Poldi

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Die Gentlemen bitten zur Kasse

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Erster Eindruck: Reales Ereignis spannend umgesetzt

England, Anfang der 60er Jahre: Eine Gruppe von Verbrechern plant den größten Coup ihres Lebens, den Überfall auf einen Postzug. Ihre ganze Energie und ihr ganzes Vermögen stecken sie in die Vorbereitung dieses großen Ereignisses. Doch dazu müssen sie weitere Unbeteiligte Einweihen und gehen damit ein nicht unerhebliches Risiko ein...

1966 hat ein Fernsehdreiteiler die Nation begeistert: „Die Gentlemen bitten zur Kasse“, welches einen real geschehenen Überfall auf einen englischen Postzug zum Thema hat. Das Besondere dabei ist die akribische Planung gewesen, die auch im Mittelpunkt des nun erschienenen Filmhörspiels steht und den Reiz der Geschichte ausmacht. Jeder einzelne Schritt des Raubüberfalls wird geplant, in seinen Facetten beleuchtet, das Geld dafür in mehreren kleineren Gaunereien gesammelt. Besonders interessant ist das immer wieder aufkeimende Misstrauen zwischen den einzelnen „Gentlemen“, besonders wenn neue Komplizen mit in die Gemeinschaft aufgenommen werden müssen. So entwickelt sich eine ganz besondere Gruppendynamik, was sehr unterhaltsam ist. Das hat Flair, das hat Stil und ist mal so ganz anders als andere bekannte Kriminalfälle, schon allein wegen des Perspektivwechsels. Auch als Hörer ist man immer hin- und hergerissen, schließlich sind die „Helden“ des Hörspiels eigentlich Verbrecher. Natürlich ist auch der Überfall selbst sowie eine gewisse Zeit danach im Hörspiel Thema, was die lange Planungsphase krönt und einen ungefähren Eindruck des realen Geschehens abbildet. Obwohl ausschließlich die Dialoge aus dem Film entnommen und mit Erzähltexten versehen wurden, wirkt das Hörspiel sehr organisch und stimmig. Eine gelungene Adaption, die auch in der heutigen Zeit noch überzeugen kann.

Horst Tappert hat in dem Dreiteiler eine der Hauptrollen inne, den Michael Donegan spielt er mit Leidenschaft und viel Engagement, die scharfen Berechnungen des Charakters werden so in den Vordergrund gestellt. Auch Hans Cossy kann mit einer glaubhaften und sehr gelungenen Vorstellung des Patrick Kinsey überzeugen, das Flair der „Gentlemen“ kommt bei ihm besonders gut zur Geltung. Hans-Günter Martens und Peter Weis teilen sich die Erzähltexte und lassen sie lebendig und spannend wirken. Weitere Darsteller sind Günther Neutze, Karl-Heinz Hess und Hans Reiser.

Musik wurde kaum in die Handlung eingebaut, sodass ein nüchterner Eindruck des Geschehens entsteht, der sehr passend ist. An einigen Stellen schallen dann aber doch stimmungsvolle Melodien aus den Boxen. Sehr gut ist die Arbeit mit Geräuschen gelungen, die sich wunderbar in die Dialoge einfügen und einige Dinge verständlicher machen.

Die Gestaltung des Cover ist sehr simpel, ein weißer Hintergrund mit leicht abgesetzten Titel, dazu ein Foto aus dem Film in schwarz-weiß â€“ mehr nicht. Trotzdem ist ein insgesamt ansprechendes Titelbild gelungen. Leider sind kaum weitere Infos zu finde, obwohl es sich bei dieser Umsetzung sicherlich angeboten hätte.

Fazit: Die Übertragung des Filmes ist gelungen, die Handlung spannend und die Thematik sehr interessant, besonders das Zusammenspiel der einzelnen Charaktere ist reizvoll.

VÖ: 14. Januar 201
Label: Der Audioverlag (DAV)
Bestellnummer: 978-3-8623-1016-6
 
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