Poldi

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Gespenster-Krimi – 5. Das lebende Gemälde

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Erster Eindruck: Unheilvolles aus einem italienischen Palazzo

Die alteingesessene italienische Familie De Simone bekommt von einem ihnen unbekannten Maler sein letztes Gemälde vererbt, das er kurz vor seinem Selbstmord fertig gestellt hat. Doch schon kurz nachdem das Bild einer Schlachtszene in der heimischen Galerie einen Platz gefunden hat, ereignen sich die ersten merkwürdigen Ereignisse, in die auch der Amerikaner Mark Saxon wegen seiner Beziehung zur Tochter des Hauses hineingezogen wird...

Mit „Gespenster-Krimi“ hat Contendo Media neben seiner Thriller-Serie „Mord in Serie“ eine weitere Reihe in seinem Programm etabliert, die mit in sich abgeschlossenen Geschichten und wechselnden Charakteren ganz unterschiedliche Ansätze erlaubt. Dieses Spiel mit vielen Facetten des Genres tritt auch in der fünften Folge „Das lebende Gemälde“ zu Tage, denn statt wie in der vorigen splatterigen Folge wird hier eindringlicher Grusel in einer sehr runden Geschichte geboten. Dank der stimmungsvollen Introszene, in der der Wahn des Malers sehr gelungen angedeutet wird, ist die Richtung der Handlung schnell klar, dennoch werden zahlreiche Überraschungen geboten. Der nachfolgende Aufbau ist erst einmal recht ruhig und dient der Vorstellung der Charaktere, wobei Mark Saxon und seine Verlobte Paola im Vordergrund stehen. Schnell sind dann die ersten mysteriösen Ereignisse zu verzeichnen, die sich immer mehr verdichten und für viele sehr gelungene Momente sorgen. Da braucht man schon etwas Aufmerksamkeit, da die Handlung recht komplex ist und einige Nebenarme beinhaltet, die es nicht zwingend gebraucht hätte, die aber für eine sehr dichte Stimmung sorgen. Neben den eindrucksvoll inszenierten Todesszenen bleibt dabei besonders eine der letzten Szenen mit einer sinistren Seance in Erinnerung, die mit überraschend wenigen akustischen Stilmitteln noch lange nachhallt. Auch der ungewöhnliche und offene Abschluss der Handlung ist sehr gut gelungen. „Das lebende Gemälde“ hat mir ausgesprochen gut gefallen und ist für mich die bisher beste Folge der Reihe.

Rainer Fritzsche Ist in der Hauptrolle des Mark Saxon zu hören. Seine Stimme hat viel Aussagekraft, sodass er die Aufmerksamkeit auf sich lenken kann, in den entscheidenden Momenten nimmt er sich aber auch zurück und lässt anderen den Vortritt. Yvonne Greitzke spricht seine Freundin Paole de Simone, vom anfänglichen leichten Grusel bis hin zur späteren Panik der jungen Frau kann sie deren Entwicklung gekonnt nachzeichnen. Trotz seines kurzen Auftritts ist mir Jürgen Thormann als Familienoberhaupt Umberto De Simone im Gedächtnis geblieben, seine anfänglich resolute Art und die eindringliche Todesszene erhalten durch ihn eine ganz besondere Wirkung. Auch die restliche Besetzung wurde mit sehr engagierten und hochkarätigen Stimmen besetzt, unter anderem sind Rita Engelmann, Frank Felicitti und Lutz Mackensy zu hören.

Die Sprecher werden in ihrer Wirkung durch eine sehr gelungene akustische Umsetzung unterstützt, die sich jedoch eher zurückhält und wenige, dafür umso effektvollere Momente bietet. Dann dürfen die Geräusche auch mal etwas lauter sein, sodass diese gut zur Geltung kommen. Musikalisch wird eine stimmungsvolle Szenerie aufgebaut, die besonders in der Introszene sehr eingängig wirkt.

Das Cover zeigt eine entstellte Fratze, den lippenlosen Mund mit den krummen Zähnen weit aufgerissen, aus Mund- und Augenhöhle in einem gespentischen Rot scheinend, sonst aber im Dunkeln belassen – das Cover zur Folge gefällt mir zwar gut und fällt aus, passt aber nicht hundertprozentig zur Handlung. Wie immer sind im Inneren bei Contendo Media die wichtigsten Produktionsinformationen, aber keine kleinen Extras zu finden.

Fazit: „Das lebende Gemälde“ steckt voller Kraft, voller Ausdruck und voller guter Einfälle. Über viele Nebenarme erstreckt sich eine komplexe und wirkungsvolle Geschichte, die schon bei der unheimlichen Introszene den Hörer in ihren Bann ziehen kann und auch später dabei nicht nachlässt. Sehr hörenswert!

VÖ: 6.November 2015
Label: Contendo Media /Audionarchie
Bestellnummer: 978-3-945757-14-7
 
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