Poldi

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Die große Kommissar-Beck-Box

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Erster Eindruck: Zehn Fälle für den Urvater des Schwedenkrimis

Martin Becks Ehe ist nicht gerade das, was man als erfüllt bezeichnen würde. Deswegen stürzt er sich immer mehr in seine Arbeit als Kriminalassistent und löst gemeinsam mit seinem Team aus ganz unterschiedlichen Charakteren Mordfälle. Der erste Fall führt sie zum Göta-Kanal, wo eine junge Frau vergewaltigt und ermordet aufgefunden wird...

Die Krimireihe „Roman über ein Verbrechen“ des schwedischen Autorenduos Maj Swöwall und Per Wahlöö gilt als Startschuss für den modernen „Schwedenkrimi“. Hier wurde mal kein fast übermenschlicher Ermittler gezeigt, der mit genialer Kombinationsgabe die Fälle spielend löst, sondern deutich realitätsnähere Beschreibung von Ermittlungen. Auch das Motiv des nicht immer sympathischen und von privaten Problemen gebeutelten Polizisten wird hier eingeführt– wenn auch nicht so exzessiv wie in heutigen Romanen. Zehn der Fälle um Martin Beck wurden von verschiedenen deutschen Radiostationen als Hörspiel vertont, und diese wurden nun vom Audio Verlag aus den Archiven geholt und gemeinsam in einer dicken Box mit 16 CDs veröffentlicht. Die Fälle sind dabei allesamt gut erdacht, auch wenn es naturgemäß einige sehr starke und einige weniger aufregende Geschichten gibt. Doch gerade in den späteren Fällen herrscht fast durchgängig eine sehr intensive Stimmung vor, die sich auch auf den Zuhörer überträgt. Die ganz unterschiedlichen Fälle folgen keinen speziellen Muster, allerdings steht die Ermittlerarbeit immer im Vordergrund. Das ist gut gelungen, zumal auch das Privatleben von Beck immer wieder eingebaut ist und sich im Laufe der Zeit auch weiterentwickelt, sodass es keine starren Vorgaben gibt. Die starken Charaktere seiner Mitstreiter bringen zusätzliche Würze in die Geschichten. Allerdings ist das Tempo manchmal doch etwas zu sehr gedrosselt und einige Spannungsmomente kommen nicht so recht zur Geltung. Für Fans von gepflegtem, eher ruhigen Krimi wird hier aber eine gute Auswahl geboten.

In den meisten Fällen ist Charles Wirths als Kommissar Beck zu hören. Er wählt eine recht betonte und einigängige Sprechweise, sodass sein Charakter gut zur Geltung kommt, nimmt sich aber an den entscheidenden Stellen auch immer wieder zurück und lässt den anderen Sprechern den Vortritt. Hans Peter Hallwechs ist immer mal wieder als Erzähler zu hören, seine getragene und ausdrucksstarke Stimme wirkt dabei dynamisch und seine Passagen kurzweilig und eingängig wirken. Heta Mantscheff ist als Inga Beck zu hören, die sehr gefühlsbetont die problematische Beziehung zu ihrem Mann thematisiert und dabei sehr authentisch wirkt. Weitere Sprecher sind Matthias Ponnier, Heinz Schimmelpfennig und Horst Frank.

Die meisten der Produktionen stammen aus den späten 70ern oder den frühen 80ern, sodass sie einen ganz anderen Grundklag besitzen als heutige Produktionen. Besonders die Musik fällt dabei oftmals aus dem Rahmen, ist zu laut und zu lang, sodass der Erzählfluss gebremst wird. Die Geräusche wirken manchmal etwas hölzern und bringen wegen ihres eher seltenen Einsatzes nicht sonderlich viel Leben in die Handlung.

Verpackt sind die CDs in einzelnen Plastikhüllen, die gemeinsam mit einem gut aufbereiteten Booklet in einer stabilen Pappbox zum Aufklappen untergebracht sind. Ein einsames schwedisches Haus in nächtlicher Kulisse kommt durch das dominante dunkle Blau sehr gut zur Geltung. Wie immer bei dem Label ist alles gut strukturiert und übersichtlich ausgebaut.

Fazit: Die zehn hier erzählten Fälle über Kommissar Beck stellen die Ermittlungen in den interessanten Fällen in den Mittelpunkt und sind erzählerisch gut aufbereitet. Das Tempo wirkt dabei zwar manchmal etwas gedrosselt und auch die Umsetzung kann nicht immer überzeugen, dafür sind die gut durchdachten Erzählungen meist sehr kurzweilig und können auch die Charaktere gelungen darstellen.

VÖ: 21.August 2015
Label: Der Audio Verlag
Bestellnummer: 978-3-0623-1590-1
 
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