Poldi

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Mindnapping – 22. Alligatorfarm

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Erster Eindruck: Familienausflug mit sehr düsterem Verlauf

Ein Camping-Ausflug in die Sümpfe der Everglades erfreut besonders die Kinder der Familie Ferguson nicht, da diese dann wieder den Launen ihres tyrannischen Vaters ausgesetzt sind. Aus diesem Grund fasst dann auch der Sohn Dale einen unglaublichen Plan, doch als er gemeinsam mit seinem Vater einen Mord beobachtet, wendet sich das Blatt, und Vater und Sohn müssen zum ersten mal in ihrem Leben gemeinsam arbeiten, um überleben zu können...

Düstere Thriller hat sich die Audionarchie-Reihe „Mindnapping“ auf die Fahnen geschrieben, wobei immer wieder aufs Neue andere Schauplätze und Charaktere in den Mittelpunkt gerückt werden. Besonders gut werden die Geschichten, wenn menschliche Konflikte den Takt vorgeben, wenn unterschwellige Gefühle hervorbrechen, und wenn dies alles in einer stimmigen Atmosphäre geschieht – und alles drei trifft auf die 22. Folge mit dem stimmungsvollen Titel „Alligatorfarm“ zu. Dabei wird der Konflikt zwischen Dale und seinem Vater anfangs sehr intensiv thematisiert, die Gefühle des Jungen werden wuchtig in Szene gesetzt und scheinen eine bestimmte Richtung für diese Folge vorzugeben. Die Entwicklungen sind dann jedoch ganz anders, dennoch bleibt immer dieser Konflikt vorhanden, sodass der Hörer sich immer fragt, wie die Geschichte der beiden wohl ausgehen mag. Doch auch der zweite wichtige Stützpfeiler dieser Folge, die namengebende Alligatorfarm, ist mit den finsteren Machenschaften eine Bereicherung, einige heftige Theorien über die Hintergründe, viele bedrohliche Momente und ein sehr flüssiger Verlauf sorgen dabei für Spannung. Typisch für die Serie, aber hier besondetrs gelungen ist ein kleiner Dreh ganz am Ende, ein Twist, der dem ganzen eine neue Färbung gibt und ein recht düsteres Zukunftsbild zeichnet.

Nils Rieke, der mir bisher kein Begriff als Hörspielsprecher war, hat hier die Hauptrolle des Dale übernommen und mich sehr positiv überrascht. Er spricht sehr eindringlich und mit Nachdruck, aber auch ebenso authentisch, besonders den mühsam unterdrückten Zorn des Jungen kann er sehr gut erfassen. Oliver Stritzel ist als sein Vater Don zu hören, der mit lauter und polternder Stimme den herrischen Unsympath gibt, der sich aber auch innerhalb der Folge weiterentwickelt und dabei sehr glaubwürdig ist. Lutz Mackensy lässt als Jesus wieder mal seine dunkle Seite zum Vorschein kommen und gibt seinen Szenen damit noch mehr Ausdruckskraft. Weitere Sprecher sind Arianne Borbach, Marion von Stengel und Wolfgang Condrus.

Akustisch ist wieder eine sehr stimmige Leistung abgeliefert worden, wobei die Düsternis der Folge gekonnt betont wird. Man fühlt sich schnell hineinversetzt in die dunklen Sümpfe, in die heruntergekommene Farm, was durch einige sehr passende Musikstücke, besonders aber durch die vielen passenden und lebendigen Geräusche geschieht.

Gleich mehrere der unheimlichen Reptilien sind auf dem Cover zu sehen, die Fotografie aus der Vogelperspektive ist wie immer in Sepiatönen gehalten und vermittelt so eine ganz besondere Stimmung. Ein anderes Foto eines kleinen Alligatoren ist auf die CD selbst gedruckt, und auch die Gestaltung im Inneren ist wieder gelungen, auch wenn die sonst so lesenswerte Einführung von Autor oder Produzent hier Werbung weichen musste.

Fazit: „Alligatorfarm“ erzählt im Prinzip zwei Geschichten auf einmal, beide für sich hörenswert, aber gerade in der Kombination so reizvoll. Der Konflikt innerhalb der Familie Ferguson und die kriminellen Machenschaften auf der Farm ergänzen sich gegenseitig, wobei von Anfang an auf die sehr dichte Atmosphäre gesetzt wird. Sehr gelungen!

VÖ: 2.September 2016
Label: Audionarchie
Bestellnummer: 978-3-946076-13-1
 
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