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Peter Lundt – 1. und das Keuchen des Karpfens

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Erster Eindruck: Augen gesucht

Nach einem Dienstunfall hat Peter Lundt sein Augenlicht verloren, ist aber fest entschlossen, seine Karriere als Privatdetektiv fortzusetzen. Per Kontaktanzeige stellt er Anna Schmidt als seine „Augen“ ein, und schon bald hat das ungewöhnliche Duo tatsächlich einen ersten Fall – die Entführung wertvoller Koi-Karpfen, mit denen Lösegeld erpresst werden soll...

Detektivserien gibt es viele, da ist es schwierig, etwas ganz neues und unverbrauchtes zu finden. Autor Arne Sommer ist dies mit „Peter Lundt“ eindeutig gelungen, die in Zusammenarbeit von Lauscherlounge und hörformat entstehende Serie handelt von einem blinden Privatdetektiv, der sich neben seinen Fällen auch mit allerlei alltäglichen Kapriolen herumschlagen muss. Seine Blindheit gibt der Serie tatsächlich eine ganz eigene Färbung, eine ganz spezielle Note, und macht sie so interessant. Stets ist dieses Thema in die Geschichte eingewoben, mal mehr, mal weniger deutlich, was nicht nur sehr reizvoll ist, sondern zudem den Hörer etwas sensibilisiert. Der Fall dieser ersten Folge ist dann auch nicht gerade gewöhnlich für die typische Detektivserie – anstatt hochtrabender Mordfälle ist hier eine Entführung von Tieren das Thema. In seiner ebenfalls nicht typischen Ermittlungsarbeit deckt Lundt Stück für Stück die Hintergründe auf, die gerade zum Schluss überraschen können. Schön, dass neben den intelligenten Dialogen auch ein eine große Portion Spannung mit eingebaut wurde. Eine sehr gute und unterhaltsame erste Folge, die Freude auf die weiteren macht.

Die Sprecherliste liest sich ungewöhnlich, keine der typischen Hörspielstimmen ist hier zu hören, dafür sehr talentierte und engagierte Schauspieler. Allen voran Mark Bremer als Peter Lundt, der mit Feingefühl und Sarkasmus alle Seiten des blinden Detektivs auslotet. Anna Schmidt wird von Elena Wilms gesprochen, auch sie schafft es, eine vielseitige und insbesondere realitätsnahe Interpretation der Rolle zu vollbringen. Tetje Mierendorf, sonst eher aus dem Fernsehen bekannt, spricht Oliver Zornvogel mit hörbarer Begeisterung für das neue Medium und kann mit glaubhaftem Acting auch den Hörer von sich überzeugen. In dieser Folge sind auch Angela Quast, Sascha Nathan und Gerhardt Hinze zu hören.

Eher schlicht mutet die akustische Gestaltung an, effektvoll ist sie aber allemal. Einige kleinere Musikstücke begleiten die Handlung und erzeugen gekonnt eine Atmosphäre, die sich wohltuend vom üblichen Bekannten absetzt und nicht auf ewig düstere Sequenzen setzt. Auch die Geräuschkulisse ist sehr gelungen und lässt einige Szenen glaubwürdiger werden.

Nach der Neuveröffentlichung der Serie bei Lübbe ist das Coverdesign noch einmal überarbeitet worden. Ein schlichter grauer Hintergrund, darauf drei Kreise, die an die Armbinden von blinden Menschen erinnern. In diesen Kreisen ist schließlich das Foto eines Koi-Karpfens eingefügt. Lobenswert ist, dass der Folgentitel auch in Blindenschrift aufgedruckt ist – eine gelungene Gestaltung!

Fazit: Schon diese erste Folge zeigt die Andersartigkeit der Serie, intelligent, realitätsnah und voller sarkastischem Humor – sehr zu empfehlen!

VÖ: 4. Dezember 2009
Label: Lauscherlounge / Lübbe
Bestellnummer: 978-3-7857-3697-5
 
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