey du hast die ja doch das Update auf die 7.x Versionen geholt :)
Mit welchem Plugin hast du das erstellt?

Ich finde den Ambisonic Sound großartig. Den Hall hĂ€tte ich runtergeschraubt, der ist mir zu stark. Aber wenn ich richtig hinhöre hĂ€ngt das gar nicht am Ambisonic, sondern an dem Klavier, was du einsetzt. Im Theater/Konzert ist der doch nicht so stark, oder? Ich finde das hallt zu sehr nach.

Das wĂŒrde sich im Hörspiel sicher gut machen und mit so richtig Aufwand kannst du es ja partiell verschieben, wenn sich ein Charakter von einer zur anderen Seite bewegt, dann könnte man die Musikinstrumente sich einzeln einstellen zur Bewegung. Zumindest wenn das Orchester halt Teil des Hörspiels ist. FĂŒr Intro, Outromusik oder so Intermissions ist das sicher auch gut zum einsetzen, aber als Score wĂ€hrend des Hörspiels stelle ich mir das fast als zu viel vor. In den lauten Stellen am Ende ist der Unterschied gar nicht so riesig. Aber gerade am Anfang beim Klavier fĂ€llt es sehr auf.
 

MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
Teammitglied
Mit welchem Plugin hast du das erstellt?
@Spirit328 hatte mir diesen Link geschickt, den ich "nachgekocht" habe:

How to make Ambisonic... with Ardour

Und das...
Ich finde den Ambisonic Sound großartig. Den Hall hĂ€tte ich runtergeschraubt, der ist mir zu stark. Aber wenn ich richtig hinhöre hĂ€ngt das gar nicht am Ambisonic, sondern an dem Klavier, was du einsetzt. Im Theater/Konzert ist der doch nicht so stark, oder? Ich finde das hallt zu sehr nach.
Ja du hast 100% recht. Ich hĂ€tte bei der Ambisonic-Vertonung Hall auf jedes Instrument einzeln legen mĂŒssen, nicht auf den nachgeschalteten Bus, in dem alles zusammenlĂ€uft. Denn das hier verwendete Klavier aus der Soundbibliothek hat selbst "trocken" bereits einen Eigenhall. Der wurde zu stark verstĂ€rkt.
Ich arbeite weiter dran.
 

MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
Teammitglied
So, jetzt bin ich wieder einen Schritt weiter; bei sonst unverÀnderten Positionierung hat jetzt jedes Instrument seinen eigenen Raumhall, und das sollte das zu stark hallende Klavier eingefangen haben:

Ballade fĂŒr Streicherensemble und Klavier A-Moll – Ardour (Ambisonic) Version 2:

 

MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
Teammitglied
Raumaufteilung
Ganz besonders deutlich ist der Unterschied bei 0:43 - 0:58 und ab 1:24 bei den Geigen zu hören - ich wĂŒrde sie nur eher links als rechts verorten...
Die beiden Violinen sind links. Was du bei 1:24 hörst sind die Violen, die ich nach rechts positioniert hatte ;) .
 

Spoony

Mitglied
Sprechprobe
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Hallo Stefan,

ich habe mir jetzt alle drei Varianten auch mal in Ruhe angehört und will dir auch gerne meine persönliche Meinung dazu sagen.

Mir gefÀllt die reine Stereo - Aufnahme am besten.
Dann die Ambisonic V1 und dann die Ambisonic V2.

Jetzt meine BegrĂŒndung zu meinen Entscheidungen.

Stereo:
Die Stereo - Aufnahme klingt fĂŒr mich sehr schön ausgewogen, was die Verteilung der einzelnen Instrumente zwischen links und rechts angeht.

Ambisonic V1:
Bei der Ambisonic V1 finde ich zum einen den Hall zu stark und zum anderen ist die Verteilung der Instrumente fĂŒr mich nicht ausgewogen.
Das Klavier hat zu viel Hall und ist fast nur links zu hören. Von rechts kommt nur der Hall des Klaviers. Generell sind die Instrumente eigentlich
nur links, ab etwa 1m24 kommt rechts ein Streicher hinzu.

Ambisonic V2:
Hier hört sich das Klavier zwar Zentral an, hat weniger Hall und ist auf beiden Seiten gleich zu hören,
jedoch als reines Mono-Signal. Das hört sich sehr seltsam an. Da fehlt mir komplett das RaumgefĂŒhl.
Zumal dann die anderen Instrumente von rechts und links kommen.


Aber ich habe auch eine Vermutung, wo das Problem bei beiden Ambisonic - Aufnahmen liegt.

Ich denke, du bist auf jeden Fall auf dem richtig Weg zum perfekten Ambisonic - MusikstĂŒck :D

Gruß
Andreas
 

Nightblack

Meinhard Schulte
Sprechprobe
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Ich persönlich hĂ€tte erstmal Interesse an einem Versuch eine gute Liveaufnahme mit nur 2 guten Mikrophonen bzw. Kunstkopf mit einer Aufnahme aus der DAW nachzugestalten und dann zu vergleichen. Wer hĂ€tte also die Möglichkeit eine solche Aufnahme (Liveband mit analogen Instrumenten oder kleines Kammerorchester o.Ă€. aufzunehmen , oder hat eine entsprechende Aufnahme auf Schallplatte oder CD. Ich hatte frĂŒher solche Testplatten um Hifi-Boxen zu testen. Allerdings mĂŒssten bei solchen Aufnahmen eben auch die Position der Instrumente bekannt sein.
 

MonacoSteve

Dipl.-Lachfalter - und nicht ganz Dichter
Teammitglied
Wir haben zwischenzeitlich noch ein paar weitere Experimente hierzu gemacht.

ZunÀchst: Ich habe im Ambisonic-Ambiente das Orchester weniger breit und mehr nach vorne aufgestellt (damit ich als Hörer in die "Publikums-Perspektive" komme), und die rechte und die linke Hand des Klavier ganz leicht auseinander gezogen. Das klingt dann so:



Und dann kommt ein interessantes Experiment, dass Andreas ( @Spoony) mit den gleichen Instrumenten gemacht hat. Er hat aus der IEM Ambisonic Plugin Suite ein weiteres Plugin dazu genommen, mit dem man Position des Hörers und der Soundquelle anhĂ€ngig von einer frei wĂ€hlbaren RaumgrĂ¶ĂŸe einstellen kann, aus der dann die Schall-Reflexionen berechnet werden. Das hat er fĂŒr jedes Instrument einzeln getan (Klavier ist hier wieder eine Spur). Der Hörer ist in der mittigen Dirigentenposition, d.h. Andreas hat fĂŒr die Instrumente wieder den gesamten Raum genutzt:

Hier zunÀchst die Simulation in einem Raum mit Breite 25m, Tiefe 15m, Höhe 6m:




Und das noch mit der grĂ¶ĂŸtmöglichen Raumeinstellung (30m x30m x20m ):



Man sieht: da lÀsst sich noch einiges herumbasteln :)
 
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