Poldi

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Gruselkabinett – 110. Der Drachenspiegel

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Erster Eindruck: Eine fremdartige Welt...

James Hemdon, ein abenteuerlustiger Millionär, ist spurlos aus seinem Anwesen verschwunden. Sein alter Freund Ward eilt herbei, um seinen Kameraden zu suchen. Doch der taucht plötzlich mitten in der Nach blutüberströmt in seinem Schlafgemach wieder auf, direkt vor dem alten Spiegel, den er einst aus einem Palast in Peking geraubt hat...

Abraham Merritt ist hierzulande recht unbekannt, bis zur Umsetzung des Gruselkabinett-Zweiteilers „Madame Mandilips Puppen“ war auch mir der Autir kein Begriff. Mit „Der Drachenspiegel“ haben Stephan Bosenius und Marc Gruppe nun bereits die zweite Geschichte aus seinem Nachlass vertont. Zu Beginn wird langsam an die Handlung herangeführt, der rätselhafte Einstieg bekommt durch das Auftauchen des verletzten James eine schockierende Wendung. Mir gefällt besonders, wie darauf das Geheimnis des Drachenspiegels gelüftet wird, wie eine dystopische Welt gezeigt wird, wie intensiv und stimmungsvoll erzählt wird – eine sehr prägnante Szene, die gut das weitere Geschehen mit der Erzählung von James einläutet. Die hier eingebauten fernöstlichen Mythen setzen noch einmal einen besonderen Reiz in der Handlung, die das Genre der Schauerromantik perfekt abbildet und beide Elemente gleichwertig miteinander verknüpft. Speziell die Figur des geheimnisvollen Rak ist sehr interessant in der Darstellung gelungen. Eine recht ungewöhnliche Folge für das Gruselkabinett, mir hat sie aber sehr gut gefallen!

Claus Tull-Emden spricht die Rolle des Ward, der den Hörer durch die Handlung führt und die Rahmenhandlung vorantreibt, sich aber auch vor der eigentlichen Hauptfigur James zurüknehmen und ihm die Bühne überlassen kann. Dieser wird von Peter Lontzek gesprochen, der eine angenehme und ausdrucksstarke Stimme hat und die ganz unterschiedlichen Szenen von völliger Harmonie bis zum erbitterten Todeskampf glaubhaft umsetzt. Jürgen Thormann hat einige sehr prägnante Auftritte als Rak und verleiht der zwiespältigen Figur etwas sehr Erhabenes und Mysteriöses. Weitere Sprecher sind Stephanie Keller, Louis Friedemann Thiele und Benedikt Weber.

Titania Medien ist ja bereits für atmosphärische Hörspiele bekannt, hier haben sie aber wieder tief in die Trickkiste gegriffen und die stimmungsvolle Hintergundmusik mit einigen traditionellen chinesischen Klängen kombiniert, da aber sehr sanft eingewebt wurden und nie aufgesetzt oder kitschig klingen. Die Geräuschkulisse tritt dabei manchmal eher in den Hintergrund, doch auch diese trägt viel zum Gelingen der Produktion bei.

Natürlich ist auf dem Cover der Drachenspiegel zu sehen, grünlich schimmernd und mit leuchtend roten Augen verschmilzt er fast mit dem dunklen Hintergrund. In ihm zu sehen ist die Schönheit, die eine wichtige Rolle in der Handlung spielt, ihr rosafarbene Kimono passt sehr gut zu dem gleichfarbigen Himmel, während sich die schwarzen Haare hiervon absetzen und den melancholischen Gesichtsausdruck betonen.

Fazit: Die Führung der Geschichte ist sher vielfältig gelungen und schlägt immer wieder wellenfömig aus, was für spannende Momente sorgt. Das ungewöhnliche Setting mit der fremdartigen Welt und der darum aufgebauten Figur des Rak, die dramatische Liebesszenen, die kreativ erdachte Welt: Alles Elemente, die die Geschichte sehr hörenswert machen.

VÖ: 14.Juli 2016
Label: Titania Medien
Bestellnummer: 978-3-7857-5253-1
 
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