Poldi

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Sherlock Holmes – 22. Das Haus bei den Blutbuchen

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Erster Eindruck: Komplexer als es erscheint...

Sherlock Holmes ist über seinen neuesten Auftrag alles andere als erfreut, zu banal erscheint ihm die Frage von Violet Hunter, ob sie eine Stelle als Gouvernante in einem abgelegenen Landsitz übernehmen soll. Doch bei seinen Ermittlungen merkt der Meisterdetektiv bald, dass hinter den Kulissen etwas ganz anderes abläuft als anfangs vermutet...

Dass sich Sherlock Holmes von manchen Fällen deutlich unterfordert fühlt, wird in den Geschichten von Sir Arthur Conan Doyle ja des öfteren erwähnt. In einer sehr gelungenen Introszene, in der der Meisterdetektiv so richtig aus sich herausgeht, wird dies auch in der 22. Folge der entsprechenden Serie von Titania Medien thematisiert. Dieser sehr engagierte Start führt in einer nicht minder gelungene Geschichte, die im Laufe der Handlung immer komplexer wird und durch die bald ein sehr reizvolles Konstrukt hindurchscheint. Wie fast immer ist Sherlock Holmes seinen Hörern wie Dr. Watson einen Schritt voraus, was auch hier wieder für zusätzliche Spannung sorgt. Die prägnanten Charaktere kommen hier in kurzweiligen Dialogen gut zur Geltung und haben durchaus ihren Charme, die verzwickte Handlung erweitert sich um immer neue Facetten und prägt so ein in sich stimmiges und spannendes Bild. Schön, dass mit wenigen Änderungen auch hier sehr nah am Original umgesetzt wurde, die Dynamik allerdings besser an das Medium Hörspiel angepasst wurde.

Hörspielurgestein Reinhilt Schneider beweist, dass sie immer noch völlig glaubwürdig junge Frauenrollen übernehmen kann, Violet wirkt durch sie äußerst sympathisch und liebenswürdig, ihrer außergewöhnlichen Stimme habe ich in ihren Berichten wieder sehr gern gelauscht. Helmut Krauss kann als Jephro Rucastle ebenso überzeugen, sein unverwechselbarer Klang passt wunderbar in das Ambiente der Folge. Kaspar Eichel ist als Mr. Toller ein kleines Highlight, mit seinem rauen Klang und der vierschrötigen Art verleiht er dem Diener eine sehr präsente Note. Weitere Sprecher sind Dorothea Walder, Ulrike Möckel und Doris Gallart.

Wieder schaffen es Stephan Bosenius und Marc Gruppe, mit recht wenigen Geräuschen eine sehr stimmungsvolle Atmosphäre zu zaubern, die jede Szene ein eigenes Gewand gibt und sie sehr lebendig und nahbar wirken zu lassen. Auch die eingesetzte Musik verdient wieder großes Lob, sie trennt die Szenen harmonisch voneinander ab und kann dabei noch mehr Atmosphäre schaffen.

Eine ungewöhnliche Perspektive wird auf dem Cover geboten, durch ein Fenster des Landsitzes blickt man auf dessen Bewohner, die in heimeliger Atmosphäre beieinander sitzen. Sinnbildlich passt dies wunderbar zu der sehr begrenzten Kenntnis, die Violet über die dortigen Vorgänge hat. Die restliche Gestaltung ist wie immer eher schlicht gehalten, die verwendeten Grafiken sind bereits aus den vorigen Folgen bekannt.

Fazit: Ein typischer Fall für den Meisterdetektiv, der langsam recht komplexe Beziehungen aufdeckt und so wesentlich mehr zu Tage fördert, als man anfangs gedacht hätte. Die gelungene Erzählweise steigert dabei die Spannung, die ausdrucksstarken Charaktere sorgen für zusätzliches Interesse.

VÖ: 12.November 2015
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5172-5
 
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