Poldi

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Gespenster-Krimi – 6. Erlösung

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Erster Eindruck: Zwischen Wahn und Wirklichkeit

Es sollte ein neues, ruhigeres Leben für das junge Ehepaar Wood werden, die in Freeport das Haus einer verstorbenen Tante geerbt haben und dort noch einmal neu durchstarten wollen. Doch bereits kurz nach ihrer Ankunft erhält Jessica einen beängstigenden Anruf – von einem Mann, der sie anscheinend beobachten kann. Und schon bald hört sie Geräusche im Haus, die auf einen Eindringling schließen lassen...

Zugegeben, das Grundkonstrukt der Handlung des sechsten „Gespenster-Krimi“ nach der gemeinsamen Reaktivierung durch Contendo Media und Audionarchie klingt recht klassisch, ähnliche Konstellationen gab es schon einige male zu hören. Doch wie schnell sich hier Spannung aufbaut und wie lange sie sich hält, ist schon sehr beachtlich. Bereits in der ersten Szene wird für Gänsehaut gesorgt, denn statt erst einmal die Charaktere und die Grundsituation zu erklären, wird direkt in die Handlung gestartet. Dass sich der Rest erst im Laufe der Folge ergibt, steigert die Spannung nur noch mehr, denn in der Vergangenheit liegt einiges verborgen, was es zu entdecken gibt. Sehr gelungen finde ich auch, dass der mysteriöse Anrufer auch sogleich in Erscheinung tritt, die Bedrohung wirkt so sehr real und greifbar, statt sich über einige Szenen aufzubauschen. So wird das Spannungsniveau von Anfang an sehr hoch gelegt und lässt während der gesamten Laufzeit nicht nach – im Gegenteil. Je mehr ich von den Hintergründen erfahren habe, desto gefesselter war ich, desto mehr hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen. Lediglich die letzte Szene konnte mich nicht so recht überzeugen, die plötzliche Wandlung habe ich dem Charakter nicht ganz abgekauft. Doch das ist jammern auf sehr hohem Niveau, denn hier liegt eine tadellose, sehr spannende Folge vor, die richtig gut gelungen ist.

Annina Braunmiller-Jest ist in der Hauptrolle der Jessica zu hören und macht ihre Sache ganz hervorragend. Angst, Verzweiflung, Panik und Unsicherheit, aber auch Kampfgeist kommen sehr gut zur Geltung und werden von ihr mit viel Energie umgesetzt. Ihr Mann Brandon wird von Viktor Neumann gesprochen, der mit seiner ruhigen, zweifelnden Art immer wieder Verunsicherung beim Hörer hervorrufen kann und eine sehr gelungene Leistung abliefert. Gerald Paradies sorgt für einige sehr eindringliche Momente und passt mit seiner tiefen Stimme bestens in die sehr gruselige Atmosphäre. Weitere Sprecher sind Sascha Rotermund, Konrad Bösherz und Holger Löwenberg.

Die Umsetzung des Hörspiels ist nicht nur technisch sauber, sondern auch sehr atmosphärisch geworden. Dabei werden Geräusche nur recht wenig und sehr gezielt eingesetzt, entfalten dann aber ihre volle Wirkung. Richtig gut ist insbesondere aber die Musik, die sehr vielfältig und stimmungsvoll ist, auch während einiger Dialoge sorgt sie dabei für die richtige Gänsehaut-Atmosphäre.

Im Mittelpunkt des Cover steht ein Unheil verkündender Rabe, den ich nicht unbedingt mit der Handlung in Einklang bringen kann, der aber sehr stimmig in Szene gesetzt wurde. Erdige Töne dominieren dabei und werden durch eine ansehnliche Hintergrundgestaltung hervorgehoben, während der klassisch anmutende Schriftzug nebst dunkelviolettem Balken auch schon bei den vorigen Folgen eingesetzt wurde.

Fazit: „Erlösung“ spielt mit den Eindrücken des Hörers, führt ihn immer wieder auf falsche Fährten, lässt an der Titelheldin zweifeln und setzt von Anfang an viel Spannung ein. Das ist sehr gelungen und wird durch lebendige Charaktere und eine große Portion Düsternis unterstrichen – eine hervorragende Folge, die mich absolut packen konnte.

VÖ: 8.Januar 2016
Label: Contendo Media / Audionarchie
Bestellnummer: 978-3-945757-15-4
 
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