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Heiko Martens

Prof. Sigmund Freud - 04 - Stimulus

Kriminalhörspiel
Produktion: STIL in Kooperation mit dem Hessischen Rundfunk
ca. 64 Minuten
1 CD; Euro 9,99


Regie, Ton und Musikkomposition: Simon Bertling und Christian Hagitte

Sprecher:
Sigmund Freud: Hans-Peter Hallwachs
Anna Freud: Felicitas Woll
Karl Gruber: Andreas Fröhlich
Über-Ich: Nicolas Artajo
Es: Cathleen Gawlich
sowie Lutz Mackensy, Ingo Albrecht, Mario Hassert, Marius Clarén, Marie Bierstedt, Matthias Klages, Kerstin Sanders-Dornseif

Inhalt:
Sigmund Freud wird verdächtigt, eine Patientin vergewaltigt zu haben. Die junge Frau befindet sich im Wachkoma und spricht kein Wort. Die Staatsanwaltschaft führt die Ermittlungen gegen Freud, und es mangelt nicht an Zeugen, die geneigt sind, gegen den Professor auszusagen. Da kommt Anna ein Verdacht: Ist ihr Vater Opfer einer Intrige, die sich aus Judenhass nährt? Zusammen mit Karl muss sie darangehen, Licht ins Dunkel zu bringen - das vermeintliche Opfer muss zum Reden gebracht werden…


Kritik:

Professor Freud selbst gilt als Hauptverdächtiger in einem Vergewaltigungsfall. Skandalös, wie Tochter Anna Freud und Gendarm Karl Gruber befinden, denn die stark belastenden Zeugenaussagen lassen sich nicht widerlegen: das Opfer befindet sich im Wachkoma, und andere "Zeugen" sorgen mit unklaren, aber durch die Blume reichlich deutlich antisemitisch geprägten Aussagen für Aufruhr vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft hat es schwer, zu einem Urteil zu gelangen, und selbst der extra herangezogene Psychoanalytiker Erich Jung kann mit seiner Stellungnahme nicht zur Wahrheitsfindung beitragen. Während die einen akribisch versuchen Freud zu überführen, suchen die anderen fieberhaft nach dem Beweis seiner Unschuld. Aber die Zeit läuft Anna und Karl davon, denn ein neues Verbrechen bahnt sich an, und nur ein äußerst gewagtes Experiment kann - vielleicht - das Schlimmste doch noch verhindern...

Mit "Stimulus" präsentiert STIL erneut eine gute Episode der nunmehr vier Folgen starken Kriminalhörspiel-Reihe "Prof. Sigmund Freud". Diesmal wird vor allem viel Zeitkolorit geboten, denn es geht um den sich verstärkenden Judenhass zwischen den Weltkriegen. Die historischen Ereignisse bilden einen wesentlichen Teil des Geschehens, und neben Freud tritt erstmals auch ein Kollege, Erich Jung, auf.

Mit parallelen Handlungssträngen und geschickt eingeschnittenen Rückblenden wird die Story vorangebracht, und "Stimulus" gewinnt dadurch deutlich an Reiz. Im Vordergrund steht die Gerichtsverhandlung, die zur Aufklärung des Verbrechens dienen soll, aber mindestens genauso interessant sind die Geschehnisse, die sich um die zurückliegenden Ereignisse auf Freuds Couch ranken: Ist der Professor tatsächlich seiner Patientin zu nahe getreten? Welches sind die Hintergründe, die zu der im Dunkeln liegenden Katastrophe führten?

Auch diese vierte Folge ist wieder atmosphärisch sehr dicht gewoben, was zum einen an der eindringlichen Musik (toll die Cellosoli von Arianne Spiegel und die Klarinettensoli von Tim Weiland!), zum anderen an der äußerst starken Regiearbeit liegt. Wieder mit dabei sind auch die Diskussionen zwischen Es und Über-Ich, die Einblick in das verstörende Innenleben von Sigmund Freud gewähren.

Zum ausgezeichneten Stammcast der Reihe (Hans-Peter Hallwachs, Felicitas Woll, Andreas Fröhlich) gesellen sich diesmal unter anderem Lutz Mackensy als Staatsanwalt Kernmeier und Matthias Klages als Erich Jung. Alle Rollen sind vorzüglich besetzt.

Nach dem Hörspiel gibt es einen das Hörspiel erläuternden wissenschaftlichen Kommentar zu hören, das gehört zum Konzept der Hörspielreihe. Diesmal geht es allerdings nicht um psychologisches Wissen, sondern um verfahrenstechnische Details, die ausgeführt werden, sowie um den Tatbestand des sexuellen Missbrauchs und das Zeugnisverweigerungsrecht.


Fazit:

Gelungene eigenwillige Mischung aus psychologischem und Krimi-Hörspiel mit viel Atmosphäre - Empfehlung!


Infos: http://www.stil.name
 

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