Lauschecke

Lauschecke
Hallo liebe Community,

derzeit arbeite ich an meinem zweiten Hörspiel, für was ich ja auch schon ein Casting laufen hatte. Vor etwas mehr als einem Jahr hatte ich ja schon einmal ein Grusel-Hörspiel veröffentlicht. In meiner Hör-Community kam es ziemlich gut an, die Kritik war auch eher zurückhaltend und oberflächlich. Ich war mit der Produktion damals auch sehr zufrieden und betrachte es bislang als das Prunkstück meines YT-Kanals (*Eigenlob-Gestank Ende*).

Da ich hier im Hoer-Talk auf die Creme de la Creme der Hörspiel-Produktion im "Amateurbereich" (eigentlich darf man das doch gar nicht so nennen...) gestoßen bin, käme mir daher auch eine Kritik von fachlicher Seite sehr gelegen. Vielleicht findet sich ja die Eine oder der Andere, der tatsächlich gewillt ist, absolut schonungslose Kritik abzugeben. Dafür wäre ich auch äußerst dankbar!

Mir geht es vor allem darum, für künftige Hörspielproduktionen eine ganze Menge zu lernen und mögliche Fehler oder Unstimmigkeiten nicht dauerhaft zu wiederholen.
Das Hörspiel gibt es hier zu finden.

Ich bin gespannt auf eure Rückmeldungen! ✌️
 

knilch

Hä? Was heißt das?
Ahoi,
ich hab das jetzt komplett gehört. Bin jetzt kein großer Fan von Horror/Grusel, aber du möchtest ja eher Kritik zum Handwerk, nicht zur Story, richtig?

Für ein erstes Hörspiel ist das total super! Das ist eine super Basis um in deinen nächsten Produktionen Schritt für Schritt kleinere Verbesserungen zu machen. Ich war sehr positiv überrascht.

Sprecher:
Die Sprecher sind für den Amateurbereich ziemlich gut. An ein paar wenigen Stellen, könntest du mit ein bisschen Regie ein klein wenig mehr rausholen. Lediglich der Sprecher, der den Sergeant gesprochen hat, könnte etwas an seiner Aufnahmeumgebung verbessern, bei ihm hört man den Hall etwas heraus. Ansonsten solide gesprochen.

Sounds:
Du hast eine schöne Variation an Sounds herausgesucht, die auch gut zu einander passen. Ab und zu kannst du ein bisschen mehr darauf achten, dass die Sounds nicht zu plötzlich aufkommen oder verschwinden. Am meisten ist es mir bei den Schüssen im Moor aufgefallen. Da hört es sich ein wenig abrupt an, wie die Schüsse auf einmal aufkommen. Da gibt es dann irgendwelche Artefakte oder so. Das hat sich etwas komisch angehört.
Die Musik war meiner Meinung nach stimmig. Ich kannte sogar eine der rausgesuchten von einem anderen Youtube-Kanal (Scary Interesting).

Schnitt:
Andere hier im Forum haben da wesentlich geschultere Ohren als ich, von daher lasse ich da den Vortritt zur Kritik. Aber was mir aufgefallen ist: Du hast zwar Soundeffekte auf das Stereospektrum verteilt (Vögel, die man nur links hört, etc.), aber die Charaktere nie. Die sind immer zentral. Das könntest du in der nächsten Produktion einmal ausprobieren. Gerade in Szenen mit mehreren Personen, diese durch Panning links und rechts verteilen. Das gibt dem Hörspiel mehr Dynamik. Auch kleinere Bewegungen der Charaktere kann man damit abbilden. Dann stehen nicht immer alle Charaktere nur in der Mitte herum und sprechen, sondern holen sich in der Küche mal ein Glas Wasser, aus dem Schrank ein altes Tagebuch oder ähnliches.

Was mir aber bei deinem Youtube-Kanal aufgefallen ist: Du benutzt als Bilder für deine Hörspiele urheberrechtlich geschützte Bilder. Beispielsweise hier:
Das Bild ist vom polnischen Künstler Beksinski, dessen Werke ich auch sehr schätze, deswegen fiel mir das überhaupt nur auf 😅 Beksinski ist aber 2005 ermordet worden, weshalb du seine Bilder erst ab 2075 für deinen Kanal verwenden darfst (außer du hast von seinen Erben eine Erlaubnis/Lizenz eingeholt). Das solltest du also vielleicht noch einmal recherchieren, ob du das bei anderen Produktionen nicht auch getan hast. Das gleiche gilt übrigens für Sounds. Ich suche in meinen Produktionen immer nach Sounds die unter der Public Domain oder CC0-Lizenz veröffentlich worden sind. Heißt, man sie benutzen, wie man möchte und muss auch den Ersteller nicht angeben. Bei der Menge an Sounds, die in so einer Produktion genutzt werden, wäre das sonst schnell mal ein mehrere Seiten PDF, was man unentwegt pflegen müsste. Darauf solltest du also besonderes Augenmerk legen.

Ich hoffe du kannst damit etwas anfangen. Bei Fragen, schieß los oder schreib mir auch gern eine PN.
 

knilch

Hä? Was heißt das?
Ach so, ein was habe ich vergessen. Ich würde bei meinen Produktionen auch immer die Credits hinten anhängen. Dann sieht man immer wer so alles beteiligt ist und es ist für mich auch immer Teil der Wertschätzung.
 

Lauschecke

Lauschecke
Danke, das war eine sehr ausführliche Kritik! Gerade das mit den "Mittig stehenden Sprechern" weiß ich dann gleich noch im kommenden Hörspiel zu ändern!😁

Zu dem Punkt mit den Bildern: Darauf wurde ich auch schon aufmerksam gemacht, ich werde in Zukunft entweder auf KI erstellte oder lizenzfreie Bilder setzen.
Mit den Sounds ist das noch schwieriger - ich glaube aber hier im Forum schon die ein oder andere Quelle dafür entdeckt zu haben. Aber mit den Lizenzen ist das so eine Sache - es gibt ja auch Leute, die "geklaute" Bilder/Sounds auf Plattformen hochladen und sie dann "Lizenzfrei" verkaufen.
Werde mir da wohl noch entsprechend vertrauenswürdige Quellen Suchen müssen.
Ach so, ein was habe ich vergessen. Ich würde bei meinen Produktionen auch immer die Credits hinten anhängen. Dann sieht man immer wer so alles beteiligt ist und es ist für mich auch immer Teil der Wertschätzung.

Jep, das sehe ich genauso - reicht es dann auch, die Sprecher lediglich in die Videobeschreibung zu setzen? Ich beende meine Hörspiele/Hörbücher nämlich sehr gerne mit musikalischem Ausklang, der einen die Geschichte noch einmal Revue passieren lässt...da finde ich reißt es einen dann noch einmal raus, wenn dann plötzlich ein OFF-Sprecher noch einmal alle Beteiligten aufzählt. :unsure:
 

knilch

Hä? Was heißt das?
Jep, das sehe ich genauso - reicht es dann auch, die Sprecher lediglich in die Videobeschreibung zu setzen? Ich beende meine Hörspiele/Hörbücher nämlich sehr gerne mit musikalischem Ausklang, der einen die Geschichte noch einmal Revue passieren lässt...da finde ich reißt es einen dann noch einmal raus, wenn dann plötzlich ein OFF-Sprecher noch einmal alle Beteiligten aufzählt. :unsure:
Das kannst du ja machen, wie es dir am besten passt. Für mich reicht es nicht, in der Beschreibung.

Für mich ist die Abfolge am Ende:
- letzte Szene faded aus, Musik faded ein
- nach ein paar Sekunden nehme ich die Musik etwas zurück
- Credits laufen
- Credits faden aus, Musik kommt wieder auf volle Lautstärke zurück
- Hörspiel endet mit ausspielender Musik

Es kann dir ja aber niemand vorschreiben wie du das zu machen hast und du kannst da deinen Weg ja finden. So wie ich es beschrieben habe, ist es, wie ich es für meine Produktionen für richtig halte. Heißt aber auch nicht, dass ich das auch immer so machen werde. Vielleicht mache ich das in anderen Produktionen mal ganz anders, um was auszuprobieren.
Aber Credits müssen irgendwo auf jeden Fall da sein, meiner Meinung nach.
 
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soundjob

Tontüte & Hörspielfrisör
Sprechprobe
Link
Ahh, sehr schön. Senf verteilen dürfen... Freu 😁.

Habe mir jetzt nicht die ganze Geschichte angehört, sondern sporadisch durch die Kapitel gewandert um mir die technische Seite anzuschauen/anzuhören. Daher kann auch ich nichts zum Storytelling und der Geschichte sagen.


Was im technischen Rahmen auffällt, ist die Monolastigkeit der Sprecher, die nicht nur allesamt mittig gehalten sind, sondern auch die Effekte wie z.B. simulierter Räume, monophon sind.
Monophone Räume sind z.B. sehr gut dafür geeignet, auf Kanal hart links oder rechts gezogen (90%), einen Eindruck von sehr weiten Entfernungen zu vermitteln.
In der Mitte jedoch wirken sie unnatürlich... es sei denn, man simuliert so etwas wie ein nach unten führend enger Schacht (z.B. Gulli-Schacht)... als natürliche Umgebung (Wohnzimmer, Wald, Kathedrale etc.) wirken monophone Räume unnatürlich... wenngleich es auch soundtechnische Spielereien vom "Raum im Raum" gibt... ein monofones Telefonklingeln/Mithörgespräch im Stereoraum z.B.

Knilch hatte es bereits auch schon angesprochen, die Sprecher auch mehr im Panorama zu verteilen, weil dies neben dem räumlichen Eindruck, auch andere Dynamiken möglich macht... z.B. das Umherlaufen im Raum von einer halblinken Seite nach halbrechts etc. (Schritte dabei nicht vergessen im Panorama mit zu animieren). Auch lässt sich so ein "weiter vorn" oder "weiter hinten", "am Rande" stehend etc. authentischer simulieren.

Über z.B. Atmos, Surround etc. setzt man da ja z.B. einfach seinen Punkt im Raum, fertig.
Für ein Stereospiel (welche ich persönlich immer noch angenehmer finde und selbst auch bevorzuge), ist das Spiel und Staging im Panorama ein wichtiges Kriterium für eine insgesamt natürlicher wirkende Bühne und klingt letztlich kompakter und ineindergreifender.
Sprecher strikt in Mono gehalten (es gibt durchaus auch professionelle Spiele, die das auch so handhaben), wirken mit kurzer Zeit auch den Kopfe und Ohren ermüdend... sprich Monofonie gewissermaßen auch Monotonie.

Raumhall war in allen meinen hingebeamten Kapiteln auf allen Aufnahmen zu vernehmen.
Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger, aber dennoch für meinen Geschmack etwas (zu) deutlich wahrnehmbar, um zu sagen, "das könne so mit einer professionellen Produ mithalten"... ganz ehrlich, sorry, nein... nicht so wirklich.. da fehlt es für mein Dafürhalten noch an Optimierungsbedürfnisse und Balancen zwischen Dingen, die einerseits nicht da sein dürfen und Dingen, die andererseits da sein müssten...
ABER... es sind nur Kleinigkeiten... jedoch sind es oft diese kleinen Dinge, die die Grenzen zwischen Amatuer&Profi, aus technischer Sicht, verschwimmen lassen.
Das Talent der Sprecher möchte ich allerdings nicht beurteilen (die klangen allerdings sehr sehr gut).
Hier müsste also noch optimiert werden, entweder bei den Sprechern in der Kabine/Aufnahmeumgebung oder beim Sounddesigner, der z.B. DeReverber PlugIns filternd drüberlaufen lassen kann (ist dann allerdings mehr eine Behelfslösung als wirklich durchgängige Anwendung).

S-Laute... ebenso waren- um es aus professioneller Sicht betrachtet, bzw. einfach nur des angenehmen Hörens betrachtet, alle durch die Kapitel gebeamten Aufnahmen sehr "S"-lastig und "hissig".
Empfehlung: De-Esser... oder die Vocaltracks als eine Spur bouncen, wieder in das Projekt einbinden und mit dem EQ in den Höhen dämpfen/smoothen.
Vor allem, wenn die Sachen später auf Youtube landen oder eben als mp3 konvertiert werden, kann eine zuvor klare Aufnahme im Original, später dann auf YT oder mp3 wiederum schärfer oder schwimmend wirken... diesen Umstand gilt es auch ein wenig zu berücksichtigen und daher beim Rendern schon im Vorfeld ein wenig die Höhen rausnehmen, wenn die Show auf YT laufen soll.

Ansonsten denke ich, bist du aber auf dem richtigen Wege und die angeführten "Kritikpunkte" sind lediglich nur ein paar Handgriffe... und die richtig an- und eingesetzt, holen dir noch die letzten 10% raus, wo man technisch nicht mehr meckern kann... und die Kritiker dann nichts anderes mehr haben, als die Geschichte Senf technisch unter die Lupe zu nehmen 😁
 
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