Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Celtx Tutorial ?

Dann leg ich dreisterweise mal nach: Weiß jemand, wie man in Celtx ne neue Kategorie einfügt? Mir fehlt da eine für den Schnitt. Die Regieanweisungen find ich dafür unpassend. Oder wie handhabt Ihr es, wenn Ihr dem Schnitt mitteilen wollt "Szene A hier schon mit einspielen" oder "Ende: Abmischung Erzählteil / Beginn: Abmischung für Dialogführung"?

So etwas würde ich dem Schnitt gar nicht mitteilen, weil es eine künstlerische Entscheidung des Cutters ist ("Don't direct the director") bzw. weil ich davon ausgehe, dass der Cutter weiß, was er tut. Wo ein längerer Erzählteil endet und wo ein Dialog anfängt, sieht der Cutter ja im Script.
Wenn ich eine Person habe, die mal im Dialog spricht und mal als Erzähler, dann würde ich das bei der Dialogzeile entsprechend kenntlich machen, z.B. durch PETER und PETER (ALS ERZÄHLER)

Für alle Informationen, die der Cutter braucht, um die Szene zu verstehen, würde ich - wie topracer vorgeschlagen hat - die Produktionsnotizen nutzen.
 

Paul

Wertentwender
Sprechprobe
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AW: Celtx Tutorial ?

Weil es gerade passt, füge ich mal einen Teil meiner Arbeit hier hinein:

Reinhard Döhl stellt in seinem Werk „Das Neue Hörspiel“
fest:
„Vom vorgetragenen, aber vorher schriftlich fixierten Wort-Hörspiel der 50er Jahre entwickelte es sich zu einer akustischen Form, in der die Textvorlage vielfach nur ‚Partitur‘ ist, nur angibt, wie bestimmte Ton-Zitate und Geräusche zu gewinnen und zu mischen sind. Dieses ‚Neue Hörspiel‘ entsteht nicht nur am Schreibtisch, sondern in den Studios der Sender mit ihren technischen Apparaturen."

Der erste Teil von Döhls Aussage bezieht sich auf die Produktionsart zu Beginn des Hörspiels: Die Klangwerke wurden Live mit allen Sprechern, Regisseuren, Musikern und Geräuscherzeugern vorgetragen und gesendet. Für die heutige Zeit hat sich jedoch ein nicht zu unterschätzender Veränderungsprozess zugetragen. Ein Hörspielmanuskript erfüllt also mehr als die Funktion des Geschichtenerzählens, es ist zugleich eine Gebrauchsanweisung für die gesamte Produktion in allen seinen verschiedenen Bereichen. Dabei ist die Textvorlage (das Manuskript) während der gesamten Produktionsdauer einer steten Veränderung unterworfen. Dramaturgen und Regisseure ergänzen, ändern und streichen vor, während und nach den Tonaufnahmen kleine oder große Teile der Textvorlage und verändern dabei teilweise die von Autor intendierte Aussage. Auch Sprecher ändern Textstellen oder interpretieren diese schriftlich ganz anders, als es Autor, Dramaturg oder Regisseur beabsichtigt haben. Es handelt sich also um eine nachhaltige und starke Änderung der Textvorlage. Diese gilt, übrigens ebenso wie die akustischen Realisationen der Sprecher, die Musik und auch die aufgezeichneten Geräusche als eine Grundlage für die spätere Bearbeitung, aus der letztlich die Gesamtkomposition hervorgeht.
Es handelt sich also um einen Prozess der ständigen Veränderung und der wechselseitigen Reaktion der handelnden Personen aufeinander. Die oben genannten Vorgehensweisen wirken sich auf die persönliche Handlungsweis aller Personen in einer Hörspielproduktion aus, nicht nur auf die vorgelegten Texte und Materialien. Für die Arbeit des Autors leiden demnach zwei unterschiedliche Wege offen:

1. Der Autor kann die Rolle des Textproduzenten einnehmen. Er beschränkt sich auf die Entwicklung von Figuren und Handlungsstränge, verfasst die Textvorlage und gibt diese zur weiteren Bearbeitung an Regisseure, Dramaturgen, Sprecher, Tontechniker und die übrigen Beteiligten der Hörspielproduktion frei. Dabei legt er seine Arbeit bereits auf die Präsentation in mehreren Medien an.

2. Eine weitere Möglichkeit des Autors besteht darin, sich stärker in den Produktionsprozess zu involvieren. Er wird selbst zum Hörspielmacher, geht in das Studio und macht sich mit den gegebenen Bedingungen vertraut. Auf diese Weise kann er eine stärkere Kontrolle auf die Veränderungen an der Textvorlage ausüben, teilweise falsche Interpretationen korrigieren oder durch beim Produzieren erkannte Mängel selbst notwendige oder hilfreiche Veränderungen durchführen. Gerade im Bereich der Regie kann sich die Mitarbeit des Autors positiv auf das fertig zu stellende Endprodukt auswirken.

Besonders die zweite Aktionsform (in Teilen jedoch auch die Erste) erfordert eine detaillierte Kenntnis des Autors über den Ablauf einer Hörspielproduktion, was ihm im Schreibprozess zu Gute kommt.

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Sofern die Produktion also nicht in Personalunion vollzogen wird, kommt es auch immer zur Auseinandersetzung mit anderen Beteiligten (Autor, Cutter, Musiker, Sprecher...). Damit muss gerechnet werden und es kann sein, dass solche Anweisungen, wie MetalWarrior sie vor hat, eher schlecht aufgenommen werden - oder vielleicht auch positiv.

Wenn man Vorgaben machen möchte, empfiehlt sich in Celtx dafür, wie die anderen schon gesagt haben, die Funktion "Produktionsnotiz" zu verwenden.
 

Karpatenhund

Karpatenhund
AW: Celtx Tutorial ?

Mir ist wichtig, dass der Unterschied gesehen wird zwischen:

Einerseits: Ich gebe den anderen Beteiligten die notwendigen Informationen, die sie brauchen, um meine Intention richtig zu verstehen, und somit passende eigene künstlerische Entscheidungen zu treffen.
Andererseits: Ich mache den anderen Beteiligten ganz genaue Vorgaben, wie sie meine Intention künstlerisch umzusetzen haben.

Das betrifft nicht nur die Zusammenarbeit zwischen Autor und Cutter, sondern beispielsweise auch zwischen Autor und Sprecher.

Es ist ein Unterschied, ob ich schreibe:

PETER
(NERVÖS)

Oder ob ich schreibe:

PETER
(KURZATMIG, HASTIG)

Beim einen Mal überlasse ich die künstlerische Interpretation dem Sprecher, beim anderen Mal schreibe ich ihm die künstlerische Interpretation vor.
 
Zuletzt bearbeitet:

Paul

Wertentwender
Sprechprobe
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AW: Celtx Tutorial ?

Unser Problem mit der dezentralen Produktion bringt es mit sich, möglichst genaue Regieanweisungen zu geben. Finde ich. Dem Sprecher steht es ja immer noch offen eine weitere Variante einzusprechen, die vielleicht viel besser passt und dem Autor erst beim hören bewusst macht, dass die neue Interpretation es genauer trifft.
Aber im Grunde ist davon auszugehen, dass der Sprecher eine weniger genaue Vorstellung der Figur hat, als der Autor, der sich bei Wortwahl und Regieanweisung (hoffentlich) etwas gedacht hat.
Wie zuvor geschrieben gibt es da zwei Wege: Aus der Hand geben oder anleiten. Ich bevorzuge letzteres, aber auch nur, wenn ich auch den Cut übernehme. Bleibt es bei der reinen Autorenfunktion, gebe ich auch gerne alles aus der Hand und lasse mich überraschen.

Als Sprecher bin ich über exakte Anweisungen froh, weil ich die Rolle dann auch besser verstehe und passend einsprechen kann.

Was ich aber eigentlich sagen will: Egal wie genau man es sich beim Schreiben ausdenkt und notiert, am Ende wird es eh anders. Alle Beteiligten interpretieren stets neu und verändern. Und von Autor vorgegebene Anweisungen müssen ja auch nicht zwingend umgesetzt werden, da wird sich der Cutter schon durchsetzen. :)

Aber jetzt gehen wir schon ziemlich OT, mit der Celtx-FAQ hat das nichts mehr zu tun. :D
 

Fredericks

paranoid aber schon nett
AW: Celtx Tutorial ?

@Beipackzettel Das ist sehr schade, weil es - nach meinen Erfahrungen in der LL - glaub ich, nicht der üblichen "Skriptnorm" entspricht. Wenn die Texte sehr lang sind, müsste man quasi hinterher nochmal umformatieren, um es für einen Sprecher gut lesbar zu machen... :-/
 

Phollux

Robert Kerick
Sprechprobe
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AW: Celtx Tutorial ?

Irgendwie habe ich gerade das Gefühl ins Off Topic zu gleiten, weil mein Statement nur noch bedingt mit CeltX zu tun hat :)

Unser Problem mit der dezentralen Produktion bringt es mit sich, möglichst genaue Regieanweisungen zu geben. [...]
Aber im Grunde ist davon auszugehen, dass der Sprecher eine weniger genaue Vorstellung der Figur hat, als der Autor, der sich bei Wortwahl und Regieanweisung (hoffentlich) etwas gedacht hat.
Wie zuvor geschrieben gibt es da zwei Wege: Aus der Hand geben oder anleiten. Ich bevorzuge letzteres, aber auch nur, wenn ich auch den Cut übernehme. Bleibt es bei der reinen Autorenfunktion, gebe ich auch gerne alles aus der Hand und lasse mich überraschen.
[...]

Also ich persönlich tendiere immer mehr zum "inspirierenden Schreiben". Da finde ich Pauls Satz "...dass der Sprecher eine weniger genaue Vorstellung der Figur hat..."schon sehr wichtig da es meiner Meinung nach darum geht, die Bilder die man als Autor im Kopf hat, versucht in die Köpfe der Cutter oder Sprecher hinein zu transportieren. Allerdings nur soweit, daß den Leuten genug Freiheit bleibt eventuell auch eigene Interpretationen zu finden und einzubringen.
Insofern der Autor dann auch später selbst zum Cutter wird, kann das dann auch als gedankliche Stütze sehr nützlich sein.
Was nun CeltX betrifft würde ich mich Topracers Meinung anschließen und wichtige technische Details in die Produktionsnotizen packen.
 
G

Gelöschtes Mitglied 2319

AW: Celtx Tutorial ?

topracer, Karpatenhund und Paul: Danke für Eure schnellen Antworten!

@topracer:
Neue Kategorien kann man meines Wissens in Reaper nicht erstellen...
Yeah, da spricht der Reaper-Fan, sehr sympathisch ;O)

@Karpatenhund+Paul: Ihr habt natürlich beide Recht. Ich kann es gut verstehen, wenn ein Cutter seine Interpretationsfreiheit braucht. Die will ich ihm auch lassen. Auch das Argument von Paul, das dezentrale Einsprechen macht exaktere Anweisungen erforderlich, leuchtet mir auch ein.

So tief gingen meine Gedanken gar nicht, denn ich bin in dem Fall mein eigener Cutter :D Ich möchte mit meinem ersten Kurzhörspiel Erfahrungen auch als Mann am Schnitt sammeln. Die Anmerkungen für den Schnitt sind daher als Gedankenstütze für mich selbst gedacht.

Nixdestotrotz sind mir Eure Anmerkungen nützlich. Sie machen mir schonmal bewusst, welche Probleme durch Regieanweisungen auf mich später als Regisseur oder Cutter in anderen Projekten zukommen werden. Aber ich denke mal, da muss sich jedes Team erst einmal einspielen. Wenn Regisseur und Cutter erstmal ne Ahnung davon haben, wie der jeweils andere tickt, dann sollte das kein Problem sein, oder? :D

Vielen Dank für Eure Antworten und schöne Grüße,
Michael
 
G

Gelöschtes Mitglied 2319

AW: Celtx Tutorial ?

@Phollux: Hab Deine Antwort erst jetzt gelesen, weil ich aufn ersten Blick nur "off-topic" gesehen hatte ^^

Danke auch für Deine Antwort!
Insofern der Autor dann auch später selbst zum Cutter wird, kann das dann auch als gedankliche Stütze sehr nützlich sein.
Hast offenbar meine Gedanken gelesen :D

Ich wollte erstmal die Kategorie "Ton" verwenden, und die Anweisung jedesmal manuell in "Schnitt:" umbenennen. Hat für mich den Vorteil, dass mir die Formatierung besser ins Auge springt.

Doch wenn hier überwiegend Produktionsnotizen für Schnitt-Anmerkungen genutzt werden, will ich mir erst gar nix anderes angewöhnen :D
 
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