Poldi

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Gruselkabinett - 11. Der Untergang des Hauses Usher

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Erster Eindruck: Ein Meisterwerk des Schreckens

Auf die Bitte eines alten Schulfreundes kehrt Philipp Belfield zurück in den Wohnsitz der Familie. Doch bei seiner Ankunft ist der Butler Briggs überrascht und behauptet, Roderick Usher habe ihn nicht eingeladen. Auch seine Schwester Madeline erkennt ihn vorerst nicht, macht aber merkwürdige Anmerkungen über die gesamte Familie. Als Philipp seinen Jugendfreund dann wieder trifft, lässt sich der Untergang des Hauses Usher scheinbar nicht mehr aufhalten…

Als Meister des Schreckens gilt der Schriftsteller Edgar Allan Poe bei vielen, da überrascht es wenig, dass eine seiner Geschichten Einlass in das Gruselkabinett von Titania Medien gefunden hat. Als elfte Folge erschien Der Untergang des Hauses Usher und hat viele der vorangegangenen Folgen in den Schatten gestellt, und auch andere Produktionen der Geschichte können nicht wirklich mithalten. Die Erzählweise ist sehr stringent und hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf, sodass mit etwa 60 Minuten eine kürzere Folge der Serie erschienen ist, die dafür sehr dicht ist, keinerlei Lücken in der Spannung zulässt und dem Hörer kaum Zeit zum Atmen gibt. Ständig ist er genau wie Philipp Belfield im Zwiespalt darüber, wem er glauben schenken soll. Diese Ungewissheit ist dermaßen aufreibend, dass man alles andere um sich vergisst und sich völlig auf die Handlung einlassen kann. Hinzu kommen einige unglaublich gruselige Szenen, die wahrlich Gänsehauterreger sind. Wie viele Geschichten von Poe kommt auch diese völlig ohne übernatürliche Ereignisse aus, der Horror bezieht sich einzig auf den Menschen an sich, mit dessen Gefühlen meisterlich gespielt wird. Diese einzigartige und packende Umsetzung sollte definitiv jedem Hörspielfan bekannt sein.

Ebenfalls typisch für Edgar Allan Poe ist die Reduktion der handelnden Personen, sodass hier gerade einmal vier Sprecher benötigt werden. Der unverständlicherweise weitgehend unbekannte Oliver Feld hat dabei den größten Part als Philipp Belfield und füllt diesen nicht nur komplett aus, sondern meistert auch die eingestreuten Erzähltexte mühelos und mit eindringlicher Stimme. Als Roderick Usher ist Tobias Kluckert zu hören, der seine große Palette an Emotionen präsentieren darf und eine sehr intensive und beeindruckende Darbietung abliefert. Ebenso hoch zu loben ist Claudia Urbschat-Mingues als Madeline Usher. Sie ist liefert jede Menge gruseliger Momente und sorgt für eine spannende Grundstimmung. Das Quartett komplettiert Kaspar Eichel, der als Butler Briggs zwar nur wenig Text hat, diesen aber umso geschliffener und betonter spricht.

Auch wenn man es kaum glauben mag, auch bei der atmosphärischen Gestaltung ist dieses Hörspiel seinen genialen Vorgängern eine Naselang voraus. Besonders am Ende trumpft es noch einmal aus, und Titania Medien setzt viele Stilmittel ein, um den bestmöglichen Effekt zu erzielen. Besonders die Symbiose aus geflüstertem Text und schauriger Musik hinterlässt bei mir einen bleibenden Eindruck.

Sehr zurückhaltend ist dieses mal die Covergestaltung, was mir sehr zusagt. Keine Menschen, nur das Nebel verhangene alte Herrenhaus mit dem unheilvollen Raben im Vordergrund. Das passt nicht nur optimal zum Hörspiel und transportiert viel von dessen Grundstimmung, sondern lässt auch viel Spielraum für die Gedanken des Einzelnen.

Fazit: Ein ganz großes Meisterwerk der Hörspielkunst, feinsinnig arrangiert und voller widerstrebender Gefühle. Eine der besten wenn nicht sogar DIE beste Folge der Serie. Unbedingt anhören!
 
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