Poldi

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Die Pest

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Erster Eindruck: Weltliteratur als Hörspiel

Eine Rattenplage sucht die Hafenstadt Oran in Algerien heim. Auch eine schreckliche Krankheit dezimiert langsam aber sicher die Bevölkerung. Dr. Bernard Rieux ist überzeugt davon, dass es sich um die Pest handelt, stößt bei den Verantwortlichen jedoch auf taube Ohren. Schließlich erhärtet sich der Verdacht, und die Stadt wird abgeriegelt...

„Die Pest“ in ein recht bekannter Roman des Literaturnobelpreisträgers Albert Camus und wurde nun vom WDR als Hörspiel inszeniert. In fast 140 Minuten auf 2 CDs wird das Wüten der Pest von den ersten toten Ratten bis zu der Seuche, die unzählige Menschenleben fordert, aus der Sicht des Arztes Bernard Rieux geschildert. Dabei stellt er weder ein Actionabenteuer noch einen Gruselroman in den Vordergrund, sondern betrachtet stellenweise sehr nüchtern den Menschen und seine Gefühle in den Zeiten der Krankheit. Die vielen Einschnitte, die die Pest der Bevölkerung abverlangt werden in sich steigernder Heftigkeit dargestellt, und immer wieder werden die Folgen für die Menschen genannt, die ganz kleinen, persönlichen schrecklichen Momente ebenso wie weitreichende Folgen. Deswegen kann die Handlung auch in wenigen Sätzen zusammengefasst werden, „Die Pest“ lebt von den momentanen Eindrücken und genauen Momentbeschreibungen. Das geht dann leider auf die Kosten der Dynamik, insgesamt wirkt das Werk recht zäh. Und obwohl gerade das Leid der Menschen im Vordergrund steht, kann einen dies nicht wirklich berühren, zu abstrakt geht Camus mit dem Thema um, zu nüchtern der Ton. Die Umsetzung des Werkes ist äußerst und atmosphärisch dicht, die Vorlage ist aber sicherlich Geschmackssache und wird nicht jeden überzeugen können.

Es wurden sehr gute Sprecher für diese Umsetzung gefunden, die allesamt zur Atmosphäre etwas Wesentliches beisteuern können. Allen voran natürlich Götz Schubert als Dr. Bernard Rieux, dessen dunkel gefärbte Stimme für eindrucksvolle Momente sorgt und der sich eng an den nüchternen Ton des Romans hält. Jürgen Tarrachs intensiver Ausdruck passt sehr gut zu der Figur des Jean Tarrou, den er sehr gut darstellen kann. Auch Felix Goeser ist als Raymond Rambert eine gute Wahl, kann er doch Leben in die Handlung bringen. Weitere Sprecher sind unter anderem Jürgen Thormann, Horst Mendoch und Gerd Wameling.

Die atmosphärische Gestaltung des Romans ist außerordentlich gut gelungen, immer wieder werden schwere, getragene Musikstücke eingebaut, die die Dramatik der Pest einfangen können und einen imposanten Eindruck machen. Zusammen mit den Dialogen und einigen wenigen Geräuschen ergibt sich so eine dichte Atmosphäre, die sich eng um die Handlung legt.

Ein Mensch in weißen, wallenden Gewändern läuft durch einen dunklen, von einfachen Mauern umgebenen Gang – das ist das Titelbild, welches der Audioverlag für diese Umsetzung des WDR gewählt hat. Eine stabile und durchaus ansehnliche Papphülle in warmen, erdigen Farben beinhaltet neben den beiden CDs nur wenige Zusatzinfos.

Fazit: Die Umsetzung ist wirklich hervorragend geworden allerdings wird das Leid während der Zeiten der Pest hier etwas emotionslos geschildert.

VÖ: 18. März 2011
Label: Der Audioverlag (DAV)
Bestellnummer: 978-3-8623-1054-8
 
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