Poldi

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Doktor Proktors Pupspulver – Das Hörspiel

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Erster Eindruck: Skurriles Vergnügen mit gelungener Umsetzung

Der ziemlich kleingewachsene Bulle zieht in eine neue Stadt, wo er schnell Freundschaft mit dem Nachbarsmädchen Lise schließt. Und auch mit dem Wissenschaftler Doktor Proktor verbringt er viel Zeit, der in seinem Labor ein neues Pulver entdeckt hat, dass einen innerhalb von zehn Sekunden ordentlich Pupsen lässt. Bulle und Lise sind überzeugt davon, dass viele Kinder völlig begeistert wären, und helfen Doktor Proktor bei seinen Tests...

Nach einer Umsetzung als Hörbuch hat sich der WDR nun auch dem erfolgreichen Kinderbuchimport aus Norwegen, „Doktor Proktors Pupspulver“ angenommen und ein einstündiges Hörspiel dazu produziert. Für ein Kinderbuch ist die Handlung überraschend verschachtelt und zeigt neben den Szenen um Doktor Proktor und den Kindern auch die beiden fiesen Zwillinge Truls und Trym mit ihrem Vater, aber eben auch eine Anaconda, die mit der eigentlichen Handlung aber erst einmal nicht viel zu tun hat, hinterher aber mehrfach den Weg der Protagonisten kreuzt. Die Handlung ist dabei sehr kurzweilig erzählt, entwickelt sich konsequent weiter und beinhaltet viele kleine Spannungsbögen, die für einige aufregende Momente sorgen. Und besonders der Humor kommt dabei nicht zu kurz, neben der ziemlich skurrilen Erfindung von Doktor Proktor, die später sogar noch gesteigert wird, sind auch so immer wieder lustige Sprüche eingebaut, die auch Erwachsenen viel Spaß bereiten und manchmal sogar fast hintergründig wirken. Am Ende ist man erstaunt, wie gut sich alles zusammenfügt, wie jeder Handlungsstrang zum Ende geführt wird und wie sehr alles miteinander vernetzt ist. Die Charaktere sind dabei sehr stark dargestellt und entfalten ihre eigene Persönlichkeit. Besonders Bulle ist dabei eine echte Identifikationsfigur, da er seine geringe Körpergröße mit Gewitztheit und selbstbewussten Auftreten auszugleichen weiß. Eine sehr spaßige Produktion für die ganze Familie.

In der Titelrolle des Doktor Proktor ist der wunderbare Jens Wawrczek zu hören, der mit seiner ungewöhnlichen Stimme sehr gut zu dem verschrobenen Wissenschaftler passt und viel Spaß in die Handlung einbringt. Samuel Gerst hat eine sehr überzeugende und glaubwürdige Aussprache, klingt passend zu der Rolle etwas hochtrabend, aber sehr natürlich, was bei so jungen Sprechern nicht immer so gekonnt der Fall ist. Erzählerin Laura Maire passt mit ihrer verträumt wirkenden Stimme sehr gut in das Ambiente der Geschichte und gestaltet ihre Passagen sehr kurzweilig, lässt aber auch die Anaconda hübsch bedrohlich wirken. Weitere Sprecher sind Thyra Bonnuchsen, Martin Bross und Martin Brambach.

Bei einer Geschichte, bei der es ums Pupsen geht, dürfen die entsprechenden Geräusche natürlich nicht fehlen. Hiervon wurde dann auch ausgiebig Gebrauch gemacht, ebenso wie von anderen Sounds, die immer passend eingebaut wurden. Musikalisch hält sich die Produktion aber eher zurück und konzentriert sich so auch die Sprecher und ihre Dialoge.

Das Cover wirkt insgesamt etwas sperrig, ob hiervon junge Menschen sofort neugierig gemacht werden, zweifle ich eher an. Dabei haben die mit erkennbaren Strichen gezeichneten Figuren durchaus ihren Reiz, wobei Bulles Test am Pupspulver vor grünem Hintergrund zu sehen ist, während es sich Doktor Proktor in roter Umrandung gemütlich macht. Im Inneren gibt es neben den üblichen Produktionsinformationen noch eine Kurzbiographie zu Autor Jo Nesbo.

Fazit: Neben der witzigen und spannenden Geschichte kann hier auch die sehr gelungene Umsetzung überzeugen, wozu besonders die passenden und energiegeladenen Sprecher beitragen können. Viele witzige Momente und eine kurzweilige Handlung mit einigen Überraschungen sorgen für eine knappe Stunde Hörspielspaß.

VÖ: 15.Juni 2015
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1719-4
 
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