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Yüksel

Hallo liebe Leute. Ich möchte mal versuchen, hier alleilei über Röhren zusammenzuschreiben. Das sind diese lustig-putzigen Bauteile aus Glas und Metall, die im Betrieb glühen, und mit denen man Verstärker bauen kann.

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(Bildquelle: Wikipedia)

Ich möchte hier gerne versuchen, die Funktionsweise zu erklären, vielleicht in Schaltungstechnik einsteigen und Tipps zum Selbstbau oder zur Reparatur geben. Vielleicht kann ich auch Entscheidungshilfen beim Gerätekauf geben.

Aber vor allem möchte ich mit allerlei Mythen über Röhren aufräumen, die sich leider immer mehr festzusetzen scheinen. Gleichzeitig wird es m.E. immer unübersichtlicher, kompakte zuverlässige Informationen im Netz zu finden. Wohlgemerkt, ich bin ein echter Röhrenfan, sehe das alles aber gleichzeitig durchaus realistisch. Vieles, was in diesem Bereich heutzutage passiert, ist einfach grenzenloser Schwachsinn.

Ich stelle mir das hier so vor, daß ich in diesem Thread diesen ersten Eintrag immer wieder nach Euren Wünschen etc. ändere und anpasse, also ähnlich wie wir das mit unseren Sprechproben handhaben. Also wenn ich irgendwas vertiefen soll, etwas fehlt oder etwas raus soll - sagt es mir bitte. Zunächst wird das sicherlich noch recht unvollständig und wirr sein, also verzeiht mir bitte die großen Lücken, die es erstmal noch geben wird. Und wäre mir nicht gerade noch mein Fotoapparat kaputt gegangen, gäbe es hier auch ein Paar mehr Fotos.


Was ist das?

Also, zur Sache. Elektronenröhren - oder kurz Röhren - sind schlicht und einfach "aktive" elektronische Bausteile. Aktiv heißt, daß man sie zur Verstärkung benutzen kann. Mit einer kleinen Eingangsspannung kann man z.B. eine viel größere Ausgangsspannung erzeugen, je nach verwendeter Schaltung. Das ist eigentlich alles. Und damit kann man z.B. wunderbare Gitarrenverstäker oder Stereoanlagen bauen.

Was ist das Besondere daran?

Röhrenverstärker haben die Eigenheit, eine bestimmte Art von Verzerrungen zu erzeugen. Und zwar machen sie je nach verwendeter Schaltung fast nur Oberwellen auf der zweiten Harmonischen, also der doppelten Frequenz. Und diese Art Verzerrung ist nun das, was den besonderen Klang ausmacht. Denn Verzerrungen in Form der zweiten Harmonischen "klingen angenehm". Und das ist eigentlich der wesentliche Teil der "Magie" der Röhrentechnik.

Je nach Schaltungstechnik in der Endstufe kommt aber noch ein besonderer Effekt hinzu. Dadurch, daß man pro Ausgang einen sogenannten Ausgangsübertrager braucht, hat man den Effekt, daß Röhrenverstärker "drücken" oder "laut" scheinen, also ein hohes subjektives Lautstärkeempfinden ("Lautheit") machen. Darauf komme ich später nochmal zurück.

In den ganz teuren High-End-Röhrenverstärkern mit sogenannter "Single-Ended Triodenendstufe" wird ganz genau der Effekt der zweiten Harmonischen sogar hervorgehoben. Hier haben wir also schonmal die interessante Tatsache, daß die Fangemeinde solcher Verstärker von superreinem Klang etc. spricht - was aber eigentlich garnicht stimmt.

Bei Gitarrenverstärkern ist das noch extremer, je nach Hersteller werden diese "Schmutzeffekte" durch die verwendeten Schaltungen noch hervorgehoben. Ganz besonders wird das bei den Vertärkern von Marshall gemacht. Die Gitarristen mögen es mir verzeihen, aber der Marshall-Sound ist technisch gesehen nichts anderes als eine besonders starke "Klangverschmutzung".

Aber immerhin, es gibt mittlerweile allerlei röhrenlose Effektgeräte, die versuchen, genau desen Röhrenklang nachzubilden. Das klappt mitunter sogar ganz passabel.

Wieeeee ...

Und wo wir bei Klangveränderungen sind, es gibt noch einen ganzen Haufen mehr Nachteile von Röhrenverstärkern:
  • Hoher Stromverbrauch. abgesehen von der Energie, die man zum Heizen der Röhren braucht, haben diese Verstäker grundätzlich einen hohen "Eigenverbrauch".
  • Die Dinger sehr werden heiß, bis zu 250°C! Irgendwo muß ja die elektrische Energie hin, die in den Verstärker reingeht und nicht in Form von Lautstärke rauskommt. Und wenn die Röhren offen betrieben werden und man dran kommt, kann man sich böse verbrennen.
  • Röhren sind empfindlich - sind eben üblicherweise aus Glas. Und jeder Tourgitarrist weiß, daß man immer mindestens einen Satz Reserveröhren braucht.
  • Röhrenverstärker sind groß und schwer. Die Röhren selber sind halt groß. Dazu haben die Geräte schwere Netztrafos und üblicherweise pro Ausgang je einen schweren Ausgangstrafo
  • Röhrenverstärker sind teurer. Naja, das stimmt zum Teil. Es ist wahr, daß man brauchbare Halbleiterverstärker preiwert kaufen kann. Aber wenn man in den höherwertigen Bereich kommt, sind die Preisunterschiede garnicht mehr so groß.
  • Röhrenverstärker für den Heimbereich haben üblicherweise Ausgangsleistungen von nur 5..50 Watt.
  • Ein Röhrenverstärker muß warmlaufen. Nach dem Einschalten muß man etwa eine halbe Stunde rechnen, bis er wirklich "klingt".

Also warum das alles?

Tjaaa .... warum das dann? Was soll das? Ich spreche mal für mich:
Ganz einfach: Es ist eben dieser gewisse Röhrenklang, den man mag oder eben nicht. Ich mag das. Interessanterweise gibts ja für den Studiobereich immer mehr voll- oder teilröhrenbestückte Vorverstärker am Markt.

Ich mag diese glimmenden Glaskolben. Ja, ich gucke mir die Dinger einfach gerne an.

Und ein weiterer Punkt für Selbstbauer: Die Schaltungstechnik ist wirklich einfach. Mit verhältnismäßig geringem Aufwand kann man einen recht guten Verstärker bauen - sofern man mit den hohen Betriebsspannungen umgehen kann.

Und ein für mich nicht so entscheidender, aber für sehr viele andere sehr wichtiger Punkt, auch wenn sie es nicht zugeben: VOODOO! Hören läuft nunmal auch gekoppelt mit sehen - und es gibt wirklich tolle Gehäusedesigns bei Röhrenverstärkern.

Einkauf von Röhren und Zubehör (neu 26.4.2012)

Es gibt ja allerlei Röhren bei Ebay zu kaufen. Aber ich rate da zu großer Vorsicht. Man kann mit viel Glück ganze Posten von neuen Röhren für günstiges Geld kaufen. Aber das meiste, was dort angeboten wird, ist m.E. einfach überteuert, einiges halte ich auch für Betrug.
Zum Beispiel werden bei Ebay nach wie vor massenhaft sogenannte NOS-Röhren von Telefunken oder Siemens angeboten. Zur Erklärung: Telefunken und Siemens gehörten früher zu den absoluten Spitzenherstellern von Röhren, entsprechend genießen diese Röhren einen guten Ruf. NOS bedeutet "New Old Stock", also unbenutzte neue Röhren aus alter Fertigung. Der Haken ist, das Telefunken und Siemens die Produktion etwa in den 70er Jahren eingestellt haben, und ich mich dann schon frage, wo diese ganzen unbenutzten Originalröhren herkommen - über 40 Jahre nach Produktionsende. Es ist allerdings belegt, daß einige dieser "NOS Telefunken" erst kürzlich in China hergestellt wurden.

Ebenfalls rate ich im Zweifelsfall davon ab, gebrauchte Röhren zu kaufen. Die werden teilweise zu teuer angeboten, und man weiß ja nie, wieviele Betriebsstunden die schon haben. Ich würde im Zweifel immer zu Neuteilen raten. Denn Röhren sind ja gewissermaßen wie Glühbirnen, und die sind irgendwann einfach kaputt.

Wenn sich dagegebn die glückliche Situation ergeben sollte, daß jemand einen Posten NOS-Röhren von RFT, RSD oder einem anderen ehemaligen DDR-Hersteller günstig bekommen kann, so kann ich durchaus dazu raten, zuzuschlagen. Denn diese Hersteller haben früher oft Siemens, Telefunken und Co. beliefert. Die Röhrenherstellung war in der DDR nämlich deutlich billiger. Ich habe nur gute Erfahrungen mit den DDR-Röhren gemacht.

Generell werde ich skeptisch, wenn Röhren nicht als das angeboten werden, was sie sind, nämlich elektronische Bauteile, sondern wenn sie mit allerlei esoterischen Attributen versehen werden.

Falls jemand in einem speziellen Fall Fragen hat oder unsicher ist - einfach melden, vielleicht kann ich Tipps geben.

Grundsätzliche Qualitätsmerkmale von Röhren (neu 26.4.2012)

  • stabiles dickes Glas: einfach genau angucken
  • festes, nicht wackelndes System im inneren: Einfach mal ans Ohr halten und antippen. Wenns klappert besser nicht kaufen.
  • fest sitzender Sockel - sofert vorhaben, also bei den Typen EL34, 6L6xx, KTxx usw.
  • Mikrofoniearmut: Wenn die Röhren in Betrieb und warmgelaufen ist, und es scheppert im Lautsprecher, wenn man an die Röhre klopft, ist die Röhre mikrofonisch und sollte nicht verwendet werden. Denn es kann sich eine Rückkopplung vom Lautsprecher in die Röhre aufbauen.
  • Klirren und Knacksen während des Aufwärmens: Ist nicht unbedingt schlimm, aber seeehr lästig. Außerdem kann so eine Röhre mikrofonisch werden. Wenn dagegen die Endröhren beim Aufheizen so einen Radau machen, könnten im dümmsten Fall die Lautsprecher beschädigt werden

Marken
(neu 26.4.2012)

Diese Marken kann man generell kaufen. Gut sind die alle, es ist mehr eine Frage, wieviel Geld man anlegen will.
  • EH
  • Ei
  • Electro Harmonix
  • Full Music
  • General Electric
  • Groove Tubes
  • JJ
  • Kron
  • Sovtec
  • Svetlana
  • TAD / Tube Amp Doctor
  • Tung-Sol
  • Western Electric
JJ sind hier eher die preiswertesten, aber ich habe gute Erfahrungen mit denen gemacht. Svetlana sind preislich im Mittelfeld und meine persönlichen Favoriten.

Händler + Hersteller (neu 26.4.2012)

Hier führe ich einige Händler oder Hersteller mit direktvertrieb auf, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe und entsprechend weiterempfehlen kann:

http://www.btb-elektronik.de (meiner Meinung nach das beste Preis-/Leistungsverhältnis
http://www.amplimo.nl
http://www.roehrenendstufen.de
http://www.welter-electronic.de
http://www.reinhoefer.de
http://www.pollin.de (Glückssache, was die gerade haben)
http://www.thomann.de
http://www.oppermann-electronic.de (mitunter wirklich gute Röhrenpreise)



Ein bißchen Theorie (geändert 25.4.2012)

Diese Passage habe ich von Wikipedia übernommen, das beschreibt die Funktion recht gut:
"Der Elektronenstrom, der bei Anlegen der Anodenspannung zwischen Kathode und Anode den luftentleerten Raum durchfließt, kann in seiner Richtung und Stärke durch die Einwirkung elektrischer (Steuerspannungen) und magnetischer Felder (Ablenkspulen) beeinflusst werden. Ein gerichteter Elektronenstrom wird als Elektronenstrahl bezeichnet. Die Elektronen werden thermisch an der beheizten Kathode emittiert (ausgesandt) und durch ein elektrisches Feld zwischen Anode und Kathode Richtung Anode beschleunigt und ermöglichen die Funktion der Elektronenröhre. Auch die gleichrichtende Wirkung der Elektronenröhre, insbesondere der Röhrendiode, basiert auf diesem Effekt: Während die Kathode beheizt wird und somit relativ viele Elektronen emittieren kann, kann bei umgekehrter Polung die dazu zu kühle Anode keinen nennenswerten Elektronenstrom emittieren."
(Text: Wikipedia)

Elektronenroehre_real.png

(Bildquelle: Wikipedia)
Falls es jemand ganz genau wissen will, kann ich nur den Artikel bei Wikipedia empfehlen. Hier ist die Funktionsweise sehr gut erklärt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Elektronenröhre

Die Physikalische Grundlage der Elektronenröhre ist der "Glühelektrische Effekt". Da das aber doch recht tief geht, drösel ich das jetzt nicht auseinander. Es gibt aber einen sehr guten Artikel im Wikipedia darüber:
http://de.wikipedia.org/wiki/Glühelektrischer_Effekt

Und das war es auch erstmal mit dem physikalischen Teil.

Herstellung (überarbeitet 4.5.2013)

Bei Youtube habe ich einige Nette Filmchen über Röhrenherstellung gefunden. Am interessantesten finde ich die Filmchen von "Glasslinger". Der baut Röhren selbst und hat sich dazu auch viel benötigtes Werkzeug hergestellt. Er erklärt sehr detailliert, "wie man es macht":

http://www.youtube.com/user/glasslinger

The making of radiovalves:
http://www.youtube.com/watch?v=VV7cimRWah0
http://www.youtube.com/watch?v=OgycwCeUwp8&feature=relmfu
http://www.youtube.com/watch?v=N9NcHDETmJw&feature=relmfu

How its made audio vacuum tubes (Aktuelle Fertigung bei Kron in Tschechien)
http://www.youtube.com/watch?v=amZbwlglbto&feature=related

Auch sehr nett: Claud Paillard, ein französischer Amateurfunker, der ab und an mal Röhren selbst baut:
http://www.youtube.com/watch?v=EzyXMEpq4qw&feature=related

Mullard - The Blackburn vacuum tubes factory - Über die Fertigung der (ehemaligen) Firma Mullard in UK
http://www.youtube.com/watch?v=GDvF89Bh27Y


Demnächst gehts weiter - Hinweise / Kritik / Wünsche / Beschwerden / Käsekräcker sind willkommen.

Jan
 

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Ian Autumn

Jan Krzyzostaniak
Sprechprobe
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AW: Röhren!

Hey Jan,

netter Artikel!
Ich bin selber leider nicht unbedingt der Technikfreak, kann aber sagen, dass ich froh bin mal etwas mehr Informationen zu dem Thema bekommen zu haben. Ich zähle mich übrigens auch zu einem der wenigen Gitarristen, die so garnicht auf Marshall stehen... Orange + Engl ftw! :-D
Finde es gut, dass du trotz Fan neutral geblieben bist und auch die Nachteile aufgezählt hast, die man definitiv bedenken sollte beim Kauf. Für Sprecher ist es meiner Meinung nach trotzdem eine brauchbare Option, in meiner nun schon etwas längeren Laufbahn als Werbeproduzent muss ich sagen haben mir die Stimmen mit Röhrenmirko oft deutlich besser gefallen, es dauert zwar etwas länger, bis man loslegen kann, aber das ist es wert. Vielleicht gerade, weil der Rest mittlerweile fast ausschließlich digital abläuft.
Freue mich auf noch mehr Material! Könnte man evtl. einen direkten Hörprobenvergleich einbringen?

Liebe Grüße

Ian
 
Y

Yüksel

AW: Röhren!

Hoi Ian,

genau das ist auch eine Motivation bei diesem Artikel - zu versuchen, möglichst viele Vor- und Nachteile sachlich gegenüber zu stellen. Denn leider scheint mir, daß die Informationen über Röhren eher unübersichtlicher und vor allem falscher werden als klarer. Ich beobachte auch zunehmend eine Art "religiöse Glaubenskrieger" ins Sachen Röhren. In manchen Foren habe ich schon regelrechte "Röhrentaliban" erlebt ..... unfaßbar.

Also es kommt definitv mehr Material, ich wollte halt überhaupt erstmal anfangen.

Hörproben: Mit hochwertigen Hörsproben von z.B. Neumannröhren kann ich leider nicht dienen, ich habe diese teuren Dinger einfach nicht und komme auch nicht ran. Aber so eine vergleichende Darstellung fände ich auch äußerst interessant. Kannst Du eventuell solche Vergleichsproben erstellen oder besorgen?

Bis demnächst
Jan
 
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Jamie

Jamie Leaves
AW: Röhren!

Ohhhh, vielen Dank für diesen Thread! Ich werde mir das nachher alles in Ruhe und mit Neugier durchlesen!
 
Y

Yüksel

AW: Röhren!

Hoi Jamie, dann habe ich jetzt auch noch ein Paar Filme gefunden, wo die Herstellung erklärt wird.
Bei der Gelegenheit habe ich die Erklärung der Funktionsweise aktualisiert, will sagen, von Wikipedia übernommen - die Erklärung ist besser als meine.
 
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Y

Yüksel

AW: Röhren!

Ich habe noch ein Paar Einkaufshinweise hinzugefügt
 
Y

Yüksel

AW: Röhren!

Hab mal den Youtube-Kanal von "Glasslinger" im Bereich "Herstellung" verknüpft. Der zeigt sehr detailliert, wie er Röhren selber baut.
 
Y

Yüksel

AW: Röhren!

Datenblätter

Wenn man Geräte bauen will, braucht man Datenblätter - auch für Röhren. Also hier eine kleine Liste von Datenblättern etc.:

Die m.E. größte Sammlung von Röhrendatenblättern im Netz von Frank Philipse. Ich betreibe einen der Spiegelserver:
http://frank.yueksel.org

Akes Tubedata:
http://www.akh.se/tubes/

Verschiedenes von Franz Hamberger:
http://www.qsl.net/dl7avf/roehren

Tubebooks:
http://www.tubebooks.org/

Sammlung von HTS:
http://www.hts-homepage.de/HTS-Roehreninhalt.html

Einiges über russische Röhren:
http://www.elektronikinfo.de/strom/russischeroehren.htm

National Valve Museum
http://www.r-type.org/

Virtual Valve Museum
http://www.tubecollector.org
 
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Urs Wild

Musikdose
AW: Röhren!

Wow Yüskel!

Das war wirklich interessant!

... zumal ich als Kind solche Dinger immer entweder bestaunt, ober kapput gemacht habe... :eek:

Danke für diesen Beitrag!

Liebe Grüsse

Urs
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
Sprechprobe
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AW: Röhren!

Schöner Artikel:thumbsup:

....der fleißige Jan ;-)
 
Y

Yüksel

Voraussetzungen

Hui - vielen DAnk für Eure Blumen. Sooooo, nachdem ein Jahr nichts passiert ist, solls jetzt endlich mal losgehen mit bauen:

Was braucht man um Röhrenkrams zu Bauen?

Nunja - zunächst einmal sollte man wirklich sattelfest sein, wenn es darum geht, elektronische Schaltungen aufzubauen. Löten können halte ich für absolut notwendig. Auch wenn Röhrentechnik rein elektronisch gesehen recht einfach ist, hantieren wir noch mit durchaus tödlichen Spannungen ab etwa 250V herum. Dazu kommt, daß wir für die Röhrenheizung recht viel Strom brauchen, speziell bei Endstufen. Da kommen durchaus 10A bei 6,3V zusammen, und wenn das nicht sauber verdrahtet ist, kann der Plunder schnell abbrennen.
Wenn man also noch nie eine Schaltung aufgebaut hat, sollte man wirklich die Finger von Röhrenschaltungen lassen.

Ansonsten reicht erstmal die Kenntnis allgemeinen Grundlagen der Elektronik, also Ohmsches Gesetz, Leistungsberechnung und Verständnis von RC- und LC-Gliedern. Alles weitere kommt beim "Machen".

Folgendes an Gerätschaften etc. ist nötig, um wirklich effizient und sicher Schaltungen aufzubauen und durchzumessen:

- mindestens ein Multimeter, mehrere wären besser. DAnn muß man nicht immer "umstöpseln" bei abwechselnden Messungen
- übliches Werkstattzubehör, also Lötkolben, Zangen, Schraubenzieher, Prüfkabel ....
- einen Fundus an passiven Bauteilen wie Kondensatoren und widerständen. Hier kann ich aus eigener Erfahrung die Kondensator- und Widerstandssortimente von Pollin empfehlen.
- Röhrenfassungen, Röhren .... die kann man einzeln nach Bedarf kaufen.
- Oszilloskop - wenn man wirklich wissen will, was in der Schaltung passiert, kommt man nicht drumrum. Ein zweistrahliges Gerät wäre prima, weil man dann leicht Signale vergleichen kann. Es geht auch ein digitales USB-Oszilloskop ztum Anschluß an PCs, z.B. ein Picoscope.
- Sinusgenerator - wir brauchen ja ein Meßsignal. Ein einfacher Wienbrücken-Generator reicht, die gibt es gebraucht und preiswert zu kaufen.
- Kleinspannungsnetzgerät für Heizung, so im Bereich 3-15V, mindestens 5A
- Netzteil für Anondenspannungen - hier reicht ein werkstattüblicher Stelltrenntrafo, an den man einen Gleichrichter und Siebglieb schaltet. Schon hat man ein einfaches aber sehr brauchbares Röhrennetzteil. Ich gehe später nochmal tiefer hierauf ein, denn ich verwende eine solche Konstruktion seit Jahren.
- Platz! Versuchsschaltungen mit Röhren werden schnell groß, und man muß einen gewissen Sicherheitsabstand zum Menschen und zur Umgebung einhalten.

GANZ WICHTIG! Achtet auf Kinder und Haustiere! Meine Katzen hüpfen z.B. gerne auf die Werkbank, egal, ob da gerade gefährliche Spannungen eingeschaltet sind oder nicht. Dabei habe ich denen das schon so oft erklärt .....

Achtung - Werbung! Dieses sind meine Lieblingshändler für gebrauchte gute Meßgeräte:
http://www.singer-elektronik.de
http://www.rainer-foertig.de

So, nun haben wir das alles zusammen - aber wie aufbauen?

Am einfachsten ist erstmal ein "Holzbrett-Aufbau". Die Röhrenfassungen können einfach mit Abstandshalten und Holzschrauben befestigt werden, dazu noch ein Paar Lötleisten aufgeschaubt - fertig! So habe ich auch mal angefangen:

Bild02.jpgBild01.jpg

Wesentlich luxuriöser ist ein Experimentiersystem, wo man alles nur noch zusammenstecken muß. Damit hat man sehr schnell einen Versuchsaufbau zusammengesetzt. Ich benutze dazu ein Experimentiersystem auf Basis der alten Philips Elektronikkästen, die dazu nötigen Klemmfedern gibt es nach wie vor bei Winkler Schulbedarf. Ich habe mir dazu noch ein Paar Röhrenadapter gebaut, und feritg war es. Hier ein Paar Beispiele:

Bild19.jpgBild23.jpgBild24.jpgprepro1.jpg

... und schon kann man loslegen!
 

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Ellerbrok

Sprecher, Cutter & Fledermaus
Teammitglied
Sprechprobe
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AW: Röhren!

Hi hi. Vielleicht sollte ich hier nebenbei noch einen C++ programmierkurs anbieten. .. Falls man sich mal eben so eine DAW selber machen möchte. :gruebel: ;)
 
Y

Yüksel

AW: Röhren!

JA, MArcel. Als nächstes beuen wir einen Micro..... äh, will sagen, Prozessor mit Röhren, jawohl!
 
Y

Yüksel

AW: Röhren!

Hoi Passi,

ich kenne das Ding nicht - aber wenn ich lesen "Handselektierte Röhre" dann werde ich seeeehr skeptisch. Eine echte Handselektion mit aussagekräftiger Messung der Röhre dauert etwa eine Stunde - pro Röhre! Das treibt die Kosten gewaltig hoch.

Davon abgesehen: Eine Röhre - das reicht nicht. Also ist diese eine Röhre in der Schaltung m.E. eine "Alibi-Röhre", der Rest drumrum sind Halbleiter. Ich habe viel mit Mikrofonvorverstärkern experimentiert, und wenn es wirklich was taugen sollte, brauchte ich 3 (drei!) Röhren pro Kanal.

Dann dieser niedrige Preis .... merkwürdig. Allein die Stromversorgung von Röhren ist recht aufwändig ... das Gerät wird mit einem Steckernetzteil gespeist, also kleiner Spannung. Um die 12AX7 (=ECC83) vernünftig zu betreiben, braucht man recht hohe Spannungen. Ich glaube nicht, daß das Gerät die bereitstellen kann.

Zum Preis: Eine selektierte rauscharme 12AX7 kostet im Einzelhandel schon so viel wie das ganze Gerät, also glaube ich dieser Beschreibung nicht. Zum Vergleich: Die wirklich hochwertigen Varianten der Röhre kosten üblicherweise 50,- Euro aufwärts! Und die Preise werden auch bei Mengen nicht viel niedriger. Dazu kommt, daß die nicht schreiben, von welchem Hersteller die Röhren sind. Bei dem Preis werden das billige "China-Böller" sein, und zwar eher der ausschuß. Denn selbst die Chinesen wissen, was guten Röhren wert sind.

Ich wäre da ganz vorsichtig, und habe miene Zweifel, daß es diese 39,- Euro wert ist. Für diesen Preis würde ich lieber einen reinen Halbleitervorverstärker kaufen.

Meine persönliche unmaßgebliche Meinung: Finger weg!
 

muli

Stephan
Sprechprobe
Link
AW: Röhren!

Nicht, dass ich dem Verstärkerchen irgendwas an Qualität bescheinigen möchte, aber von dem 9V Netzteil auf zu niedrige Spannung für den ordentlichen Betrieb der Röhre zu schließen halte ich für gewagt. Ich hab hier einen ähnlichen kleinen Verstärker von Behringer (Tube Ultragain MIC 200) und den gerade mal aufgeschraubt. Vorher hatte ich gerade dieses Video vom EEVblog gesehen (http://www.eevblog.com/2013/05/08/eevblog-468-uni-t-ut513-insulation-resistance-meter-teardown/). Dort wird mittels entsprechender Verschaltung von Kondensatoren und Dioden die Spannung im dort vorgestellten Gerät auf 5000V erhöht.

In meinem Vorverstärkerchen ist auch so ein Board mit verdächtig vielen Kondensatoren und Dioden drauf. Das Netzteil liefert über 10W. Ich bin in der Röhrenthematik jetzt nicht in Tiefe vertraut und ehrlich gesagt, würde es mich auch wundern für 40€ den super Röhrenverstärker zu bekommen, aber ich denke mit 9V und 1,3A lässt sich mit entsprechender Schaltung eine einzelne Röhre ordentlich betreiben. Ob das mit einer einzelnen Röhre wirklich Sinn macht, kann ich nicht beurteilen.

Aber nichts desto trotz, möchte ich an dieser Stelle anfügen, wie großartig ich die Röhrenartikel hier finde. Nachdem ich jetzt am Ende meines Studiums nach der ganzen Theorie endlich selber Schaltungen entwickle freu ich mich tierisch hier praktische Dinge über Röhren zu lernen. Und die Links zu den Seiten mit den gebrauchten Messgeräten sind klasse. Danke dafür.
 

Ohrenblicker

Vollaudiot
AW: Röhren!

Es tut mir leid, es ist völlig Off-Topic, aber wenn ich in einem Hörspielforum "Röhren!" (mit Ausrufezeichen) lese, besteht die Gefahr, dass es mich zu einem Gedicht inspiriert. So wie jetzt gerade:

Es sprach die Hirschkuh weise Worte
einst zu ihren Gören
Die fragten sie, was soll'n wir machen?
Sie: "Na was schon, Röhren!"
 

Passi

Pascal Runge
Sprechprobe
Link
AW: Röhren!

Na mensch...das habe ich mir schon gedacht...
aber vielen Dank für die ausführlichen Antworten:)
Sehr schön...
 
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