DerOtter

🦦 (Schau-)Spieler, (Film-)Macher, (Sound-)Fan 🦦
Sprechprobe
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Ich mach das mal hier als Thread auf, weil mich die Diskussion im Chat gestern total angesprochen hat.

Seit zwei Monaten bin ich ja auch mit dabei und habe auch schon bei tollen Sachen mitmachen dürfen.
Tatsächlich fällt mir auf, das mit Kritik recht sparsam umgegangen wird. Das ist zwar ne schöne Sache, weil man dann (als Sprecher) immer denkt, alles sei perfekt so, entspricht aber ja vielleicht gar nicht den echten Wünschen und Vorstellungen der Schreibenden oder Produzierenden.

Ich bin selbst seit ganz vielen Jahren als Schauspieler aktiv und schätze es sehr, wenn ich weiß, wohin die Reise gehen soll. Manchmal erreiche ich natürlich nicht genau das, was gewünscht ist, aber ich habe eine gute Chance, mich anzunähern (und wieder gefragt zu werden ;)).
Total gerne würde ich zusätzliche, bessere Takes abliefern und mich dabei ausprobieren und neues lernen und entdecken.

Weil ich auch als (nicht Profi-)Regisseur für Film und Theater arbeite, weiß ich, dass Leute, die wirklich spielen wollen, mit Kritik nicht nur umgehen können, sondern sie für ihre "Arbeit" sogar brauchen.
Am Anfang fiel mir das schwer, Spielende und nicht zuletzt professionelle Schauspieler haben mich aber regelrecht gedrängt, ihnen zu sagen, wie was wirkt und was ich erreichen möchte.
Zum Thema Regie gibt es auch schöne Bücher. Die sind nur meistens Theater- oder Filmspezifisch.

Mich würde sehr interessieren, wie andere Sprechende hier das sehen. Wollt Ihr Kritik und Richtungen oder lieber nur Lob?
Natürlich reden wir hier von konstruktiver, textrelevanter Steuerung und nicht von "Nörgeln".

Auch wäre ich sehr interessiert an live Regie. Das könnte man mit unserem Discord doch prima realisieren. Wurde das in der Vergangenheit mal gemacht?
Ich stelle mir das so vor, dass man sich dort trifft und SprecherIn direkt bei der (lokalen) Aufzeichnung korrigiert bzw. angeleitet wird. So, wie im Studio.

Vielleicht können wir auch mal einen kleinen live-Workshop machen. Dort könnten sich Regiemenschen, Sprechende und Producer treffen und ma ein wenig ausprobieren.

Ich wäre dabei - als Regie und Sprecher.

Auf eine hoffentlich schöne Diskussion freue ich mich.

euer

Olli, 🦦
 

Lauschecke

Lauschecke
Wie du schon sagtest: Wenn keine Kritik kommt, ist man der Auffassung, dass alles in Ordnung ist. Aber das ist halt leider ein trügerischer Schein.

Ich persönlich bin jemand, der sich auch sehr gerne "hammerharte" Kritik anhört, gerade wenn sie von Leuten kommt, die in der Materie noch um einiges erfahrener sind als ich. Aber man kann halt nur von jemandem lernen, der besser ist als man selbst. Kritik bedeutet Wachstum, gehört also genauso dazu wie auch Lob.

Ich sehe da eher das Problem, dass das Problem nicht beim "Kritisieren" liegt, sondern eher beim Kritiker. Ich habe schon ein paarmal erlebt, dass meine Leistung im Nachhinein als "nicht ganz so zufriedenstellend" beurteilt wurde und frage mich dann: Warum zum Henker wurde mir das dann nie gesagt?

Ein Live-Workshop wär doch ne richtig coole interaktive Sache! Würde mich auch sehr gerne daran beteiligen - in sämtlichen Funktionen, in welchen ich mich bisher betätigt habe 😁
 

DerOtter

🦦 (Schau-)Spieler, (Film-)Macher, (Sound-)Fan 🦦
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Ich bin da in fast allen Punkten genau deiner Meinung.
Allerdings finde ich nicht, dass der Kritiker besser sein muss als man selbst.
Der Kritiker soll nur genau wissen, was er will. Und der Kritiker sollte gute Worte finden, um das zu vermitteln.

Für mich ist die Stärke beim Regie führen, Gefühle und Bilder im Kopf da darstellen denn so entstehen zu lassen, dass sie sie greifen können, denn dann können Sie sie auch vermitteln.
So geht es jedenfalls mir.

Ein Regisseur musst nicht selber sprechen oder spielen können, sollte aber wissen, wie man Emotionen erklärt oder erzeugt.

Ich meine, hier natürlich ausdrücklich auch jede weibliche und Anderweitige Pronomen Form.
So ließ es sich nur schneller diktieren.

Alles Liebe
 

Lauschecke

Lauschecke
Ich bin da in fast allen Punkten genau deiner Meinung.
Allerdings finde ich nicht, dass der Kritiker besser sein muss als man selbst.
Der Kritiker soll nur genau wissen, was er will. Und der Kritiker sollte gute Worte finden, um das zu vermitteln.
Da hast du natürlich Recht! Ich hatte mich unverständlich auf den Lernfaktor bezogen, bei dem mir jemand konkrete Kenntnisse über einen gewissen Bereich vermittelt (z.B. Soundbearbeitung).

Aber natürlich kann ein guter Kritiker mir auch sagen, dass der Ton nicht so ganz astrein klingt und ich ihn an dieser und jener Stelle nochmal überarbeiten sollte. Da würde dann er Lernfaktor mir selbst überlassen werden und wurde immerhin vom Kritiker angestoßen :cool:
 

Kluki

Kann mich jemand hören? Hallooooo!
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Konstruktive Kritik ist mehr als wichtig. Wie soll man sich verbessern, wenn einem keiner sagt, was anders sein soll. Es ist immer eine subjektive Meinung, aber für das jeweilige Projekt eben die richtige. Es ist doch klar, dass man nicht immer den richtigen Ton treffen kann. Jeder hat einen anderen Vorstellung im Kopf. Darum ist offene und vor allem respektvolle Kommunikation sehr wichtig.
 

soundjob

Mucketier, Tontüte & Hörspielfrisör
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Es ist ja nun schon etwas länger her, da hatten wir eine Diskussion um Takes a la (manchmal ist der erste Take schon der Beste), Retakes und/oder Liveregie-Erfordernis.
Unterm Strich war es so, dass die meisten Regie führenden Cutter auf eine Liveregie verzichten- und lediglich hier und da dann ein paar wenige Retakes anfordern, weil die Mitwirkenden ihre Sache auch so ziemlich gut machen.

Sicherlich ist nicht immer alles durchgehend perfekt... hier und da werden mal Vokale verschluckt, Endungen etwas undeutlicher ausgesprochen, die Intonation liegt auf dem falschen Jambus, Emotion ist zu weich oder zu hart gespielt, mit der Zunge wird geschnalzt, gegen das Mikro geploppt etc.
Dann geht man in die Korrekturschleife durch Retakes.

Allerdings habe ich auch schon eingefordert und Post-Edit gedacht "oh Gott... was tue ich dem fleißigen Menschen vor dem Mik da bloß an ?"... der jetzt alle seine Massen an Takes nun bereits in einer 3.Korrekturschleife gänzlich neu einspricht (inklusive Jambus-Variationen) und zum Schluss gekommen bin, dass die ersten Versionen doch die besseren waren. 😶‍🌫️
(Ich denke, dass hat hier schon jeder mal erlebt).
Zwar mochten die Korrekturschleifen sauberer, korrekter eingesprochen sein, aber das Spiel, die Authentizität, die vorhergegangene Dynamik, wirkte nun mehr und mehr gekünstelt und der erste überzeugende Eindruck, war plötzlich nicht mehr so ganz da.

Ich für meinen Teil, fordere zwar immer noch- wenn wirklich nötig, Retakes ein und höre mir auch vom Mitwirkenden selbst verfasste Korrekturen einer V.2 an, aber ich gehe mittlerweile auch mit einer ganz simpel zu verstehenden Grundeinstellung für das Casting meiner Projekte heran:

Als Musiker, nehme ich hierfür analog einmal folgenden Vergleich:
Wenn ich einen Gitarristen für die Band brauche, dann nehme ich mir jemanden, A) der Gitarre spielen kann und ihm das nicht noch beibringen muss und B), weil ich insbesondere SEINE Art Gitarre zu spielen, mag !
Dieses Spiel, sein Spiel, mit allen authentischen Ecken&Kanten, möchte in der Band haben.
So verfahre ich auch bei meinen Castings, bzw. Auswahlkriterien.

Nun gut... ich habe bereits schon so einige Projekte gemacht und weiß, was meine hier von mir bevorzugte "Sprecherschaft" gut kann und warum ich sie immer wieder gerne an Bord haben möchte.
Und ich belasse sie auch möglichst unangetastet so, wie sie sind... als Künstler, Menschen.

Klar, könnte man auch jeden Satz auseinandernehmen und zum makellosen Diamanten schleifen... aber A) mach das mal bei 20-30 Mitwirkenden und B), ich nehm doch auch keinen Gitarristen, der nicht Gitarre spielen kann ☝️.

Als Hörspielmacher erwarte ich auch- nicht ganz zu Unrecht meine ich, dass die Bewerber auf Rollen auch was auf dem Kasten haben müssen und es eigentlich nicht auch noch meine zusätzliche Aufgabe ist, ihnen das Spiel und Sprechen ihrer Rolle vorzukauen... dafür habe ich ein recht exaktes Skript mit Spielanleitung.
Ich sehe es auch eher im Gegenteil, dass ambitionierte Sprecher sich auch bitte selbst mit dem Thema Sprechen/Intonation/Mikrofonarbeit/Spiel durch Literatur, Workshops etc. auseinandersetzen sollten, um effektiv umsetzen und liefern zu können.

Klar, kein Ding... für einige Retakes auch noch mal expliziter die Regieanweisung zu erklären, bzw. den Take entsprechend hinzubiegen... kein Ding, das gehört für mich natürlich selbstverständlich dazu... aber es ist nicht mein Ding und Aufgabe, 40 Stunden mit jemand für 3 Takes in 5 Korrekturschleifen zu gehen o.ä.

Man muss es auch einmal bitte aus der Sicht der hörspielschaffenden Cutter sehen, die schon in unzähligen Stunden Wochen davor- sowie Wochen danach am Projekt werkeln, dass man Bauchschmerzen bekommt, wenn man exzessiv in Liveregie gehen solle und eigentlich erwarten kann, dass da jemand aber auch ´n bissl was von seinem "Job" versteht, auf den er sich beworben hat.

Daher ist meine "mal harte" Kritik eigentlich jene, sich als ambitionierter Sprecher/in, auch etwas eigenständiger um seine Entwicklung zu kümmern ;)
 
Zuletzt bearbeitet:

Chaos

Schneewittchen
Teammitglied
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Ich teile deine Beobachtung, dass ehrliche Kritik oft hintenüberfällt und dann eher Komplimente gemacht werden.
Persönlich bringt mir das nichts außer den gelegentlichen Ego-Streichler, aber wirklich besser werde ich, wenn jemand von außen seine Beobachtung mitteilt, was ich besser machen könnte.
Ich biete eigentlich immer an, Retakes zu machen, von mir aus nehme ich auch alles noch mal auf, wenn es dem Stück dient und ich meine das auch so. Am Ende will ich einfach, dass meine schauspielerische Leistung soviel aus dem Stück herauskitzelt, wie möglich. Und wenn das heißt, dass mir jemand meine Takes um die Ohren haut - so be it. Tut weh, aber bringt am Ende allen Beteiligten mehr als blutleeres Lob :)
 

soundjob

Mucketier, Tontüte & Hörspielfrisör
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Ich teile deine Beobachtung, dass ehrliche Kritik oft hintenüberfällt und dann eher Komplimente gemacht werden.
Was willste aber auch kritisieren, wenn da wirklich nix zu kritisieren ist und die Performance auch sämtliche Erwartungen an der Rolle erfüllt ?🤷‍♂️
Irgendwann ist man eben so weit (oder `n Naturtalent), dass man die Dinge einfach locker umsetzend, so trefflich aus den Ärmel schütteln kann und es mehr als gut ist.

Na ja gut... du sprichst ja in ca.2 Wochen deine Takes bei mir ein... und bis dahin, hab ich bestimmt meine alte Indy-Peitsche gefunden 😁
 

knilch

Hä? Was heißt das?
Ich mach das mal hier als Thread auf, weil mich die Diskussion im Chat gestern total angesprochen hat.

Seit zwei Monaten bin ich ja auch mit dabei und habe auch schon bei tollen Sachen mitmachen dürfen.
Tatsächlich fällt mir auf, das mit Kritik recht sparsam umgegangen wird. Das ist zwar ne schöne Sache, weil man dann (als Sprecher) immer denkt, alles sei perfekt so, entspricht aber ja vielleicht gar nicht den echten Wünschen und Vorstellungen der Schreibenden oder Produzierenden.

Ich bin selbst seit ganz vielen Jahren als Schauspieler aktiv und schätze es sehr, wenn ich weiß, wohin die Reise gehen soll. Manchmal erreiche ich natürlich nicht genau das, was gewünscht ist, aber ich habe eine gute Chance, mich anzunähern (und wieder gefragt zu werden ;)).
Total gerne würde ich zusätzliche, bessere Takes abliefern und mich dabei ausprobieren und neues lernen und entdecken.

Weil ich auch als (nicht Profi-)Regisseur für Film und Theater arbeite, weiß ich, dass Leute, die wirklich spielen wollen, mit Kritik nicht nur umgehen können, sondern sie für ihre "Arbeit" sogar brauchen.
Am Anfang fiel mir das schwer, Spielende und nicht zuletzt professionelle Schauspieler haben mich aber regelrecht gedrängt, ihnen zu sagen, wie was wirkt und was ich erreichen möchte.
Zum Thema Regie gibt es auch schöne Bücher. Die sind nur meistens Theater- oder Filmspezifisch.

Mich würde sehr interessieren, wie andere Sprechende hier das sehen. Wollt Ihr Kritik und Richtungen oder lieber nur Lob?
Natürlich reden wir hier von konstruktiver, textrelevanter Steuerung und nicht von "Nörgeln".

Auch wäre ich sehr interessiert an live Regie. Das könnte man mit unserem Discord doch prima realisieren. Wurde das in der Vergangenheit mal gemacht?
Ich stelle mir das so vor, dass man sich dort trifft und SprecherIn direkt bei der (lokalen) Aufzeichnung korrigiert bzw. angeleitet wird. So, wie im Studio.

Vielleicht können wir auch mal einen kleinen live-Workshop machen. Dort könnten sich Regiemenschen, Sprechende und Producer treffen und ma ein wenig ausprobieren.

Ich wäre dabei - als Regie und Sprecher.

Auf eine hoffentlich schöne Diskussion freue ich mich.

euer

Olli, 🦦
Danke fürs eröffnen :D Ich hatte noch nicht die Muse dazu.

Ich war ja derjenige, der die Diskussion im Chat gestartet hat und es geht mit einem Teil der Diskussion des Shortie-Threads und auch schon vor ein paar Wochen bzgl der Conan-Veröffentlichung und der kritischen Nachbetrachtung der Hauptstimme einher.

Ich schrieb das schon im Chat, möchte aber hier gern nochmal kurz meine Situation schildern:
Bei Regie und Kritik stehen mir zwei Dinge im Weg, damit ich das richtig und sinnvoll umsetzen kann.
1. Ich weiß nicht, wie ich es rüberbringen soll. Das heißt, ich kenne die Grundbegriffe (so es die denn gibt) nicht ordentlich. Ich kann gewissen Gefühle benennen, wenn davon zu wenig vorhanden ist, aber (um mal das Klischee zu eröffnen) was weiß denn ich, ob eventuell 'mehr PATHOS' das ist, was in Szene XYZ hier fehlt. Welche Formulierungen braucht ihr Sprecher, damit ihr wisst, was ich meine? Auf welche Art und Weise benötigt ihr die Information?
Wenn ich da irgendwie ein paar Anhaltspunkte bekommen könnte, wäre das schon sehr hilfreich für mich, damit ich versuchen kann, es gut rüber zu bekommen.
2. Punkt und der liegt bei mir: Wir machen das alles in unserer Freizeit. Ich mache das teilweise über meiner Kapazitätsgrenze, sodass doch mal was anderes hinten runter fällt. Ich mein, wir haben oft Familie mit Kindern, Freunde, andere Hobbys, Ehrenämter und einen Job, oder auch gerne Mal einen ganzen Rucksack voller Probleme. Ich weiß, dass ich genug davon hab. Jeder von euch hat seinen eigenen. Wer also bin ich knilch dann, wenn ich sowieso schon eure Zeit in Anspruch nehme und ihr mir eure kostbare Freizeit kostenlos zur Verfügung stellt, dass ich euch jetzt auch noch kritisiere und möchte, dass ihr noch einmal Zeit reinsteckt, weil es für meinen Anspruch nicht gut genug war. Da dreht sich in mir alles rum.

Ich denke, wir brauchen also (wie im Shortie-Thread schon angesprochen) eine andere (offenere?) Feedback-Kultur. Sodass die Kritisierenden keine Scheu haben zu kritisieren und so, dass es bei den zu Kritisierenden auch richtig und konstruktiv ankommt. Das ist aus meiner Sicht der Punkt, um den sich all diese Diskussionen dann drehten.
 

Chaos

Schneewittchen
Teammitglied
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Ja man muss ja nicht auf Teufel komm raus meckern :D
Aber, es klang ja auch schon im Nachbarthread zu den Shorties an, Kritik zu üben ist hier mitunter gar nicht so leicht, irgendwie :D Bisher bin ich allerdings immer gut durchgekommen haha und meistens kann man in PNs auch gut Kritik üben ohne, dass es irgendwen bloßstellen würde :) Glaub, man muss sich da auch als Kritisierende aus der Komfortzone wagen manchmal - mir fällt es auch nicht immer leicht :D
 

Chaos

Schneewittchen
Teammitglied
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1. Ich weiß nicht, wie ich es rüberbringen soll. Das heißt, ich kenne die Grundbegriffe (so es die denn gibt) nicht ordentlich. Ich kann gewissen Gefühle benennen, wenn davon zu wenig vorhanden ist, aber (um mal das Klischee zu eröffnen) was weiß denn ich, ob eventuell 'mehr PATHOS' das ist, was in Szene XYZ hier fehlt. Welche Formulierungen braucht ihr Sprecher, damit ihr wisst, was ich meine? Auf welche Art und Weise benötigt ihr die Information?
Aus Erfahrung kann ich sagen: Wenn du Live-Regie machst, kannst du auch einfach ausprobieren (lassen).
Ich mach ja auch gerade in einer Theatergruppe zur Czechow Technik mit und da unterbricht uns der Leiter echt alle 3 Sekunden, wenn wir Feinheiten erarbeiten. Da wird wild rumprobiert, nachjustiert, vorgemacht, getestet, gedreht und gewendet und am Ende kommt was bei rum, was allen gefällt.
So einen Dialog muss man manchmal einfach anfassen und aus allen Winkeln mal angucken und das ist auch okay so.

Zu Punkt 2:
Ich erwähnte es ja weiter oben schon, aber imho ist das Stück halt im Vordergrund und nicht mein fragiles Ego lol :D Will sagen, wenn das Stück halt besser wird, wenn ich meine 20 Takes aus Szene 3 nochmal ganz anders spreche, DANN IST DAS SO, das ist der Deal den ich eingehe, wenn ich die Rolle annehme.
Finde aber AUCH wichtig, klar über Zeithorizonte und Erwartungen dessen zu kommunizieren. Ich bin momentan zB ziemlich lahm, einfach weil ich Vollzeit arbeite und einem proppenvollen Freizeitkalender habe, ich versuche das aber auch entsprechend zu kommunizieren und bin nicht böse, wenn man mich mal an abgemachte Deadlines erinnert :D Und ich glaube, das geht den allermeisten wohl auch so hier
 

Dorle

Berlin
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ich glaube, der Ansatz ist löblich, dass man hier viel lernen möchte und Dinge gut und besser macht.
Live-Regie kann schon viel tun. Aber genau, wenn man dann auch nicht mehr rausholen kann obwohl man sich schon die ganze Mühe macht und Zeit nimmt usw, dann ist das natürlich auch nicht total sinnvoll.
Ich fand (um dein Beispiel, @knilch, nochmal hochzuholen) die Kritik an Conan eigentlich wertvoll. Wenn auch bestimmt schmerzhaft, wenn man die viele Arbeit im Vorfeld bedenkt. Aber ohne sich zu grämen hätte man da (mit ganz viel 4-7-8-Atemübungen zur Regulierung der Aufregnung, kleiner Scherz) auch viel mitnehmen können, mehr als sich abgewatscht zu fühlen auf jeden Fall. Abgesehen davon, dass es ja auch bei vielen gut ankam.
Wir kommen hier nur mit learning-by-doing weiter und je nachdem wieviel Leidenschaft extra Kursen. Als ich 2010 hier reinkam waren auch gefühlt viel mehr professionelle Schauspieler*innen beteiligt, da hat man viel durch mit-hören lernen können. Auch in Dialogen. Da habe ich mich oft im fertigen Hörspiel etwas geschämt, wie stark meine Leistung im Gegesatz zu den Gegenübern abschmierte.
Cutter muss man da m.M. nach auch etwas rausnehmen aus der Kritik. Klar denke ICH "wieso hat der das so geschnitten anstatt mich um Retakes zu bitten- das ist doch eindeutig, dass das nicht zusammenpasst" (oder "wieso hat er DIESE Version gewählt: im Zusammenspiel mit den Dialogpartnern hätten andere viel besser gepasst, die hatte ich doch extra verschieden angeboten weil ich die anderen in meiner Kabine ja nicht hören kann"- der Cutter wiederum ist halt aber voll beschäftigt mit seiner Technik? Oft kam auch ein einfach zufriedenes Feedback, weil einfach die Qualität der Aufnahme passte zum Xen.
Interessant, @soundjob , dein Vergleich mit dem Gitarristen. Von dem würde ich tatsächlich auch erwarten, dass da nur wenige Ansagen reichen sollten. Aber wenn wir uns einmal mehr darauf besinnen, dass viele hier aus reiner Begeisterung gelandet sind und teilnehmen möchten, sind genau die hier angewiesen auf das Gerede und Ausklamüsern miteinander.
Wenn am Ende das Ergebnis das bestmögliche, wenn auch nicht "gute" ist, finde ich es trotzdem der Sache wert.
Wenn ich da allerdings so viel Arbeit und Zeit reinstecke und vom Gegenüber dann tatsächlich eher Gemaule oder Verzögerungen usw kommen, bin ich eher "Team Absagen". Gelernt hat man dann auch etwas, was wichtig ist.
Ich habe schon hier und da Kritik bekommen, die mich erstmal unangenehm berührt hat. Aber meistens konnte ich die nachvollziehen (weiterleben ging auch) oder ganz selten sogar fand ich es überraschend festzustellen, dass ich es trotzdem ok fand, wie ich das gemacht hatte und man da also am berühmten unterschiedlichen Geschmack angekommen ist.
Ich würde zum Schluss empfehlen: macht es alle mit Ernst und Leidenschaft, aber macht euch nicht fertig. Auch Regie kann man Stück für Stück besser lernen, wenn es einem wichtig ist. Nicht entmutigen lassen, wenn es nicht sofort funzt.
Menschen sind unterschiedlich, funktionieren unterschiedlich, sprechen auf unterschiedliches an. Unser Chorleiter kriegt uns 40 Leute auch nicht easy unter einen Hut, und der macht und tut, mit und ohne Examen.
 

Tinchen

Autorin, Poetry Slammerin, Sprecherin, Lektorin
Teammitglied
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@knilch
Vielleicht sollte man mal das Wort Kritik in Verbindung mit Regie streichen. Denn ein Regisseur sollte nicht ständig kritisieren. Sein Job ist es, die Übersicht zu behalten und die Sprecher anzuleiten in ihrem Spiel, Hinweise geben und mit ihnen die Rolle zu erarbeiten.
In meiner Schauspielausbildung sagte unsere alte Lehrerin mal: Ihr seid Ton in des Töpfers Hand.
Das stieß bei einigen arg an, die sich durch diesen Ausspruch in ihrer frei zu entfaltenden Kreativität beschnitten fühlten und meinten, sie könnten so gar nicht spielen, wenn das das Verhältnis von Schauspieler und Regisseur sein sollte. Andere (wie ich) waren ganz dankbar dafür, weil damit ein Großteil der selbst zu erarbeitenden Rolle abgegeben war an den Regisseur. Der muss entscheiden, wen er in welcher Rolle wie coacht, damit alles in einem Ensemble zusammenpasst. Es kann nicht jeder eine Diva sein, nicht jeder der Hauptdarsteller, nicht jeder die erste Geige spielen. Es muss in einem Ensemble sehr teamfähige Leute geben, die das ganze Ding stemmen können unter Anleitung des Regisseurs.
Wenn man anfängt, jeden Hinweis, jeden Push mal seine Komfortzone zu verlassen oder ein Zurücknehmen als Kritik zu sehen, dann kommt man in unsicheres Fahrwasser. Das ist genau das, was ein Regisseur nicht ausstrahlen sollte. Der sollte wissen wo die Fahrt hingeht und ob man immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel hat.
Um da sicherer zu werden, fände ich es superinteressant sich da mal auszuprobieren, auch was die Spielfreude anbelangt.

@DerOtter : Sollte so ein Treffen über Discord stattfinden, wäre ich gern mit dabei. Finde diese Überlegungen alle richtig und wichtig. Hier können wir ja nur voneinander profitieren und das sogar ganz gratis.
 

soundjob

Mucketier, Tontüte & Hörspielfrisör
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Ich kann gewissen Gefühle benennen, wenn davon zu wenig vorhanden ist, aber (um mal das Klischee zu eröffnen) was weiß denn ich, ob eventuell 'mehr PATHOS' das ist, was in Szene XYZ hier fehlt. Welche Formulierungen braucht ihr Sprecher, damit ihr wisst, was ich meine? Auf welche Art und Weise benötigt ihr die Information?
Ich hatte irgendwo mal eine Liste aus dem Netz mit "1000 Synonyme und Motive für die Regieanweisung von A-Z"... mal sehen, ob ich die irgendwo wieder ausgrabe.

Nun denn, als Regisseur als auch Sprecher ist es sehr hilfreich- und ich führe eine Emotionslage in wirklich jedem Take an, in welcher Situation/Gemütslage sich die Rolle akut befindet.

5 0 ; R E B E L L E N S O L D A T 2
• Hektisch, panisch. Steht unter massiven Beschuss von Sturmtruppen.
• Muss ab und zu in Deckung gehen, daher unter kraftangestrengt ächzende
„Stöhner “ a la „harrgh, hurrg“, mit einsprechen. (Bitte nicht zu viele „Stöhner “).

"Hier Massassi- Außenposten !
Wir stehen unter heftigen Beschuss. Wiederhole... stehen unter heftigen Beschuss !
Überall Sturmtruppen und Kampfläufer. Wir sind abgeschnitten !"


5 1 ; G E N E R A L R I E E K A N
• Aufgeregt, lautstark besorgt in das Funkgerät sprechend.
"Lagebericht ! Wiederholen Sie, Außenposten !"

Es braucht für mein Dafürhalten keine ausschweifend wortgewandten Synonyme, dessen Encodierung vlt. noch mehr Interpretationsfragen als Antworten liefert.
In professionellen Filmskripten ist das alles sogar noch viel viel knapper und einfacher gehalten mit Regieanweisungen wie z.B. "reagiert rabiat" oder "ist wütend, zerbricht ein Glas".

Ich finde es jedoch für ein Hörspiel anleitend wichtig, Umgebungsinformation, Emotion und Reaktion für den Take mitzugeben.
Gerade beim Thema "Lautstärke" und vor allem "Wut", wird mir doch bei recht vielen Hoertalkern schauspielerisch zu sehr geschwächelt, wo z.B. "Wut" mitunter eher wie eine "unterdrückte Meinung und nicht auf den Schlips getreten diplomatische Fürbitte" klingt.

Schauspielerisch erwarten kann und sollte ich (als Regisseur), wenn es z.B. eine Kriegsszene gibt- wo einem Granaten, Gedärme und alles mögliche um die Ohren fliegen, dass der Akteur in der Performance die Szene auch mit (simulierten) Adrenalin und entsprechender Lautstärke spielt und nicht so flockig agiert, als würde er im Restaurant den Kellner zurufend um die Rechnung bitten oder entspannt über ein Schlachtfeld spaziert.

Ich meine, so etwas versteht sich für mein Dafürhalten von einem Mindestmaß an Schauspiel aber auch ganz von selbst... und wenn ich eine solche Szene einem Akteur aber erst noch haarklein vorkauen erklären muss, dass da mitunter Details wie Aufregung, Hektik, Angst, Adrenalin, Lautstärke und heftige panische Atmer wie Bewegung dabei sind, während er unter massivsten Beschuss in den Schützengraben springt- und nicht wie bei McDoof Ellenbogen-entspannt `n Burger bestellt... verstehst, worauf ich hinaus möchte ?

Das machste einmal, das machste zweimal... und dann bittest du den Akteur darum, sich künftig bitte nicht mehr auf Rollen zu bewerben, die er augenscheinlich nicht umsetzen kann.
Sicherlich ist es deine Aufgabe als Regisseur, den Akteuren die Szene bestmöglichst zu schildern und gewissermaßen anzuleiten, ggfls. "energischer", "panischer" etc. zu agieren.
Ich finde aber das es nicht die Aufgabe des Regisseurs ist, wie der Akteur in Permanenz eine Rolle und jede Situation stetig angemessen interpretieren solle.

Klar, wie soll man es sonst aber lernen, wenn keiner einem sagt, WIE ?
Wenn man jemanden aber permanent das WIE erklären soll wie auch bemerkt, dass da kaum selbstinitiatives rausspringt, dann kannst du so etwas auch noch ewig und 3 Tage lang erklären... und genau das, ist und sollte nicht deine Aufgabe sein.
Daher appelliere ich auch an Sprecher, sich mitunter eigenständiger um die eigene Entwicklung kümmern zu wollen und sich nicht erst in Live-Regieanweisungen, jeden Fetzen haarklein vorkauen zu lassen.
 

DerOtter

🦦 (Schau-)Spieler, (Film-)Macher, (Sound-)Fan 🦦
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Wow! Ich bin ganz doll angetan von dem, was diese Diskussion kann.

Offenbar ist es einigen von uns sehr wichtig, tiefer einzudringen und diese Materie zu bearbeiten.
Ich lese ganz viele tolle Einlassungen, die ich mal versuche, zusammen zu fassen.

@soundjob: Du schreibst, dass Du davon ausgehst, dass Deine SprecherInnen schon wissen, was sie tun.
Ja klar. Ich bin überzeugt davon, dass das, was ich Dir anbiete gut ist - ABER ist es auch das, was DU Dir vorgestellt hast?

Ich bin - wenn ich nicht selbst die Regie bin - abhängig davon, was DU mir sagst. Denn, wenn d Deine Regieanweisungen nicht perfekt waren (Spoiler: das sind sie nie), dann ist es nur eine Annäherung an Deine Idee. Es wäre aber viel schöner, Deiner Idee wirklich nahe zu kommen.

@Tinchen: Ich bin so doll bei Dir! Wir sind der Ton der Geschichte. Das passt hier gleich doppelt gut. Forme mich. Fordere mich. SO macht Schauspiel Spaß und erweitert unseren Horizont.

Für alle nicht spielenden ist das vielleicht schwer zu fühlen, aber wir WOLLEN über die Grenzen.
Natürlich sind diese Grenzen ganz unterschiedlich und manchmal tritt man jemanden auf den Schlips, aber in einem netten, kreativen und gemeinsamen Miteinander kann man das klarstellen.

Ich glaube, wir haben alle großen Respekt vor unseren jeweiligen Fähigkeiten.
Wir müssen aber auch nicht in Ehrfurcht versinken.

Es ist unglaublich, was unsere Autoren hier an Output haben. Es ist spektakulär, was unsre Producer/Cutter hier an Sounds zaubern und wie unglaublich viel Zeit sie darein geben (ich mache das selbst von Zeit zu Zeit). Es ist fabelhaft, wir gut die Skripte hier immer wieder sind.

Macht Euch keine Sorgen um die SprecherInnen! Wir sind
1. Kummer gewohnt
2. Kritikfähig (hoffentlich)
3. zeitlich am wenigsten gebunden
4. abhängig von Euch unfassbar tollen Mensch, damit wir überhaupt glänzen dürfen

Ich rufe nochmal auf zum live Workshop (ich kümmere mich auch, wenn ihr wollt), damit wir noch toller werden.

Nebenbei: auch ein regelmässiges live Treffen (virtuell) kann ich mir vorstellen, denn ich glaube, es ist toll, wenn wir uns auch hören (an sehen mag ich noch gar nicht denken).

zu guter Letzt: Es ist unglaublich, dass es euch alle gibt!

Danke dafür
 

Nightblack

Meinhard Schulte
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Wenn ich einen Gitarristen für die Band brauche, dann nehme ich mir jemanden, A) der Gitarre spielen kann und ihm das nicht noch beibringen muss
Interessant, @soundjob , dein Vergleich mit dem Gitarristen. Von dem würde ich tatsächlich auch erwarten, dass da nur wenige Ansagen reichen sollten. Aber wenn wir uns einmal mehr darauf besinnen, dass viele hier aus reiner Begeisterung gelandet sind und teilnehmen möchten, sind genau die hier angewiesen auf das Gerede und Ausklamüsern miteinander
So ähnlich wie Dorle wollte ich hier auch schreiben.
Hier haben sich viele eingefunden um ein Hobby neu zu finden, sich zu verbessern und zu lernen. Manche haben es sogar bis in den kommerziellen Bereich geschafft. Um sich zu verbessern braucht man Kritik. Mir persönlich fällt es allerdings auch schwer solche zu üben.
 

soundjob

Mucketier, Tontüte & Hörspielfrisör
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Ich bin - wenn ich nicht selbst die Regie bin - abhängig davon, was DU mir sagst. Denn, wenn d Deine Regieanweisungen nicht perfekt waren (Spoiler: das sind sie nie), dann ist es nur eine Annäherung an Deine Idee. Es wäre aber viel schöner, Deiner Idee wirklich nahe zu kommen.
Alles ist immer nur eine individuelle Annäherung einer kongenialen Idee und inwieweit der Kompromiss dazwischen eingegangen werden kann.
Es geht auch für mein Dafürhalten nicht um Perfektion, sondern vielmehr um Authentizität... und die ist nicht selten eben nie ganz so perfekt.
 

DerOtter

🦦 (Schau-)Spieler, (Film-)Macher, (Sound-)Fan 🦦
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Ich hatte irgendwo mal eine Liste aus dem Netz mit "1000 Synonyme und Motive für die Regieanweisung von A-Z"... mal sehen, ob ich die irgendwo wieder ausgrabe.

Nun denn, als Regisseur als auch Sprecher ist es sehr hilfreich- und ich führe eine Emotionslage in wirklich jedem Take an, in welcher Situation/Gemütslage sich die Rolle akut befindet.

5 0 ; R E B E L L E N S O L D A T 2
• Hektisch, panisch. Steht unter massiven Beschuss von Sturmtruppen.
• Muss ab und zu in Deckung gehen, daher unter kraftangestrengt ächzende
„Stöhner “ a la „harrgh, hurrg“, mit einsprechen. (Bitte nicht zu viele „Stöhner “).

"Hier Massassi- Außenposten !
Wir stehen unter heftigen Beschuss. Wiederhole... stehen unter heftigen Beschuss !
Überall Sturmtruppen und Kampfläufer. Wir sind abgeschnitten !"


5 1 ; G E N E R A L R I E E K A N
• Aufgeregt, lautstark besorgt in das Funkgerät sprechend.
"Lagebericht ! Wiederholen Sie, Außenposten !"

Es braucht für mein Dafürhalten keine ausschweifend wortgewandten Synonyme, dessen Encodierung vlt. noch mehr Interpretationsfragen als Antworten liefert.
In professionellen Filmskripten ist das alles sogar noch viel viel knapper und einfacher gehalten mit Regieanweisungen wie z.B. "reagiert rabiat" oder "ist wütend, zerbricht ein Glas".

Ich finde es jedoch für ein Hörspiel anleitend wichtig, Umgebungsinformation, Emotion und Reaktion für den Take mitzugeben.
Gerade beim Thema "Lautstärke" und vor allem "Wut", wird mir doch bei recht vielen Hoertalkern schauspielerisch zu sehr geschwächelt, wo z.B. "Wut" mitunter eher wie eine "unterdrückte Meinung und nicht auf den Schlips getreten diplomatische Fürbitte" klingt.

Schauspielerisch erwarten kann und sollte ich (als Regisseur), wenn es z.B. eine Kriegsszene gibt- wo einem Granaten, Gedärme und alles mögliche um die Ohren fliegen, dass der Akteur in der Performance die Szene auch mit (simulierten) Adrenalin und entsprechender Lautstärke spielt und nicht so flockig agiert, als würde er im Restaurant den Kellner zurufend um die Rechnung bitten oder entspannt über ein Schlachtfeld spaziert.

Ich meine, so etwas versteht sich für mein Dafürhalten von einem Mindestmaß an Schauspiel aber auch ganz von selbst... und wenn ich eine solche Szene einem Akteur aber erst noch haarklein vorkauen erklären muss, dass da mitunter Details wie Aufregung, Hektik, Angst, Adrenalin, Lautstärke und heftige panische Atmer wie Bewegung dabei sind, während er unter massivsten Beschuss in den Schützengraben springt- und nicht wie bei McDoof Ellenbogen-entspannt `n Burger bestellt... verstehst, worauf ich hinaus möchte ?

Das machste einmal, das machste zweimal... und dann bittest du den Akteur darum, sich künftig bitte nicht mehr auf Rollen zu bewerben, die er augenscheinlich nicht umsetzen kann.
Sicherlich ist es deine Aufgabe als Regisseur, den Akteuren die Szene bestmöglichst zu schildern und gewissermaßen anzuleiten, ggfls. "energischer", "panischer" etc. zu agieren.
Ich finde aber das es nicht die Aufgabe des Regisseurs ist, wie der Akteur in Permanenz eine Rolle und jede Situation stetig angemessen interpretieren solle.

Klar, wie soll man es sonst aber lernen, wenn keiner einem sagt, WIE ?
Wenn man jemanden aber permanent das WIE erklären soll wie auch bemerkt, dass da kaum selbstinitiatives rausspringt, dann kannst du so etwas auch noch ewig und 3 Tage lang erklären... und genau das, ist und sollte nicht deine Aufgabe sein.
Daher appelliere ich auch an Sprecher, sich mitunter eigenständiger um die eigene Entwicklung kümmern zu wollen und sich nicht erst in Live-Regieanweisungen, jeden Fetzen haarklein vorkauen zu lassen.
Hi Markus,

Ich bin da wirklich bei Dir, was die Intention betrifft.
Nur, es baucht m.E. eben doch die Korrektur und Einlassung der Regie.
Denn es ist quasi unmöglich, im ersten Versucht sofort die richtige Intonation, Energie, Einordnung und szenische Motivation zu erwischen.
Klar, ich mache mir als Darsteller/Sprecher Gedanken darüber, was ich da verstehe. Aber verstehe ich das richtig? Das gelingt ja schon selten , wenn sich Menschen direkt gegenüber stehen.

Die TechSpecs sollten bis dahin natürlich längst abgeklärt sein. Das ist auch mega wichtig, gehört aber nicht mehr ins Spiel.
Darum wollen wir auch so gern eine technische Freigabe oder einen Stern - whatever. Das ist aber nicht leicht, wenn so wenige Fledermäuse sich um so eine Menge BewerberInnen kümmern sollen.

Ich bin selbst staatl. gepr. Techniker Bild und Ton - gebe mir also viel Mühe und höre auch (noch) gut, dennoch find ich die "Prüfung" und den wirklich tollen Support richtig toll.

Hier. geht es mir aber hauptsächlich um den kreativen, künstlerischen und regiebedürftigen Teil.
Der technische Teil findet hier recht viel Aufmerksamkeit - das ist lsutigerweise beim Filmemache ähnlich.

Wir SpielerInnen kippen oft hinten über.
Gerade habe ich da am Wochenende bei einem studentischen Filmdreh wieder erlebt.
Das wird dem Projekt, den Schaffenden und der Gemeinsamkeit nicht gerecht.

Miteinander macht mega Spaß!
Das ist der Grund, warum ich seit 28 Jahren beruflich beim Fernsehen arbeite und trotzdem so wahnsinnig viel Lust auf diese Form der Freizeitgestaltung haben.

Tolle, kreative, lustige, ambitionierte, tiefgründige und an Menschen interessierte Leute kennenzulernen hat mich zu euch geführt.

Und ich finde es unglaublich wertvoll, dieses Gepräch mit Euch zu führen - denn vielleicht liege ich ja falsch.

euer
Olli
 
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