AW: NARCISSE
Auch wenn ich an der Entwicklung und Entstehung von
NARCISSE beteiligt war, möchte ich doch noch ein finales Feedback abgeben.
NARCISSE ist für mich als Ganzes ein wunderbar durchdachtes und –konzeptioniertes, feines „Gesamtkunstwerk“. Dieses besticht sowohl durch seine liebevolle Umsetzung, wie auch durch einen Reichtum an schönen kleinen Details. Damit schafft es
NARCISSE für meinen Geschmack recht deutlich, sich aus der Menge des monotonen Einheitsbreis äußerst positiv herauszuheben.
Bereits in den ersten Sekunden des Intros gelingt es, den Hörer nach Frankreich zu versetzen.
Dieser Kniff des spezifisch abgestimmten Anfangs zieht den Hörer direkt und unmittelbar in die Geschichte mit hinein und dieses französisch angehauchte Flair wird das komplette Hörspiel hindurch beibehalten. Es findet in der ungewöhnlichen, überaus persönlichen Gestaltung der Credits einen absolut runden Abschluss.
Wie mehrfach erwähnt wurde, ist der Ich-Erzähler ein wichtiger und ausgesprochen typischer Bestandteil für den Krimi-Noir. Der Sprecher übernimmt die ziemlich schwere Aufgabe, eine Art „Doppelrolle“ zu verkörpern: einmal als allwissender Erzähler und zum anderen als handelnde Person. Beide Rollen in perfekter Symbiose tragen das ganze Hörspiel, wobei Christophorus meiner Meinung nach der optimale Sprecher für diesen Part ist.
Ich hatte es schon mal irgendwo angemerkt: ich glaube, er könnte aus einem Telefonbuch vorlesen … ich würde ihm selbst dabei gebannt zuhören.
Die Art und Weise, wie Christophorus sich in diese Rolle hineinversetzt hat, in der er förmlich aufgegangen ist, verdient ein extrem großes Lob, sowie höchste Anerkennung.
Dabei möchte ich anmerken, dass die Zusammenstellung des Ensembles insgesamt sehr gelungen ist. Alle Sprecher scheinen ihre Rollen angenommen und verinnerlicht zu haben, selbst wenn die Rolle noch so klein war. Ich denke aber, dass genau dies ein immens wichtiger Punkt für die mitreißende Atmosphäre des Hörspiels ist. Sogar in den kleinsten „Atmo-Takes“ ist zu merken, wie engagiert die Sprecher bei der Sache waren. Diese speziellen bzw. individuellen Untermalungen verleihen dem Hörspiel eine einzigartige Vitalität.
Das Zusammenspiel der Figuren stimmt auf den Punkt und spricht für eine präzise Arbeit der Beteiligten.
Diesen Eindruck der akkuraten Arbeit hat man bei der Umsetzung der Regieanweisungen ebenso wie anschließend beim Schnitt [wobei ich ebenfalls feststellen muss, dass an ein paar wenigen Stellen, die identische, korrekte Aussprache nicht 100%ig gestimmt hat; da sollte das nächste Mal etwas besser aufgepasst werden
]
Ich stimme wohl mit den meistens anderen Rezensenten überein: es ist
NARCISSE sicher nicht anzumerken, dass es sich um ein Erstlingswerk handelt.
Karsten ist es sofort gelungen, eine wunderbare Atmosphäre zu erzeugen und diese aufrecht zu erhalten. Eine Vielzahl von untermalenden Geräuschen verleihen der Geschichte eine zusätzliche Portion Lebendigkeit. Einige kleine Zwischenpointen werden auf diese Weise treffsicher auf den Punkt gebracht.
Gewisse „Akzente“ können an der einen oder anderen Stelle durchaus ein bisschen überzeichnet sein, was aber exakt dem gewählten Genre entspricht.
Vielleicht hätten ein paar der Geräusche – ich denke da an die Schritte, auf die schon hingewiesen wurde – variiert oder moduliert werden können. Da ist durchaus ein Spalt Luft nach oben… aber man braucht ja auch einen kleinen Ansporn fürs nächste Mal
.
Die Musik ist geschmackvoll gewählt und trägt durch den gezielten Einsatz jederzeit zum Aufbau und Aufrechterhalten der Spannung bei.
Das bereits erwähnte sehr gute Zusammenspiel der Sprecher spiegelt sich im Schnitt wieder und wird dadurch zusätzlich optimiert.
Speziell betonen möchte ich desweiteren beim Schnitt erneut diese Doppelrolle des Erzählers. Beide Parts wurden für den Hörer angenehm zusammengefügt und abgemischt; dabei wurde das Jonglieren zwischen beiden Rollen äußerst geschickt gelöst.
Die collagenartige und gleichzeitig so durchdachte Zusammenstellung der Szenen mag beim ersten Hören vielleicht ein bisschen verwirrend sein, erzeugt dabei aber auch einen Spannungsbogen, wie man ihn in einem Kurzhörspiel – gerade im Krimi-Bereich - nicht immer oder so leicht finden kann.
Ein absolutes Schmankerl war in meinen Augen der gewählte und nicht unbedingt zu erwartende Schluss, für den ich von Anfang an „Feuer und Flamme“ war. Dieser Seitenhieb auf das eigene Medium ist mit einem charmanten Augenzwinkern verpackt, der dem leicht sarkastischen und oft süffisanten Unterton des Hörspiels nochmal eine besondere Note verleiht.
Bei der Wahl der „Gastsprecher“ wird zusätzlich deutlich, wie geplant jede kleine Kleinigkeit vom Konzept der Grundidee her war. Nichts wurde dabei dem Zufall überlassen.
Richtig genial realisiert ist dann der Bogen, der zwischen dem Cover und eben dem gewählten Schluss gespannt wird.
Am Beispiel der Gestaltung des Covers sieht man, mit wie viel Liebe zum Detail gearbeitet wurde.
Der Protagonist wird vorgestellt; parallel dazu kann man aber die Verbindung zum Comic ganz genau erkennen.
Betrachtet man das gesamte Artwork, sieht man, wie sich die Gegenspieler quasi gegenüberstehen, wobei das „Klappcover“ als eine Art „Spiegelbild“ kreiert ist.
Ebenso stellt das Vorab-Banner und der umrissenen Silhouette im eigentlichen Cover eine Art Spiegel mit „Negativ“/“Positiv“ –Effekt dar.
Diese engen Verknüpfungen mit kleinen Variationen eines „Themas“ sind in vielen Stellen eingearbeitet. Dem Konzept wir dadurch so viel Leben eingehaucht.
Der Rückeneinleger bietet eine Art Auflösung der Geschichte, die dem Hörer eigentlich ein bisschen vorenthalten wurde. Dass an dieser Stelle der gewählte „Leitspruch“ des Hörspiels noch einmal aufgenommen wird, ist eine nette Idee.
Die Dynamik in der Bewegung von Guy, gerade im Zusammenspiel mit dieser Skizzenüberlagerung ist spitze.
Mir fällt selbst bei genauerem-darüber-Nachdenken kaum ein anderes Cover ein, dem es gelungen wäre, mich derart in den Bann zu ziehen.
Etwas schade finde ich bei dem recht umfangreichen Artwork allerdings, dass kein Aufkleber für die CD vorbereitet wurde. Vielleicht könnte man das ja nachreichen
.
Wenn ich mich richtig erinnere, war von Beginn an gesagt, dass mit der Geschichte an sich das Rad sicher nicht neu erfunden würde [wörtlich, wie es dann Civok geschrieben hat]. Es war grundsätzlich der Anspruch, das Gesamt-Konzept des Hörspiels so zu gestalten, dass es eben wirklich eine sehr runde und in sich stimmige Sache mit viel Unterhaltungspotential wird. Das besondere Augenmerk sollte also jederzeit auf die Umsetzung gelegt werden. Genau dieser Plan wurde nach meinem Geschmack exakt wie gewünscht und geplant umgesetzt. Ich denke sogar, dieses selbst ziemlich hoch festgelegte Ziel konnte noch ein Stückchen übertroffen werden.
All diese kleinen Details, von denen man sowohl beim Hören, wie auch beim Betrachten des Covers [auch und gerade in der Wechselwirkung beider Punkte] eine ganze Reihe entdecken kann, machen
NARCISSE zu jenem Gesamtwerk, das ich anfangs erwähnt hatte.
Die Suche nach diesen kleinen Details und Hinweisen kann richtig Spaß machen … es ist immer wieder etwas Neues zu entdecken. Bei der Kürze des Hörspiels ist dies in dieser Fülle definitiv nur mittels einer sehr akribischen Arbeit zu erreichen.
Die Liebe und der Spaß bei der Arbeit ist dem Gesamtwerk auf alle Fälle deutlich anzumerken. Das finale Ergebnis spricht definitiv für sich.
NARCISSE hat ein ganz besonderes Flair und ist ein Beleg dafür, wie es gelingen kann, eigene Visionen zu realisieren und diese dabei mit einem ganz persönlichen und individuellen Stil zu versehen.
Ein kleines Wort in „eigener Sache“ an Karsten:
Mir hat unsere Zusammenarbeit auf alle Fälle unglaublich viel Spaß gemacht und ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal herzlich bei Dir bedanken, dass ich ein kleiner Teil von
NARCISSE sein durfte.
Auf weitere gemeinsame Projekte, freue ich mich schon sehr