Poldi

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Mord in Serie - 21. Im Visier der Rache

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Erster Eindruck: Aus der trügerischen Sicherheit gerissen...

Susanne Bender betreibt gemeinsam mit ihrem Mann im konservativen Texas eine Abtreibungsklinik und ist deswegen täglich den Anfeindungen einiger aufgebrachter Demonstranten ausgesetzt. Als sie an einem Freitag Nachmittag wie immer den örtlichen Markt besucht, erhält sie jedoch einen Anruf, der die bisherigen Drohungen in den Schatten stellt, denn der Mann beobachtet sie just in diesem Moment – und hält ein Scharfschützengewehr auf sie gerichtet...

Das Team von Contendo Media sorgt immer wieder für Experimente in der Thriller-Serie „Mord in Serie“, und auch die 21. Folge „Im Visier der Rache“ enthält ein ungewöhnliches Element: Die Geschichte wird in Echtzeit und ohne jeglichen Schnitt erzählt. Die so entstehende Ausstrahlung folgt einer ganz eigenen Dramatik und steigert den Reiz der Folge erheblich, wobei auch die Geschichte an sich punkten kann. Nach einer kurzen Vorstellung der Grundsituation erfolgt auch schon gleich der verhängnisvolle Anruf, von dem eine sehr präsente und unheimliche Bedrohung ausgeht. Es entsteht ein Psycho-Spiel zwischen Susanne und dem Täter, und es bleibt anfangs unklar, weswegen der Hass des Mannes auf die Ärztin so immens ist. Daraus entwickeln sich einige sehr prägnante Situationen, bis die Handlung umschwenkt und nach einer kurzen Begegnung eine andere Figur in den Mittelpunkt rückt – wohlgemerkt ebenfalls ohne Schnitt. Das ist sehr gut gelungen, zumal ganz am Ende, als eigentlich schon alles aufgeklärt scheint, noch eine weitere Überraschung auf den Hörer wartet.

Die Sprecher sorgen dafür, dass die ungewöhnliche Erzählweise so gut funktioniert und legen viel Engagement und Talent an den Tag. Kerstin Draeger ist als Susanne Bender zu hören und kann sehr gefühlsintensiv und glaubhaft die anfangs so starke Frau darstellen, die später durch den Psychoterror gebrochen wird. Ihr Tochter Emilia wird von Katrin Heß gesprochen, auch sie wirkt sehr authentisch und wirkt durchgängig sehr überzeugend. Richtig gut gefallen hat mir Thomas Balou Martin, der als unheimlicher und bedrohlicher Anrufer zu hören ist. Seine sehr intensive Sprechweise und die starke Präsenz lassen jede Silbe intensiv wirken. Weitere Sprecher sind Michael Bideller, Mark Bremer und Traudel Sperber.

Um den Effekt der Echtzeit zu unterstützen und die Glaubhaftigkeit zu steigern sind in die Handlung zahlreiche Geräusche eingebaut, die die jeweilige Szenerie unterstützen. Seien es ein Motorengeräusch, leise Hintergrundgespräche oder die wütende Demonstrantenmege, alles ist treffend und lebendig eingebaut. Musik spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle, wobei natürlich wieder ein Bonus-Song nicht fehlen darf, der dieses mal von Sinestar stammt.

Das Gesicht eines Mannes mit finsterem, intensiven Gesichtsausdruck ist auf dem Cover zu sehen, auch das überraschte Gesicht einer jungen Frau samt Handy am Ohr ist eingebaut. Überdeckt wird beides durch die US-amerikanische Flagge, die auch auf dem Backcover zu sehen ist. Im beiliegenden Booklet lassen sich wieder einige Produkthinweise auf andere Hörspiele des Labels finden.

Fazit: Erneut gelingt es Autor Markus Topf, zu überraschen und eine spannende Geschichte durch das markante Element der Echtzeit noch zu verstärken. Sehr gut umgesetzt und mit hervorragenden Sprechern besetzt verzeiht man der Handlung schnell kleinere Stolpersteine. Ein sehr gelungenes und rundes Hörspiel!

VÖ: 18.März 2016
Label: Contendo Media
Bestellnummer: 978-3-945757-28-4
 
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