Poldi

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Die Tore der Welt

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Erster Eindruck: Liebe und Intrige vor historischer Kulisse

Vier Kinder werden im Wald nahe Kingsbridge Zeuge eines Mordes, doch Jahre später geht jedes von ihnen seinen eigenen Weg. Als beispielsweise die Brücke der Stadt einstürzt, will der eigensinnige Merthin eine neue errichten, während seine Geliebte Caris in das örtliche Nonnenkloster wechselt. Im Hintergrund spinnt der Mönch Godwyn seine Intrigen, um Macht über die Priorei zu gelangen...

"Die Säulen der Erde" ist der wohl bekannteste Roman von Ken Follett und hat auch als aufwändig produziertes Hörspiel große Erfolge gefeiert. Keine Überraschung also, dass der Nachfolger "Die Tore der Welt" eine ebenso umfassende Umsetzung vom WDR erfahren hat und auch wieder bei Lübbe Audio als CD-Box erschienen ist. Dabei haben die beiden Werke nur am Rande miteinander zu tun, sämtliche Protagonisten sind sinnigerweise nach 200 Jahren Zwischenzeit nicht mehr am Leben, dafür bestimmen ihre Nachfahren das Geschehen. Auch die Kulisse der großen Kathedrale und der Umgebung von Kingsbridge ist geblieben, sodass man sich schnell in die Schauplätze hereinfindet. Die Handlung beginnt gleich mit zwei sehr spannenden Szenen: Ein junges Mädchen beklaut einen Ritter, der oben erwähnte Mord im Wald von Kingsbridge. Beides ist sehr atmosphärisch umgesetzt und eröffnet gekonnt das Hörspiel. Nach einem weiteren Zeitsprung um einige Jahre braucht die Handlung dann etwas, um in Fahrt zu kommen, die sehr wichtigen Charakterbeschreibungen hindern den Spielfluss. Auch das Aufteilen in verschiedene Handlungsstränge ist ein gutes und wichtiges Stilmittel, erschwert anfangs aber etwas das Verständnis. Dem wirkt der Einsatz von zwei verschiedenen Erzählern entgegen, die grob gesagt das Geschehen im Mönchskloster und im Nonnenkloster getrennt voneinander begleiten, aber auch gut zusammenarbeiten und gemeinsam dynamische Wechsel erzeugen. So findet man sich schließlich doch in die Geschichte ein und wird mit vielfältigen Themen und einem sehr spannenden Verlauf belohnt. Die tragische Liebesgeschichte zwischen Merthin und Caris, der lange Leidensweg der kämpferischen Gwenda und besonders die Intrigenspinnerei des machthungrigen Godwyn. Das alles mischt sich zu einem verschlugenen Geflecht, alles hängt auf die ein oder andere Art miteinander zusammen und steigert sich im Gleichtakt zu einem hochdramatischen Finale. Die historische Kulisse mit realen geschichtlichen Ereignissen wie dem Ausbruch der Pest schafft eine ebenso faszinierende wie feste Umgebung und lässt den Hörer in eine fremde Welt eintauchen. Eine spannende Geschichte, hervorragend vom WDR inszeniert, eine sehr runde Sache, die Hörspielfreunde sich unbedingt anhören sollten.

Die Sprecherauswahl ist ebenso lobenswert, schon allein die Kinderrollen am Anfang werden sehr glaubwürdig umgesetzt. Die beiden Erzähler Rosemarie Fendel und Peter Matic bringen mit ihrer Stimme zusätzliche Dramatik und Spannung ein, ohne zu übertreiben oder den Protagonisten die Aufmerksamkeit zu stehlen; besonders gelungen ist ihr Zusammenspiel. Irina Wanka spricht Caris und lässt den Weg zur standhaften Ordensschwester nachvollziehbar werden, indem sie eine sehr glaubhafte Interpretation vollbringt. Merthin wird von Wanja Mues gesprochen, der den Kampfgeist, aber auch die emotionale Seite seines Charakters auf den Punkt genau vertont. Besonders beeindruckt hat mich die Leistung von Siemen Rühaak als Godwyn, der seinen Charakter derart skrupellos und machtgierig umzusetzt und mit leicht quäkender Stimme schnell zum perfekten "Bösewicht" wird. Gleiches gilt für Fabian Gerhard als Ralph, der eine ungemeine Würze mit einbringt. Weitere der vielen Sprecher sind Camilla Renschke, Jens Wawrczek und Matthias Koeberlin.

Auffällig ist, dass trotz der Möglichkeit, das epische Werk opulent in Szene zu setzen, eine eher sparsame Instrumentiesirung vorgenommen wurde. Natürlich sind einige Melodien in den Szenenübergängen zu hören, jedoch stehen die - sehr gelungenen - Dialoge klar im Vordergrund. Auch der Einsatz der Geräusche ist nicht übermäßig oft anzutreffen, was zu einer fast schon ruhigen Inszenierung führt. Eine gute Wahl, denn so wird die Konzentration auf die Handlung nicht gestört. Das stimmungsvolle Intro vor jedem der Teile ist jedoch wie der Rest der Musik äußerst gelungen und atmosphärisch.

Die acht CDs finden sich in einem wunderschön illustrierten Digipack wieder, das als Stabilisierung einen Pappschuber um sich trägt. Überall lockern kleine, mittelalterlich anmutende Zeichnungen oder Ornamente den Anblick auf. Im Booklet sind neben einem ausführlichen Infotext zu Ken Follett viele Fotos von den Sprachaufnahmen zu finden.

Fazit: Ein wunderbar inszeniertes Werk, spannende Handlungsbögen, hervorragende Sprecher. Ein kleines Muss für Hörspielfans.

VÖ: 11. August 2009
Label: Lübbe Audio
Bestellnummer: 978-3-7857-3785-9
 

Sascha Kiss

ehemals aarom
Sprechprobe
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AW: Die Tore der Welt

Ich hab die Radioversion gehört und denke, dass die CD Version der Radioversion um nichts nachsteht. Mich hat das Hörspiel ebenso begeistert. Follet ist ja bekannt für spannende Geschichten und die Umsetzung ist einfach nur perfekt.
 

topracer

Frederic Jacob
Sprechprobe
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AW: Die Tore der Welt

Ich habe nun "Die Säulen der Erde" und "Die Tore der Welt" von Ken Follett als vom WDR produzierte Hörspiele gehört und bin ebenfalls begeistert, von beiden Hörspielen!
Die Storys sind super und total spannend und die Umsetzungen einfach nur perfekt, ich wüsste nichts, was der WDR da noch hätte besser machen können!

Meiner Meinung nach zwei wahre Meisterwerke und absolute Kaufempfehlungen. Für Hörspielfans sowieso, aber auch für alle anderen, die perfekte Unterhaltung suchen.
"Die Säulen der Erde" ist übrigens z. B. bei Amazon auch noch ziemlich günstig, nur 17,47 Euro für 7 CDs! "Die Tore der Welt" kostet 34,99 Euro, was aber für ein so gutes Hörspiel mit 8 CDs auch, wie ich finde, mehr als angemessen ist. :laechel:


Grüße,

topracer
 
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