Poldi

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Sherlock Holmes: Die neuen Fälle – 26 Der siebte Monat

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Erster Eindruck: Rätsel um zwölf Zimmer

Schon seit längerem hat Sherlock Holmes keinen Fall mehr gelöst, und da er deswegen beginnt undleidlich zu werden, bucht Dr. Watson kurzerhand ein Zimmer in dem Hotel für ihn, in dem er wegen eines Kongresses untergebracht ist. Doch es ranken sich unheimliche Geschichten um das Haus, in dem es zu spuken scheint. Sofort ist der Spürsinn des Meisterdetektivs geweckt...

Eric Niemann hat sich für die Reihe von Romantruhe Audio einen der neuen Fälle für Sherlock Holmes ausgedacht und greift gleivh zum Start einge Motive auf, die bereits in den Vorlagen von Arthur Conan Doyle aufgetaucht sind: Der Meisterdetektiv gelangweilt von der Ruhe, von Watson mehr oder weniger unfreiwillig aus London fortgebracht, dort mit einigen geheimnisvollen Vorgängen konfrontiert. Doch mutet dies keinesfalls wie eine bloße Kopie an, da Niemann mit einem Bezug zu Siegmund Freud sowie einem sehr unterhaltsamen Dialog für eine gelungene Stimmung sorgt. Im Hotel angekommen dauert es etwas, bis die Handlung zum Kern der Geschichte vorstößt, denn Holmes und Watson müssen hier mal wieder einen Mord aufklären. Der Weg zur Aufklärung ist ruhig, aber sehr unterhaltsam gelungen, eine kleinteiige Spurensuche beginnt. Interessant ist, dass eine etwas längere Szene weder von Watson noch von Holmes handelt, sondern sich zwei weitere Figuren mit einem merkwürdigen Rätsel widmen. Das hat mich anfangs irritiert, hat doch der Hörer nur selten einen Wissensvorsprung vor dem Detektiv, es passt aber bestens in diese Folge. Am Ende gipfelt alles in einem großen Treffen aller Beteiligten, bei dem von jedem Motiv und möglicher Tathergang eruiert werden. Hierbei kommen nicht nur einige überraschende Wendungen ans Licht, die Szene endet auch in einer sehr interessanten moralischen Fragestellung. „Der siebte Monat“ hat mir mit seiner ruhigen, dialoglastigen Umsetzung sehr gefallen, wieder wird sich nah an die Vorlagen gehalten und dennoch etwas Neues geschaffen.

Neben den beiden Hauptfiguren sind sechs weitere Sprecher im Einsatz, die ihre Sache ganz hervorragend machen. Daniel Montoya ist als Bobby Westlake zu hören, sein freundliches Gemüt, das Aufbegehren gegen seinen Vater, seine spätere Verzweiflung, alles wird sehr eindringlich und glaubwürdig von ihm umgesetzt. Reent Reins' unverkennbarer Klang prägt auch die Figur des Stewart Hopkins, er lässt feine Nuancen anklingen, die eine interessante Figur schaffen. Annekathrin Munz spricht die Helen Pritchard mit einem eingängigen Rhythmus und kann in jeder Situation überzeugen. Auch Lutz Harder, Nicolai Tegeler und Werner Ziebig sind zu hören.

Die Ausstrahlung der Folge ist eher ruhig, und auch die akustische Gestaltung passt sich dem an. So sind einige zarte Melodien eingebunden, die dem Hörspiel einen harmonischen Eindruck vermitteln, aber auch mal die Spannung erhöhen. Und auch die Geräusche sind stimmig eingefügt, sie sorgen für eine glaubhafte Atmosphäre.

Das Cover zeigt eine malerische Landschaftsaufnahme mit dem stürmischen Meer und sanften Hügeln, die Gestalt von Holmes hebt sich mit seinen typischen Attributen hiervon ab. Der Zeichenstil wirkt wie von einem alten Ölgemälde, sodass der positive Eindruck der Covergalerie fortgesetzt wird. Das Innere enthält wieder die wichtigsten Informationen, die übersichtlich angeordnet sind.

Fazit: Eine ruhige Folge, die mit einem sehr interessanten Hintergrund und mehreren Geheimnissen überzeugen kann. Ein geheimnisvolles Rätsel, ausdrucksstarke Protagonisten, lebendige Dialoge und besonders das gut inszenierte Finale sorgen für eine unterhaltsame Folge, die wieder viel von den Ursprungsgeschichten in sich trägt, aber etwas komplexer ist.

VÖ: 29.Juli 2016
Label: Romantruhe Audio
Bestellnummer: 978-3-86473-119-8
 
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