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Sherlock & Watson: Neues aus der Baker Street - 1. Das Rätsel von von Musgrave Abbey

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Erster Eindruck: Klassiker in die moderne Zeit gebracht

Rebecca Westwood, eine sehr erfolgreiche Belletristik-Autorin, wird ihr Laptop gestohlen – kurz vor dem Abgabetermin für ihren neuen Roman, dessen einige Kopie sich auf dem Gerät befand. In ihrer Not wendet sie sich an Sherlock Holmes, der durch einen spektakulären Fall gerade in allen Medien vertreten ist. Doch der Detektiv ist auch mit einem anderen Fall beschäftigt, bei dem ein Junge spurlos aus einem Internat verschwunden ist...

1887 wurde die erste Geschichte über Sherlock Holmes veröffentlicht. Schon damals extrem populär, schwimmt er momentan auf einer erneuten Welle des Erfolges zu schwimmen, zahlreiche Umsetzungen der Geschichten und neu erdachte Fälle werden momentan veröffentlicht. Der Audio Verlag hat nun eine Eigenproduktion gewagt, die einen anderen Ansatz verfolgt und die Figuren in die heutige Zeit transportiert. Das ist sehr stimmig geschehen, die wesentlichen Charakterzüge bleiben bestehen, doch das Internet, Massenmedien und moderne Technologie beeinflussen die Geschichte immer wieder. Watson ist beispielsweise passionierter Blogger und berichtet über die Fälle von Holmes, was prompt von anderen Usern kommentiert wird. Diese Szenen wirken war anfangs etwas konfus, können aber auch ihren ganz eigenen Reiz entfalten. Besonders gelungen sind auch die Szenen, in denen Holmes die vielen Details an dem Fall aufnimmt, aneinandergereihte Wortfetzen mit stimmigen Sounds untermalt geben einen gelungenen Eindruck in diesen unsteten Geist. Die Handlung nimmt immer wieder Bezug zu einem Fall aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle, dieser wurde gerade gelöst, sodass die aktuellen Geschehnisse völlig eigenständig sind. Es ist interessant, wie die Autoren die beiden scheinbar unabhängigen Fälle miteinander verwoben werden, wie man immer tiefer in ein recht komplexes Geflecht eindringt. Dabei steigert sich die Spannung immer weiter bis zu dem gelungenen Finale, das alle losen Fäden aufgreift und zu einem passenden Ende führt.

Der Audio Verlag hat sich für die beiden Hauptrollen für etablierte Schauspieler entschieden, die man eher aus Film oder Theater kennt, hier aber ebenso gut passen. Johann von Bülow ist als Sherlock Holmes eine hervorragende Besetzung, verleiht dem Meisterdetektiv seine ganz eigene Note, klingt dabei sehr passend etwas steif und distanziert, um den kühlen Verstand des Ermittlers zu betonen. Florian Lukas spricht Dr. Watson auf sehr engagierte Weise und verleiht ihm einen charmanten, aber auch leicht verschrobenen Eindruck. Lediglich Hansi Jochmann kann mir als Rebecca Westwood nicht sonderlich gefallen, sie wirkt leider ziemlich gekünstelt und steif. Weitere Sprecher sind Stefan Kaminski, Tonio Aragno und Udo Schenk.

Die akustische Umsetzung der Geschichte ist sehr dynamisch gelungen und klingt sehr modern. Einige typische Geräusche des digitalen Zeitalters sind eingebaut, beispielsweise das Tippen auf einer Tastatur oder das Ankommen einer Nachricht, aber auch eingängige und atmosphärische Melodien finden ihren Platz. So entsteht eine sehr dichte Atmosphäre, die sehr gut auf die Handlung abgestimmt ist.

Ungewöhnlich ist das Cover, das ein Foto der beiden Hauptdarsteller zeigt. Der Trenchcoat von von Bülow und das etwas legere Outfit von Lukas geben einen gelungenen Eindruck der beiden Hauptcharaktere, während im Hintergrund Motive des modernen London zu sehen sind. Der schlichte Schriftzug unterstützt die Fotografie in ihrer Wirkung.

Fazit: Der Transport der klassischen Figuren in die moderne Zeit ist dem Audio Verlag äußerst gut gelungen, neue Technologie und eine schnelllebigere Gesellschaft geben ihnen neuen Schwung. Die Charaktere sind gelungen dargestellt, die Handlung flüssig und spannend erzählt. Ein sehr gelungener Auftakt zu einer hoffentlich langlebigen Serie.

VÖ: 23.Oktober 2015
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-86231-518-5

Links: http://sherlock-und-watson.de/
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