Hi
@schnitzel
zunächst mal vielen Dank für dein ausgiebiges Feedback.
Ich weiß das sehr zu schätzen und möchte daher auch auf einige deiner Punkte eingehen.
1. Meinen allergrößten Respekt für das Abschließen dieses Großprojekts! Gratulation für das erste(?) eigene geschriebene und vertonte Buch! Dazu gehört schon echt eine gewisse Prise Durchhaltevermögen, Disziplin und Masochismus
Haha!! Masochismus trifft es teilweise wirklich, wenn ich überlege wie oft ich ganze Kapitel neu eingesprochen habe weil ich immer wieder Haare in der Suppe gefunden habe.
Aber danke für die Blumen und ja, es ist mein erstes und bisher einziges Buch welches ich geschrieben habe.
Vertont habe ich bisher nur kürzere Geschichten aber noch kein Buch.
Ich muss aber auch dazu sagen, dass meine Geschichte nicht als Buch geplant war.
Das hat sich so ergeben beim niederschreiben meines Tagesbuches.
So habe ich sicher nicht nur eine Regel des Schreibens gebrochen. Aber es war in vielerlei Hinsicht ein Übungs- und Spaßprojekt. Da ich an diesem Buch (160 Seiten, davon 70 Fotos) schon fast 1 Jahr dran gesessen habe, wäre hier sicher nichts verdient.
Zur Produktion/ Zum Sprechen:
- Am Anfang hab ich dir noch angehört, dass du dich noch nicht "eingesprochen" hast und noch den GANZ leichten Hauch von "vorlesen" und eben nicht "erzählen" Inne hast. Das legte sich dann aber unglaublich schnell und war für mich über weit die Hälfte des Hörbuchs gar nicht mehr zu vernehmen. Zum Schluss hast du einen wunderbaren Plauderton drauf dem man sehr gut zuhören und lauschen kann.
- Die Musikuntermalung im allerersten Track fand ich in der ersten Minute ganz nett, in der zweiten Minute ging er mir aber schon arg auf den Keks. Die Lösung die du später gefunden hast, mit dem kurzen musischen Untermalen der Anfänge und Enden eines Kapitels fand ich echt super! Weiter so!
- Störende Nebengeräusche, Schwankungen in der Lautstärke, Unangenehm aufgearbeitete Frequenzen, etc... waren GARNICHT zu hören (zumindest nicht in meinem Mitsubishi Colt bei 140 auf der Autobahn
) Von daher produktionstechnisch 1A mit Sternchen, von mir.
Ja man findet sich mit der Zeit wohl rein. Die Aufnahmen sind über einen Zeitraum von rund 8 Monaten entstanden
und die Konstanz ist nicht immer gegeben. Aufnahmezeiten wie es gepasst hat (Abends oder mal Miittags) Tagesform usw. Aber ich verstehe deinen Punkt. Mein Respekt gilt seither jedem professionellen Hörbuchsprecher.
Wegen der Musik, ja ich hatte etwas gehadert. Aber dieses wunderschöne Gitarrenintro (vom
@7klang übrigens)
hat es so schön untermalt, dass ich nicht kürzen wollte. Aber ich werde es noch kürzen bevor ich die CDs machen lasse (nur Kleinserie 30 CDs zum verschenken).
Zum Text/Buch:
Ich erwähnte ja eingangs, dass das Thema mich nicht wirklich beschäftigt und vielleicht bin ich deshalb ja mit falschen/nicht angebrachten Voreingenommenheiten ran gegangen.
Kurz: Es ist ein Reisebericht.
Ich hätte mir noch ein wenig mehr über deinen "seelischen" Vorgang erhofft. Aber ich weiß auch, dass sowas unglaublich schwer zu (be)schreiben ist und noch schwerer ist zu veröffentlichen oder du vielleicht deine Wanderung nicht so sehr über diese Komponente empfunden/definiert hast und deswegen darüber nichts berichtet wird. Das Buch bleibt eben sehr auf dem Erlebten hängen (Was gab es zu essen, Wann wurde ins Bett gegangen; Wer war da) und geht weniger explizit in die Introspektive. Die Introspektive konnte man zwar zwischen den Zeilen erahnen, aber gerade beim Thema "spirituell motiviertes Wandern" hätte ich persönlich mir einen Tick mehr gewünscht. Höchstwahrscheinlich ist das aber nur mein voreingenommener Wunschgedanke bei dem Thema gewesen und ist daher auch weniger wichtig.
Klar dass man an einem solchen Werk, wenn man es vor sich liegen hat, unterschiedliche Erwartungen hat.
Es ist tatsächlich ein sehr persönlicher Reisebericht und es ist da soviel passiert, dass es durchaus doppelt so dick werden konnte. Wie du selbst schreibst, es ist nicht so einfach niederzuschreiben was einen bewegt, was der Weg mit einem macht und wie sich die Gemütszustände ändern. Ich hatte (wie im ersten Kapitel erwähnt) kein seelisches "Packerl" mit mir herumzutragen. Aber mir war wichtig einmal runterzukommen und aus dem täglichen Wahnsinn wo man medial dauerbestrahlt wird, auszubrechen. Der ständige Zwiespalt zwischen "Ich gehe allein - ich möchte Gesellschaft" war permanenter Begleiter. Ich wollte dem Leser gern nahebringen wie schön dieses Freiheitsgefühl beim Laufen ist. Aber auch profane Dinge wie, was gibt's zu Essen, wo schlafe ich heute?, wie ist das Wetter usw.
Begeisterung des tollen Weges und das Vermissen der Familie waren für mich wichtige Punkte die sich ständig wiederholten. Vieles kann man dann thematisch nur oberflächlich bedienen. Spirituelles und Tiefenpsychologie, das können andere sicher besser. So konnte ich also nur meine Selbstbeobachtungen schildern. Das simple Caminoleben kann einem so viel Freude und Zufriedenheit bringen.
Ohne das jetzt religiös zu meinen.
Eines muss ich noch loswerden: Du hast gefühlt mehr Leute auf der Reise kennengelernt als ich in den letzten 10 Jahren! Und das mit den Wanderstöcken war echt gut geschrieben und umgesetzt. Als du zum dritten mal mit dem Stock anfingst musste ich schon laut loslachen
Ja wahnsinn oder?
Mir geht's im normalen Leben genauso.
Aber auf dem Camino sind alle gleich. Alle haben das gleiche Ziel. Man spricht mit Menschen mit denen du sonst nie Kontakt hättest. Man hilft sich, hört einander zu (meistens
) und es ist einfach klasse dass es hier keine Grenzen gibt.
Als du zum dritten mal mit dem Stock anfingst musste ich schon laut loslachen
Ja Der Wanderstock und ich. Das ging nie lange gut.
Aber in bergiger Landschaft muss der sein.
Zum Schluss musste ich selbst schon drüber lachen.
Insgesamt ein wunderbares Erstlingswerk bei dem ich nur Beifall klatschen kann. Das Vorhaben des Wanderns an sich, bis zum Buch schreiben und daraus dann, als I-Tüpfelchen, noch ein Hörbuch selber zu produzieren, in dieser sehr hohen Qualität; Chapeau! Du kannst unglaublich Stolz auf dich sein! Aber ich denke dafür brauchst du nicht so jemanden wie mich, der dich daran erinnert.
Vielen Dank nochmal. Ja das Buch hätte ich wohl so oder so geschrieben, auch wenn es nun niemand zu Gesicht bekommen hätte. Aber es ist ja das Teilen was solche Dinge so wertvoll macht.
Und ohne Feedbacks wie deines, kann man aus Fehlern für Folgeprojekte nicht lernen.
PS: Ich werde im Oktober übrigens wieder los und 700 km von Pamplona bis Santiago wandern/pilgern.
Darüber werde ich dann aber kein Buch schreiben.
Viele Grüße
Alex