Poldi

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End of Time – 4. Vergeltung

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Erster Eindruck: Die Schleier lüften sich

Mitten in London kollidiert ein Passagierflugzeug mit einem noch unbekannten Flugobjekt und versetzt die Bevölkerung in Angst un Schrecken. Währenddessen ist die kleine Gruppe Widerständiger um Jack weiterhin auf der Flucht vor ihren Verfolgern und kommen vorerst bei Chantals Vater unter. Dort können sie die geheimnisvolle Datei weiter entschlüsseln – bleiben aber nicht lange unentdeckt...

Mit „End of Time“ hat Oliver Döring ein groß angelegtes Projekt gestartet, dass in seiner Machart an einen Actionfilm erinnern soll. Das Weltuntergangsszenario ist mittlerweile beim vierten Teil angekommen, der die Ereignisse sehr gekonnt fortführt und dem Hörer jede Menge neuer Informationen bietet. So klärt sich besonders der Handlungsstrang um Alan weiter auf, endlich lassen sich die Hintergründe besser verstehen, auch wenn der Zusammenhang zu den anderen Teilen des Hörspiels noch nicht ganz klar wird. Und auch diese dröseln sich langsam auf und lassen zumindest ein Gesamtbild erahnen, auch wenn bei jedem aufgelösten Detail neue Fragen aufkommen. Verpackt ist dies in einer Handlung, die wieder die typischen Elemente der Vorgänger aufweist: Schnelle, harte Szenenwechsel, temporeiche Entwicklungen, bombastisch inszenierte Actionsequenzen und der Verzicht auf einen Erzähler. So muss man auch hier der Geschichte aufmerksam folgen, um den Anschluss nicht zu verlieren, wird dafür aber mit einem sehr eigenwilligen und interessanten Experiment belohnt. Die Sprache ist dabei schnell, klar und hart, manchmal von ziemlich derben Humor durchzogen. Und auch zu den Charakteren baut man hier eine noch engere Bindung auf, besonders „Chantal“ kann mit einer überzeugenden, emotionalen Hintergrundgeschichte punkten, die ihr teilweise extremes Verhalten verständlich macht. Die große Stärke von „Vergeltung“ ist, dass vieles klarer wird, aber auch die packende Handlung, sehr gut gezeichnete Charaktere und schockierende Momente tragen zum Gelingen bei.

Dietmar Wunder schafft es, in der heftigen Inszenierung und der temporeichen Handlung seine Figur Chantal sehr gut zu positionieren und durch seine gefühlsbetonte Sprechweise auf die gut eingebaute Hintergrundgeschichte hinzuweisen, was seine teilweise überspitze Art in den letzten Folgen erklärt. Lutz Riedel lässt seine Stimme als Colonel Ryan sehr kalt und unnachgiebig klingen, was sehr gut in die Atmosphäre der Handlung passt. Und auch Joachim Tennstedt macht als Alan McClory eine sehr gute Figur und spricht sehr facettenreich und mit gekonnter Betonung. Weitere Sprecher sind Marion von Stengel, Katrin Fröhlich und Martin Kessler.

Die Produktion ist sehr hochwertig und aufwändig, was man dem Ergebnis auch deutlich anhört. Oliver Döring verspricht hier filmreife Sounds – und das kann er auch einhalten. Alles wirkt sehr stimmig zusammengefügt, die Geräusche sind laut, heftig und realistisch, können eine packende Szenerie erschaffen und eine sehr gelungene Klangkulisse für das Ensemble bilden.

Das Cover zeigt einen weiteren Aspekt des beschriebenen Endzeitszenarios und nutzt dafür mit dem Big Ben und dem Palace of Westminster zwei sehr populäre Wahrzeichen Londons, die hier in Flammen stehen und dicke Rauchsäulen erzeugen. Der Feuerwehrtrupp fällt dabei erst beim zweiten Hinsehen auf. Der schlichte Schriftzug ergänzt das Cover gelungen, das Innere ist dabei wieder unaufgeregt gestaltet und enthält keine zusätzlichen Informationen.

Fazit: Tatsächlich schafft es „Vergeltung“ sich gegenüber seinen Vorgängern noch weiter zu steigern und die actionbetonte Stimmung auf eine Handlung zu transportieren, die alles ein besser ordnet und zugänglicher macht. Die plötzlichen Schnitte, die harten Charaktere und zahlreiche Enthüllungen sorgen für einen sehr kurzweiligen und dynamischen Handlungsverlauf.

VÖ: 7.August 2015
Label: Imaga
Bestellnummer: 978-3-9410-8288-5
 
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