Poldi

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Der lange Krieg (Terry Pratchett und Stephen Baxter)

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Erster Eindruck: Mischung aus Fantasy und Science Fiction

Die Menschen der Erde konnten sich durch eine mutierte Kartoffel nun auch in anderen Parallelwelten niederlassen. Und weil sich Geschichte so oft wiederholt, gibt es ein neues Amerika, das nach Unabhängigkeit strebt. Die die Wesen der anderen Welten begehren gegen diesen Wunsch auf, sodass ein Krieg zwischen den Welten kaum vermeidbar scheint...

In einem ungewöhnlichen Buchprojekt haben sich der Fantasy-Autor Terry Pratchett und Stephen Baxter, sein Kollege aus dem Bereich Science Fiction, zusammengetan und vier Bände über „Die lange Erde“ geschrieben, deren zweiter Teil „Der lange Krieg“ auch beim Hörverlag als Hörbuch erschienen ist. Kenntnisse aus dem Vorgänger sind hier zwingend notwendig, ansonsten könnte man der komplexen Handlung kaum folgen. Dafür schließt die Handlung direkt hieran an und ermöglicht einen sehr schnellen Einstieg in das Geschehen. So gibt es ein Wiedersehen mit lieb gewonnenen Charakteren, die sich im Laufe dieser Handlung jedoch stark weiterentwickeln und neue Facetten von sich zeigen können. Diese sehr intensiven Beschreibungen machen „Der lange Krieg“ trotz seines skurrilen Ansatzes greifbar und lebensnah, auch die beschriebenen Entwicklungen wirken alles andere als abstrus, sondern sind durchaus vorstellbar und enthalten so auch eine gewisse Portion Sozialkritik. Die Handlung ist im Wesentlichen auf drei Stränge aufgeteilt, die sich abwechseln, manchmal geschieht dies aber zu schnell. Kaum hat man sich in einer Situation orientiert, kommt der Umbruch und eine andere Teilgeschichte wird fortgesetzt. Dabei wird ein sehr hohes Tempo erzeugt, sodass der Hörer hier enorm viel Input in vergleichsweise kurzer Zeit erhält. So wird auch hier wieder viel Aufmerksamkeit vom Hörer verlangt, der dafür aber auch mit einer komplexen und unterhaltsamen Geschichte belohnt wird. Auf „Der lange Krieg“ muss man sich einlassen können, da die Mischung der beiden Genres eine sehr ungewöhnliche Ausstrahlung hat.

Volker Niederfahrenhorst ist als Sprecher des Hörbuches verpflichtet worden und kann mit seiner prägnanten Stimme die 16 Stunden laufende Produktion sehr kurzweilig gestalten. Er schafft es, die vielen kleinen Spannungsbögen gekonnt in seine Sprechweise zu integrieren und diese so gut zur Geltung zur bringen. Auch in der wörtlichen Rede kann er mit variablen Stimmfarben spielen und die einzelnen Charaktere zum Leben erwecken, da jeder von ihm seine Eigenheiten bekommt. Er unterstreicht dabei ebenso die skurrilen wie die realen Elemente der Handlung und schafft zwischen diesen ein gelungenes Gleichgewicht.

Das Digipack, in dem die beiden MP3-CDs untergebracht sind, ist etwas höher als gewöhnlich, sodass es bei einigen CD-Regalen zu Problemen in der Unterbringung kommen könnte – viele Hörbuchhörer sind dies aber wohl schon von anderen Produktionen gewohnt. Das ist intensive Goldttöne gehaltene Cover wirkt mit dem Zeppelin, das aus den Wolken über einer recht kargen Landschaft herausbricht, erhaben und eindrucksvoll.

Fazit: Der zweite Teil der Reihe von Terry Pratchett und Stephen Baxter unterstreicht noch einmal die wichtigen Charaktere, die Raum zur Weiterentwicklung haben. Ihre ganz persönlichen Geschichten sind sehr gut in das große Ganze eingebunden, das das Machtspiel zwischen den Welten gekonnt einfängt. Durch die schnellen Szenenwechel wirkt die Handlung manchmal etwas auseinandergerissen, das Finale dieses zweiten Bandes kann aber wieder sehr überzeugen.

VÖ: 16.März 2015
Label: Der Hörverlag
Bestellnummer: 978-3-8445-1814-6
 
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