gruenspatz
Schreibstift-Stift
- #1
Themenstarter/in
Mark Z. Danielewski - Das Haus. House of Leaves
Hörspiel
ca. 159 Minuten
1 DVD
Der Audio Verlag (DAV)
ISBN: 978-3-89813-995-3; 29,99 €
Regie: Martin Zylka, Claudia Johanna Leist, Jörg Schlüter
Produktion: WDR 2009
Sprecher:
Tom Schilling, Wolfram Koch, Sascha Icks, Anna Thalbach, Robert Ciulli, Fabian Gerhard u.a.
Inhalt:
Will Navidsons Nerven liegen blank. Sein neu gekauftes Haus hat plötzlich Türen, wo keine sein dürften. Dahinter: der Zugang zu einem labyrinthischen System, das sich ständig verändert. Bei dessen Erforschung kommt es zu mysteriösen Zwischenfällen. Wohin verschwinden die Menschen im Labyrinth? Welcher Schrecken wartet in der Dunkelheit? Das Haus gilt als »die literarische Sensation des 21. Jahrhunderts«, seine Umsetzung als Hörspiel schrieb Radiogeschichte: Erstmals wurden drei WDR-Hörspiel-Versionen eines Romans simultan auf drei Wellen gesendet. Jetzt gibt’s dieses Ereignis als Hör-DVD – für unbegrenztes Horror-Zapping.
Kritik:
Im Haus der Familie Navidson im amerikanischen Wisconsin tauchte Anfang Juni 1990 der Zugang zu einem schier endlosen Höhlensystem auf. Bei der Erkundung dieses Systems, das zuweilen als "Zugang zur Hölle" interpretiert wurde, starben drei Menschen. Die Ereignisse der Expeditionen sind vielfach belegt. Für Aufsehen sorgte der vom Pulitzer-Preisträger Will Navidson selbst angefertigte Dokumentarfilm "The Navidson Record", der nur kurz in den amerikanischen Kinos zu sehen war. Dann verschwanden alle Kopien. Im Nachlass des mysteriösen Amateur-Cinematologen "Zampano" fanden sich Dokumente und Aufzeichnungen, die das unheimliche Phänomen im Hause Navidson analysieren und den Film detailliert rekonstruieren. Es gehört zu der tragischen Wirkungsgeschichte dieses Materials, dass ein zufälliger Finder namens Johnny Truant darüber seine psychische Gesundheit verlor.
Der WDR hat mit diesem Projekt wohl eines der innovativsten Hörspiele der letzten Jahre geschaffen. Erzählt wird die Geschichte auf drei Ebenen: Labyrinth, Fäden und Dunkelkammer. Jede einzelne Ebene ist als eigenständiges Hörspiel à 53 Minuten zu hören - so wurde es auch ursprünglich im Radio gesendet. Clou der DVD-Fassung ist allerdings, dass sich der Hörer entscheiden kann, wie er "Das Haus" hören will. Es gibt drei verschiedene Wege, unter denen man sich entscheiden kann:
"One Way" - die drei Einzelhörspiele nacheinander anhören
"Own Way" - seinen eigenen "Weg" zusammenstellen
"Follow Way" - sich durch das Hörspiel leiten lassen
Jeder der angebotenen "Wege" führt den Hörer auf einem anderen Weg ans Ziel - mal individuell per "Own Way", mal geführt durch den "Follow Way", oder aber schlicht über den "One Way", indem man alle drei Einzelhörspiele hintereinander weg hört.
Der WDR hat das interessante Hörspiel-Projekt mit insgesamt drei Regisseuren umgesetzt und einer fantastischen Schauspielerriege, die ihre Parts mit Brillanz ausfüllt: Wolfram Koch, Sascha Icks, Anna Thalbach, Fabian Gerhard und Tom Schilling sind nur einige der Sprecher. Fabian Gerhard und Tom Schilling spielen abgründig gut; herausragend besetzt ist aber Robert Ciulli in der Rolle des Zampano, der den tiefsten Eindruck beim Hören hinterlässt. Das liegt allerdings nicht nur an seinem starken Akzent und seiner Interpretation der Rolle, sondern auch an einem Regie-Kniff: über weite Strecken werden Zampanos Sätze angeschnitten, so dass man sehr genau hinhört. Eine eindringliche Komponente, mit der hier gearbeitet wird.
Neben den drei Regisseuren kommen auch drei Komponisten zum Einsatz: Andreas Bick, Thom Kubli und Rainer Quade, die mit ihren intensiven Kompositionen ebenfalls zum Gelingen des Experiments beitragen.
Die Umsetzung des Horror-Szenarios ist extrem gelungen. Neben der verstörenden Story setzen dem Hörer auch verstörende Effekte zu: verstörende Schnitte, verstörende Stimmverzerrungen, verstörende Klänge, vorweggenommene Echos und vielerlei mehr machen "Das Haus" zu einem ganz besonderen Erlebnis, das den Hörer in den Alptraum dieser bizarren Geschichte hinabzieht.
Insgesamt ist "Das Haus" ein durchweg gelungenes Experiment, das - auf verschiedenen Ebenen - Neuland betritt. Das Hören der DVD-Fassung erfordert Konzentration, und das Hörspiel ist definitiv nicht zum Nebenherhören geeignet!
Die Aufmachung der DVD ist ein "Eyecatcher": eingebunden in ein Buch, das genauso verstörend ist wie das Hörspiel in ihm. Zudem bietet die DVD auch einiges an Extras: Neben einer mp3-Fassung und Youtube-Verlinkungen, die auf dem PC angesteuert werden können, gibt es auch Interviews und einige "Making-of"-Tracks, die anzuschauen sich auf jeden Fall lohnen.
Fazit:
"Das Haus": Kunstwerk - Alptraum - Experiment. Ein innovatives und "abgründig" gutes Hörspiel - Empfehlung!
Infos und Hörproben gibt es hier: http://www.der-audio-verlag.de
Hörspiel
ca. 159 Minuten
1 DVD
Der Audio Verlag (DAV)
ISBN: 978-3-89813-995-3; 29,99 €
Regie: Martin Zylka, Claudia Johanna Leist, Jörg Schlüter
Produktion: WDR 2009
Sprecher:
Tom Schilling, Wolfram Koch, Sascha Icks, Anna Thalbach, Robert Ciulli, Fabian Gerhard u.a.
Inhalt:
Will Navidsons Nerven liegen blank. Sein neu gekauftes Haus hat plötzlich Türen, wo keine sein dürften. Dahinter: der Zugang zu einem labyrinthischen System, das sich ständig verändert. Bei dessen Erforschung kommt es zu mysteriösen Zwischenfällen. Wohin verschwinden die Menschen im Labyrinth? Welcher Schrecken wartet in der Dunkelheit? Das Haus gilt als »die literarische Sensation des 21. Jahrhunderts«, seine Umsetzung als Hörspiel schrieb Radiogeschichte: Erstmals wurden drei WDR-Hörspiel-Versionen eines Romans simultan auf drei Wellen gesendet. Jetzt gibt’s dieses Ereignis als Hör-DVD – für unbegrenztes Horror-Zapping.
Kritik:
Im Haus der Familie Navidson im amerikanischen Wisconsin tauchte Anfang Juni 1990 der Zugang zu einem schier endlosen Höhlensystem auf. Bei der Erkundung dieses Systems, das zuweilen als "Zugang zur Hölle" interpretiert wurde, starben drei Menschen. Die Ereignisse der Expeditionen sind vielfach belegt. Für Aufsehen sorgte der vom Pulitzer-Preisträger Will Navidson selbst angefertigte Dokumentarfilm "The Navidson Record", der nur kurz in den amerikanischen Kinos zu sehen war. Dann verschwanden alle Kopien. Im Nachlass des mysteriösen Amateur-Cinematologen "Zampano" fanden sich Dokumente und Aufzeichnungen, die das unheimliche Phänomen im Hause Navidson analysieren und den Film detailliert rekonstruieren. Es gehört zu der tragischen Wirkungsgeschichte dieses Materials, dass ein zufälliger Finder namens Johnny Truant darüber seine psychische Gesundheit verlor.
Der WDR hat mit diesem Projekt wohl eines der innovativsten Hörspiele der letzten Jahre geschaffen. Erzählt wird die Geschichte auf drei Ebenen: Labyrinth, Fäden und Dunkelkammer. Jede einzelne Ebene ist als eigenständiges Hörspiel à 53 Minuten zu hören - so wurde es auch ursprünglich im Radio gesendet. Clou der DVD-Fassung ist allerdings, dass sich der Hörer entscheiden kann, wie er "Das Haus" hören will. Es gibt drei verschiedene Wege, unter denen man sich entscheiden kann:
"One Way" - die drei Einzelhörspiele nacheinander anhören
"Own Way" - seinen eigenen "Weg" zusammenstellen
"Follow Way" - sich durch das Hörspiel leiten lassen
Jeder der angebotenen "Wege" führt den Hörer auf einem anderen Weg ans Ziel - mal individuell per "Own Way", mal geführt durch den "Follow Way", oder aber schlicht über den "One Way", indem man alle drei Einzelhörspiele hintereinander weg hört.
Der WDR hat das interessante Hörspiel-Projekt mit insgesamt drei Regisseuren umgesetzt und einer fantastischen Schauspielerriege, die ihre Parts mit Brillanz ausfüllt: Wolfram Koch, Sascha Icks, Anna Thalbach, Fabian Gerhard und Tom Schilling sind nur einige der Sprecher. Fabian Gerhard und Tom Schilling spielen abgründig gut; herausragend besetzt ist aber Robert Ciulli in der Rolle des Zampano, der den tiefsten Eindruck beim Hören hinterlässt. Das liegt allerdings nicht nur an seinem starken Akzent und seiner Interpretation der Rolle, sondern auch an einem Regie-Kniff: über weite Strecken werden Zampanos Sätze angeschnitten, so dass man sehr genau hinhört. Eine eindringliche Komponente, mit der hier gearbeitet wird.
Neben den drei Regisseuren kommen auch drei Komponisten zum Einsatz: Andreas Bick, Thom Kubli und Rainer Quade, die mit ihren intensiven Kompositionen ebenfalls zum Gelingen des Experiments beitragen.
Die Umsetzung des Horror-Szenarios ist extrem gelungen. Neben der verstörenden Story setzen dem Hörer auch verstörende Effekte zu: verstörende Schnitte, verstörende Stimmverzerrungen, verstörende Klänge, vorweggenommene Echos und vielerlei mehr machen "Das Haus" zu einem ganz besonderen Erlebnis, das den Hörer in den Alptraum dieser bizarren Geschichte hinabzieht.
Insgesamt ist "Das Haus" ein durchweg gelungenes Experiment, das - auf verschiedenen Ebenen - Neuland betritt. Das Hören der DVD-Fassung erfordert Konzentration, und das Hörspiel ist definitiv nicht zum Nebenherhören geeignet!
Die Aufmachung der DVD ist ein "Eyecatcher": eingebunden in ein Buch, das genauso verstörend ist wie das Hörspiel in ihm. Zudem bietet die DVD auch einiges an Extras: Neben einer mp3-Fassung und Youtube-Verlinkungen, die auf dem PC angesteuert werden können, gibt es auch Interviews und einige "Making-of"-Tracks, die anzuschauen sich auf jeden Fall lohnen.
Fazit:
"Das Haus": Kunstwerk - Alptraum - Experiment. Ein innovatives und "abgründig" gutes Hörspiel - Empfehlung!
Infos und Hörproben gibt es hier: http://www.der-audio-verlag.de
Anhänge
Zuletzt bearbeitet: