Poldi

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Sherlock Holmes: Die neuen Fälle – 23. Die Prinzen im Tower

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Erster Eindruck: Zwei Mordfälle, zwei Zeiten

Archibald Caldwell, der als Historiker im Londoner Tower arbeitet, wird seit einigen Tagen vermisst, weswegen sein langjähriger Freund Lester Davenport Hilfe bei Sherlock Holmes sucht. Doch dieser kann nicht mehr viel unternehmen, denn schon kurze Zeit wird Caldwell ermordet aufgefunden. Hatte wirklich jemand Interesse daran, den engagierten Mann umzubringen, weil er ein Geheimnis aus tiefer Vergangenheit lüften konnte...?

„Die neuen Fälle“ die dem wohl bekanntesten Privatdetektiv der Welt für Romantruhe Audio auf den Leib geschneidert werden, entfernen sich nie zu nah vom Original, weisen aber dennoch eine große Kreativität auf. Ein besonders gutes Beispiel hierfür ist die 23. Folge „Die Prinzen im Tower“, die den eigentlichen Kriminalfall mit einem Ausflug in brisante politische Kreise ergänzt. Hier werden dann sogar gleich zwei Fälle gelöst – einer zu der Zeit von Sherlock Holmes, einer im auslaufenden 15. Jahrhundert zu den Rosenkriegen. Der Zweitgenannte läuft eher nebenbei, ist aber fast genauso spannend wie der eigentliche Fall. Denn immer wieder werden kleine Informationen zum Tod der beiden Brüder Eduard und Richard eingestreut und am Ende sogar eine überraschende, wenn auch nicht historisch bestätigte Auflösung geliefert, die menschliche Abgründe offenbart. Im Fall des ermordeten Archibald Caldwell hingegen wird nach alter Manier ermittelt, Holmes und Watson geraten in allerlei gefährliche Situationen, zwischen den beiden gibt es auch wieder einige sehr gelungene Wortgefechte, und die Hauptfigur darf man sogar in einem recht ungewohnten Zustand erleben. Die reizvolle Umgebung und die spannenden Entwicklungen auf vielerlei Ebenen machen „Die Prinzen im Tower“ zu einem wahren Hörgenuss.

Neben der hervorragenden Stammbesetzung aus Christian Rode und Peter Groeger sowie auch Lutz Harder als Inspector Lestrade, die hier wieder zu Hochform auflaufen, sind noch einige weitere, sehr gut ausgewählte Sprecher zu hören. Lester Davenport wird beispielsweise von Uwe Jellinek gesprochen, der mit tiefer und angenehmer Stimme ein sehr genaues Portrait seines Charakters zeichnet und viele feinsinnige Nuancen einbaut. Sven Gerhardt ist ist geheimnisvoller Mister Sinclair zu hören. Auch wenn seine Szenen recht kurz gehalten sind, kann er dennoch wegen seiner intensiven Sprechweise im Gedächtnis bleiben. Auch Lothar Blumhagen kann vollkommen überzeugen, er spricht mit viel Nachdruck und einem guten Rhythmus.

Auch musikalisch hat man wieder Neues ausprobiert und einige ungewöhnliche Instrumente eingebaut, beispielsweise eine Schalmei oder eine Traversflöte. Gerade die Szenen, die sich mit den Vorgängen zu Zeiten des Rosenkrieges beschäftigen, werden darin gut widergespiegelt, es kommt sogar ein wenig mittelalterliche Stimmung auf. Ergänzt wird dies durch zahlreiche passende Geräusche und einen sehr runden Mix.

Dunkelviolette Rauchschwaden ziehen aus einem Turm des Towers, der dunkel und bedrohlich von kahlen Bäumen umgeben ist, als kleines Detail auf dem Cover sieht man noch eine nachdenklich nach vorn gebeugte Gestalt. Das Cover ist wieder im typischen, leicht verwischten Stil der Serie gehalten und wurde von Lidia Beleninova gekonnt in Szene gesetzt.

Fazit: Ein sicher gehütetes Geheimnis aus der Vergangenheit ist Dreh- und Angelpunkt dieser Folge, die sich stetig weiterentwickelt und mit häppchenweise neuen Informationen, einigen gefährlichen Situationen und eine gekonnten, sehr detailverliebten Auflösung den Flair der Figuren aufleben lassen kann. Dass wie nebenbei noch der Brudermord aus dem Rosenkrieg aufgeklärt wird, ist ein sehr leckeres kleines Bonbon am Ende.

VÖ: 29.Januar 2016
Label: Romantruhe Audio
Bestellnummer: 978-3-86473-103-7
 
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