AW: Kinopreise werden erhöht
Die Frage ist ja immer (wirklich IMMER, vor allem in der Politik) "Ist das böse Absicht oder Blödheit?".
Das ist Absicht.
Ich kann mir auch gut vorstellen, dass in den Produktionsfirmen Menschen (...)
Die Produktionsfirmen erhöhen nicht die Preise. Die verkaufen ihre Produkte an den Verleih/das kann auch ein Geldgeber sein (z.B. Studio) und die wiederum verkaufen weiter an den "Händler" (= Kinobetreiber). Wenn der Kino-Betreiber morgen sagt, meine Karten kosten 2000 Euro das Stück und damit einen funktionierenden Betrieb gewährleistet, dann interessiert das den Macher wenig. Der hat sein Geld schon bekommen und da überhaupt keine Aktien mehr drinn.
Die gesamte Contentindustrie hat es einfach nicht geschafft und gewollt, in einem digitalen System anzukommen.
Interessanterweise sind diese Preiserhöhungen (und gut - das ist eine Kette) genau eine Reaktion auf das von dir angesprochene Problem, was mit Sicherheit in der Vergangenheit und vielleicht teilweise immer noch (wir werfen ja hier alles von Musik über Bild bis hin zu Film in einen Topf) besteht.
Der Grund dafür, liegt an dem Umstand, dass Kinofilme nur noch ganz ganz selten ein Plus an der Kasse erwirtschaften. Das ist schon seit ca. 20 Jahren so. Deswegen wird jeder Film der das schafft auch so beworben. Das hat sich natürlich verstärkt durch das Vorankommen der DVD und heute Blue-Ray. Also setzen Kinobetreiber vor allem in Deutschland verstärkt auf das "Event-Kino". Ich meine damit, wie auch einer in diesem Thread sagte, dass der Otto-Normal-Bürger alle 2 Monate MAXIMAL in eine Vorstellung geht. Also ein Kino-Besuch wird zu etwas wie ein Besuch im Schwimmbad oder Vergnügungspark. Dadurch, dass diese DVD, Blue-Ray, Internet "Welle" auch in den USA zu Zuschauerveränderungen geführt hat, stürzen sich gerade die amerikanischen Betreiber auf den 3D-Film. Deswegen geht das weiter mit diesem "Genre". Es geht konform einher mit dem Otto-Normal Zuschauer und wie oft der das Kino besucht. Das ist das erste Rezept was funktioniert (THX z.B. - also was über das Klangerlebnis zu erreichen hat sich nicht rentiert, es gibt zig Ideen die sich da in den letzten 20 Jahren nicht durchgesetzt haben) und deswegen setzen die darauf und dieser Trend ist von dem Betreiber dieser Kette in Deutschland erkannt worden. Deswegen argumentieren die auch mit der Anschaffung von neuen Projektoren (das gibt eine Rechtfertigung für uns Verbraucher) ABER was da auch hintersteht, dass in Deutschland auf Grund der "Immer billiger" Mentatlität es sich nicht auf normalen Betriebsabläufen lohnt. Also setzt man ebenfalls auf diesen Event-Charakter (wie z.B. 3D - normalerweise ist sowas ein Risiko - wenn 3D im nächsten Jahr out ist - hast du ein Investitionsvolumen von Millionen X - für das es keine Filme mehr gibt - sie setzen darauf) und da sagen die sich auch: Wieviel ist jemand bereit in Deutschland für Unterhaltung zu bezahlen?
Und wir haben gerade in Deutschland was moderne Medien angeht eine große Bezahl-Mentalität (z.B. eine PS3 ist in Deutschland nicht so teuer, weil wir höhere Zölle haben als die USA sondern einfach weil der Konsument es bezahlt, wir sind das einzige Land neben S-Korea mit so einem starken PC-Unterhaltungsvolumen, der Rest der westlichen Welt setzt auf Konsolen (PS3, XBox, WII etc.) ). Das ist hier nix anderes.
Also nochmal: Wenn ich morgen einen Film mache für 100.000 Euro - dann investiere ich, Ryan 100.000 Euro (in Film und Equipment (das ist immer das teurste), Gehälter, Andere Kosten etc.) - Dann komm ich zu (z.B.) Pandialo (weil er gerade jetzt da ist) und wir beide überlegen wieviel du mir dafür geben kannst: Sagen wir 150.000 Euro.
Ich sage: Super. 50 tsd. Gewinn gemacht.
Jetzt geht Pandialo hin und verkauft das Produkt an 20 Länder. Dafür muss er Werbung machen, hat verschiedene Kosten für z.B. Kopien (jedes Kino muss ja seine Kopie haben) aber nach pi mal Daumen, kann er den Film für 10 tsd. Euro pro Land verkaufen.
Jetzt geht Pandialo hin und sagt auch: Cool. Auch 50tsd. GEwinn gemacht (er hat Ryan 150.000 gegeben und 200.000 tsd. eingenommen).
Jetzt geht Badda als einziger Kinobesitzer von Badda-Land hin und rechnet. Er hat 10.000 Euro bezahlt - die muss er auch wieder reinkriegen PLUS seine laufenden Kosten. Er weiß in Badda-Land geht jeder 10 ins Kino, aber Bada-Land hat nur 1000 Einwohner. Das heißt wenn er die Kino-Karte für 10 Euro verkauft - zahlt er drauf - denn er kann davon nicht seinen Strom bezahlen. Frau Badda wird sehr sauer, weil die Kinder neue Schuhe brauchen und der arme Tagirijus der in Baddas-Kino arbeitet kann seine Miete auch nicht bezahlen.
Also sagt Badda: Meine Kino Karte für diesen tollen Ryan-Film eine Pandialo-Produktion kostet 12 Euro.
Und das ganze wird noch viel schlimmer, weil nämlich in Badda-Land das Blatt Christopherus das meistgelesenst Medien-Magazin ist, dass auch von etwas leben will und hat über drei Ecken herausbekommen, dass die Ausgaben für ScarHunter in diesem Ryan-Film 40.000 Euro betragen haben. Christopherus ist nicht dumm und macht das gleich als Medien-Aufhänger auf Seite 3 direkt neben dem Pin-Up-Girl und 80% der Männer in Badda-Land lesen: "ScarHunter bekam 40 tsd. für "ScarHunter II"".
Mit Pio bei Ryan-Film hat Christopherus nicht gesprochen, aber PR-Manager Pio freut sich über die kostenlose Werbung.
Und jetzt ruft Amara bei Ryan-Productions oder Pendialo-Film an und sagt:
Muss ein Schauspieler wirklich Millionen für EINEN Film bekommen? Ist das wirklich ein realistisches Gehalt?
Und verlangt, dass ScarHunter 35 tsd. Euro zurückgibt, die der arme ScarHunter nie bekommen hat, was ihm natürlich keiner glaubt, weil er letztens noch im Christopherus Magazin in Armani-Mode und einem Porsche abfotographiert wurde - der ein Geschenk von Autohaus Silas war - die hoffen mit ScarHunter Prestige-Werbung zu betreiben.
Gruß
Ryan
Edit: Das ist mir noch mal wichtig klarzustellen: Das Problem sind nicht die 50tsd. Gewinn die Ryan und Pandalio hier machen (natürlich werden die ein bisschen mehr machen als jeder andere hier - aber die sind ja kein Wohlfahrtsunternehmen für Kunst) - die brauchen die um morgen noch einen Film zu machen - das Problem ist das Risiko was Badda eingeht und dessen Kalkulation. Wenn jetzt zufälligerweise "ScarHunter II" ein Mega-Erfolg in Badda-Land wird - und nicht jeder 10 sondern jeder 5 ins Kino kam - dann freut sich Badda ein Loch in den Bauch.
Das ist letztendlich ein normaler Prozess, der aber nichts damit zu tun hat wieviel ScarHunter an dem Film verdient.