Poldi

Mitglied
Sherlock Holmes – 17. Die fünf Orangenkerne

sh-17.jpg


Erster Eindruck: Ungewöhnliche Todesdrohung

John Openshaw fungiert als rechte Hand seines Onkels, sowohl in dessen Firma als auch im Haus arbeitet er eng mit ihm zusammen. Doch als der zurückgezogen lebende Mann einen geheimnisvollen Brief bekommt, der fünf Orangenkerne enthält, gerät er in Panik und verschließt sich seinem Neffen völlig. Nach einigen schrecklichen Ereignissen sucht John Openshaw schließlich den Meisterdetektiv Sherlock Holmes auf...

Mit „Die fünf Orangenkerne“ hat Titania Medien nun einen recht ungewöhnlichen Fall für die Sherlock Holmes-Reihe vertont. Auch hier wird wieder auf einen Originalfall von Sir Arthur Conan Doyle zurückgegriffen, der nur geringfügig an das Medium Hörspiel angepasst wurde. Der Anfang und der Mittelteil dieser Folge sind noch recht klassisch, ein kurzes Gespräch zwischen Holmes und Watson eröffnet die Handlung, danach kommt John Openshaw hinzu und berichtet recht ausführlich über die seltsamen Vorkommnisse bei seinem Vater. In diesen langen Dialog sind immer wieder Rückblenden eingebaut, was die Erzählung dennoch dynamisch wirken lässt – zumal die Ereignisse einige Rätsel aufgeben, die nicht allzu offensichtlich gelöst werden können. Ungewöhnlich ist jedoch insbesondere das Ende: Nach einigen Recherchen kommt Sherlock Holmes den Hintergründen auf die Spur, jedoch ohne die klassische Überführung eines Täters. Und auch das weitere Schicksal John Openshaws wird anders dargestellt als sonst – sehr gelungen und ein echter Leckerbissen für Krimifans. Die angesprochenen Themen und der starke Realitätsbezug können dabei für eine sehr präsente Stimmung sorgen – gerade gegen Ende.

Und auch die Sprecher sind hier wieder lobend zu erwähnen, zumal das ganze Stück mit gerade einmal sechs verschiedenen Rollen auskommt. Einen großen Part spricht Jannik Endemann als John Openshaw, der von den merkwürdigen Ereignissen berichtet und damit auch eine Art Erzähler darstellt. Das kann er mit seiner angenehmen und ruhigen Stimme sehr gut vermitteln und auch die aufkommende Besorgnis des jungen Mannes gekonnt darstellen. Elias Openshaw, Johns Onkel, wird sehr präsent von Horst Naumann gesprochen, der abweisend und grantig klingt und dem Kriegsveteranen so eine eingängige Persönlichkeit verleiht. Johns Vater Joseph wird von Max Schautzer gesprochen, der in dieser kurzen Rolle durchaus überzeugen kann. Natürlich sind auch Joachim Tenstedt, Detlef Bierstedt und Regina Lemnitz mit von der Partie.

Die akustische Gestaltung ist durchaus passend umgesetzt und beeinflusst die Stimmung der Folge, hält sich aber eher im Hintergrund und überlässt den Sprechern so den Großteil der Wirkung. Sanfte Melodien ziehen sich durch die gesamte Handlung und treten nur selten in den Vordergrund, während die Geräusche die Szenen lebendiger wirken lassen, aber selten als Hintergrundgeräusche auftreten.

Die Szene, in der John Openshaw die Vorgänge in seiner Familie schildert, ist sehr stimmig auf dem Cover umgesetzt worden. Beleuchtet vom Kaminfeuer und einigen Öllampen wird eine sehr heimelige Atmosphäre geschaffen, die gut zu der nostalgischen Ausstrahlung von Sherlock Holmes passt. Die restliche Gestaltung ist wieder auf das wesentliche beschränkt und enthält die bereits bekannten Zeichnungen zum Detektivduo.

Fazit: Ein sehr starker Fall für Holmes und Watson, der zwar klassisch beginnt und wieder einen recht langen, aber dynamisch umgesetzten Bericht eines neuen Klienten enthält, am Ende aber durch eine ungewohnte Auflösung ein sehr interessantes Bild zeichnet. Der starke Realitätsbezug weiß dabei ebenso zu überzeugen wie die recht dramatische Schlusssequenz. Sehr gelungen“

VÖ: 12.März 2015
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5120-6
 
Oben