@WDR_Hoerspiel
Mir ist nicht ganz klar, mit wem ich hier kommuniziere. Wenn Sie wirklich vom WDR sind, wie Ihr Nickname den Anschein zu vermitteln sucht, dann wäre das sehr schön, wenn auch ungewöhnlich. So kenne ich den WDR schon länger nicht mehr. So innovativ!
Mir würde es sehr gefallen, wenn der WDR auch mal etwas riskieren würde: "Hörspiele von Hörern für Hörer". Das wäre ein Konzept und Überschrift in einem Satz. Hier gibt es ein paar ganz gute Hörspiele, die man (mit ein bißchen Nachbearbeitung) sogar so senden könnte. Andere sicherlich nicht, denn die haben es z.B.: mit der Korrelation nicht so ganz genau genommen.
Es ist schon ein paar Dekaden her, als in "Schwingungen" ein werter Ton-Kollege mit zwei "Kugeln" an einen Kopfhörer befestigt durch Lissabon lief, mit der Nagra über der Schulter.
Das war sooooo großartig, dass ich das heute noch erinnere. Tontechnisch sind heute Dinge möglich, die damals im Bereich von Science Fiction waren. Ein 10-Kanal Aufnahmegerät mit 32 bit Auflösung und nicht mal 1 kg schwer (ohne Akkus). Selbst vor 15 Jahren hätten mir alle einen Vogel gezeigt. Heute bei SoundDevices als MixPre-10 II erhältlich!
Will sagen, im Anbetracht der Möglichkeiten die wir heute haben, passiert mir zu wenig Neues.
Was ich mir für Hörspiele wünsche?
1. Nicht Mainstream!
Thematisch mal etwas anderes, als Krimi, Sci-Fi, Sherlok Holmes oder sonstigen "Mainstream".
Der WDR war mal ein angesehener Vorreiter im Bereich Hörspiel. Man denke nur an die großartigen Zeiten von "Herr der Ringe" oder "Der Hobbit", um die bekanntesten zu nennen.
Aber jetzt gibt es noch VIEL mehr Möglichkeiten! Nicht nur, aber auch tontechnisch. Mir sind Hörspiele schnell langweilig, die auf "Effekt-Hascherei" setzen. Mein Lieblingsbeispiel ist "Dial M for Morder" von Alfred Hitchcock.
Er hat eher widerwillig eine 3D-Version gedreht. Damals gab es "nur" Polarisationsbrillen. Fast den ganzen Film über denkt man sich: "Toll, für die paar kleinen 3D Effekte habe ich jetzt so viel Geld an der Kasse bezahlt."
Doch dann DIE Szene. Grace Kelly wird vom Mörder gewürgt und sie greift mit der Hand in Richtung des kleinen Tischchens auf dem neben dem Telefon die Schere liegt. Doch die ausgestreckte Hand kommt in 3D so richtig nah an den Zuschauer heran und scheint förmlich zu schreien: "Gib mir etwas, womit ich den Mörder abwehren kann". Dieser Effekt ist beeindrückend und zieht die Zuschauer in die Geschichte des Films hinein. Dann greift die Hand noch ein paar Mal hin und her, bis sie die Schere zu greifen bekommt. ....
DAS ist ein Effekt, der die Geschichte voranbringt, sie zuspitzt und den Zuschauer förmlich in die Geschichte hineinzieht.
So etwas als Hörspiel - DAS wäre etwas.
2. Neue Wege gehen!
Das meine ich sogar wörtlich! Also Hörspiele, die abhängig vom Ort an dem sich die hörende Person befindet die Geschichte (Hörspiel) abspielt. Man kann das sogar noch weiter auf die Spitze treiben:
Abhängig davon in welche Richtung die Person blickt, verändert sich die Akustik. Das muss nicht mal Dolby Atmos sein, was viele Handys ja abspielen können (!), da reicht schon binaural.
So kann es vorkommen, dass die hörende Person ein Gespräch von zwei Nebenfiguren nicht deutlich oder auch gar nicht hören kann und so die entscheidenden Hinweise nicht bekommt und ein anderer Handlungsstrang läuft.
3. Neue Klangerlebnisse
Heute sind tontechnisch Dinge möglich, die vor ein paar Jahren unvorstellbar, auf jeden Fall nicht realisierbar waren.
Mir schweben "neue Hörerfahrungen" bzw. "neue Hörgewohnheiten" vor.
- Weg von den Ledersohlen auf regennasser Straße, die eine gehende Person "darstellen" soll. Die wenigsten von uns tragen noch Schuhe mit Ledersohlen. Aber wie stellt man nun eine gehende Person in einer Straße dar?
- Wieso müssen Frauen eigentlich immer kreischen, wenn sie eine Leiche entdecken? Das ist nicht mehr ganz zeitgemäß!
- Wieso müssen Fahrzeuge immer von "ganz links" nach "ganz rechts" durch eine Szene fahren? Ja, geschenkt, weil es einfach ist ein Pan-Regler hin und her zu drehen. Das ist aber auf die Dauer - überraschungsarm!
- Wieso nicht mal eine Szene in einem fahrenden PKW spielen lassen? Ein DPA 4560 auf den Kopf, ein passenden Field-Recorder, Push Record und los geht's
- Einen Perspektiv-Wechsel. Wir haben mal eine erste Version davon produziert, wo die hörende Person Teil der Geschichte ist. Alle Charaktere sprechen mit der hörenden Person. Spannend! Das in binaural auf den Sender und ich bin sicher, dass es viel gutes Feedback gibt.
- Eine App, die, wenn man über Kopfhörer hört, gewisse Aktionen im Handy aktiviert, eine (Fake-) SMS empfangen z.B.. Und wenn man über Lautsprecher hört, nimmt diese App gewisse "Trigger" Geräusche wahr und dann vibriert das Handy oder es zeigt eine SMS oder Kurznachricht an ... So wird die Zuhörerschaft noch stärker einbezogen. Da müssen gewisse Fragestellungen bzgl. des Datenschutzes geklärt werden, aber das ist auch keine Raketenwissenschaft.
- Ich erinnere noch eine Vorführung eines Surround Aufnahme Systems von SPL (SPL Atmos). Eine INA 5 mit Brauner Mikrofonen. Die Aufnahme, die vorgeführt wurde, war eine kurze Choraufnahme. Nichts wirklich umwerfendes. Doch in den Nachhall des Chores hinein, hört man hinter sich wie das große Kircheportal geöffnet wird. Es quietschte etwas. Dann ruft jemand (der Küster denke ich) in die leere, hallende Kirche hinein "Hallo? Ist hier noch jemand?". Das war so realistisch, dass sich sogar ein Bob Ludwig und ein Bob Clearmountain umgedreht haben! Solche Effekte kann man auch in ein Hörspiel einbauen, wenn man mindestens binaural arbeitet.
- Das WDR Hörspiel "Grande Randonnée" zeigt schon sehr eindrucksvoll, was möglich ist. Nun sind es zwei verschiedene Versionen (Marie und Paul), die unabhängig voneinander existieren und auch funktionieren. Nun "fehlt" der nächste Schritt, der irgendwie mit meinem vorherigen Punkt "Perspektiv-Wechsel" korrespondiert.
- ... und BITTE, BITTE, BITTE! können wir wieder zurück zu den guten alten ARD Produktionsstandards? Wo die Leute nicht ins Mikrofon ploppen, dass mir die Kalotte aus dem Subwoofer hüpft, wo die Zischlaute im Griff sind und man nicht immer wieder reflexartig nach dem Fader greift, weil schon wieder etwas sehr lieblos gemischt wurde? - JA! Ich weiß, das ist höherer Aufwand! JA! Das kostet auch meine Rundfunkgebühren (zu einem sehr, sehr, sehr, sehr, sehr bescheidenem Teil). Aber das ist es mir Wert.
Ich möchte ein Hörspiel genießen und mich nicht alle 47 Sekunden über irgendwelche handwerkliche Fehler ärgern. Fehler passieren, wir sind alle Menschen, Aber müssen es wirklich so viele sein? In nur einem Hörspiel?
Mehr Details gerne auf Anfrage (PN) oder auch sehr gerne persönlich. Dafür würde ich mich gerne in das Abenteuer "Parkplatzsuche am Wallrafsplatz" oder "Eine Reise mit der DB zum Dom in Kölle, ming Kölle" stürzen. Ich mache auch eine Aufnahme, die man gleich "verwursten" könnte
Nennt mich konservativ, aber ich schätze das persönliche Gespräch. Es ermöglicht auch die direktere Kommunikation und Interaktion. Dann weiß ich auch sicher, dass ich mit "dem WDR" spreche und nicht nur mit einem Nickname, der vorgibt eine mitarbeitende Person des von mir geschätzten WDRs zu sein.