Tinchen

Autorin, Poetry Slammerin, Sprecherin, Lektorin
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Hallo an alle Schreiberlinge und die, die es werden wollen,

ich habe mir mal ein paar Gedanken gemacht, wie man Texte verändern kann und es aufgeschrieben. Vielleicht motiviert es den ein oder anderen es auch mal mit dem Schreiben zu versuchen. Also ran an Stift und Papier...äh, ich meine: PC-Tastatur und Schreibprogramm.


ANDERS SCHREIBEN

Teil 1

Beispiele wie man Sätze verändern kann ohne den chronologischen Ablauf zu ändern.


Beispieltext:

Mario saß auf seinem Stammplatz in der Kneipe. Er bestellte bei der Wirtin wie immer ein Feierabendbier. An diesem Abend passierte nichts. Es kamen keine neuen Gäste und die Musik war auch immer gleich. Mario war es zu langweilig. Er trank sein Bier aus, bezahlte und ging nach Hause.


Das ist eine solide Wiedergabe einer chronologischen Abfolge, die sich auf den Hauptdarsteller Mario fixiert. Als Erzählertext in einem Hörspiel etwas wenig.

Das kann man ändern. Aber wie?

In dem Beispieltext fällt auf, dass jeder Satz, der den Hauptakteur meint, mit seinem Namen oder mit ‚Er‘ beginnt. Da kann man schon die ersten Umstellungen machen:



In der Kneipe saß Mario auf seinem Stammplatz. Wie immer bestellte er bei der Wirtin ein Feierabendbier. An diesem Abend passierte nichts. Es kamen keine neuen Gäste und die Musik war auch immer gleich. Es war Mario zu langweilig. Sein Bier trank er aus, bezahlte und ging nach Hause.



So umgestellt erhält der Text eine gewisse Distanz zum Hauptdarsteller, die Sätze wirken weicher. Es klingt nicht mehr wie in einem Überwachungsbericht der Polizei.

Aber immer noch ist der Text weit entfernt von einer gewissen Pfiffigkeit. Hier kann man als Autor überlegen, aus welcher Sicht man schreiben will, was wichtig ist für die weitere Geschichte. Geht es darum, dass Marios Gefühlswelt entscheidend ist, kommt man nicht umhin die solide chronologische Abfolge etwas auszuschmücken, um mehr Tiefgang zu erreichen. Auch kann man es sich zu nutzen machen, Sätze zusammenzuziehen oder auseinanderzunehmen, um vom Stil eines Zeitungsberichtes wegzukommen.



Mit einem abgrundtiefen Seufzer setzte sich Mario auf seinen Stammplatz in der Kneipe und bestellte bei der Wirtin ein Feierabendbier. Wie immer. An diesem Abend passierte… nichts. Es kamen keine neuen Gäste und die Musik war auch immer die gleiche. Zu Tode gelangweilt, trank Mario sein Bier aus, bezahlte und schlurfte schlecht gelaunt nach Hause.


So bekommen die LeserInnen /HörerInnen einen besseren Einblick in Marios inneren Zustand.

Nun kann man das Setting noch beschreibend dazu nehmen. Will man, dass es zur Stimmung des Hauptprotagonisten passt, denkt man sich eine düstere, alte, verstaubte Kneipe und lässt hier und da diese Beschreibungen mit einfließen.


Mit einem tiefen Seufzer ließ sich Mario auf seinen abgewetzten Stammplatz in der Kneipe nieder und bestellte bei der griesgrämigen Wirtin ein Feierabendbier. Wie immer. An diesem tristen Abend passierte… nichts. Neue Gäste kamen nicht und die Musik dudelte immer gleich aus den verstaubten, knarzenden Lautsprechern. Gelangweilt zerpflückte Mario den durchweichten Bierdeckel, trank aus, bezahlte und ging mit gesenktem Kopf und trüben Gedanken nach Hause.


Bisher ist an der eigentlichen Aussage des Textes (Mario in Kneipe, trinkt Bier, geht nach Hause) nichts verändert worden. Die Ausschmückung des Ganzen ist aber entscheidend, wie die LeserInnen den Text aufnehmen. Aus bisher 49 Wörtern sind nun 65 geworden. Das heißt, dass man sich darüber klar sein muss, dass es Wörter kostet, Texte auszuarbeiten. Unterliegt man einer strengen Zeit- / Zeilenvorgabe, muss man entweder kürzen oder man begnügt sich auf den oben angegebenen Stil, um nötige Informationen im Text zu transportieren.

Es ist natürlich immer Geschmackssache, wie man etwas schreibt. Das entscheidet der Autor. Wie dann aber der Text bei den LeserInnen/ HörerInnen ankommt, entscheiden diese.





Vielleicht folgen noch weitere Schreibtipps.

Liebe Grüße vom Tinchen
 

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pio

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Astrein! Sehr schön und plastisch aufgearbeitet. (y)
 

Telliminator

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Sicht der Wirtin.

Da saß er schon wieder ohne einen Ton zu sagen an seinen Stammplatz. Mario bestellte wie gewohnt sein Feierabendbier und schaute gelangweilt drein. Andere Gäste wollten diesen Abend nicht die Tür rein kommen und es dudelte die gleiche öde Musik, wie jeden Abend aus den alten. knarzenden Lautsprechern der Musikbox. Mario bezahlte kurz drauf wortlos sein Bier, kippte den Rest in den Rachen und ging genauso gelangweilt nach Hause, wie er schon die ganze Zeit durch die Gegend klotzte und kein Wort von sich gab.
 

Lauschecke

Lauschecke
Dankeschön für diese Arbeit!

Ich finde das erklärt sehr gut den Kern der Dinge - und macht einem auch deutlich, warum manche Texte besser klingen als andere.

(Jeder Schreiberling erinnert sich doch noch an seine Erstwerke - vergleicht die doch mal mit euren heutigen Werken 😁 )
 

Telliminator

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@Tinchen

Auch wenn´s vielleicht nicht ganz her passt und ihr das Thema K.I. überhaupt nicht sehen wollt.

Das schlägt das unterstützende Sprachsystem der K.I. vor, was man aus dem Beispielsatz machen könnte.

Mario saß auf seinem Stammplatz in der Kneipe. Er bestellte bei der Wirtin wie immer ein Feierabendbier. An diesem Abend passierte nichts. Es kamen keine neuen Gäste und die Musik war auch immer gleich. Mario war es zu langweilig. Er trank sein Bier aus, bezahlte und ging nach Hause.

Hier sind ein paar Optionen, wie man den Absatz lebendiger gestalten könnte:

Option 1 (Fokus auf Marios Gefühlslage):
Mario saß auf seinem angestammten Platz in der Kneipe, das Feierabendbier vor sich. Die Stille des Abends war erdrückend. Keine neuen Gesichter, keine unerwarteten Melodien – nur die monotone Routine. Ein Gefühl der Leere breitete sich in ihm aus. Er leerte sein Glas, zahlte und verließ die Kneipe, die Einsamkeit mit nach Hause nehmend.

Option 2 (Fokus auf die Atmosphäre):
An seinem üblichen Platz in der Kneipe bestellte Mario das obligatorische Feierabendbier. Doch an diesem Abend schien die Zeit stillzustehen. Die Kneipe gähnte vor Langeweile, keine neuen Gäste, die Musik ein vertrautes, aber fades Hintergrundgeräusch. Mario spürte, wie die Monotonie ihn umfing. Er trank sein Bier in einem Zug aus, bezahlte und entfloh der bleiernen Atmosphäre.

Option 3 (Kürzer und prägnanter):
Mario saß in der Kneipe, das Feierabendbier vor sich. Nichts passierte. Langeweile. Er trank, zahlte, ging.

Option 4 (Mit mehr Details):
Mario saß auf seinem abgewetzten Barhocker in der Dämmerung der Kneipe. Er nickte der Wirtin zu und bestellte sein Feierabendbier. Der Abend kroch dahin. Die üblichen Gäste hingen über ihren Gläsern, die Musik dudelte leise, keine neuen Gesichter, keine Überraschungen. Mario starrte auf sein Bier, die Langeweile wie ein Kloß im Hals. Er leerte das Glas, warf ein paar Münzen auf den Tresen und verschwand in der Nacht.

Wahl der Option:
Die beste Option hängt vom gewünschten Effekt ab. Option 1 betont Marios innere Leere, Option 2 die drückende Atmosphäre, Option 3 ist kurz und bündig, und Option 4 fügt mehr Details hinzu.

Zusätzliche Tipps:
  • Verben: Stärkere Verben wie "gähnte", "kroch" oder "entfloh" machen den Text lebendiger.
  • Sinneswahrnehmungen: Beschreiben Sie nicht nur, was Mario sieht, sondern auch, was er hört, riecht oder fühlt.
  • Bildhafte Sprache: Metaphern oder Vergleiche können die Atmosphäre verstärken (z. B. "die Langeweile wie ein Kloß im Hals").
  • Satzstruktur: Variieren Sie die Satzlänge, um den Rhythmus des Textes zu beeinflussen.
 

Tinchen

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@Tinchen

Auch wenn´s vielleicht nicht ganz her passt und ihr das Thema K.I. überhaupt nicht sehen wollt.

Das schlägt das unterstützende Sprachsystem der K.I. vor, was man aus dem Beispielsatz machen könnte.

Mario saß auf seinem Stammplatz in der Kneipe. Er bestellte bei der Wirtin wie immer ein Feierabendbier. An diesem Abend passierte nichts. Es kamen keine neuen Gäste und die Musik war auch immer gleich. Mario war es zu langweilig. Er trank sein Bier aus, bezahlte und ging nach Hause.

Hier sind ein paar Optionen, wie man den Absatz lebendiger gestalten könnte:

Option 1 (Fokus auf Marios Gefühlslage):


Option 2 (Fokus auf die Atmosphäre):


Option 3 (Kürzer und prägnanter):


Option 4 (Mit mehr Details):


Wahl der Option:

Die beste Option hängt vom gewünschten Effekt ab. Option 1 betont Marios innere Leere, Option 2 die drückende Atmosphäre, Option 3 ist kurz und bündig, und Option 4 fügt mehr Details hinzu.

Zusätzliche Tipps:
  • Verben: Stärkere Verben wie "gähnte", "kroch" oder "entfloh" machen den Text lebendiger.
  • Sinneswahrnehmungen: Beschreiben Sie nicht nur, was Mario sieht, sondern auch, was er hört, riecht oder fühlt.
  • Bildhafte Sprache: Metaphern oder Vergleiche können die Atmosphäre verstärken (z. B. "die Langeweile wie ein Kloß im Hals").
  • Satzstruktur: Variieren Sie die Satzlänge, um den Rhythmus des Textes zu beeinflussen.
Klar kann es eine KI. Das sind ja Basics. Deshalb gibt es ja auch ganze Storys nur von KI geschrieben. Aber trotzdem bleibt das Schreiben ein Handwerk und sollte auch so erlernt werden. Denn wenn es irgendwann aus Bequemlichkeit nur noch KI-Geschichten gibt, gibt es viele, die sich langweilen, weil sie selber nicht mehr schreiben brauchen. Nutzlos gewordene Schriftsteller, die sich ihre Kreativität verkneifen, weil eine Maschine es gleich oder sogar besser kann. Wie traurig.
 

pio

Autor, Audio Engineer (BA), Sprecher und Musiker
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Uuuuuund...man kann ohne das Erlernen des Handwerks gar nicht entscheiden, ob das, was die KI da fabriziert gut oder richtig scheiße ist.
 

pio

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@Tinchen

Auch wenn´s vielleicht nicht ganz her passt und ihr das Thema K.I. überhaupt nicht sehen wollt.

Das schlägt das unterstützende Sprachsystem der K.I. vor, was man aus dem Beispielsatz machen könnte.

Mario saß auf seinem Stammplatz in der Kneipe. Er bestellte bei der Wirtin wie immer ein Feierabendbier. An diesem Abend passierte nichts. Es kamen keine neuen Gäste und die Musik war auch immer gleich. Mario war es zu langweilig. Er trank sein Bier aus, bezahlte und ging nach Hause.

Hier sind ein paar Optionen, wie man den Absatz lebendiger gestalten könnte:

Option 1 (Fokus auf Marios Gefühlslage):


Option 2 (Fokus auf die Atmosphäre):


Option 3 (Kürzer und prägnanter):


Option 4 (Mit mehr Details):


Wahl der Option:

Die beste Option hängt vom gewünschten Effekt ab. Option 1 betont Marios innere Leere, Option 2 die drückende Atmosphäre, Option 3 ist kurz und bündig, und Option 4 fügt mehr Details hinzu.

Zusätzliche Tipps:
  • Verben: Stärkere Verben wie "gähnte", "kroch" oder "entfloh" machen den Text lebendiger.
  • Sinneswahrnehmungen: Beschreiben Sie nicht nur, was Mario sieht, sondern auch, was er hört, riecht oder fühlt.
  • Bildhafte Sprache: Metaphern oder Vergleiche können die Atmosphäre verstärken (z. B. "die Langeweile wie ein Kloß im Hals").
  • Satzstruktur: Variieren Sie die Satzlänge, um den Rhythmus des Textes zu beeinflussen.
Aber KEINE der vorgeschlagenen Lösungen hätte ich so geschrieben, weil sie allesamt nicht gut sind.
 

Tinchen

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Aber KEINE der vorgeschlagenen Lösungen hätte ich so geschrieben, weil sie allesamt nicht gut sind.
Ich würde es auch viel zu müßig finden, mich mit der KI auseinandersetzen zu müssen. Wenn man gut schreiben einmal gelernt hat, kann man es doch gleich richtig machen, ohne der KI zig Vorgaben zu geben, alles durchzulesen und dann nachfeilen müssen (wieder per KI). Nee-nee. 😂
 
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pio

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Ich würde es auch viel zu müßig finden, mich mit der KI auseinandersetzen zu müssen. Wenn man gut schreiben einmal gelernt hat, kann man es doch gleich richtig machen, ohne der KI zig Vorgaben zu geben, alles durchzulesen und dann nachfeilen müssen (wieder per KI). Nee-nee. 😂
Recht haste...
 
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