AW: Hell
Vieles ist Geschmackssache - da gebe ich dir recht, Michael. Und freilich gilt: Wer sich amüsiert und gut unterhält, der tut nicht nur so. Spaß ist ein vollkommen evidentes Phänomen für den, der ihn empfindet (genauso wie die Abwesenheit davon). Oder um es mit den Worten von Matthias Beltz zu sagen: "Es sind die Armen im Geiste, die sich nach einer Vorstellung beklagen, sie hätten sich unter ihrem Niveau amüsiert."
Ob ein Film dann aber nicht nur subjektiv als gut empfunden wird, sondern eben auch intersubjektiv (von objektiv möchte ich gar nicht sprechen), dazu bedarf es manchmal tatsächlich Zeit. Da gebe ich Dion völlig recht. Dazu muss die Gemeinschaft derjenigen, denen Filme am Herzen liegen, in einigen Fällen jahre- und jahrzehntelang lang streiten und diskutieren, und im Laufe dieses Prozesses kann ein Film durchaus auch schon mal verschütt gehen und später wiederentdeckt werden.
Die Sache, die mich aber wirklich stört, ist folgende: Seit ungefähr 20 Jahren wird uns mindestens einmal im Jahr (wenn nicht deutlich häufiger) ein deutscher Horror- oder (wenngleich deutlich seltener) SciFi-Film präsentiert, und immer mit denselben Worten: "Wow! Endlich, endlich ein Genrebeitrag aus Deutschland! Endlich ein Film, der mal keine Kömodie oder kein Drama ist."
Aber in Wirklichkeit werden viel, viel mehr solcher Filme produziert, als man meint. Man erinnert sich eben nur nicht an den Großteil von ihnen - denn dieser Großteil von ihnen ist leider zum Vergessen.
Dass die qualitative Spanne dieser Filme dabei sehr weit ist, will ich nicht leugnen. Der oben zitierte "Flashback - Mörderische Ferien" zählt sicherlich zum Erbärmlichsten, was ich mir jemals in einem Kino angesehen habe (und hat sich mit gerade und allein deshalb fest ins Gedächtnis eingebrannt.)
Das französische Kino hat nur vier bemerkenswerte Filme benötigt, um in den letzten Jahren zu einer festen Größe im aktuellen Horrorfilm zu werden: "High Tension", "Frontiers," "Martyrs" und "Inside" (Ich schreibe mit Absicht "bemerkenswert" statt "gut", denn persönlich finde ich nur "Martyrs" herausragend, während ich z.B. "Inside" für eine äußerst fragwürdige Schlachtplatte halte).
Michael Hanekes "Funny Games" (das Original) sorgte international für Furore. Nicht, weil die Leute sich für österreichischen Film interessiert hätte. Sondern weil alle, die den Film gesehen haben, den Eindruck hatten, dass da jemand mit einer künstlerischen Vision auf dem Regiestuhl saß.
Es ist letztlich völlig egal, wieviele Genrefilme wir auf den Markt werfen. Solange diese Filme nicht auf einer inhaltlichen oder künstlerischen Ebene überzeugen (oder zumindest "bemerkenswert" sind), werden sie doch bloß wieder sofort ins kollektive Vergessen verschwinden. Und dann ist es auch ganz egal, wieviele Preise solche Filme erhalten haben.