Poldi
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Themenstarter/in
Gruselkabinett – 123. Die Zeitmaschine
Erster Eindruck: Der Blick in die Zukunft
Bei einer wissenschaftlichen Diskussion zwischen drei befreundeten Forschern entbrennt eine Auseinandersetzung um die vierte Dimension, die Zeit. Dabei überrascht der Gastgeber seine Gäste, indem er ihnen von einer selbst gebauten Zeitmaschine erzählt. Zunächst wird noch an seinen Aussagen gezweifelt, doch dann beginnt der Zeitreisende von der weit entfernten Zukunft zu berichten...
Die Zeit von H.G. Wells ist beim Gruselkabinett gekommen, 2017 erscheinen gleich mehrere Geschichten des bekannten Science Fiction-Autors. „Die Zeitmaschine“ dürfte zu seinen bekanntesten Erzählungen zählen und ist als 123. Folge der Reihe vertont worden und ist lange Zeit recht verhalten. Das Intro ist recht lang und geprägt von vielen Diskussionen der drei Wissenschaftler, die die Handlung nur langsam voranbringen. Bis der Bericht von der Zeitreise beginnt, vergeht also etwas Zeit, und auch dann kommt die Handlung nicht richtig in Schwung, weil viel aus der Sicht des Zeitreisenden im Monolog erzählt wird. Die fremdartige Welt, in die er eintaucht, wird erst nach und nach richtig lebendig. Dann konnte mich die Erzählung aber auch völlig gefangen nehmen, wozu auch die faszinierende Weena beigetragen hat, die für den namenlosen Zeitreisenden schnell eine wichtige Bezugsperson wird. Nur langsam schleicht sich dann ein Gruselfaktor ein, indem die Schrecken der Welt und deren Hintergründe aufgedeckt werden. Ein recht kleiner Teil des Ganzen, der aber sehr gut gelungen und am Ende sehr spannend erzählt wird. Das Ende wird dann wieder recht ruhig und mit einigen fast schon philosophischen Gedanken erzählt, bleibt aber offen und lässt das Schicksal des Zeitreisenden offen, was zusätzlich zum Nachdenken anregt. Mir gefällt die Atmosphäre der Folge, auch wenn hier anfangs zu viel Zeit gebraucht wird, um auf den Kern der Geschichte zu kommen.
Vielleicht stellt sich bei dieser Folge eine bestimmte Frage noch etwas mehr: Was erwarte ich von einem Hörspiel? Zugegeben, wer puren Grusel erwartet, wird hier nicht fündig, und auch eine bis ins Detail vollständige Umsetzung von Buchvorlage oder Film ist hier nicht entstanden. In meinen Augen macht das aber gar nichts, da mir die Stimmung und die akustische Gestaltung sehr gut gefällt, die Sprecher sind richtig gut besetzt, und auch wenn keine Hochspannung aufkommt, ist alles unterhaltsam erzählt. Und so ist in meinen Augen eine allzu negative Bewertung nicht gerechtfertigt, die vielleicht aus der Enttäuschung in einem der oben genannten Punkte resultiert. Denn bei nochmaliger Betrachtung oder dem direkten Vergleich mit nicht so hochwertig produzierten Hörspielen ist ein völliger Verriss einfach nicht stimmig.
Sascha von Zamelly ist als Zeitreisender die zentrale Figur dieser Folge und füllt diese mit seiner akzentuierten und eingängigen Sprechweise sehr gut aus und kann so eine dichte Atmosphäre schaffen. Annina Braunmüller-Jest ist in der Rolle der Weena in der Zukunft zu hören und setzt ihren sanften Klang auch hier wieder sehr gekonnt ein, um eine faszinierende Persönlichkeit zu schaffen. Claus Thull-Emden hat mir als Filby auch sehr gut gefallen, er nimmt anfangs die Rolle des Zweiflers ein und kann den später empfundenen nachdenklichen Schrecken sehr gut widerspiegeln. Weitere Sprecher sind Matthias Lühn, Marianne Mosa und Johannes Bade.
Das Gruselkabinett steht auch für ein ganz bestimmtes Klangbild, welches natürlich auch hier wieder Anwendung findet. Wie die Geschichte ist der Start auch dabei recht ruhig, erst später schleichen sich auch orchestrale Melodien ein. Besonders auffällig ist dies in den dramatischeren Momenten gegen Ende, bei denen beispielsweise die Blechblasinstrumente auch mal richtig auffahren dürfen.
Sehr ansprechend ist auch das Cover zur Folge gelungen, dass dem Betrachter einen Einblick in die dystopische Welt, die Wells beschrieben hat. Im Mittelpunkt steht dabei die riesige Statue, die an eine Sphinx erinnert, aber auch die fast weißhaarigen Menschen und nicht zuletzt die detailreich gezeichnete Zeitmaschine ergeben ein anziehendes und sehr gelungenes Titelmotiv.
Fazit: Auch wenn sich diese Folge des Gruselkabinetts nur sehr langsam aufbaut, kann die düstere Erzählung mit der erschreckenden Zukunftsvision schnell eine dichte Atmosphäre aufbauen. Das Kernstück kommt dabei fast etwas zu kurz, strahlt aber auch bis ins ruhig erzählte Ende hinein und hinterlässt einige nachdenkliche Momente.
VÖ: 30. Juni 2017
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5455-9
Erster Eindruck: Der Blick in die Zukunft
Bei einer wissenschaftlichen Diskussion zwischen drei befreundeten Forschern entbrennt eine Auseinandersetzung um die vierte Dimension, die Zeit. Dabei überrascht der Gastgeber seine Gäste, indem er ihnen von einer selbst gebauten Zeitmaschine erzählt. Zunächst wird noch an seinen Aussagen gezweifelt, doch dann beginnt der Zeitreisende von der weit entfernten Zukunft zu berichten...
Die Zeit von H.G. Wells ist beim Gruselkabinett gekommen, 2017 erscheinen gleich mehrere Geschichten des bekannten Science Fiction-Autors. „Die Zeitmaschine“ dürfte zu seinen bekanntesten Erzählungen zählen und ist als 123. Folge der Reihe vertont worden und ist lange Zeit recht verhalten. Das Intro ist recht lang und geprägt von vielen Diskussionen der drei Wissenschaftler, die die Handlung nur langsam voranbringen. Bis der Bericht von der Zeitreise beginnt, vergeht also etwas Zeit, und auch dann kommt die Handlung nicht richtig in Schwung, weil viel aus der Sicht des Zeitreisenden im Monolog erzählt wird. Die fremdartige Welt, in die er eintaucht, wird erst nach und nach richtig lebendig. Dann konnte mich die Erzählung aber auch völlig gefangen nehmen, wozu auch die faszinierende Weena beigetragen hat, die für den namenlosen Zeitreisenden schnell eine wichtige Bezugsperson wird. Nur langsam schleicht sich dann ein Gruselfaktor ein, indem die Schrecken der Welt und deren Hintergründe aufgedeckt werden. Ein recht kleiner Teil des Ganzen, der aber sehr gut gelungen und am Ende sehr spannend erzählt wird. Das Ende wird dann wieder recht ruhig und mit einigen fast schon philosophischen Gedanken erzählt, bleibt aber offen und lässt das Schicksal des Zeitreisenden offen, was zusätzlich zum Nachdenken anregt. Mir gefällt die Atmosphäre der Folge, auch wenn hier anfangs zu viel Zeit gebraucht wird, um auf den Kern der Geschichte zu kommen.
Vielleicht stellt sich bei dieser Folge eine bestimmte Frage noch etwas mehr: Was erwarte ich von einem Hörspiel? Zugegeben, wer puren Grusel erwartet, wird hier nicht fündig, und auch eine bis ins Detail vollständige Umsetzung von Buchvorlage oder Film ist hier nicht entstanden. In meinen Augen macht das aber gar nichts, da mir die Stimmung und die akustische Gestaltung sehr gut gefällt, die Sprecher sind richtig gut besetzt, und auch wenn keine Hochspannung aufkommt, ist alles unterhaltsam erzählt. Und so ist in meinen Augen eine allzu negative Bewertung nicht gerechtfertigt, die vielleicht aus der Enttäuschung in einem der oben genannten Punkte resultiert. Denn bei nochmaliger Betrachtung oder dem direkten Vergleich mit nicht so hochwertig produzierten Hörspielen ist ein völliger Verriss einfach nicht stimmig.
Sascha von Zamelly ist als Zeitreisender die zentrale Figur dieser Folge und füllt diese mit seiner akzentuierten und eingängigen Sprechweise sehr gut aus und kann so eine dichte Atmosphäre schaffen. Annina Braunmüller-Jest ist in der Rolle der Weena in der Zukunft zu hören und setzt ihren sanften Klang auch hier wieder sehr gekonnt ein, um eine faszinierende Persönlichkeit zu schaffen. Claus Thull-Emden hat mir als Filby auch sehr gut gefallen, er nimmt anfangs die Rolle des Zweiflers ein und kann den später empfundenen nachdenklichen Schrecken sehr gut widerspiegeln. Weitere Sprecher sind Matthias Lühn, Marianne Mosa und Johannes Bade.
Das Gruselkabinett steht auch für ein ganz bestimmtes Klangbild, welches natürlich auch hier wieder Anwendung findet. Wie die Geschichte ist der Start auch dabei recht ruhig, erst später schleichen sich auch orchestrale Melodien ein. Besonders auffällig ist dies in den dramatischeren Momenten gegen Ende, bei denen beispielsweise die Blechblasinstrumente auch mal richtig auffahren dürfen.
Sehr ansprechend ist auch das Cover zur Folge gelungen, dass dem Betrachter einen Einblick in die dystopische Welt, die Wells beschrieben hat. Im Mittelpunkt steht dabei die riesige Statue, die an eine Sphinx erinnert, aber auch die fast weißhaarigen Menschen und nicht zuletzt die detailreich gezeichnete Zeitmaschine ergeben ein anziehendes und sehr gelungenes Titelmotiv.
Fazit: Auch wenn sich diese Folge des Gruselkabinetts nur sehr langsam aufbaut, kann die düstere Erzählung mit der erschreckenden Zukunftsvision schnell eine dichte Atmosphäre aufbauen. Das Kernstück kommt dabei fast etwas zu kurz, strahlt aber auch bis ins ruhig erzählte Ende hinein und hinterlässt einige nachdenkliche Momente.
VÖ: 30. Juni 2017
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5455-9