Telliminator

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Am Montag hatte ich einen kleinen medizinischen Vorfall - ich saß ganz normal auf meiner Toilette, verrichtete mein Geschäft und als ich wieder aufstehen wollte, ging von jetzt auf gleich, ohne jegliche Vorwarnung, im rechten Bein nichts mehr. Ich kam einfach nicht mehr hoch, ein Stechen im Bein hoch bis in die Hüfte, einfach nur Aau. Mit Müh und Not hab ich mich mit den Händen am Waschbecken in den Stand hochziehen können und merkte, ne das Bein läuft nicht, kein drauf stellen, kein in der Luft halten, nichts alles nur Aua. Im Flur standen meine Krücken von Unfall, die musste ich nur irgendwie erreichen, humpeln unter Schmerzen und ohne zu wissen was nun mit mir los war, habe ich es irgendwie geschafft zu den Krücken zu kommen. Eigentlich war mein Plan einkaufen zu fahren, aber daran war nicht mehr zu denken. So stapfte ich dann ins Wohnzimmer und überlegte, "was machst Du nun?" Notarzt anrufen? Nachher knirscht es einfach nur und ist wieder weg. Also 116117 angerufen und mein Problem geschildert und ein Videotermin mit einem Arzt bekommen. Dem das auch nochmal erklärt, was mir passiert ist und seine Lösung, "Nehmen Sie mal Schmerzmittel ein und bewegen, das geht vermutlich von alleine wieder weg und falls die Schmerzen größer werden, rufen Sie nochmal an, dann können wir ihnen ggf. einen mobilen Hausarzt vorbeischicken, der Ihnen ggf. eine Spritze gibt oder Weiteres veranlasst, dass sie doch ins Krankenhaus müssten." Okay, Schmerzmittel hatte ich da, also welche eingepfiffen. Es wurde aber nicht besser und mit viel Glück hatte ich gegen Abend meinen Hausarzt noch telefonisch erwischt. Der meinte, "Kommen Sie morgen rein, wir gucken uns das mal an, machen Sie mal zur Vorsicht eine Tasche fürs Krankenhaus fertig , ich weise Sie dann ein, nehmen sie weiter Schmerzmittel ein und schonen sie sich". Gesagt getan, volle Dröhnung für die Nacht und ins Bett gehumpelt, irgendwie die Nacht überstanden - ohne Schlaf - nur ein hin und her wälzen.

Am Dienstagmorgen flauer Magen von den Scheiß Schmerzmitteln, als druff nochmal nachgelegt- Bein immer noch Schmerzen, aber leicht gedämpft Dank Schmerzmittel, also nochmal welche rin und das mit dem auf Krücken laufen ging schon besser. Transport organisiert für zum Doc und Tasche gepackt für den Fall der Fälle. Der Doc hat sich das angesehen und meinte "Ich gebe ihnen mal Novagintropfen und wenn die nicht anschlagen kriegen sie noch ne Tillidin, aber ich schicke Sie trotzdem ins Krankenhaus zur Abklärung und die sollen sie stationär aufnehmen. Okay, Tasche hatte ich gepackt dabei, nebst Krücken ... wird schon schief gehen. Ein RTW kam, ich wurde auf einen Tragestuhl gepackt und los ging die wilde Fahrt von der Praxis hin in die Notaufnahme. Wieso eigentlich Notaufnahme? Ich dachte ich werde stationär eingewiesen... Nee, das läuft anders. Krankenhäuser dürfen selbst entscheiden, ob eine Patientenaufahme erfolgt, wenn es nicht zuvor mit festem Termin und Behandlungsvertrag definiert wurde. Somit muss die Notaufnahme angesteuert werden. Dort angekommen, frachtete man mich auf eine sehr weiche Liege und schob mich in den großen langen Gang. Ein gar fröhliches Treiben konnte ich in den kommenden 3 Stunden des Wartens beobachten. Unter Dröhnung stehend wars mir egal, Schmerzen waren im liegen auszuhalten und ein Patient nach dem Anderen wurde aus der Wartezone oder von der Rettungsrampe in die Notaufnahme gebracht. Einen Patienten habe ich sogar gekannt, der kam mit ganz bösen Rückenschmerzen rein und bekam einen Schmerztropf. Bei mir wurden ein paar Daten abgefragt und meine Dringlichkeit eingestuft. Als ich in den Notaufnahme gebracht wurde war es bereits 18:15 Uhr... die Zeit verging wie im Flug auf Grund des emsigen Treibens und des Hin- und Hergelaufes von Personal, Ärzten, Rettungssanitätern, verletzten Patienten und deren Begleitungen, ab und zu wurde mal ein Bett vorbeigeschoben, mal eine Trage mit einem Patienten drauf, oder ein leerer Rollstuhl, ein EKG Gerät... naja, was die da so alles auf Rollen haben. Man bemühte sich um Datenschutz, so dass man nicht immer die Namen verstand, die gerade "aufgerufen" wurden. Der Herr "Tong", wenn ich das richtig verstanden habe, ist mehrfahr falsch abgebogen und wurde in der Zeit öfter mal gesucht. "Er ist aus dem Behandlungszimmer schräg gegenüber mit einem Urinbecher raus", meinte ich zur Schwester, die ihn gesucht hatte. Einer der Ärzte war irgendwann der Meinung auch mal zu mir zu kommen und fragte, wieso ich da wäre. Ich war mir sicher ich hatte einen Briefumschlag von meinem Doc mitbekommen und der wurde auch der Notfaufnahme beim Empfang übergeben, da stand alles drin was akut ist und meine zig Millionen anderen Diagnosen. Aber da der nette Doktor mit etwas ausländischem Akzent so lieb und prägnant kurz gefragt hatte, erzählte ich ihm meine Geschichte vom Toilettengang und des Casus Knaxus meines Daseins. Er untersuchte kurz mit zwei drei Griffen mein Bein und drückte mir auf den Rücken, entschied, dass mir Blut abgenommen werden müsse und geröntgt werden soll und verschwand. Gesagt getan, eine der Schwestern kam herbeigeeilt und rammte mir eine Nadeln in den Arm und zapfte ein paar Vakurörchen Blut ab. Die Laborwerte in den Papieren, die mein Doktor mitgegeben hatte, schienen keinen interessiert zu haben, aber sicher ist sicher, macht halt selbst nochmal die Laborwerte. Wenig später kam die nette Schwester von der Radiologie und erfragte mein Befinden und ob ich ihr denn folgen könne? Klar, wenn man mir die Krücken reicht, kann ich überall hin, wo keine Stufen sind, aber ich würde nur langsam voran komme, weil es weh tut. So stapfte ich hinterher und wir begannen eine Fotosession von Bein, Becken, Hüfte .... Danach durfte ich meine weiche Liege wieder in Beschlqg nehmen und eine ganze Weile dem heiteren Treiben in der Notaufnahme zuschauen. Bis dann der Arzt wieder auftauchte und meinte, keine Fraktur, ein Blutwert ist aus der Reihe, aber kein Grund für Besorgnis, der Rest noch nicht fertig, ich könne wieder heim gehen. Bitte was? Nach Hause? So in dem Zustand? Ich kann nicht ordenltich laufen und hab Schmerzen. "Haben Sie Schmerzmittel zu Hause?" Ja, hab ich jede Menge, brauchen Sie was? Paracetamol, Ibuprofen, Novalgin, Tillidin - ich kann sie zuschmeißen ... Na, dann nehmen sie mal Novalgin weiter ein und sie können nun heim. Und was hab ich jetzt ? Keine Ahnung, es ist nix gebrochen - wenn man das genauer wissen will, muss man ein CT machen. Ja, dann machen sie doch bitte ein CT - Nein, das geht nicht, das ist kein akuter Notfall mehr. Dann nehmen sie mich doch bitte stationär auf, wie mein Doc das empfohlen hat. Nö, nicht nötig, wir machen ihnen die Papiere fertig und sie bekommen einen Taxi-Schein für nach Hause. Falls die Schmerzen schlimmer werden sollten, können sie gerne nochmal wieder kommen. - Wow, unser Gesundheitssystem funktioniert richtig super. Keine Ursache gefunden, aber schonmal Schmerzmittel einwerfen, Feierabend. Wenn Sie mögen verschreibe ich Ihnen noch weitere Schmerzmittel. Danke ich hab zu Hause und von meinem Doc vorhin Novalgintropfen bekommen und Tillidin 200mg rein gedrückt bekommen.

Nach abermaligen Warten kam eine der neuen Schwestern zu mir, weil man um 21 Uhr die Schicht gewechselt hatte, und informierte mich das man mir ein Taxi rufen würde und die Papiere fertig gemacht werden. Ich erklärte noch, "Ruft die 12012 an, die kennen mich schon und die sollen bitte ein großes Auto schicken, in das ich mit den Krücken auch rein komme, bitte bloß keine tiefer gelegte E-Klasse, da komm ich nicht rein und falls doch nie wieder raus." leicht amüsiert, grinsend verschwand Sie für etwa 30 Minuten und vermeldete, "Ihr Taxi ist da". Der Doc kam ums Eck und gab mir einen Briefumschlag mit dem Bericht für meinen Doc in die Hand, den verstaute ich und Bombi, der Taxifahrer, war ganz perplex mich zu sehen. Was ich denn angestellt habe... und wieso ich jetzt heim solle... der hatte auch den Plan von unserem Gesundheitswesen in der Tasche und schüttelte nur noch den Kopf, als er sah, wie ich auf den Krücken hinter ihm und meiner Tasche her gewatschelt bin. Zum Glück hatte Bombi den Großraumbus am Start, und half mir in die Karre zu kommen. Gar nicht so einfach, wenn das Bein nicht will und mit Krücken, zum Glück musste ich lediglich hoch rutschen und nicht kurz über der Grasnarbe, wie bei der tiefer gelegten E-Klasse, auf den Sitz einen halben Meter runterfallen. Dann gings los die Fahrt durch die dunkle Nacht, es war nun etwa 22 Uhr ... ging eigentlich flott für die Notaufnahme nur fast 4 Stunden. Bei meinem Unfall vor 2 Jahren lag ich mittags 14:30 Uhr bis abends nach weit nach 20 Uhr in der Notaufnahme rum, bis klar war, heute keine Notoperation und es anschließend los ging mit eingipsen der Beine und man mich eine Woche lange auf der Station parkte... konnte ja nicht mehr weglaufen damals.

Die Geschichte ging natürlich weiter. Zu Hause dann irgendwie aus dem Taxi raus, ins Haus, Tasche hingeschoben bekommen, Bombi noch nen Schönen Abend gewünscht und mich bedankt. Auf Krücken in der Wohnung hin und her getappelt versucht irgendwie was zu essen, denn das gab es den lieben langen Tag noch nicht, und vor Erschöpfung gab ich mir die nächste Dröhnung, um die Nacht zu überstehen, die wieder schlaflos verlief trotz zusätzlichem Einwurf von Baldrian, Johanniskraut und irgendwelchen plfanzlichen Weichkapseln zur Einschlafhilfe... Ich war mit meinen Nerven nämlich durch und überhaupt nicht darauf vorbereitet, mit meinem Leiden nicht stationär aufgenommen zu werden. Den Bekannten mit den Rückenschmerzen hatten sie überigens gleich da behalten, der stand mit dem Rollstuhl und am Tropf hängend noch im Gang, als klar war, dass er auf Station käme, als ich abgeholt wurde. Wieder durch die Nacht gequält, ein Film nach dem anderen flimmerte zur Ablenkung im TV, halb dösend von keinem Film was richtig mitbekommen und dafür auch nicht wirklich geschlafen.... total gerädert Mittwoch Morgen aufgewacht. Erster Akt Doc anrufen, "Der hat heute keinen Dienst, kannst gegen 11 mit der Vertretung sprechen."... Gegen 11... "Naja, nehmen Sie mal weiter Schmerzmittel ein, wir gucken morgen nochmal, geben Ihnen mal Dexa (Kotrisol) und sfchauen mal ob das hilft." ... -

Heute ist morgen (Donnerstag) ich kürze es mal ab, es hat nicht geholfen. Sitze nun hier schreibe den Schmonz unter Schmerzen als Ablenkung auf. Bekam eine Überweisung für ein CT mit und das Gesundheitssystem sieht tatsächlich vor, dass man eine Haushaltshilfe bekommen kann, wenn man zu Hause so nicht richtig allene klar kommt auf Grund von Unfall / Krankheit. Problem ist nur, man muss einen Sozialdienst finden, der auch Kapaittäten frei hat. Darum werde ich mich dann morgen Freitag kümmern.

Krank werden? Blöde Idee. Krank sein, noch viel blöder - und dann zusätzlich anderweitig krank werden, saublöde Idee.
 

Kluki

Kann mich jemand hören? Hallooooo!
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Oh je das tut mir so leid und ich wünsche dir trotzdem gute Besserung. Hoffentlich bekommst du endlich Hilfe. Ich kann das nur zu gut verstehen und nachvollziehen. Dachte nur hier läuft das so, aber es scheint doch ein bundesweites Problem zu sein
 

ErgoEE

Mitglied
Also erstmal ganz abgesehen vom Anliegen, du hast hier einen recht ordentlichen Text verfasst. Und wäre es nicht real, würde ich zur dramaturgisch gelungenen und auf gewisse Weise unterhaltsamen Geschichte gratulieren ...

Aber die Tatsache - wie du selbst geschrieben hast - dass du dies als Ablenkung geschrieben hast, die zeigt eigentlich schon deutlich genug, dass das alles andere als lustig ist.

Was soll ich sagen, hier sind "Backseat-Gaming-Ratschläge" für die Situation oder gar Ferndiagnosen taktlos - du wirst ja wohl am besten wissen, was du in Anbetracht deiner Umstände verrichten kannst.
Und das medizinische Personal (repräsentativ für das Gesundheitssystem) ... ja, die entscheiden schnell, was ein Notfall ist und was nicht. Aber was hier wirklich fehlt, sind gezielte Fragen zur Diagnostik um einfach sagen zu können "nehmen Sie Schmerzmittel" - oh, da kann man viel Mist bauen, das enttäuscht mich wirklich.

Ich wünsche dir auch schnelle und vor allem gründliche, kompetente Hilfe.
 

YammaY

Mitglied
Ohwei ! Also toller Text, hab meist wenig Lust nach Feierabend noch Filme, Texte etc , zum Thema körperliche Krankheiten zu sehen , lesen aber hier bin ich hängen geblieben und bis zum Ende durchgekommen … gute Besserung für dich !
Und zum Thema Haushaltshilfe sonst mal direkt telefonisch an die KK wenden (falls du gerade eh Nix vorhast und die Filme im Tv schon in der letzten Nacht gesehen hast 😉🙈) , die können (wahrscheinlich erst nachdem du einen Antrag Unterricht hast tätig werden 🙄) eigentlich auch vermittelnd tätig werden und selbst Dienste kontaktieren …
 

Özge

Autorin, Sprecheragentin, Korrekturhörerin
Ich kann mich dem anschließen, was gesagt wurde.
Das tut mir wirklich richtig leid.
 

MonacoSteve

... nicht ganz Dichter
Teammitglied
Himmel, was für eine Geschichte!!! 😲

Du glaubst gar nicht, wie sehr ich mitfühle (sogar zufällig körperlich, weil bei mir am Dienstag plötzlich der linke Arm "ausgefallen" ist, aber das war/ist bei weitem nicht so dramatisch wie dein Fall; man kommt dann zwar nicht mehr so ohne weiteres in seine Hemden und Pullis rein, aber kann zumindest noch laufen...).

Für mich klingt das Ganze durchaus ziemlich ernst (was war das denn eigentlich damals für ein Unfall?), aber wie @ErgoEE richtig sagt...
... hier sind "Backseat-Gaming-Ratschläge" für die Situation oder gar Ferndiagnosen taktlos - du wirst ja wohl am besten wissen, was du in Anbetracht deiner Umstände verrichten kannst.
...sind die einzigen, die so eine Sache seriös beurteilen können, man selber und die, die es sich vor Ort anschauen. Wobei angesichts dessen, wie du deine Notaufnahme-Erfahrung beschreibst, bzgl. letzterem kleine Zweifel auch nicht ganz ausbleiben.

Ich drücke dir jedenfalls sämtliche Daumen, dass du - im wahrsten Sinne - wieder auf die Beine kommst!!! Alles Gute, lass dich nicht unterkriegen. 🥰
 

soundjob

Mucketier, Tontüte & Hörspielfrisör
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Ich wünsche dir zunächst einmal ganz schnell gute Besserung, Bernie. (y)
(Ich weiß, leichter gesagt, als getan).
 
Oh Mann, lieber Telli. Das tut mir leid. Mich hatten sie im Krankenhaus vor ein paar Wochen auch abgelehnt, bis sich ein Neurologe meiner Geschichte annahm, bei dem ich bis dahin nicht einmal Patient war. Der hat mich dann ins Nachbarkrankenhaus einweisen lassen. Die konnten mir dann mit einer großen OP helfen.
Ich hoffe, es ist bei dir nichts Schlimmes und drücke wirklich fest die Daumen!
 

Telliminator

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Die Story geht weiter. Einen Pflegedienst zu finden ist total einfach, man öffnet das Internet gibt Häusliche Krankenpflege ein und erhält eine Vielzahl von Anbietern für häusliche Krankenpflege. Schonmal gut. Ich telefoniere mir nun schon die Finger Wund und klappere einen Dienst nach dem anderen ab.

Also Herr S. eine Grundpflege könnten wir noch gewährleisten, aber hauswirtlschaftliche Unterstützung - da haben wir keine Kapazität mehr frei, Tut uns leid auf wiederhören. Tja, und gerade die hauswirtschaftliche Unterstützung ist das was man eigentlich bräuchte. Für die Grundpflege das bisschen Waschen und Zähneputzen krieg ich noch irgendwie am Waschbecken selber hin. Doch wenn man auf Krücken in der Wohnung rum schwingt und sich dauernd irgendwie festhalten muss, um nicht umzukippen, da wäre es schon nicht schlecht, wenn jemand da wäre zum Helfen.

Schon mal versucht eine Tüte Müll raus zu tragen, wenn man sich auf zwei Krücken festhalten muss um voran zu kommen? Kommt man sich blöde vor, wenn man den Müllbeutel mit den Zähnen festhalten muss, um den nach draußen zu buxieren, auch wenn man so gar nicht mehr richtig sehen kann, wo man hin tritt und wer mag schon unter Nase den Müllbeutel im Gebiss festhalten müssen?

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Gesundheitssystem - Pflege-Notstand - Armes Deutschland.

Tja, nachdem ich auch über Agentur keine Hilfe gefunden habe und auch schon bei der Krankenkasse um Rat gefragt habe, warte ich nun auf einen Rückruf vom Pflegestützpunkt der Stadt. Ob die mir aber weiterhelfen können, nachdem ich nun fast alle Dienste durchgeklingelt und wegen fehlender Kapazitäten abgewiesen wurde, sehe ich ziemlich schwarz, dass ich mit der tollen Verordnung für die häusliche Pflege vom Arzt irgendwie was reißen kann.

Am besten ist, man wird nicht plötzlich krank. Das sucht man sich aber auch nicht so aus. Blöde Idee. Ich hätte mir den Stuhlgang verkneifen sollen, der dazu geführt hat, dass ich nun diese komischen Schmerzen im Bein und der Hüfte habe und mich nun auf Krücken fortbewegen muss. Aber hey, ist zum Glück nix gebrochen, Sie können nach Hause gehen und nehmen sie brav Schmerzmittel ein. Volle Dröhnung sei Dank dämpft es den Schmerz und fördert Magenbeschwerden, die wiederum sorgen dafür, dass man keinen Hunger hat, muss man sich auch nix zu essen machen und braucht keine Hilfe im Haushalt. Win-Win. Sarkasmus? Ja, pur.


Bei der Gelegenheit, sage ich schon mal Danke an alle für Eure Genesungswünsche. Termin für CT hat sogar gut geklappt, Da kann ich in 14 Tagen schon hin. Sonst dauert das hier in der Gegend schonmal mehrere Monate, um einen Termin für ein CT zu kriegen. MRT dauert auch ewig und von anderen Fachärzten will ich gar nicht sprechen. Ein Lungenarzt meinte mal, wir hätten einen Termin im Frühling nächstes Jahr für sie. bis dahin sind wir ausgebucht. Da darf man echt nicht Akutes kriegen....
 

Nanami

Es sind heute viele Leute in Versailles
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Tut mir leid, Telli. Das muss echt schlimm sein. Gute Besserung!!!

Aber was soll das Personal auch machen?
Es gäbe zumindest einige einfache Lösungsansätze, aber die will immer keiner hören bzw. will ich dieses Forum hier damit nicht in Verruf bringen.
 

Husky Grey

Kreativer Husky ^^
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Oh man, das tut mir echt leid. Gesundheit, ist das größte Gut, das man sich wünschen kann. Ich hoffe , es wird bald wieder besser für dich @Telliminator , viel Glück und gute Besserung.
 

DerOtter

⭐ (Schau-)Spieler, (Film-)Macher, (Sound-)Fan 🦦
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Man, das ist ja eine total wilde Geschichte.

Schlimm nur, dass hinter manchen (vielen) Geschichten auch echte Menschen stecken.

Das tut mir sehr, sehr leid für Dich @Telliminator !
Alles, alles Gute für Dich! Komm schnell wieder auf die Beine - sorry 🤦‍♂️

Das Problem im Gesundheitssystem sind ja nicht die Kranken - das werden nunmal mehr, wenn wir immer älter werden aber kaum Nachwuchs haben - sondern unsere Unfähigkeit, genügend Menschen für Pflegeberufe zu begeistern, weil wir sie schlecht behandeln, schlecht bezahlen und auch einfach nicht mehr genug Leute sind.

Schön, dass wir hier wenigstens gemeinsam schöne Dinge tun und uns - ungeachtet von Politik und Meinungen - umeinander und um schöne Geschichten kümmern.

Ich drücke Dir und allen anderen Kranken ganz doll die Daumen und freue mich, dass ihr hier wenigstens ein emotionales Ventil findet.

Alles Liebe vom

Olli, 🦦
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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Also erst einmal, gute Besserung für dich Bernhardt. Mein Süße sagt immer, alt werde darfst du nicht....´tja , leicht gesagt. Zu meiner Jugend gab es ja noch den Wehrdienst und damit auf den Zivildienst. Als Zivi habe ich damals 24 Monate häusliche Alten-, Kranken- und (wie es damals hieß) Behindertenpflege gemacht. Damals gab es über 100.000 Zivis pro Jahr (!). Die fehlen uns jetzt. Und glaub mir son "langhaariger Bombenleger" würde dir jetzt echt helfen. Ich hatte damals auch viel Spaß mit meinen Patienten...
 

soundjob

Mucketier, Tontüte & Hörspielfrisör
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In einem Gesundheitssystem, in welcher der bedürftige Patient als "Ware und Marge" betrachtet wird, hat man die Arschkarte.
45 Jahre Kassenbeiträge, private Altersvorsorge, Notgroschen und am Ende kostet dich das Krankenpflegebett mit `nem kleinen Regal für drei Familienfotos überm Kopf im Pflegeheim, auch noch ü4000 im Monat.
Dann schielt ein Lauterbach rüber nach Amiland unter der Prämisse, dass hier in DE doch alles so viel besser sei.
Echt jetzt ?
Wirst du in den USA krank, dann bist du u.U. quasi verarmt und bankrott.
In Deutschland wirst du allerdings nicht weniger bankrott gemacht, nur erfährst du es etwas später ;)
Mittlerweile hast du hier in Brandenburg Rettungseinsätze, die mit 200-750 Euro aus der eigenen Tasche bezahlt werden müssen... in der Hoffnung, dass man etwas von der KK zurückbekommt.
Mittlerweile haben Menschen Angst vor den Kosten, um in Ernstfall überhaupt einen RTW zu rufen und dümpeln mit `nem Taxi in die Notaufnahme.
 

Telliminator

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Kleiner Lichtblick. Ich habe nun vermutlich einen Pflegedienst gefunden, der noch Kapazitäten frei hat. Durch ein Telefonat mit der Krankenkasse wurde ich an den örtlichen Pflegestützpunkt der Stadt verwiesen und dort wusste man tatsächlich noch einen Pflegedienst, der außerhalb der Stadt ansässig ist, der noch Kapazitäten frei haben müsste. Gesagt getan, dort angerufen und - klar haben wir für Grundpflege und Kapazitäten für hauswirtschaftliche Leistungen frei - etwas perplex - wie schnell das dann doch gehen kann. Jetzt hab ich die Verordnung dort schon hingeschickt und man beantragt die Kostenübernahme nun bei der Krankenkasse und ich erhalte einen Rückruf zwecks Terminen und Planung. So einfach kann´s sein.

Hinsichtlich der Lage im Bereich Pflege hatte Corona bereits gezeigt, dass wir ein riesiges Defizit an Pflegefachkräften im Land haben. Das liegt mitunter an den Arbeitsbedingungen, der niedrigen Bezahlung, die den Beruf eher unattraktiv machen. Auch im Bereich der Krankenhäuser und gerade hier in der Region lockt Luxemburg mit fast 6 stelligem Jahresgehalt und anderen Arbeitsbedingungen die medizinischen Fachkräfte über die Landesgrenze. Und was versucht Deutschland? Man will aus Thailand, Afrika und Südamerika Fachkräfte abwerben oder sogar und sogar hier ausbilden, wenn die spitz kriegen woanders gibt es mehr Lohn für gleiche Arbeit und "bessere" Bedingungen, sind die auch sofort wieder weg oder gehen zurück in Ihr Heimatland, weil dort werden sie auch gebraucht. Wir müssten grundlegend etwas verändern. Krankenhäuser müssen aus dem Wettbewerb raus und die Kosten für medizinische Versorgung und vor allem für ausreichend Personal gedeckt werden, auch wenn für die Betreiber und Chefärzte hinten raus keine Gewinn- oder Bonizahlungen an Jahresende anstehen. Das müsste alles so ausreichend vergütetr sein, dass jeder damit gut über die Runden kommt. Und genauso müsste das auch bei Pflegediensten sein und deren Gehälter entsprechend hoch und gesichert sein.

Nach meinen Unfall vor 2 Jahren, konnte ich aus dem Krankenhaus nicht nach Hause, wegen Rolstuhl und Beine in Schienen und musste bis zur Reha in eine Kurzzeitpflege. Neben dem was die Pflegekasse an Kosten für 3 Wochen übernommen hatte musste ich fast das Gleiche nochmal privat zuzahlen - summa sumarum etwa 3500 Euor - da wäre ich in einem 3 Sterne Hotel fast besser versorgt gewesen für weniger Geld. Aber auch hier war das Problem, das Fachpersonal nicht beizukriegen war und die wirklich gut ausgebildeten Leute, hatten schon besser bezahlte Jobs in Aussicht und bereits gekündigt. Dennoch war die Pflegeeinrichtung hoffnungslos unterbesetzt und hatte mit viel zu wenig Personal zu viele "Insassen" zu versorgen. In so eine Einrichtung möchte ich nie wieder. Es muss sich gesellschaftlich etwas verändern und vor allem die Art, wie wir im Alter mit zunehmendem Pflegebedarf gemeinsam zusammenleben möchten und das würdevoller und vor allem menschlicher gestalten können, so das für beide Seiten, die Patienten als auch das Personal, das sich um alles kümmert, eine lebensbejahende und freudige Zeit entsteht ohne finanziellen Druck und Zeitmangel für den einzelnen Menschen.
 

Kluki

Kann mich jemand hören? Hallooooo!
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Ist es nicht schlimm? Keiner will den Job machen, weil er hart ist und schlecht bezahlt. Aber man braucht ihn. Das System krankt an llen Stellen. Und warum? Weil das Geld in völlig falsche Taschen fließt. Und die, die wirklich Hilfe brauchen werden im Regen stehen gelassen. Leider spreche ich da aus Erfahrung und kämpfe seit Jahren mit der Rentenversicherung. Die Bearbeiter dort sollten froh sein, nicht in der Situation der Antragsteller zu sein. Entschuldige, ich rege mich nur auf.
Ich wünsche Dir von Herzen gute Besserung und hoffentlich wird es bald besser. Zumindest ist es immer gut, wenn man endlich eine Diagnose weiß. Dann kann man besser mit umgehen, als dieses in der Luft hängen und sich fragen, was denn bitte los ist. Fühl Dich gedrückt
 

Telliminator

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@Kluki - Danke Dir.

Wenn Dir die Rentenversicherung quer kommt und Ärger macht, viellleicht kann man Dich da unterstützen? Wenn auch gleich vielleicht hier nur moralisch. Ansonsten findet sich vielleicht eine andere Stelle, die Dir weiterhelfen kann, um mit denen von der Rentenkasse auf einer anderen Ebene für Dich zu kämpfen und zu streiten.

Die Diagnose von Notaufnahme ist zumindest nicht korrekt gestellt worden. Sagt zumindest mein Physiotherapeut. Im Bericht steht ich hätte keine Rotationsschmerzen im Bein - und wie ich die habe und er meinte für eine richtig aussagekräftiges Diagnose hätte man mich auch ein- zweimal im Stehen röntgen müssen, um in der Hüfte / Bein einen Schiefstand oder Enge als Ursache sehen zu können.

Naja, jetzt gehts in 14 Tagen weiter mit dem CT und ich muss ganz ehrlich sagen, die Dame am Telefon, die mit mir den Termin ausgemacht hatte, war sehr nett und hat extra ein großes Zeitfenster für die Untersuchung ausfindig gemacht. Es gibt sie noch, die Menschen, die mit Menschlichkeit ihre Arbeit verrichten und wirklich auch helfen wollen.

Ich denke es würden sich schon einige dafür Entscheiden solche Jobs zu übernehmen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Man nicht dauernd Vertretung für ausgefallene Kollegen übernehmen muss, Dienstpläne gerecht und und Familienfreundlich gestaltet werden können, keine Überbelastung und auch das nötige Kleingeld, dass man davon Leben kann und sich vielleicht später im Alter auch eine solche Pflege leisten können wird, wenn man sie braucht. Das ist etwas was ich nicht nachvollziehen kann. So grundlegend in manchen Berufen. Warum werden zum Beispiel Taxifahrer nicht so gut bezahlt, dass sie sich selbst eine Taxifahrt leisten können? Warum erhalten Pflegekräfte nicht so viel Geld, dass sie sich auch eine zusätzliche Pflegeversicherung leisten können, für später im Alter auch gepflegt werden zu können ohne sich in den finanziellen Ruin zu stürzen oder nur einen Pflegeplatz im Doppelstockbettzimmer kriegen der vom Sozialamt bezahlt wird?

Das Ganze System ist krank und manchmal frage ich mich ob die Wertstellung für Produkte und Dienstleistungen in unseren Köpfen noch stimmt. Warum kostet ein "normales" Auto heutzutage so viel, wie manch ein Grundstück auf das man früher sein Haus bauen konnte. Warum muss man heute über 500.000 Euro für einen Hausbau einplanen, was man früher für 300.000 D-Mark bekommen hätte? Wieso steigen die Preise bei uns in Deutschland für Lebensmittel derartig an und wenn man über die Grenze schaut kostet dort die Milch und der Saft gleich 10 bzw. 30 Cent weniger? Fragen über Fragen. Wenn ich jetzt anfange über die Politik zu schimpfen, dann wird der Threat hier komisch.
 
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