@WolfsOhr et al.
Ob man jetzt einen Kompressor und/oder Limiter in den Signalweg einschleift oder selbigen dadurch ....
Mach was für Dich funktioniert. Es zählt, was am Ende dabei herauskommt.
Und wirtschaftlich ist, was sich dann auch noch bezahlt macht.
Natürlich macht ein guter Limiter resp. Kompressor gute Arbeit. Doch dann und nur dann, wenn das Gerät auf den Inhalt entsprechend reagiert, weil es geschickt eingestellt wurde.
Ob das jetzt über KI, schnelle Finger oder andere Regelungen stattfindet, ist nicht ganz so entscheidend.
Mir scheint es am Wichtigsten, das alle verstehen was sie da tun und warum sie es so und nicht anders machen. Sonst ist das Pi mal Glück gehabt und ist nur sehr unwahrscheinlich reproduzierbar.
In meiner Zeit als Live-Toningenieur habe so einiges gesehen und gehört, was mich heute noch schaudern lässt.
Da verstehen dann diese "Super-Helden! nicht, daß die Anzeige des dbx 160 für die reduzierte Lautstärke eben nicht die Aussteuerungsanzeige für die Summe ist (kein Scherz!)
Oder warum meine Kick-Drum so unglaublich fett UND knackig klingt und bei ihm nicht. (4 Kanäle mit 3 unterschiedlichen Mikrofonen, entsprechendem EQing und bewußt unterschiedlich eingestellten Kompressoren, Limitern und ein Expander)
Wenn ich weiß was ich da tue und warum ich einen Kanal dupliziere und den einen Kanal mit 10-15:1 komprimiere und den kopierten Kanal mit 2,5 : 1 und einer Delle bei 250 Hz. Den Kanal mit dem SM 57 komprimiere ich sanft (2:1), aber eine deutliche Anhebung bei 2,5 - 3 kHz und einen sensibel eingestellten Limiter.
So kann man DIESELBE Kick-Drum sowohl brachial laut und mit einem dicken Bass-Fundament versehen, als auch den Kick herausarbeiten und alles gleichzeitig. Ja, man kann es während der verschiedenen Stücke über die Kanalfader verändern.
Das trifft auch auf Stimmen zu. Hört mal ganz genau hin wenn Ihr mal wieder ABBA hört. Wie viele Kanäle pro (Lead-) Stimme haben sie "verbraten"?
a) genau einen und einen großartigen EQ.
b) zwei mal zwei Kanäle. (Gedoppelt, also zwei Mal die gleichen Töne gesungen, dann noch mal zwei Spuren mit leicht veränderten Tönen)
c) 8 Kanäle, aber die Stimme hat jeweils leicht andere Töne gesungen und es wurden verschiedene Effekte für die jeweiligen Spuren benutzt.
d) 16 Kanäle, zwei Mal Original, der Rest durch Effektgeräte ganz leicht tonal verändert und auf verschiedene Summen ausgekoppelt und dort noch leichter Einsatz von Effektgeräten. (Hall, Chorus, Harmonizer ... )
Wenn Wolfsohr mehrere Kompressoren hinter einander einsetzt, dann weiß er sehr genau was er da tut und warum!
Genau so berechtigt ist es solange nicht zu komprimieren und erst in der Subgruppe einen Kompressor einzusetzen und zum Schutz vor unerwünschten Peaks einen Brick-Wall Limiter bevor auf der Summe ein "Loudness-Maximizer" seine Arbeit tut.
Beides funktioniert, aber anders und es klingt auch anders. Aber warum?
Erst wenn man verstanden hat, wie etwas klingt und warum es sich so und eben nicht anders anhört, dann kann man das zum Wohl des Mixes einsetzen und ihn damit gewollt verbessern.
Alles andere ist Pi mal Glück gehabt.
Es macht schon einen Unterschied, ob man erst komprimiert und dann limitiert oder anders herum. Probiert es mal aus und schaltet die Lauscher auf Höchstform.
Das auch DAW-PlugIns jeweils anderen Sound erzeugen ist schnell klar. Und das macht es so unübersichtlich und auch schwierig das passende "Gerät" zu finden.
Aber wenn ich nicht weiß was ich erzielen will und wie ich da hinkomme, kann ich nicht unterscheiden, ob es an mir oder dem Tool liegt!
Über die Jahre habe ich mir ein Setup meiner "Most Liked Tools" zusammengestellt. Ich weiß aus Erfahrung warum ich diese Tools einsetze. Ich weiß wie sie funktionieren, wo sie Ihre Stärken haben und was einfach nicht funktioniert.
Diese unendliche Weisheit (hüstel, hüstel) kam mir nicht beim Duschen, sondern ist das Ergebnis vieler, vieler, vieler, vieler Fehlschläge und überarbeiteter Mixe.
Ja, auch die Technik hat sich stark verbessert und damals unerschwingliche Geräte gibt es heute im Bundle als VST Plug-In für 150€. Mein Traumhallgerät Lexicon 300 mit ner LARC war einfach so utopisch teuer, daß es immer ein Traum geblieben ist.
Ehrlicherweise muß ich zugeben, daß diese Plug-Ins wirklich einen verdammt guten Job machen.
Eins möchte ich auch noch hinzufügen:
Da macht man sich bei der Aufnahme einen riesen Kopf und betreibt einen Aufwand, der an Raserei grenzt .... nur damit am Ende die Konsumenten das im Küchenradio als MP3 Stream mit 128 kbit/s hören.
Klar, man kann aus Sch...e kein Gold machen, umgekehrt aber schon.
Es ist korrekt, daß es gut ist, solange wie möglich einen hohen, aber angemessenen Qualitätsstandard zu halten. Doch wenn schon klar ist, daß es hinterher "nur" ein MP3 Stream wird, packe ich die DPAs, Neumänner, Schoepse und Brauner nicht ein. (... wenn ich sie denn hätte, wenn man von einem Paar KM 184 absieht.)
Und ich bin immer wieder verblüfft, was für eine hohe Qualität Mikrofone liefern, die etwa das Doppelte eines gebrauchten SM 58 kosten. Da bekommt man schon Großmembraner mit Spinne für ca. 160€, die ganz ordentliche Arbeit machen.
Natürlich gibt ein Mikrofon für 1.000 € noch mehr Nuancen weiter. Doch mal ehrlich, wer hört heute noch Hörspiele über Geräte ab, welche diese Unterschiede noch darstellen können. Und wenn dann noch komprimiert, limitiert und sonst noch wie daran optimiert wird, bin ich mir nicht sicher, daß alle diesen Unterschied hören, ob es ein TLM 102 oder ein Beh .. Beh ... Beh ... B2 pro war. Wenn man dann mal einen kurzen Blick auf das Preisschild wirft, wird die Diskussion auf ein anderes Level gehoben.
Ja, ich habe und verwende viele Mikrofone und einen ganz kleinen Splien habe ich auch.
Aber wenn ich nicht wüßte welches Mikrofon ich für was einsetze und warum, wäre das nur eine übertriebene Sammlung von elektronischen Klein-Geräten.
Der Unterschied entsteht, wenn ich z.B. bei einem IRT Kreuz Supernieren einsetze, weil ich weiß, daß ich wenig Platz haben werde. Es macht eben einen Unterschied, ob ich 50 oder nur 20 cm lange "Ausleger" habe. Geht damit mal ohne irgendwo anzustoßen oder es Leute auf oder gegen den Kopf zu hauen durch eine volle Kneipe! (Ja, das soll es mal gegeben haben. Damals kurz nach'm Kriech)
TL;DR:
Kauft Euch Bücher, schaut (qualifizierte) YT Videos, sprecht mit Experten (nicht den selbsternannten) oder stellt hier im Forum Fragen; aber am Besten: Testen!
Hört auf Eure Ohren und vertraut ihnen, lest die "ultimativen" Testberichte mit wachem und kritischen Verstand und probiert alles einfach mal aus. Mehr als schlecht klingen kann es nicht.
Es wird kein Menschenleben dadurch gefährdet oder jemand verletzt.
Noch nie gehört, wie es klingt, wenn man Kompressoren hintereinander schaltet und ob es einen Unterschied macht, ob man erst danach einen Limiter einsetzt, stellenweise zwischendrin oder schon als "Eingangsgerät"?
Tja, damit ist das nächste "Regenwochenende" schon gebucht
... und Testversionen sind Eure Freunde!
So könnt Ihr in aller Ruhe alles ausprobieren. Alles? Nun, nicht alles, aber alles was Ihr wisst und könnt.
Aber das wird sehr schnell sehr viel mehr werden.
Viel Spaß bei einer spannenden "Reise".